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Teufelshöhle bei Pottenstein

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Stalagmitengruppe in der Teufelshöhle

Die Teufelshöhle ist eine Tropfstein-Höhle in der Fränkischen Schweiz bei Pottenstein im bayerischen Landkreis Bayreuth. Sie entstand im Dolomit des Malm.

Der Volksglaube, dass der Teufel die Höhle als Eingang zur Hölle verwende, trug zur Entstehung des Namens bei. Weitaus mehr Gehalt hat aber die Legende, dass der Raubritter Udo von Wichsenstein die Höhle als Unterschlupf benutzt haben soll. Die frühesten Bewohner dürften aber eiszeitliche Höhlenbären gewesen sein, deren Knochen man in den Höhlen gefunden hat.

Das Teufelsloch

Ursprünglich war die Teufelshöhle wesentlich kürzer. Der vordere Teil der Höhle war seit alters her als Teufelsloch bekannt. Der Eingang zur Teufelshöhle zählt zu einen der größten Höhleneingänge in Deutschland. Das imposante Eingangsportal, das Gewölbecharakter hat, ist aus dolomitischen Rifftrümmerkalk entstanden. Die an eine Schichtfuge angelehnte Höhlenmündung wurde durch ausfließendes Wasser vertieft und erweitert. Die Höhlenmündung fällt bis auf das Niveau des unmittelbar davor liegenden Parkplatzes ab. Der Eingang der Teufelshöhle wurde früher einfach Teufelsloch genannt und hat eine breite von 13 m und ist 11 m hoch. Von hier aus führte das Teufelsloch, das nur aus einem mächtigen Gang besteht, 80 m in die Tiefe, bis es sich in gänzlich verschütteten Abzweigungen verlor. Das 80 m tiefe Teufelsloch hatte ehemals auch einen reichen Tropfsteinschmuck, der aber total zerstört wurde. Aus der Mitte des Höhleneingangs springt in etwa 8 m Höhe eine Felsenterasse hervor, auf deren sich ein Terrassencafe befindet. Erst hinter dieser Felsenterasse befindet sich der eigentliche Eingang der Höhle. Der Eingangsbereich der Höhle wird seit einigen Jahren für Konzert- und Theateraufführungen benutzt.

Geschichte

Erste Erschließung der Höhle

Im Oktober 1922 suchte der Ingenieur Professor Hans Brand erfolgreich nach einer Erweiterung der Höhle. Er durchstieß einen eingefallenen Stollen und entdeckte, dass die Höhle viel größer war als vermutet. Den weiteren natürlichen Verlauf der Höhle fand er nach neun Metern Durchbruch. Bis zum August 1923 konnten so noch weitere Hohlräume gangbar gemacht werden. Dieser Bereich wurde dann mit elektrischem Licht ausgestattet und so einstweilen dem Besucher übergeben.

Zweite Erschließung der Höhle

Professor Brand gab sich aber mit den bisher gewonnenen Aufschlüsse nicht zufrieden und ordnete eine zweite Erschließung der Höhle an. Diese weitere Erschließungsmaßnahme dauerte von 1923 bis 1931 an. In diesem Zeitraum wurde für damalige Verhältnissen sehr modernes Gerät verwendet. Fahrbare Kompressoren mit Elektroantrieb und schmalspurige Hunte wurden eingesetzt. Typisch für den Dolomit ist, dass große Hallen entstehen. Diese Hallen sind teilweise nicht miteinander verbunden. So wurden weitere Hallen und Hohlräume aufgeschlossen, vermessen und miteinander verbunden. Insgesamt wurden für die übrige Erschließung 285 Meter lange Strecken durch den zähen Dolomit getrieben. Diese Arbeiten wurden teilweise von Gefangenen des Konzentrationslagers Flossenbürg, die in einem Außenlager bei Pottenstein untergebracht wurden, durchgeführt. Bis zu 700 Gefangene mussten Sklavenarbeit zum Ausbau der Teufelshöhle leisten. Die Überwindung der steilen Wand im Barbarossadom stellte sich als schwierigste einbauten in der Höhle dar. Die 21 Meter hohe Wand wurde mit einer künstlichen Treppenanlage mit 115 Stufen überwunden. Es wurden breit geebnete Wege und massiven Treppen angelegt. Im hinteren Teil der Höhle wurde ein gewaltiger Versturz durch Sprengungen und weiteren mühevoller Arbeiten beseitigt. Nach diesem Durchbruch wurden in drei kleinen Nebenhöhlen Tierknochen und Schädel von mehreren Höhlenbären gefunden. Um keine Beschädigungen der herrlichen Tropfsteinen herbeizuführen, musste das Sprengen in den Grotten selbst soweit als möglich eingeschränkt werden. Auch einen Ausgang der Höhle ist Professor Brand gelungen. An Pfingsten 1931 konnte dann die Teufelshöhle der Öffentlichkeit zur vollständigen Besichtigung freigegeben werden. So kommt man heute in den Genuss der eindrucksvollen Hallen mit dem Namen „Barbarossadom“ und „Riesensaal“.

