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Johann Konrad Herold

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Johann Konrad Herold von Höflingen auf Schönau; Kupferstich von Carl Gustav von Amling, München 1674

Johann Konrad Herold von Höflingen, ab 1665 auf Schönau (* 1612 in Ellingen im Nordgau; † 26. Juli 1682 in München) war ein Prorektor der Rechtsschule der Universität Padua, Apostolischer Protonotar, kurbayerischer Geistlicher Rat und Prinzenerzieher in München sowie Titularpropst von Kloster Sankt Peter am Madron bei Flintsbach am Inn.

Leben

Johann Konrad Herold entstammte einer niederadeligen Familie, die von Kaiser Rudolph II. (reg. 1576–1612) den Reichsadelsstand erhalten hatte.[1] Er war ein Sohn des Syndikus der Deutschordensballei Franken Advokat Johann Jakob Herold († 1632)[2] und dessen Frau Anna Maria Vöst. Seine Schwester Maria Elisabeth Herold (1599–1657) war von 1633 bis zu ihrem Tod Äbtissin des Zisterzienserinnen-Kloster Oberschönenfeld.[3]

1625 legte Johann Konrad Herold ein Album Amicorum an, das sich um 1890 im Besitz von Fürst Franz Joseph von Auersperg (František Josef z Auerspergu) (1856–1938) in Schloss Žleby befand. Als Stationen von Herolds akademischer Ausbildung bzw. seiner Grand Tour werden darin Padua, Pavia, Bourges, Paris, Amsterdam, Dresden, London, Bologna und Rom erwähnt.[4] Das Album enthielt etwa 400 Einträge insbesondere von Adeligen.

Johann Konrad Herold studierte 1627 an der Universität Bourges, wo er sich in das Stammbuch von Johann Scheib, dem Präzeptor des Grafen Leopold Friedrich von Hohenzollern-Hechingen († 1659), eintrug.[5] 1629 trug sich Jean Conrad Heroldt in Bourges in das Stammbuch von Yves Dugué (* um 1601; † 1661) ein.[6]

Iohannes Conradus Heroldt ad Norgoviam nob[ilis] Germanus Francus studierte später Rechtswissenschaften an der Rechtsschule der Universität Padua (Universitas Juristarum Gymnasii Patavini) und war dort zweimal Consiliarius (Syndikus) der deutschen Nation. Von 1636 bis 1639 wurde er dreimal zum Prorektor der Universität gewählt. Padua stand zu dieser Zeit unter der Oberherrschaft der Republik Venedig. 1637 trug sich Giovanni Conrado Heroldt mit seinem Wappen in das Stammbuch von Adam Carl von Lípa ein.[7] 1639 verfasste er ein Manuskript über den Adel in Deutschland und im Frankenland, das sich auch mit der Geschichte seiner Familie beschäftigte.[8]

In Padua heiratete er Lucretia Camilla Dulcia (1620–1645), die nach seiner Angabe der vornehmen, ursprünglich aus Venedig stammenden Familie Dulce (ex illustri Dulciorum Venetorum Prosapia)[9] angehörte. Sie sei verwandt mit einem Kardinal (Duraviorum Cardinalis … neptis)[10] und einem Dogen von Genua. 1643 hielt sich Herolds Familie in Venedig auf. Dort starb der jüngste Sohn Johann Jakob Valentin noch im Säuglingsalter; er wurde im Schiff der Kirche San Giovanni beigesetzt.[11]

Am 21. Juli 1645 befand sich Herold mit seiner Familie und dem Vater seiner Ehefrau auf einer Schiffsreise auf der Donau zum kaiserlichen Hof in Wien. Ihr Fahrzeug verunglückte an der hölzernen Brücke von Donaustauf, dabei ertranken Herolds 24-jährige Frau Lucretia Camilla und sein 5-jähriger Sohn Johann Franz Anton, die sich nicht aus der Schiffshütte befreien konnten.[11] Johann Konrad Herold, der gerettet wurde, ließ Frau und Sohn in der Niedermünsterkirche in Regensburg beisetzen und stiftete 1646 zur Erinnerung eine Schiefertafel mit Goldinschrift, die später im Kreuzgang des Regensburger Doms angebracht wurde.[12]

