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Sachs-Stadion

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Willy-Sachs-Stadion

Willy-Sachs-Stadion
Daten
Ort Ander-Kupfer-Platz 2
Deutschland 97422 Schweinfurt
Koordinaten 50° 3′ 4,8″ N, 10° 12′ 10,7″ OKoordinaten: 50° 3′ 4,8″ N, 10° 12′ 10,7″ O
Eigentümer Stadt Schweinfurt
Eröffnung 23. Juli 1936
Erstes Spiel 1. FC Schweinfurt 05FC Schalke 04 2:2[1]
Renovierungen 2001, 2014
Oberfläche Naturrasen
Kosten 1 Mio. RM[2]
Architekt Paul Bonatz
Kapazität 15.060 Plätze[3]
Spielfläche 105 m × 68 m
Heimspielbetrieb
Veranstaltungen
Lage
Sachs-Stadion (Bayern)
Sachs-Stadion (Bayern)

Das Willy-Sachs-Stadion ist ein Fußballstadion mit Leichtathletikanlage in der unterfränkischen Stadt Schweinfurt. Es weist eine Kapazität von 15.060 Zuschauern auf, davon 860 überdachte Sitzplätze auf der Haupttribüne.[3]

Der Name Willy-Sachs-Stadion bezeichnet sowohl das eigentliche Stadion – früher Hauptkampfbahn, heute Hauptplatz genannt – als auch den umgebenden, sehr großen, städtischen Sportpark, mit vielen Neben- und Trainingsplätzen für diverse Sportarten. An diesen schließen sich wiederum weitere Sportstätten anderer Vereine an. Das gesamte Sportquartier beiderseits der Niederwerrner Straße umfasst etwa einen halben Quadratkilometer und bildet eine der flächengrößten Sportstätten-Agglomerationen Deutschlands.

Das städtische Stadion ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1936 Heimstätte des Fußballklubs 1. FC Schweinfurt 05, der seitdem viele Spielzeiten in den höchsten bzw. zweithöchsten deutschen Spielklassen verbrachte.[4] Der Verein hat ein vom Stifter Willy Sachs festgeschriebenes Erstnutzungsrecht aller Einrichtungen einschließlich der Trainings- und Nebenplätze.

Das Willy-Sachs-Stadion war Austragungsort der Faustball-Weltmeisterschaft 1972 und der Faustball-Europameisterschaft 2012. Es wurde im Jahr 2001 umfassend saniert, um die Auflagen für die 2. Fußball-Bundesliga zu erfüllen.[5] Das Stadion und der gesamte umgebende Sportpark, mit allen Nebengebäuden und der Tennisanlage stehen unter Denkmalschutz.[6][7][8]

Lage und Verkehrsanbindung

Das Stadion liegt im Nordwestlichen Stadtteil von Schweinfurt, 2,5 km Luftlinie vom Marktplatz in der Altstadt entfernt. Es befindet sich am Nordrand der B  303 (Niederwerrner Straße), einer nordwestlichen Ausfallstraße zu den Autobahnen A 71 Richtung Erfurt und A 7 Richtung Kassel.

Anfahrt mit dem PKW

Infotafel am Stadioneingang

Durch die direkte Lage an den zwei vierspurigen Straßen Niederwerrner Straße und John-F.-Kennedy-Ring besitzt das Stadion eine sehr günstige Verkehrsanbindung, mit drei relativ nah gelegenen Autobahnen. Die Niederwerrner Straße/B 303 knüpft zunächst 4 km nordwestlich des Stadions an die A 71 Schweinfurt–Erfurt an (Anschlussstelle Nr. 30 Schweinfurt-West) und weitere 8 km westlich an die A 7 Ulm–Kassel (Anschlussstelle Nr. 98 Wasserlosen, alte Bezeichnung Schweinfurt/Niederwerrn). Der John-F.-Kennedy-Ring stellt die Verbindung des Stadions an die 4 km südlich gelegene A 70 Schweinfurt–Bamberg her (Anschlussstelle Nr. 5 Schweinfurt/Bergrheinfeld).

