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Elie Wiesel

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Elie Wiesel (* 30. September 1928 in Sighet, Rumänien) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Überlebender des Holocausts. 1986 erhielt Wiesel, als hochproduktiver Verfasser zahlreicher Romane und sonstiger Publikationen, u.a. auf Vorschlag des Deutschen Bundestags, den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus. Neben anderen Einflüssen spiegelt Wiesels Denken auch sein eingehendes jahrzehntelanges Talmudstudium, unter anderem bei den Rabbinern Mordechai Schuschani (Paris) und Saul Lieberman (New York), wieder. Wiesel ist überzeugter Zionist und ein Verfechter und Befürworter der Souveränität des Staates Israel. 2005 erhielt er den Dignitas Humana Award.

Leben und Werk

Frühe Jahre und Erfahrungen mit dem Holocaust

Elie Wiesel wurde 1928 in Sighet im heute zu Rumänien gehörenden Siebenbürgen geboren. Sein Vater war jüdischer Kaufmann und er wuchs in einem stark von orthodoxen Juden beeinflussten Umfeld auf. Er besuchte die Schule in seinem Heimatort und wurde 1944, unter ungarischer Herrschaft, von den deutschen Nationalsozialisten gemeinsam mit seiner Familie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Später kam er in das Konzentrationslager Buchenwald, aus dem er am 11. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde.

Journalistische Laufbahn

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Wiesel nach Straßburg und lernte Französisch. Von dort ging er zum Studium an die Sorbonne in Paris. 1948 bereiste er Israel und berichtete für die französische Zeitung L'Arche über die israelische Staatsgründung. Ab 1952 war er Korrespondent in Paris für die Zeitung Yediot Ahronot, die in Tel Aviv erschien. Für dieselbe Zeitung ging er 1956 nach New York City und arbeitete als Berichterstatter bei den Vereinten Nationen.

Im Jahr 1963 siedelte er vollständig in die USA und wurde amerikanischer Staatsbürger. Er erhielt 1972 eine Professur am City College in New York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. Seit 1978 ist er Professor für jüdische Studien an der Universität in Boston und seit 1979 Vorsitzender des Holocaust Memorial Council, welches in demselben Jahr von Jimmy Carter initiiert wurde.

Schriftstellerische Tätigkeit

Elie Wiesel verarbeitet in seinen Büchern vor allem die Geschehnisse während des Holocaust um ein Vergessen oder eine Gleichgültigkeiten gegenüber dieser Zeit zu vermeiden. Zugleich kritisiert er die politischen Führer jener Zeit, die durch öffentlichen Protest gegen die Lage in Deutschland diese verändern konnten, es jedoch nicht getan haben. Seine schriftstellerische Laufbahn ist dabei vor allem zu Beginn durch den Zuspruch von François Mauriac geprägt, der 1952 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Dieser motivierte ihn, seine Erfahrungen literarisch aufzuarbeiten.

Im Jahr 1958 erschien sein erstes Buch unter dem Titel Nacht. Dieses wurde von ihm ursprünglich als Buch in jiddischer Sprache mit einem Umfang von etwa 800 Seiten. Erst als er es auf 127 Seiten zusammenkürzte wurde es veröffentlicht. In dem Buch stellte er seine Erfahrungen dar, indem er sie der Hauptperson 'Elischa' andichtete. Es stellte den ersten Band einer Trilogie dar, die er als Die Nacht zu begraben, Elischa benannte und deren weitere Bände Morgendämmerung (1960) und Tag (1961) schildern das weitere Leben des Elischa, zuerst als Terrorist in Palästina und später bei seinen Versuchen, einen normalen Anschluss an das Leben und die Gesellschaft zu finden. 1962 erschien Gezeiten des Schweigens, in dem Wiesel die heimliche Rückkehr eines Juden in seine Heimat in Ungarn nach dem Krieg thematisierte. Der Roman Der Gesang der Toten (1967) schildert das Leben der Gefangenen in den deutschen Vernichtungslagern, der zugleich eine autobiographische Skizze darstellt.

Das Leben als Jude während des Sechstagekrieges schildert er in dem Roman Der Bettler von Jerusalem (1968), in dem er einen Juden darstellt, der Schwierigkeiten hat, seine reale Lebensweise mit den Gesetzen des Talmud in Einklang zu bringen. In Zalmen (1968) und Das Testament eines ermoderten jüdischen Dichters (1980) geht es um das Leben der Juden unter der Regierung Stalin in der Sowjetunion.

In vielen weiteren Werken und auch in wissenschaftlichen Studien stellte Elie Wiesel die Lebensweise der Juden weltweit dar, machte jedoch auch auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, etwa auf die Hungernden in den afrikanischen Staaten oder die Flüchtlingslager in Kambodscha

Wiesel wurde zuletzt wegen seiner Haltung zu dem Konflikt im Nahen Osten heftig kritisiert, unter anderem von dem jüdischen Linguisten Noam Chomsky, der der politischen Linken in den USA zuzurechnen ist. Chomsky warf Wiesel vor, dass er mit seiner einseitigen Verurteilung des Terrorismus arabischer Provenienz der israelischen Politik einen Blankoscheck ausstelle, mithin ihren Anteil an der Verschärfung des Konflikts unterschlage.

Zitate

„Jeder Jude sollte im Innersten seines Wesens irgendwo eine Zone des Hasses bewahren - gesunden, urwüchsigen Hass - für alles, was deutsch ist und in den Deutschen verankert ist. Anders zu denken wäre Verrat an unseren Toten!”

1968 in „Legends of Our Time” (aus: Begegnungen mit dem Haß).

Werke (Auswahl)

  • Geschichten gegen die Melancholie. Die Weisheit der chassidischen Meister
  • Adam oder das Geheimnis des Anfangs. Legenden und Porträts
  • Der Vergessene. Roman
  • Der fünfte Sohn. Roman
  • Gezeiten des Schweigens. Roman
  • Den Frieden feiern. Mit einer Vorrede von Václav Havel
  • Die Weisheit des Talmud. Geschichten und Porträts
  • Gesang der Toten. Erinnerungen und Zeugnis
  • Der Prozess von Schamgorod
  • Alle Flüsse fließen ins Meer. Autobiographie. 1995, ISBN 3-455-11108-4 (Rezension)