Irak
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Wahlspruch: Allahu Akbar | |||||
Amtssprache | Arabisch, Kurdisch | ||||
Hauptstadt | Bagdad | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Übergangspräsident | Ghazi al Jawar | ||||
Ministerpräsident | Ijad Allawi | ||||
Zivilverwalter (bis 28.6.) | Paul Bremer, USA | ||||
Fläche | 437.072 km² | ||||
Einwohnerzahl | 24.001.816 (2002) | ||||
Bevölkerungsdichte | 55 Einwohner pro km² | ||||
Unabhängigkeit | 3. Oktober 1932 | ||||
Währung | Irakischer Dinar | ||||
Zeitzone | UTC + 3 | ||||
Nationalhymne | Ardul-Furataini Watan | ||||
Kfz-Kennzeichen | IRQ | ||||
Internet-TLD | .iq (momentan nicht verwendbar) | ||||
Vorwahl | +964 | ||||
Lage des Irak auf der Erde | |||||
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Die Republik Irak (arabisch: جمهوريّة العراق, Dschumhuriya al-'Iraq, deutsche Kurzform: der Irak) liegt im westlichen Asien, nördlich der Arabischen Halbinsel. Der Staat kann sich mit der Rückgabe der Souveränität am 28. Juni 2004 wieder selbst verwalten, doch bestehen noch Einschränkungen. Er umfasst das fruchtbare Zweistromland (Mesopotamien) zwischen dem südwärts fließenden Euphrat und Tigris, sowie angrenzende Berg- und Wüstenregionen.
Der Irak grenzt an Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die Türkei, Iran und den Persischen Golf. Die Hauptstadt Bagdad liegt im Zentrum des Landes. Weitere Großstädte sind Basra und Mossul. Irak ist Mitglied der Vereinten Nationen (UNO).
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte des Iraks
Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien; hier sind ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit entstanden (Sumer, Babylon, Assyrien), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird.
Unter den Achämeniden gehörte das Land zu Alt-Persien und wurde 331 v. Chr. vom Nordgriechen Alexander d. Gr. erobert. 141 v. Chr. kam Mesopotamien zum Parther-Reich, ab etwa 250 an die Sassaniden. Im 7. Jahrhundert, nach dem Tod Mohammeds, bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes (656); Bagdad wurde 762 Hauptstadt des abbasidischen Kalifats (bis 1258).
Ab 1055 eroberten die Seldschuken das Land, 1258 die Mongolen (Ilchane), was einen Niedergang von Wirtschaft und Kultur brachte. 1401 wurde Bagdad durch Timur Lenk verwüstet. 1534 fiel das Gebiet des Zweistromlandes an das Osmanische Reich.
Während des 1. Weltkrieges marschierten britische Truppen ein und besetzten 1917 Bagdad. 1920 löste Großbritannien aus dem ehemaligen osmanischen Reich die Provinzen Bagdad, Mosul und Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Der Völkerbund sanktionierte diese Maßnahme und übertrug Großbritannien das Mandat über Irak. Die Rechte am Erdöl des Landes teilten Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und die USA (je 23,75%) unter sich auf; 5% gingen an ein privates Unternehmen. Die irakische Regierung erhielt nichts. Dieser Zustand dauerte bis 1958, als nationalistische Offiziere die seit 1932 bestehende Monarchie stürzten (Faisal II. 1935-1958).
Die in Syrien gegründete sozialistische Baath-Partei erlangte 1968 die Kontrolle über das Land und verstaatlichte die Erdölindustrie. Unter Anlehnung an den Ostblock errichtete sie ein die Menschenrechte verletzendes Regime, besonders nachdem Saddam Hussein 1979 an die Macht gelangt war. In den 1980er Jahren war der Irak in einen langen Krieg mit dem Nachbarstaat Iran verwickelt (Erster Golfkrieg, der erst 1988 ein Ende fand. Mehrmals setzte die Regierung Giftgas ein, auch gegen irakische Aufstände.