Kostenlose Parkmöglichkeiten bieten der Stadion-Parkplatz sowie der benachbarte Volksfestplatz südlich der Niederwerrner Straße. Zudem sind südlich an der Geschwister-Scholl-Straße und nördlich des Stadions an der Willi-Kaidel-Straße zwei weitere Parkplätze vorhanden.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Der Hauptbahnhof, an dem sich auch ein Zentraler-Omnibus-Bahnhof (ZOB) für Fern- und Regionalbusse des OVF befindet, liegt knapp 2 km südwestlich der Schweinfurter Innenstadt. Vom Hauptbahnhof gelangt man mit den Stadtbuslinien 11 und 12 zum ZOB-Roßmarkt in der City, welcher nur von Stadtbuslinien angefahren wird. Vom Bahnhof Schweinfurt Mitte, der ausschließlich mit Regionalbahnen erreichbar ist, gelangt man zu Fuß in weniger als 10 Minuten zum ZOB-Roßmarkt. Vom Roßmarkt führen die Linien 22, 24 und 25 zur Haltestelle Volksfestplatz. Von hier gelangt man in 3 Minuten zu Fuß zum Stadion. Nach Spielende stehen, zumindest bei wichtigeren Fußballbegegnungen, mehrere Stadtbusse direkt vor der Hauptkasse auf dem Ander-Kupfer-Platz abfahrbereit zum ZOB-Roßmarkt.

Weiterhin gibt es vom Hauptbahnhof aus eine direkte, aber zeitlich sehr eingeschränkte Stadtbuslinie in die Nähe des Stadions, den sogenannten Campus Express. Nach Ausstieg an der Haltestelle Richard-Wagner-Straße/Campus 1 erreicht man das Stadion durch Umstieg in die Linien 22, 24 und 25 oder in ca. 15 Gehminuten.

Eingänge

Haupteingang

Der Haupteingang des Willy-Sachs-Stadions befindet sich am Ander-Kupfer-Platz nahe der Niederwerrner Straße.

Fanblock

Zum Gästeblock (Fanblock) in der westlichen Hälfte der Nordkurve gelangt man über den östlich des Stadions entlangführenden Kasernenweg und den Gästeeingang (Ausgang Ost). Der relativ lange Weg dorthin ist beschildert.

Geschichte

Pylon mit Reichsadler und Gedenktafel des Stadionstifters Willy Sachs

Das Willy-Sachs-Stadion wurde im Juli 1936, wenige Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Berlin, als Teil eines neuen Sportparks der Stadt Schweinfurt eröffnet. Gestiftet wurde die gesamte Anlage im Jahr 1934 durch den Schweinfurter Industriellen Willy Sachs, Inhaber des von seinem Vater Ernst Sachs gegründeten Unternehmens Fichtel & Sachs.[1]

Der unmittelbare Anlass für die Finanzierung eines neuen Fußballstadions für den 1. FC Schweinfurt 05 waren dabei die unzulänglichen Platzverhältnisse der existierenden Spielstätte an der Ludwigsbrücke. Nach dem Aufrücken der Mannschaft in die Gauliga Bayern im Jahr 1933 erhoben andere Gauliga-Vereine Einspruch gegen die Benutzung des Platzes, dessen Zustand allerdings nicht entscheidend verbessert werden konnte. Im Stiftungsschreiben legte Sachs als Mäzen von Schweinfurt 05 daher für die "Dauer des Bestehens des Vereins" das alleinige Erstnutzungsrecht aller Stadioneinrichtungen für seinen Verein fest.[1]

Der architektonische Entwurf des Stadions kam von Paul Bonatz, welcher bereits die neue Verwaltungszentrale von Fichtel & Sachs in Schweinfurt erbaut[9] und unter anderem den Stuttgarter Hauptbahnhof konzipiert hatte. Sein Schwiegersohn Kurt Dübbers entwarf die das Stadion umgebenden Funktionsbauten.[6] Die gesamte Anlage wurde damals als vorbildlich und für eine Stadt der Größe Schweinfurts als nahezu einzigartig in Deutschland eingestuft.[10]

Zur Einweihung des Stadions am 23. Juli 1936 waren mit dem Reichsführer SS Heinrich Himmler, Reichsorganisationsleiter Robert Ley und dem Reichsstatthalter von Bayern, Franz Ritter von Epp, führende nationalsozialistische Politiker anwesend. Bereits am Vortag hatte der mit Sachs befreundete Hermann Göring die Anlage besichtigt.[2][11][12] Willy Sachs zeigte sich aus Anlass der Stadion-Einweihung in SS-Uniform. (siehe: Kontroverse um den Stadionnamen)