Speläotherapie

In einem Seitenstollen der Teufelshöhle findet Speläotherapie statt. Seit Mitte der 80er Jahren werden diese Therapiekuren, angeboten. Diese natürliche Heilmethode empfiehlt sich bei Atemwegserkrankungen, wie Heuschnupfen, Neurodermitis, Asthma, Bronchitis und allergischen Nebenhöhlenerkrankungen. Die niedrigen Temperaturen von 9 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit von 90% bieten da die optimalen Vorraussetzungen. Die Luft enthält weniger Schadstoffe, weniger Pollen, Staub und Schimmelpilze. Eine Liegekur geht über einen Zeitraum von mindestens 3 Wochen, wobei sich der Patient täglich zwei Stunden in der Höhle aufhält. Pro Jahr vertrauen rund 150 Kurgäste dieser Heilmethode, wobei es bei rund 70% der Patienten es nach dieser Kur deutlich besser geht.

Höhlenlabor

In einem weiteren Seitenteil der Höhle befindet sich das einzige Höhlenlabor Deutschlands. Dieses Forschungslabor ist schon vor Jahrzehnten eingerichtet worden. Hier werden Untersuchungen zu Höhlenklima, Tropfwasserzyklen im Bezug zum Niederschlag sowie weitere Höhlenspezifische und Hydrologische Untersuchungen von ehrenamtlichen Mitgliedern der Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken durchgeführt.

Tourismus

Die Teufelshöhle stellte schon immer eine ausgesprochene Touristenattraktion dar, schon nach der ersten Teilerschließung der Höhle im August 1923 setzte ein Massenbesuch ein. Der Fremdenverkehr hat damit in Pottenstein einen enormen Aufschwung erhalten. In den Spitzenjahren der Höhle kamen dann über 300.000 Besucher im Jahr. In den 80er Jahren ist dann ein Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen gewesen. 1991 hat die Besucherzahl noch über 200.000 Besucher gelegen. Auch in den 90er Jahren gab es, wie auch bei vielen anderen Schauhöhlen auch, einen Rückgang der Besucherzahl. In den letzten Jahren sind die Besucherzahlen verhältnismäßig stabil gewesen und haben sich auf einen Wert von rund 160.000 eingependelt. Im Jahr 2005 Besuchten knapp unter 160.000 Besucher die Höhle. Mit diesem Wert gehört die Teufelshöhle bei den Schauhöhlen zu den Top drei in Deutschland. Die Teufelshöhle hat allerdings ihren Alleinstellungsmerkmal in Pottenstein verloren. Die einzelnen Einrichtungen haben seit 1994/95 enorm zugenommen. Im Jahr 2005 besuchten 650.000 Besucher die Erlebnismeile in Pottenstein, bei steigender Tendenz.