Nach der Besetzung Kuwaits durch Irak (1990) und der folgenden Zurücktreibung durch internationale Truppen wurde das Land mit UNO-Sanktionen belegt und ignorierte verschiedene Resolutionen betr. Massenvernichtungswaffen und Raketen, was zu internationaler Isolierung und Verarmung des Volkes führte. Schätzungen zufolge starben 1,5 Millionen irakische Menschen in Folge der UNO-Sanktionspolitik, deren Aufhebung zuletzt noch von USA und Russland verzögert wurde. Am 8. November 2002 beschloss der UNO-Sicherheitsrat auf längeren Druck der USA die 19. Irak-Resolution 1441 mit nicht näher definierten "ernsthaften Konsequenzen"; im März und April 2003 begannen USA und Großbritannien einen völkerrechtlich nicht legitimierten Angriffskrieg gegen Saddams Regime und errichteten ein Besatzungsregime. Nach Bildung eines Übergangsrates Ende 2003 wurde die Souveränität am 28. Juni 2004 einer irakischen Übergangsregierung übertragen. Die Truppen der Besatzungsmächte in einer Stärke von etwa 150.000 Soldaten werden aber vereinbarungsgemäß noch 1-2 Jahre im Irak stationiert bleiben.
Politik
Irak befindet sich politisch seitdem in einem Übergangszustand: Nach dem dritten Golfkrieg sind die früheren Machtstrukturen, insbesondere der Revolutionäre Kommandorat nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhältnisse zwischen der westlichen Besatzung, Zivilverwaltung bzw. Irakischer Regierungsrat noch nicht endgültig etabliert.
Nach ersten Planungen sollte der ehemalige US-General Jay Garner, der 1991 die kurdische Schutzzone eingerichtet hatte, den Vorsitz einer vorläufigen Regierung im Irak übernehmen. Wenige Wochen nach seiner Etablierung änderte man jedoch die Strategie: US-Präsident George W. Bush benannte am 6. Mai 2003 L. Paul Bremer III zum Zivilverwalter. Der algerische UNO-Sonderbeauftragte Lakhdar Brahimi vermittelte zwischen verschiedenen Parteien für eine irakische Übergangsregierung, die am 1. Juni 2004 entstand, um mit 30. Juni die Macht zu übernehmen. Anfang 2006 sind allgemeine Wahlen vorgesehen.
Verschiedene Strömungen und Milizen opponieren gegen die Anwesenheit der Besatzungstruppen. Immer wieder kommt es zu Anschlag gegen Soldaten, die im Aufbau befindliche irakische Polizei, sowie zunehmend auch gegen zivile Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie Unbeteiligte. Sie ebbten nach der Regierungsbildung nur vorübergehend ab. Die aktuelle politische Lage ist von Unsicherheit bestimmt. Dennoch sehen 60-70% Verbesserungen seit dem Krieg bzw. erwarten weitere bis 2005. Knapp 60% vertrauen wieder der UNO (Resolution Mai 2004) und erwarten Aufbauhilfe durch die USA (7% lehnen sie ab).
Beim Aschura-Fest am 2. März 2004 kam es zu einer schlimmen Anschlagserie, es gab 271 Tote und 393 Verletzte, die meisten waren schiitische Gläubige, für die Kerbala ein Wallfahrtsort ist. Es wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am 4. März 2004 erhob die USA den Vorwurf, der Terrorist Abu Mussab el Sarkawi sei Drahtzieher der Anschläge. Einige Geistliche im Irak haben allerdings in ihren Stellungnahmen US-Besatzungskräfte für die blutigen Anschläge verantwortlich gemacht und warnten vor einer tiefen sektiererischen Spaltung zwischen irakischen Sunniten und schiitischen Muslimen, um den Weg für eine langdauernde Besatzung zu ebnen.
Übergangsverfassung
In der Zwischenzeit geht die Diskussion um eine neue Verfassung weiter. Als erster Schritt wurde am 8. März 2004 von den 25 Mitgliedern des Regierungsrates eine Übergangsverfassung feierlich unterzeichnet. Nach anfänglichen Einwänden und einer Verschiebung des Termins, wurde dann aber der Vetrag ohne Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf verabschiedet.
Die Übergangsverfassung regelt die Geschicke des Staates seit der Machtübergabe am 28. Juni 2004 und soll bis zur Parlamentswahl (spätestens Anfang 2005) gelten. Im Text verankert sind die Freiheits- und Bürgerrechte, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit sowie die Rechte ethnischer und religiöser Minderheiten. Der Text bekennt sich zu Demokratie, Pluralismus und Föderalismus. Der Islam ist offizielle Staatsreligion. Spätestens bis zum 15. Oktober 2005 sollen die Iraker über die endgültige Verfassung ihres Landes entscheiden.
Geographie und Klima

Im Nordosten befindet sich eine ca. 3.000 m hohe Bergkette. Diese Kette gehört zum alpinen Gebirgszug, der sich vom Balkan aus ostwärts in die Türkei, den nördlichen Irak und Iran und dann weiter nach Afghanistan erstreckt.