Das Eröffnungsspiel des Willy-Sachs-Stadions fand drei Tage später zwischen dem 1. FC Schweinfurt 05 und dem FC Schalke 04 statt, dem Deutschen Meister von 1935[13]. Beide Mannschaften trennten sich mit einem 2:2-Unentschieden. Im August folgten dann noch weitere Freundschaftsspiele gegen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf.[1][14]

Die gesamte Stadionanlage überstand unbeschadet die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges. Der Zuschauerrekord stammt aus dem Jahre 1954, als 22.500 Zuschauer zu einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ins Willy-Sachs-Stadion kamen.[15]

Das Stadion war in den Jahren zwischen 1936 und 1963 Spielstätte der jeweils obersten deutschen Fußball-Liga, sowie für viele weitere Spielzeiten Zweitliga-Stadion, zuletzt in der Saison 2001/02. Darüber hinaus fanden im Willy-Sachs-Stadion seit 1939 zahlreiche Partien des 1. FC Schweinfurt 05 im DFB-Pokal (bis 1943 Tschammerpokal) statt. International erwähnenswert ist ein Freundschaftsspiel des FC Schweinfurt 05 gegen den FC Everton zum 50-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1955, anlässlich dessen 13.000 Zuschauer das Stadion besuchten.[1]

Die Süddeutsche Zeitung würdigte im Jahr 2014 den historischen Wert des Schweinfurter Willy-Sachs-Stadions wie folgt:[8]

„Die Stadien unserer Zeit zeichnen sich durch Kurzlebigkeit aus. Nur noch das Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt und das Volkspark-Stadion in Bamberg […] vermitteln bis heute ein Gefühl von der Bedeutung des Sports in den 20er und 30er Jahren, in denen er in einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel eingebettet war. […] Das Willy-Sachs-Stadion entspricht von der Konzeption her der Idee der Freiluftsportanlage, wie sie in den 20er Jahren häufig in Deutschland realisiert wurde. Die Anlage war als Freizeitpark und Aufenthaltsort für Familien gedacht, wie auch der Volkspark in Bamberg.“

Hans Kratzer: Das unentdeckte Feld

Anlage

Beschreibung

Haupteingang mit Kassenanlage
Hauptplatz mit Sitztribüne

Das Stadion besitzt einen weitläufigen Zugangsbereich in der Abfolge: Ander-Kupfer-Platz (an der Niederwerrner Straße) – Kassenanlage – Stadioninnenhof – Hauptplatz (eigentliches Stadion). Letzteres ist ein klassisches Fußballstadion mit integrierter Leichtathletikanlage und Marathontor, umgeben von zwei Reihen hoher Linden. Das Fassungsvermögen von einstmals über 20.000 Zuschauern wurde in Folge neuerer Sicherheitsstandards auf 15.060 Zuschauer beschränkt, darunter 860 Sitzplätze auf der überdachten Haupttribüne. Es ist ein klassisches Stehplatz-Stadion, das abgesehen von technischen Einbauten völlig unverändert, wie kaum anderswo, erhalten blieb.

Alle Nebengebäude des Stadions wurden in Klinker-Sichtmauerwerk errichtet, die Haupttribüne dagegen im Bauhausstil. Das Stadion des Architekten Paul Bonatz und der umgebende Sportpark sind durch eine hochwertige Landschaftsarchitektur mit großem Baumbestand geprägt. Die gesamte Anlage aus der Vorkriegszeit, einschließlich aller Nebengebäude und der Tennisanlage, steht unter Denkmalschutz. Zahlreiche Freitreppen sind prägende Elemente, und in der Mitte des Sportparks bildet ein Aufenthaltsbereich mit Brunnen ein kleines Wahrzeichen. Das Stadion wurde im Gegensatz zum ebenfalls 1936 eröffneten Olympiastadion in Berlin nicht im damals üblichen neoklassizistischen Stil gebaut, und es ist mit Ausnahme des Pylons am Stadioneingang (siehe: Geschichte) frei von NS-Kunst und Plastik.

