Teleobjektiv

Ein Teleobjektiv ist ein Objektiv mit einer gegenüber einem Normalobjektiv längeren Brennweite und kleinerem Bildwinkel.
Eigenschaften
Teleobjektive können als Wechselobjektiv an geeignete Kameras angeschlossen werden oder sind in diese fest integriert. Sie dienen meist dazu, weiter entfernte Objekte ähnlich einem Fernglas zu vergrößern bzw. näher 'heranzuholen'. Teleobjektive sind nicht zu verwechseln mit Zoomobjektiven, die eine Verstellung der Brennweite erlauben, jedoch nicht zwingend eine Tele-Brennweite erreichen müssen.
Teleobjektive unterscheiden sich von den konstruktiv einfacheren Fernobjektiven dadurch, dass durch entsprechende Linsenkombinationen - zunächst eine positive Gruppe (Sammellinse), dann eine negative Gruppe (Zerstreuungslinse) - eine kürzere Bauform als die Nenn-Brennweite ermöglicht wird.
Eine Brennweite, welche der Bilddiagonale der Kamera entspricht, wird als Normalbrennweite bezeichnet, das entsprechende Objektiv als Normalobjektiv. Beim Kleinbildformat ist dies ein Objektiv mit einer Brennweite von 50 mm (exakt wären es 43 mm); beim Mittelformat ergeben sich aufgrund des größeren Abbildungsformats Normalbrennweiten von 75 (6 x 4,5) bis 105 mm (6 x 9), bei kleineren Filmformaten oder (bei Digitalkameras) Sensorgrößen verringert sich die Brennweite entsprechend.
Varianten
Es werden nach Brennweite und dem primären Verwendungszweck verschiedene Klassen von Teleobjektiven unterschieden:
Portraitobjektive
Teleobjektive mit Brennweiten zwischen etwa 80 mm und 105 mm, teilweise auch bis 135 mm (bei Kleinbildkameras) werden aufgrund der verringerten Schärfentiefe und der als angenehm verzerrungsfrei, aber noch nicht als flach empfundenen Abbildung menschlicher Gesichter gerne für die Porträtfotografie verwendet, um das Gesicht oder die Person aus dem Hintergrund herauszulösen. Objektive dieses Brennweitenbereichs können bei normalen Lichtverhältnissen meist noch problemlos ohne Stativ benutzt werden.
Typische Portraitbrennweiten sind
- 80 mm (diagonaler Bildwinkel 30°),
- 100 mm (diagonaler Bildwinkel 24°).
Standardteleobjektive
Als Standardteleobjektive gelten Objektive mit einer Brennweite zwischen etwa 135 und 300 mm (bezogen auf Kleinbild). Diese Objektive werden gerne in der Reise-, aber auch in der Naturfotografie verwendet. Bei Objektiven dieses Brennweitenbereichs ist es außer bei sehr guten Lichtverhältnissen oder der Verwendung hochempfindlicher Filme empfehlenswert, ein Stativ zu verwenden, um Verwackeln zu vermeiden.
Typische Standardtelebrennweiten sind
- 135 mm (diagonaler Bildwinkel 18°).
- 180 mm, wie das legendäre Carl Zeiss Sonnar 2,8/180 (erstmals zur Olympiade 1936 vorgestellt)
- 200 mm (diagonaler Bildwinkel 12,3°) und
- 300 mm (diagonaler Bildwinkel 8,2°).
Superteleobjektive
Teleobjektive mit Brennweiten jenseits von 300 mm gelten, bezogen auf das Kleinbildformat, als Superteleobjektive. Speziell in der Tier- und Sportfotografie werden oft Modelle mit großer Lichtstärke im Bereich von F1:2,8 bis F1:4,0 eingesetzt. Diese Objektive sind schon wegen des hohen Gewichts in den wenigsten Fällen ohne Stativ verwendbar.
Typische Supertelebrennweiten sind
- 400 mm (diagonaler Bildwinkel 6,2°),
- 500 mm (diagonaler Bildwinkel 5,0°),
- 600 mm (diagonaler Bildwinkel 4,1°),
- 800 mm (diagonaler Bildwinkel 3,1°) und
- 1200 mm (diagonaler Bildwinkel 2,1°).
Spiegellinsenobjektive
Spiegellinsenobjektive sind eine Sonderbauart, die es durch den "gefalteten" Strahlengang ermöglicht, sehr kompakte Objektive für große Brennweiten zu konstruieren. Prinzipbedingt weisen Spiegellinsenobjektive einige Besonderheiten auf, die die Anwendung in der bildmäßigen Fotografie einschränken. Spiegellinsenobjektive gibt oder gab es für Kleinbildkameras mit Brennweiten zwischen 250 mm und 2000 mm.
Sonstiges
Teleobjektive im Bereich bis etwa 200 mm Brennweite mit gemäßigter Lichtstärke sind auch mit sehr guter Bildqualität vergleichsweise kompakt und preiswert konstruierbar. Bei hohen Lichtstärken und sehr großen Brennweiten machen sich jedoch Linsenfehler immer stärker bemerkbar, so dass ein erheblicher konstruktiver Aufwand betrieben werden muss. Solche Teleobjektive erfordern spezielle optische Gläser und asphärische Linsen. Teilweise werden Linsen aus Calziumflourid verwendet. Viele Superteleobjektive sind apochromatisch korrigiert.
In der Telefotografie gilt dieselbe Faustregel wie bei den Normalobjektiven, dass zum Erzielen verwacklungsfreier Bilder mindestens mit einer Verschlusszeit fotografiert werden sollte, die dem Reziprokwert (Kehrwert) der Brennweite entspricht. Bei 200 mm Brennweite sollte daher mit 1/200 Sekunde oder kürzer belichtet werden. Bei extremen Telebrennweiten jenseits der 300 mm empfiehlt sich dennoch in jedem Fall die Verwendung eines Einbein- oder Dreibeinstativs.