Herold trat als Witwer in den geistlichen Stand. Ihm wurde der päpstliche Titel eines Apostolischen Protonotars verliehen. Er wurde Geistlicher Rat des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern und war Instructor (Hauslehrer) des Kurprinzen Ferdinand Maria von Bayern. Von 1649 bis zu seiner Resignation 1653 war er Domherr des Kollegiatstiftes Zu Unserer Lieben Frau in München, von 1651 bis 1678 Inhaber des Pütrich'schen Benefiziums an der Kirche St. Elisabeth am Herzogspital.[13] 1655 widmete Herold dem Kurfürsten Ferdinand Maria in italienischer Sprache eine Auslegung des Responsoriums (Lobgedichtes) aus dem Officium rhythmicum S. Antonii, das der Franziskaner Cäsarius von Speyer 1233 zwei Jahre nach dem Tod Antonius' von Padua verfasst hatte. Während seines Reichsvikariates nach dem Tod Kaiser Ferdinands III. bestätigte Kurfürst Ferdinand Maria den Reichsadelsstand für Johann Conrad und seinen Neffen Augustin Oswald Herold († nach 1707) von Höflingen und Schönau am 19. Juni 1658 durch ein Adel-Anerkennungsdiplom.[1]

Nach dem Tod des Hans Ludwig von Pertolzhofen († 1665) wurde der Geistliche Rat und päbstliche Protonotar Johann Konrad Herold mit der Landsasserei Schönau belehnt.[14] Am 5. Dezember 1674 wurde er von Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern auf die Propstei des Klosters Sankt Peter am Madron präsentiert.[15][16]

Johann Konrad Herold errichtete am 12. Januar 1682 sein Testament,[17] starb 70jährig am 26. Juli[18] und wurde am 27. Juli 1682 beerdigt.[16]

Familie

Johann Konrad Herold heiratete um 1639 Lucretia Camilla Dulcia (* 30. August 1620;[19] † 21. Juli 1645) aus Padua. Ihre beiden Söhne waren:

  1. Johann Franz Anton (* 9. November 1639;[19] † 21. Juli 1645 in Donaustauf),
  2. Johann Jakob Valentin (* 14. Februar 1643;[19] † 12. September 1643 in Venedig).

Johann Konrad Herold überließ die Besitzung Schönau 1672 seinem Neffen Augustin Oswald Herold von Höflingen zu Schönau, der vom 5. August 1658 bis zum 29. November 1666 (Resignation) Münchener Chorherr war.

Stammbucheintrag des Johann Konrad Herold mit Wappen in Padua, 1637

Wappen

Blasonierung: Schild rot-blau gespalten, darüber ein silberner Balken, überdeckt von 3 gekreuzten goldenen Heroldsstäben.

Wahlspruch

„Nihil homine dignius quam de omnibus bene mereri - Nichts ehrt den Menschen mehr, als sich um jedermann wohlverdient zu machen“.

Darstellung in der Kunst

Carl Gustav von Amling (1650–1703): Bildnis des D. Joanni Conrado Herold ab Hofflingen in Schönau, „C. G. ab Amling Delin[eator] et Sculptor.“ Kupferstich. München 1674 (Digitalisat der Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. II,486,28)