Ausbau

Südkurve mit Marathontor

Um beim Wiederaufstieg des 1. FC Schweinfurt 05 in die 2. Fußball-Bundesliga im Jahr 2001 die damaligen Auflagen zu erfüllen, wurde das Stadion im Sommer des Jahres umfassend saniert. Die Stufen der Stehränge wurden erneuert und eine 1000-Lux-Flutlichtanlage auf vier jeweils 38 Meter hohen Schrägmasten installiert.[16] Zudem wurde ein abgetrennter Gästeblock mit separatem Eingang eingerichtet. Die Schweinfurter Großindustrie spendete eine LED-Anzeigetafel über dem Marathontor.

Im Jahr 2014 wurden Wellenbrecher auf den Stehrängen installiert, wodurch das Platzangebot des Stadions von 15.060, welches durch neue Sicherheitsstandards zwischenzeitlich auf etwa 6.200 beschränkt wurde, wieder voll ausgenutzt werden konnte.[17] Im Stadioninnenhof steht seit längerer Zeit ein separates VIP-Zelt für Sponsoren, Presse und die Mannschaft des 1. FC Schweinfurt 05.

Bei allen Baumaßnahmen blieb jedoch das Gesamtbild des Stadions weiterhin unverändert.

Der Sportpark wurde seit dem Krieg sukzessive erweitert. Er hat heute zusammen mit benachbarten Sportanlagen anderer Vereine außerhalb des Willy-Sachs-Stadions, mit dem Eisstadion Icedome, dem Soccerdome des FC 05, der Reithalle und (einstigen) US-amerikanischen Sportstätten mittlerweile eine Fläche von etwa einem halben Quadratkilometer.

Tauglichkeit für den Profifußball

Das Stadion erfüllt weit mehr Bedingungen, als derzeit (2018) für die Fußball-Regionalliga nötig sind, in der zur Zeit die erste Mannschaft des ambitionierten 1. FC Schweinfurt 05 spielt.

Die Gesamtkapazität von 15.060 Zuschauern reichte auch für die 3. Fußball-Liga und 2. Bundesliga aus; theoretisch sogar für die Fußball-Bundesliga, wäre aber hierfür praktisch nicht mehr umsetzbar, insbesondere wegen der geforderten Überdachung aller Zuschauerplätze. Das Hauptproblem stellen nach heutigen Anforderungen (2018) die nur 860 vorhandenen Sitzplätze dar. Die Zahl der geforderten überdachten Sitzplätze von mindestens 667 für die 3. Liga würde das Stadion zwar erfüllen. Es würde aber nicht die Gesamtzahl von 2.000 Sitzplätzen erreichen, in der 2. Liga 4.500 (1. Liga: 8.000).[18] Eine Ertüchtigung des Stadions für heutige Anforderungen der 3. und 2. Liga wäre in der weitläufigen Anlage kein Problem. Aber es wäre nur mit erheblichen Eingriffen in die denkmalgeschützte Anlage und mit teilweiser Fällung der Lindenallee möglich. Ein heute in Deutschland nahezu einmaliges Zeugnis eines komplett erhaltenen Stadions- und Volksparks aus den 1930er Jahren ginge verloren.

Atmosphäre

Zuschauer auf Stehplatzrängen der Nordkurve

Das Willy-Sachs-Stadion bietet aufgrund der dichten, doppelreihigen Bepflanzung der Stehplatzränge mit hochgewachsenen Linden sowohl aus der Perspektive der Haupttribüne als auch vom Spielfeld aus einen völlig anderen visuellen Eindruck als moderne, komplett mit überdachten Rängen umgebene Fußball-Arenen. Auf den bepflanzten Rängen bilden die Linden, eingebettet in den umliegenden Baumbestand, eine Art Allee, so dass die Zuschauer wie von einem Landschaftspark aus das Spielgeschehen verfolgen können.

Tennisanlage

Ein Jahr nach der Einweihung des Stadions wurde 1937 eine Tennisanlage mit Clubhaus eröffnet. Sie gehört zum Willy-Sachs-Stadion, besitzt aber einen eigenen Zugang und wurde Heimat des Tennisclubs Weiß-Blau (heute Tennisclub Schweinfurt).