Ein Gang durch die Höhle

Die Führung in der Teufelshöhle beginnt im Kuppelsaal. Dort gibt es auch eine kleine Ausstellung mit Werkzeugen und Bergbaugeräte, wie Pressluftbohrer und Loren, die bei der Erschließung damals benutzt worden sind. Neben verschiedenen Gesteinsarten gibt es auch einen aufgeschnitten Tropfstein zu bewundern.

Von diesem ersten Höhlenraum aus geht es dem früheren Teufelsloch folgend weiter, bis zum Ende der ehemals 80 Meter langen Höhle. Gleich nach der Durchbruchsstelle gelangt man zu den ersten Tropfsteinformationen.

Man kommt an der Papstkrone vorbei, die überwiegend aus Stalagmiten besteht. Anschließend sieht man die Orgel und dann das Vorhanggebilde, das aus Sinterfahnen und Stalagmiten besteht. Diese Gruppen werden alle auf 10.000 - 15.000 Jahre geschätzt.

Als nächstes gelangt man zur Bärenhöhle.

In der Bärenhöhle sieht man in einer Felsennische das Skelett eines Bären. Der Bär wurde in den 50er Jahren von dem Münchner Paläontologen Max Schlosser zusammengesetzt. Vor etwa 30.000 Jahren hat der Höhlenbär hier gelebt und war rund drei Meter groß und 400 Kilogramm schwer. In drei kleinen Nischen sieht man weitere Bärenknochenreste, von einst 80 Exemplaren die in der Teufelshöhle gefunden worden sind.

Durch die Nibelungengrotte geht es weiter zum Barbarossadom, dem schönsten Raum der Teufelshöhle.

Der Barbarossadom ist 45 Meter lang, 18 Meter breit und bis zu 15 Meter hoch, darüber liegt noch eine Felsendecke von 52 Meter Mächtigkeit. Der Barbarossadom ist Mittelpunkt und Prunksaal der Teufelshöhle, man sieht Tropfsteingebilde, deren Pracht jeden Besucher überrascht. Der ansteigende Hügel in der Mitte des Raumes wird Zaubergarten genannt. Er wird von zahlreichen Kerzenstalagmiten unterschiedlichster Größe geprägt. In der Mitte des Raumes, zwischen den Kerzenstalagmiten, thront Kaiser Barbarossa, ein feingegliederter, pagodenförmiger Tropfstein. Das wohl schönste Tropfsteingebilde der Höhle ist ca. 1,20 Meter hoch und wird auf über 500.000 Jahre geschätzt. Die mächtige Sintermasse, die wasserfallartig aus einer Seitenhöhle hervorquellt, wird Barbarossabart genannt. Der in feinste Einzelfiguren aufgelöste Barbarossabart wird auf rund 500.000 Jahre geschätzt. Die tiefste Stelle der Höhle, die 70 m unter der Höhlenoberfläche liegt, wird durch einen Scheinwerfer markiert. Bei starken Regenfällen oder während der Schneeschmelze im Frühjahr, sammelt sich hier das durch Klüfte und Spalten von außen eindringende Sickerwasser und bildet dann einen kleinen kristallklaren See.

Der Besucherweg führt abwärts gehend um den Zaubergarten herum und endet an dem Fuß einer steilen Wand. Über den Kalvarienberg geht es 115 Stufen nach oben und am Ende des Kalvarienberges sieht man rechts die Kreuzigungsgruppe.

Die Kreuzigungsgruppe wird grün und rot beleuchtet. Die drei großen Tropfsteine stellen die Kreuzstämme dar, das zuschauende Volk wird mit den kleinen Stalagmiten davor angedeutet.

Den Wege folgend gelangt man zu der Drei-Kaiser-Grotte.

In der Drei-Kaiser-Grotte ziehen wieder drei Tropfsteinskulpturen ihren Blick auf sich. Ein großer und zwei kleinere Tropfsteine mit seltener Reinheit und einem Alter von annähernd 800.000 Jahre für den größeren Tropfstein.

Über die Hexenschlucht, ein romantischer Durchgang, gelangt man zum Riesensaal.

