Stangenrod (Grünberg)
Stangenrod Stadt Grünberg
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|---|---|
| Koordinaten: | 50° 37′ N, 8° 58′ O |
| Höhe: | 313 (302–323) m ü. NHN |
| Fläche: | 4,18 km²[1] |
| Einwohner: | 545 (30. Juni 2017)[1] |
| Bevölkerungsdichte: | 130 Einwohner/km² |
| Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
| Postleitzahl: | 35305 |
| Vorwahl: | 06401 |
Stadtteile von Grünberg
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Stangenrod ist ein Stadtteil von Grünberg im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Geografische Lage
Stangenrod liegt 3 km nördlich von Grünberg in Mittelhessen im Vorderen Vogelsberg. Durch den Ort führt die Landesstraße 3215.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1220. In diesem Jahr wurde der Urkunde zufolge eine Kapelle geweiht. Die im Kern romanische Stangenröder Kirche wurde allerdings bereits um 1100 errichtet. Die frühere Wehrkirche liegt auf einer Anhöhe weithin sichtbar. Aus dieser frühen Zeit ist sie ein seltenes Beispiel für eine Kirche mit Westturm in Oberhessen.
1939 gehörte der Ort zum Landkreis Gießen und hatte 374 Einwohner.
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Stangenrod am 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingegliedert.[2]
Historische Ortsnamen
Der Ortsname wird mit der Rodung von Stangen (dünnen Bäumen) erklärt. In erhaltenen Urkunden wurde Beltershain unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[3]
- Stangenroder dor ... in strata versus Stanginrode (1320) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2, Nr. 382]
- Sangenrode (Mitte 14. Jahrhundert) [Würdtwein, Dioecesis Moguntina 3, S. 365]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt die Territorien bzw. Verwaltungseinheiten denen Stangenrod unterstand im Überblick:[3][4]
- 1391 und später: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Landgericht Grünberg
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Grünberg, Landgericht Grünberg
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1614: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Regierungsbezirk Gießen, Amt Grünberg, Landgericht Grünberg[5]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Amt Grünberg[6]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Grünberg[7]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Grünberg (Trennung von Justiz (Landgericht Grünberg) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Grünberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Grünberg
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 31. Dezember 1970 wurde Stangenrod als Stadtteil nach Grünberg eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Stangenrod das „Amt Grünberg“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Stangenrod zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[8] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Stangenrod wurde dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[9]
In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
| • 1577: 21 Hausgesesse |
| • 1630: 11 zweispänninge, 10 einspännige Ackerleute, 3 Einläuftige |
| • 1677: 22 Hausgesesse, davon 3 freie |
| • 1742: 1 Geistliche/Beamte, 41 Untertanen, 12 Junge Mannschaften, 7 Beisassen/Juden |
| Stangenrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2017 | ||||
|---|---|---|---|---|
| Jahr | Einwohner | |||
| 1791 | 226 | |||
| 1804 | 260 | |||
| 1830 | 326 | |||
| 1834 | 314 | |||
| 1840 | 361 | |||
| 1846 | 440 | |||
| 1852 | 445 | |||
| 1858 | 348 | |||
| 1864 | 313 | |||
| 1871 | 355 | |||
| 1875 | 347 | |||
| 1885 | 306 | |||
| 1895 | 308 | |||
| 1905 | 308 | |||
| 1910 | 314 | |||
| 1925 | 346 | |||
| 1939 | 374 | |||
| 1946 | 540 | |||
| 1950 | 534 | |||
| 1956 | 481 | |||
| 1961 | 447 | |||
| 1967 | 442 | |||
| 2013 | 550 | |||
| 2017 | 545 | |||
| Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [3][1]; 1791:[5] | ||||
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
| • 1830: | 326 evangelische Einwohner |
| • 1961: | 364 evangelische, 58 römisch-katholische Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
| • 1961: | Erwerbspersonen: 97 Land- und Forstwirtschaft, 82 Produzierendes Gewerbe, 22 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 15 Dienstleistung und Sonstiges. |
Vereine
Mehrere Vereine bestimmen das kulturelle Dorfleben, nämlich
- FC-Bayern-Fan-Club Stangenrod
- Freiwillige Feuerwehr Stangenrod
- Gesangverein „Concordia“ Stangenrod e. V.
- Jugendclub Bölkstofffreunde
- Kleintierzuchtverein H 107
- Musikverein 1923 Stangenrod e. V.
- Schützenverein Stangenrod
- Stangenröder Carneval-Verein
- SV Vorwärts 1923 Stangenrod
- Wanderclub Zugvögel
- Gefriergemeinschaft Stangenrod
Literatur
- Literatur über Stangenrod In: Hessische Bibliographie[10]
- Suche nach Stangenrod (Grünberg). In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Die Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Grünberg.
- Stangenrod, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Einwohnerzahlen. In: Internetauftritt. Stadt Grünberg, archiviert vom ; abgerufen im Mai 2018. (Daten aus Archiv)
- ↑ Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 294
- ↑ a b c d e f Stangenrod, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Februar 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Verwaltungsgeschichte Land Hessen bei M. Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 197, 281 (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, S. 8 (online bei Google Books).
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 419 (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- ↑ Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
- ↑ Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