Städtebauliches Umfeld

Obwohl das Stadion nur über 15.000 Plätze verfügt, besitzt es ein großstädtisches Umfeld und ist stadtbildprägend, mit seinen großen Flutlichtmasten, Vorplätzen, vierspurigen Zufahrts-Alleen und dem Volksfestplatz als Hauptparkplatz. Es entstand im Rahmen einer großen Stadterweiterung des Nordwestlichen Stadtteils in den 1930er Jahren entlang der Niederwerrner Straße, und bildet mit der benachbarten Panzerkaserne von 1936, der späteren Ledward Barracks, eine städtebauliche Einheit.

Weitere Stadionnutzung

Fußball

Neben dem 1. FC Schweinfurt 05 nutzte in der Kriegssaison 1943/44 auch der Wehrmachts-Verein WTSV Schweinfurt das Stadion für seine Heimspiele in der Gauliga Bayern.[19] Für die Regionalliga-Saison 2008/09 zog der TSV Großbardorf aus der rund 27 Kilometer nördlich gelegenen Gemeinde Großbardorf in das Willy-Sachs-Stadion als Heimspielstätte um, da die dortige Sportanlage nicht die Kriterien für Regionalligaspielstätten erfüllte, welche u. a. eine Mindestkapazität von 5000 Plätzen vorschrieben.[20] Die Nebenplätze im Willy-Sachs-Stadion werden auch von den Fußball-Mannschaften der FT Schweinfurt genutzt.[21]

Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland war das Willy-Sachs-Stadion Trainingsgelände der tunesischen Fußballnationalmannschaft.

Faustball

Das Willy-Sachs-Stadion war Austragungsort der Faustball-Weltmeisterschaft 1972, bei welcher die Bundesrepublik Deutschland vor Brasilien und Österreich Weltmeister wurde. Im selben Stadion gewann die Schweiz vor Österreich und Deutschland die Faustball-Europameisterschaft 2012.

Leichtathletik

Das Willy-Sachs-Stadion ist in den Sommermonaten regelmäßiger Austragungsort für regionale, nationale, und auch internationale Leichtathletik-Wettbewerbe. Zu den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom fanden für die gesamtdeutsche Olympiamannschaft zum ersten Mal Ausscheidungswettkämpfe statt. Die Leichtathletik-Vorentscheidungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR wurden im Willy-Sachs-Stadion ermittelt. Zu diesen Olympischen Spielen wurde auch die gesamtdeutsche Olympiaflagge eingeführt (Schwarz-Rot-Gold mit weißen Olympischen Ringen im roten Streifen).

Sonstige Veranstaltungen

Willy-Sachs-Stadion vor einem Popkonzert 2013

Seit den 1990er Jahren finden jeden Sommer im Willy-Sachs-Stadion größere Popkonzerte mit bis zu 25.000 Besuchern statt. So kamen im Jahr 1997 die Backstreet Boys, 2011 die Scorpions , 2013 die Toten Hosen, 2014 Herbert Grönemeyer und 2015 Sunrise Avenue. Das Stadion diente bis zu deren Abzug aus Schweinfurt im Jahr 2014 auch als Aufmarschfläche für Zeremonien und Paraden der benachbarten US-Garnison[22].

Kontroverse um den Stadionnamen

Wegen der Verstrickungen von Willy Sachs mit dem Nationalsozialismus ist der Name des Stadions heute umstritten. Willy Sachs trat 1933 in die SS ein und war seit 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP. Er hatte schließlich den Rang eines SS-Obersturmbannführers (1943) und gehörte dem „Freundeskreis Reichsführer SS“ (Heinrich Himmler) an. Als Leiter eines rüstungswichtigen Betriebs war Willy-Sachs Wehrwirtschaftsführer. Heinrich Himmler verlieh ihm Orden und Ehrentitel und half nach der Scheidung von seiner ersten Frau Elinor von Opel beim Kampf um das Sorgerecht für die Kinder, im Gegenzug flossen mehrere hunderttausend Mark an Spenden. Hermann Göring war Gast bei Sachs-Jagden auf Schloss Mainberg und auf Gut Rechenau; Reinhard Heydrich erhielt ein Darlehen von Sachs. Willy Sachs suchte die Nähe der Nazi-Größen, gleichwohl bescheinigte man ihm intern, von weltanschaulichen Dingen keine Ahnung zu haben und den Anforderungen an einen NS-Betriebsführer nicht zu genügen.[2]

