Kulturlandschaft Dresdner Elbtal

Das Dresdner Elbtal (auch in der Schreibweise Dresdener Elbtal) - ein Teilabschnitt des Elbtals - ist im engeren Sinne im Vergleich zu der Dresdner Elbtalweitung bzw. der Stadt Dresden ein vorrangig kulturgeographischer Begriff, dem spätestens seit der Aufnahme in die Liste der Stätten des Weltkulturerbes der UNESCO im Juli 2004 besondere Bedeutung beizumessen ist.
Landschaft

Das Tal umfasst genauer umrissen einen Talabschnitt der Elbe mit etwa 20 km Länge vom südöstlichen (Dresden-Söbrigen) zum nordwestlichen Stadtrand (Dresden-Übigau) der sächsischen Landeshauptstadt. Gemeint ist der recht enge Bereich des Elbtalkessels, der in Mäandern durchflossen wird. Im Norden wird die Elbe dabei teilweise vom bewaldeten Elbhang begrenzt, auf den sie im Bereich des Blauen Wunders trifft. Da das Elbtal klimatisch begünstigt ist, wird am Elbhang an mehreren Stellen Wein angebaut, so zum Beispiel um Pillnitz und Wachwitz. Wesentlicher Bestand sind die Elbwiesen, die alle Bestandteile verbinden. Im Rahmen der Stadtentwicklung der Stadt Dresden spielte und spielt die Erhaltung und Einbeziehung des Stadtgrüns eine zentrale Rolle.
Erwähnenswert bleibt, dass die aufgebaute Dresdner Innenstadt alleine nicht in die Liste aufgenommen werden könnte. Einzig die Flusslandschaft gilt als original erhalten und erfüllt damit das Hauptkriterium.
Bestandteile

Zum Welterbe zählen zahlreiche Objekte aus verschiedenen Jahrhunderten. Dazu zählen neben der Altstadt von Dresden, mit ihren bekannten Bauwerken Zwinger, der Brühlschen Terrasse, der Semperoper und der Frauenkirche gleichfalls zahlreichen alte Dorfkerne aus der Zeit der sorbischen Besiedlung auf beiden Seiten der Elbe. Beispiel dafür sind - neben Pillnitz - Hosterwitz, Loschwitz und Blasewitz.
Entlang der Elbe befinden sich weitere Schlösser und Villen. Das Schloss Pillnitz mit idyllisch in den Weinbergen gelegenen Weinbergkirche befindet sich ganz im Südosten des Kulturraums. Am Elbhang befinden sich das Schloss Albrechtsberg, das Lingnerschloss und Schloss Eckberg. Das Ende des Raums bildet das Schloss in Übigau.