Die Temperaturen schwanken zwischen 50°C im Sommer und etwa dem Nullpunkt im Januar. Frost ist möglich, insbesondere im Bergland. Regen fällt etwa 10 bis 18 cm im Jahr: Ein großer Teil des Iraks besteht aus Wüste bzw. Steppe. Hauptregenmonate sind Dezember bis April. Die an den Golf angrenzenden Gebiete sind etwas feuchter.
Irak wird von zwei wichtigen Flüssen durchzogen, dem Euphrat und dem Tigris. Sie kommen vom Nordwesten aus Syrien bzw. der Türkei und durchqueren das Land bis in den Südosten. Bei al-Qurnah im Süden des Iraks fließen Tigris und Euphrat zusammen. Sie bilden dort den 193 Kilometer langen Schatt el Arab, dieser mündet in den persischen Golf. Euphrat und Tigris sind im Grunde die Lebensadern des Landes, die Becken sind sehr fruchtbar. Im Südosten des Landes ragt die Halbinsel Fao zwischen dem Iran und Kuwait in den Persischen Golf und stellt damit den einzigen Zugang Iraks zum Meer dar.
Orient
Der Irak gehört zum Orient. Zum Kulturerdteil Orient werden gewöhnlich die Länder Nordafrikas und Südwestasiens gezählt. Sie liegen überwiegend im Bereich des Subtropischen Trockengürtels der Alten Welt.Im Sommerhalbjahr sorgt hier ein aus Nordost wehender Wind, der Nordostpassat, für lange Trockenheit und glühende Hitze. Die Feuchtigkeit des Winterhalbjahres wird vor allem durch Westwind verursacht. In dieser Zeit können auch Fröste auftreten. In den Hochländern und Gebirgen fällt Schnee. Insgesamt nehmen die Jahresniederschläge von Westen nach Osten rasch ab.
Bevölkerung
Irak hat nach eigenen Angaben ca. 23 Mio Einwohner. Die zentralen Provinzen Bagdad und Babylon sind am dichtesten besiedelt. Etwa 80 % der Bevölkerung sind Araber, 16 % Kurden. Weitere Bevölkerungsgruppen sind Assyrer, Armenier (beide großteils Christen), Turkomanen und Türken. Über 95 % der Bevölkerung ist muslimisch. Davon sind rund 60 Prozent Schiiten und 40 % Sunniten. Zwischen beiden Konfessionen kommt es immer wieder zu Konflikten: Die Sunniten stellten seit Jahrzehnten die Regierungsfraktion, der schiitische Süden bildet eine starke Oppositionsgruppe.
Zwischen den beiden Hauptrichtungen des Islam haben sich zahlreiche altorientalische Splitterreligionen erhalten (Jezidi, Mandäer, Sabäer). Es gibt vereinzelte Angehörige orientalisch-christlichen Glaubens: Chaldäisch-katholische Kirche, Assyrische Kirche des Ostens, Gregorianer, römische und syrische Katholiken, armenische Christen, Altsyrisch-Orthodoxe usw. (insg. 3 % der Gesamtbevölkerung). In Irak leben außerdem noch schätzungsweise 2.500 Juden und im Südosten 20.000 - 50.000 Marsch-Araber.
Wirtschaft
Hauptartikel: Wirtschaft des Iraks
Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Erdölförderung. Irak ist Gründungsmitglied der am 14. September 1960 gegründeten OPEC und hat nach Saudi-Arabien die größten erkundeten Erdölvorräte (113 Mrd. Barrel). Man schätzt, dass sich die gesamten Vorräte auf bis zu 250 Mrd. Barrel belaufen könnten. 2001 wurden fast 98 Millionen Tonnen gefördert.
Die Vereinten Nationen haben am 22. März 2003 die Sanktionen gegen Irak aufgehoben. Die USA und Großbritannien behielten sich als Besatzungsmächte bis zur Einsetzung einer Regierung die finanzielle Verwaltung der irakischen Erdölförderung vor. Die geplante Privatisierung der bis dahin staatlichen Erdölindustrie wird wegen amerikanischer Konzerne von vielen Irakern kritisch gesehen.
Die EU hat am 5. März 2004 für das laufende Jahr 160 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe zugesagt. Das Geld soll vor allem in das Bildungswesen, die Wasserversorgung und die medizinischen Einrichtungen investiert werden.
Literatur
- Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001, ISBN 3534141180
- FAZ 30.6.2004, p.7: Umfrage im Irak zu Leben, Politik und Zukunft.