Im Rahmen des Aufstiegs des 1. FC Schweinfurt 05 in die Zweite Fußball-Bundesliga im Jahr 2001 wurde der Stadionname erstmals bundesweit in den Medien kritisiert.[23][24] Die Schweinfurter Initiative gegen das Vergessen - Zwangsarbeit in Schweinfurt initiierte aufgrund der Rolle von Willy Sachs im Dritten Reich eine Kampagne für eine Umbenennung des Stadions, welche von der Süddeutschen Zeitung sowie dem Autor Werner Skrentny ("Das große Buch der deutschen Fußballstadien") unterstützt wurde[25]. Diese stieß jedoch in der breiten Öffentlichkeit nur auf geringe Zustimmung.[11]

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist ein Freundschaftsspiel am 20. Juli 2001 zwischen dem damaligen Zweitligisten Schweinfurt 05 und dem israelischen Meister Maccabi Haifa. Das Spiel sollte eigentlich im Hauptstadion stattfinden, musste aber wegen des Stadionnamens auf Wunsch des Gegners auf einen Nebenplatz verlegt werden.[11]

Siehe auch

Commons: Sachs-Stadion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Geschichte des FC 05 Schweinfurt. www.schweinfurtfuehrer.de, abgerufen am 28. August 2017.
  2. a b c Der braune Schatten. cicero.de, abgerufen am 28. August 2017.
  3. a b Schweinfurter DFB-Pokalspiel ausverkauft. www.bfv.de, abgerufen am 10. Oktober 2017.
  4. Matthias Hunger: Fußballheimat Franken. Arete Verlag, Hildesheim 2017, ISBN 978-3-942468-91-6, S. 188-189.
  5. 1. FC Schweinfurt 05: Stadion. www.fcschweinfurt05.de, abgerufen am 28. August 2017.
  6. a b Schweinfurt – Baudenkmäler. (pdf) geodaten.bayern.de, abgerufen am 5. September 2017.
  7. Denkmäler in Bayern. www.sueddeutsche.de, abgerufen am 29. August 2017.
  8. a b Hans Kratzer: Das unentdeckte Feld. In: Süddeutsche Zeitung, 7. Juli 2014, S. R14.
  9. Hauptverwaltung der Fichtel & Sachs AG. In: archINFORM; abgerufen am 5. September 2017.
  10. Willy-Sachs-Stadion. www.schweinfurtfuehrer.de, abgerufen am 28. August 2017.
  11. a b c Der braune Fleck von Schweinfurt. tomkleine.jimdo.com, abgerufen am 28. August 2017.
  12. Schweinfurt Under the Swastika. www.thirdreichruins.com, abgerufen am 28. August 2017 (englisch).
  13. Werner Skrentny: Das große Buch der deutschen Fußball-Stadien. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2001, ISBN 3-89533-306-9, S. 314-317
  14. Schweinfurt: Willy-Sachs-Stadion. stadionphotos.blogspot.de, abgerufen am 9. September 2017.
  15. Willy-Sachs-Stadion, 1. FC Schweinfurt 05, Fotos & Infos. stadioncheck.de, abgerufen am 28. August 2017.
  16. Flutlicht Beling: Unsere Referenzen. www.flutlicht-beling.de, abgerufen am 11. November 2017.
  17. Im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion werden gerade die Wellenbrecher errichtet. in-und-um-schweinfurt.de, abgerufen am 29. August 2017.
  18. Angabe kicker
  19. Saison 1943/1944: WTSV Schweinfurt - SpVgg Fürth. www.kleeblatt-chronik.de, abgerufen am 28. August 2017.
  20. Soccer-Warrios: Wie kann es sein, dass ein Regionalligist nicht mehr in der Regionalliga spielen will. www.soccer-warriors.de, abgerufen am 31. August 2017.
  21. FT Schweinfurt vs. TSV Rottendorf. www.ground-hopper.com, abgerufen am 17. Mai 2018.
  22. Matthias Hunger: Fußballheimat Franken. Arete Verlag, Hildesheim 2017, ISBN 978-3-942468-91-6, S. 188.
  23. Ein Nazi als Namensgeber. www.spiegel.de, abgerufen am 31. August 2017.
  24. Zu Gast im Stadion eines Nazis. de.indymedia.org, abgerufen am 31. August 2017.
  25. Werner Skrentny: Das große Buch der deutschen Fußball-Stadien. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2001, ISBN 3-89533-306-9, S. 314-317