Quellen

  • Additamentum seu statutorum universitatis juristarum liber quintus nuper adjunctus, sub prorectoratu Joan. Conrad. Heroldt. Padua 1637[20]
  • Oratio pro solemni restauratione Patauini Archylycei. Habita in basilica cathedrali a Ioanne Gritti[21] patricio Cretense. Almae Vniuersitatis iuristarum decreto anno epochae Christianae 1638. Syndico ac prorectore illustrissimo domino Io. Conrado Heroldt nobile Germano Franco. Ad illustriss. et excellentiss. d. Ioan. Baptistam Grimanum[22] Patauii praefectum. Io. Baptistae Pasquati, Cristoforo Zanetti, Padua 1638
  • Beschreibung dess an der Bruggen zue Thonnenstauff den 21 July Anno 1645 geschehenen laidigen Schiffs Undergangs. (Eingehender Bericht des Joh. Conr. Heroldt (vormals Vicerector in Padua …) über das Unglück, bei dem seine Gattin Lucretia Camilla und sein Sohn Johann Francis ihr Ende fanden … Epitaphia für die beiden Verunglückten und einen andern Sohn); Universitätsbibliothek Göttingen (Histor. 114, Blätter 222–244)[23]
  • Siste Viator obstupesce [= Halt ein, Wanderer, Gedenke!; Gedenkstein in Regensburg] und Grabstein Nr. 9 auf der Erden. In: Johann Carl Paricius: Allerneueste und bewaehrte Nachricht Von der des Heil. Roem. Reichs Freyen Stadt Regensburg. Seiffart, Regensburg 1753, S. 215–217 und 221 (Google-Books)
  • Luigi-Ignazio Grotto dell'Ero (Bearb.): Della Universita di Padova cenni ed iscrizioni. Crescini, Padua 1841, S. 14f (Google-Books)
  • Lucia Rossetti (Bearb.): Gli stemmi dello studio di Padova. Lint, Triest 1983, S. 12, 78, 81, 296 und 322

Werke

  • Giovanni Conrado Herold: Responsorio Del Gloriosissimo S. Antonio Di Padoa. Interpretato. Con Diuotissimi Affetti, & Orationi per li sette giorni della settimana, e l'Officio dalla sua Santa Vita nuouamente raccolto. Luca Straub, München 1655 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)

Literatur

  • Giacomo Filippo Tomasini: Gymnasivm Patavinvm Iacobi Philippi Tomasini episcopi Æmoniensis libris 5. comprehensum … De Gymnasii origine … De Professoribus. Nicolaus Schiratti, Utini 1654, S. 454, 456f, 468, 471, 486 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Sebastian Dachauer: Geschichte der Kirche am Petersberge und der Burgen Falkenstein, Kirnstein und Auerburg. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte 2 (1840), S. 356–401, bes. S. 400
  • Biagio Brugi: Giovanni Conrado Heroldt. Sindaco e prorettore della Università dei Giuristi in Padova (1636–1639). In: Atti e memorie della Reale Accademia di Scienze, Lettere ed Arti in Padova 8 (1891/92), 217–222 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Gustav C. Knod: Nachrichten. Humanismus. Universitäten. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 16 (1896), S. 681–707, bes. S. 702
  • Peter Pfister: Das Kollegiatstift zu Unserer Lieben Frau in München (1495–1803). In: Georg Schwaiger, Hans Ramisch (Hrsg.): Monachium sacrum: Festschrift zur 500-Jahr-Feier der Metropolitankirche Zu Unserer Lieben Frau in München, Bd. I. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1994, S. 291–473, bes. S. 310, 404f und 449f

