Kammerwasser
Das Kammerwasser (Humor aquosus) ist eine klare Körperflüssigkeit in der vorderen und hinteren Augenkammer.
Stoffwechsel
Das Kammerwasser wird von Carboanhydrasen des Strahlenkörpergewebes aus Blutbestandteilen gebildet. Ähnlich wie bei der Blut-Hirn-Schranke sorgen ultrastrukturelle Zellabdichtungen für eine hochspezifische chemische Zusammensetzung des Kammerwassers (Blut-Kammerwasser-Schranke).
Weg des Kammerwassers
- Ziliarfortsätze (Produktion)
- hintere Augenkammer (zwischen Iris und Linse)
- vordere Augenkammer
- Kammerbucht
- Kammerwinkel
- Schlemmscher Kanal
- Venen
Das Kammerwasser wird in die hintere Augenkammer abgegeben und gelangt durch die Pupille auch in die vordere Augenkammer. Hierbei entsteht ein Kreislauf; an der Vorderseite der Iris steigt das Kammerwasser aufgrund der höheren Temperatur nach oben um daraufhin an der kühleren Hornhautrückfläche abzusinken. Dann wird es im sog. Kammerwinkel (Angulus iridocornealis) über den Schlemm-Kanal resorbiert und gelangt über den Plexus venosus sclerae, einem venösen Geflecht in der Sclera, wieder in den Blutkreislauf. Bei einigen Tierarten erfolgt der Abfluss jedoch v.a. über die Gefäße des Ziliarkörpers und der Iris (uveoskleraler bzw. uveovortikaler Abfluss).
Funktion
Folgende Funktionen des Kammerwassers sind bekannt:
- Lichtbrechung
- Ernährung von Hornhaut und Linse
- Aufrechterhaltung des hydrostatischen Augeninnendrucks.
- Aufrechterhaltung des Immunprivileges der vorderen Augenkammer. Im Kammerwasser gelöste Zytokine wie TGF-Beta und FAS-Ligand führen dazu, dass normalerweise fast keine Abstoßungsreaktionen nach Keratoplastik beobachtet werden.
Krankheiten
Störungen der Kammerwasserzirkulation können zu einem Augeninnendruckanstieg führen und damit zur Ausbildung eines Glaukomes (Grüner Star) beitragen. Ein Druckabfall durch Kammerwasserverlust (meist nach Augenoperationen oder Augenverletzungen) kann zu einer Aderhautschwellung oder Netzhautablösung führen. Störungen des Immunprivileges der vorderen Augenkammer führen zu einer deutlichen Verschlechterung der Prognose einer Keratoplastik.