Ebenfalls Bestandteile der Kulturlandschaft sind erhaltene Technische Denkmäler wie das Blaue Wunder, Schaufelraddampfer der Weißen Flotte oder der Erlweinspeicher.
Durch die Charakterisierung als "sich entwickelnder Kulturraum" wurde der Stadt Spielraum zur weiteren - auch modernen - Bebauung der Gebiete gelassen. Schon jetzt befinden sich mit der Synagoge und dem Landtag zwei Gebäude in der Kernzone des Kulturerbes, die in modernen Bauweisen errichtet sind. Ebenfalls legitim ist die andersartige Verwendung von Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen. Zum Beispiel befindet sich heute ein Messegelände im "Neuen Schlachhof", der zu den Technischen Denkmälern zählt.
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Elbwiesen am Dresdner Waldschlösschen
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Elbtal westlich der Altstadt
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Elbtal östlich der Altstadt
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Elbhangschlösser
Kriterien und Bedeutung
Die UNESCO sieht zur Bewertung von Kultur- oder Naturgüter verschiedene Kriterien vor. Von diesen erfüllt das Dresdner Elbtal die Kriterien ii, iii, iv und v. Die Erfüllung begründet die UNESCO wie folgt [1]:
- (ii): „Das Dresdner Elbtal ist ein Kreuzungspunkt für Kultur, Wissenschaft und Technologie gewesen. Seine Kunstsammlungen, Architektur, Gärten- und Landschaftsobjekte waren wichtige Bezugspunkte für die Entwicklung Mitteleuropas im 18. und 19 Jahrhundert.“
- (iii): „Das Dresdner Elbtal enthält herausragende Zeugnisse höfischer Architektur und Festlichkeit genau wie bekannte Beispiele von bürgerlicher Architektur und ein industrielles Erbe, die die europäische Stadtentwicklung in die industrielle Ära repräsentieren.“
- (iv): „Das Dresdner Elbtal ist eine herausragende Kulturlandschaft, eine Ensemble, das barocke Umgebungen und vorstädtische Gartenstädte in eine künstlerische Gesamtheit innerhalb des Flusstals integriert.“
- (v): „Das Dresdner Elbtal ist ein herausragendes Beispiel der Landnutzung, die die aussergewöhnliche Enticklung einer wichtigen zentraleuropäischen Großstadt aufzeigt. Der Wert dieser Landschaft ist seit langem anerkannt steht nun aber unter dem Druck von Veränderung.“
Aus der letzten Begründung ergibt sich die Interpretation der „sich entwickelnden Kulturlandschaft“ deren Entwicklungscharakter bishin zur Gefährung der gesamten Landschaft diskutiert wird.
Gefährdung
Ein Jahr nach der Verleihung des Titels Weltkulturerbe besteht die Gefahr, dass das Dresdner Elbtal auf die Rote Liste des Welterbes gesetzt wird. An der breitesten Stelle der Elbwiesen soll die Elbe durch eine vierspurige Straßenbrücke, der Waldschlößchenbrücke, gequert werden. Zwar sei das Welterbe-Komitee über eine geplante Brücke informiert gewesen, zu Standort und Ausmaßen wurden jedoch offenbar falsche Angaben gemacht. Das Welterbe-Komitee hat daher im November 2005 genauere Informationen über das geplante Bauwerk von der Stadt Dresden angefordert.
Anfang 2006 bezeichnete der Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg die Bedenken der UNESCO lediglich als Kommunikationsproblem. Entgegen der Empfehlung der Welterbekommision bestand er auf einen Baubeginn im März 2006, noch bevor die UNESCO über dieses Thema beraten will. Daraufhin ließ der Direktor des Welterbezentrums Francesco Bandarin gegenüber der Lokalen Zeitung verlauten, dass die Brücke in dieser Form keinesfalls akzeptabel sei. Die Deutsche UNESCO-Kommission in Bonn wertete die Aussagen als „Affront“. Der stellvertretende Generalsekretär der Organisation, Dieter Offenhäußer sagte „Das wird Folgen für die Entscheidung der UNESCO haben und lässt Schlimmes ahnen.“ Nach deutschlandweiter Kritik und Besuch vom Auswärtigen Amt wurde der Baubeginn der Brücke ausgesetzt um die Entscheidung der UNESCO bezüglich der Gefährdung abzuwarten. Seit dem Konflikt mit der UNESCO wird auch die Tunnelvariante an selber Stelle als Alternative erörtert.
Im April 2006 wurde das von der UNESCO geforderte unabhängige Gutachten des Aachener Stadtplaners Kunibert Wachten veröffentlicht. Er bescheinigt der Brücke gravierende negative Auswirkungen auf das Elbtal, vor allem auf Sichtbeziehungen und den Gesamteindruck. Die "Waldschlößchenbrücke zerschneidet den zusammenhängenden Landschaftsraum des Elbbogens an der empfindlichsten Stelle und teilt ihn irreversibel in zwei Hälften. Die visuellen Auswirkungen der projektierten Waldschlößchenbrücke seien gravierend und bedeuteten eine irreversible Schädigung der besonderen Qualitäten des Elbtals", so der Inhalt laut der Sächsischen Zeitung.
Fußnoten
Weblinks
- Präsentation der UNESCO
- Karte der Stadt Dresden
- Unabhängiges Gutachten zur Gefährdung des Titels durch die Waldschlößchenbrücke (PDF 3,5 MB)
- Fotos Lingnerschloss
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