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Maximilian Gritzner (Bearb.): Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte, Bd. I. C. A. Starke, Görlitz 1880, S. 31.
  2. Vgl. Hermann Seis: Hexenjagd in Ellingen, Bd. I. (Ellinger Hefte 17). Stadtarchiv, Ellingen 2002, S. 7-10; Hermann Seis: Johann Jacob Heroldt: „Ich, Johann Jacob Heroldt, der Rechten Doctor …“, Balleirat in Ellingen; seine Biografie, seine Aufgaben und seine Familie. (Ellinger Hefte 24). Stadtarchiv, Ellingen 2003.
  3. Vgl. Werner Schiedermair (Hrsg.): Kloster Oberschönenfeld – die Chronik der Elisabeth Herold. Josef Fink, Lindenberg 2011.
  4. Vgl. Biagio Brugi: Giovanni Conrado Heroldt. Sindaco e prorettore della Università dei Giuristi in Padova (1636–1639). In: Atti e memorie della Reale Accademia di Scienze, Lettere ed Arti in Padova 8 (1891/92), 217–222, bes. S. 221.
  5. Eintrag vom 21. August 1627; Württembergische Landesbibliothek Stuttgart (Cod. Don. G II 9, Blatt 116) (Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart).
  6. Eintrag vom 2. November 1529; Archives Départementales du Cher, Bourges (Ms. 422, Blatt 77).
  7. Eintrag vom 10. Juni 1637; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (314 Extrav. 8°, Blatt 62) (Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel).
  8. Vgl. Don E. Herrold: The Herrolds. Tulsa, Oklahoma 1992 S. 30. Die Handschrift, die in der Universität Padua aufbewahrt werden soll, ist bibliothekarisch nicht nachweisbar.
  9. Vgl. Lodovico Dolce (1508–1568) oder den Diplomaten Agostino Dolce (1561–1635) aus Venedig. Gian Vincenzo Dolce († 1554) war seit 1516 Kanoniker in Padua.
  10. Gemeint ist vielleicht Francesco Stefano (François-Etienne; Etienne II; Franciscus Stephanus) Dulci aus Orvieto (d'Urbietum), 1609–1624 Erzbischof von Avignon.
  11. a b Vgl. Johann Carl Paricius: Allerneueste und bewaehrte Nachricht Von der des Heil. Roem. Reichs Freyen Stadt Regensburg. Seiffart, Regensburg 1753, S. 215–217 und 221; alle späteren Berichte sind von dieser Darstellung abhängig.
  12. Vgl. Felix Mader (Bearb.): Stadt Regensburg. (Die Kunstdenkmäler von Bayern 2,22,1). Oldenbourg, München 1933, S. 195f.
  13. Vgl. Ernest Geiss: Geschichte der Stadtpfarrei St. Peter in München. Königlicher Central-Schulbücher-Verlag, München 1867, S. 398.
  14. Vgl. Wilhelm Nutzinger: Neunburg Vorm Wald. (Historischer Atlas von Bayern I/52), Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1982, S. 202.
  15. Vgl. Sebastian Dachauer: Geschichte der Kirche am Petersberge und der Burgen Falkenstein, Kirnstein und Auerburg. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte 2 (1840), S. 356–401, bes. S. 400.
  16. a b Vgl. Peter Pfister: Das Kollegiatstift zu Unserer Lieben Frau in München (1495–1803). In: Georg Schwaiger, Hans Ramisch (Hrsg.): Monachium sacrum: Festschrift zur 500-Jahr-Feier der Metropolitankirche Zu Unserer Lieben Frau in München, Bd. I. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1994, S. 291–473, bes. S. 404.
  17. Urkunde vom 1. Juni 1683 (nach dem Tod des Erblassers); Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (KUFrauenchiemsee, Urkunde Nr. 1468).
  18. Vgl. Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, Bd. II. Georg Joseph Manz, Regensburg 1863, S. 145; hier fälschlich „1683“ (Google-Books)
  19. a b c Errechnet nach dem Regensburger Epitaph und Grabstein.
  20. Vgl. Catalogus Librorum Impressorum Bibliothecae Bodleianae in Academia Oxoniensi, Bd. III. Typographeum Academium, Oxford 1843, S. 57.
  21. Giovanni (Ioannes) Gritti aus Rethymno auf Kreta, Maler und Bildhauer; vgl. Giacomo Filippo Tomasini: Gymnasivm Patavinvm Iacobi Philippi Tomasini episcopi Æmoniensis libris 5. comprehensum … De Gymnasii origine … De Professoribus. Nicolaus Schiratti, Utini 1654, S. 486 und 488; Lucia Rossetti (Bearb.): Gli stemmi dello studio di Padova. Lint, Triest 1983, S. 326.
  22. Giovanni Battista Grimani († 1648), 1638 Bürgermeister (von Venedig bestellter Podestà) von Padua, später Generalkapitän von Venedig im Krieg um Kreta.
  23. Wilhelm Meyer (Bearb.): Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Bd. I Hannover, Teil 2 Göttingen, Tbd. 2. A. Bath, 1893, S. 37f.