Der Riesensaal ist der größte Raum der Teufelshöhle. Die fasst 50 Meter dicke Felsendecke wölbt sich in 13 Meter Höhe über den 30 m langen und 16 m breiten Saal. Die Decke ist von verwirrenden Kolken, Überhängen und Rissen durchzogen. Rund 3,5 Meter hoch und ein Alter von 1 Millionen Jahren hat der sogenannte Baum. Die Baumkrone wird von den kleinen Röhren der Kalkausscheidungen an der Decke gebildet. Der Tropfstein selber stellt den Stamm dar und die beleuchteten Fächer unten sind die Wurzeln. Der Riese Goliath ist der größte Tropfstein der Teufelshöhle. Die gewaltige Tropfsteinskulptur, mit einem Alter von 1 Millionen Jahren, steht in der Mitte des Riesensaales. Die Tropfsteinformation an der Felswand, an der ein rotes Licht versteckt brennt, wird als kleine Kapelle bezeichnet. Ein kleines Türmchen ziert ihr Dach. Links von der kleinen Kapelle fallen weiße Tropfsteinausbildungen ins Auge, Bergeis und Bergkristall genannt. Sie bestehen aus kohlensaurem Kalk. Ihre helle Farbe erklärt sich damit, dass das durch den Fels sickernde Wasser weder Lehm noch Sand oder Eisenstoffe mit sich führt.

Nach dem Riesensaal kommt man an der Kristallgrotte vorbei.

Dem engen Gang folgend geht es zum Kerzensaal, der geprägt von Kerzenstalagmiten ist.

Nach dem Kerzensaal geht es einige Stufen aufwärts zu den Tabakblättern. Sie werden dargestellt von Sinterfahnen mit dem aussehen von Tabakblättern.

Bis zum künstlich angelegten Höhlenausgang sind es nur noch wenige Meter.

Nach 800 Metern und 407 Stufen, wovon 285 Meter künstlich angelegte, Stollenartige Gänge sind, gelangt man in eine klammartige Schlucht, in der wie von Riesenhand die gewaltigen Felsen aufgetürmt sind. Der Weg führt abwärts gehend durch ein wildromantisches Felsenlabyrinth, an das kleine Teufelsloch vorbei, hinunter zum Höhleneingang.


Siehe auch

Literatur

  • August Sieghardt: Teufelshöhle Pottenstein. Hrsg. von Julius Steeger & Co. GmbH, Bayreuth 1964
  • August Sieghardt: Teufelshöhle Pottenstein 2. Auflage. 1986
  • Zweckverband Teufelshöhle: Teufelshöhle Pottenstein. Hrsg. v. Druckhaus Bayreuth, 2000
  • kleiner Höhlenführer: Teufelshöhle Pottenstein. Hrsg. v. Häusler Werbung GmbH, Bayreuth
  • Hans Binder, Anke Lutz, Hans Martin Lutz: Schauhöhlen in Deutschland. Hrsg. v. Aegis Verlag, Ulm 1993 S.68-69. ISBN 3-87005-040-3
  • Friedrich Herrmann: Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz. Hrsg. v. Verlag Hans Carl, Nürnberg 1991 S.96-99. ISBN 3-418-00356-7
  • Stephan Kempe Welt voller Geheimnisse - Höhlen. Reihe: HB Bildatlas Sonderausgabe. Hrsg. v. HB Verlags- und Vertriebs-Gesellschaft, 1997 S.101. ISBN 3-616-06739-1
  • Stephan Lang: Höhlen in Franken. Ein Wanderführer in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz. Hrsg. v. Verlag Hans Carl, Nürnberg 2000 S.105-109. ISBN 3-418-00385-0
  • Hardy Schabdach: Unterirdische Welten, Höhlen der Fränkischen- und Hersbrucker Schweiz. Hrsg. v. Verlag Reinhold Lippert, Ebermannstadt 2000 S.50-52. ISBN 3-930125-05-6
  • Helmut Seitz: Schaubergwerke, Höhlen und Kavernen in Bayern. Hrsg. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1993 S.39-42. ISBN 3-475-52750-2