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Mumps

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Mumps (Parotitis epidemica, Salivitis epidemica), umgangssprachlich auch Ziegenpeter genannt, ist eine ansteckende Virusinfektion, die zu den Kinderkrankheiten gezählt wird.

Erreger

Mumps-Virus

Der Verursacher dieser Erkrankung ist das Mumps-Virus Paramyxovirus parotitis, ein behülltes Einzel(−)-Strang-RNA-Virus [ss(−)RNA] aus der Familie der Paramyxoviridae, Unterfamilie Paramyxovirinae, Gattung Rubulaviren. Der Mensch ist das einzige Erregerreservoir.

Vorkommen

Mumps kommt auf der ganzen Welt endemisch vor.

Übertragung

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, direkten Kontakt oder seltener durch speichelverschmutzte Gegenstände. Das Virus wird auch im Urin und der Muttermilch ausgeschieden.
Patienten sind drei bis fünf, maximal sieben Tage vor Ausbruch der Erkrankung bis in die frühe Rekonvaleszenz, aber maximal bis zum neunten Tag nach Ausbruch der Erkrankung ansteckend.

Krankheitsverlauf/Symptome

Fünfjähriger Mumps-Patient mit typischer Schwellung der Ohrspeicheldrüse

Vor Einführung der allgemein empfohlenen Impfung erkrankten die meisten Kinder zwischen dem zweiten und 15. Lebensjahr. Jungen erkranken häufiger als Mädchen. Seit Einführung der Impfung ging die Häufigkeit drastisch zurück. Die Inkubationszeit beträgt zwölf bis 25, im Mittel 16 bis 18 Tage.

Mumps zeigt eine große Variabilität im Erscheinungsbild. Mindestens 30 bis 40 Prozent der Infektionen verlaufen symptomlos (stille Feiung). Als häufigste Symptome treten Fieber und eine ein- oder noch häufiger doppelseitige entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) auf. Nicht selten sind auch andere Speicheldrüsen (einschließlich der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)) betroffen. Das zentrale Nervensystem ist klinisch relevant in drei bis 15 Prozent in Form einer aseptischen Meningitis betroffen. Diese kann bereits eine Woche vor bis zu drei Wochen nach Beginn der Ohrspeicheldrüsenentzündung oder auch isoliert auftreten. Während oder nach der Pubertät kommt es bei 25 bis 30 Prozent der männlichen Betroffenen zu einer Hodenentzündung (Mumpsorchitis). Diese beginnt am Ende der ersten Krankheitswoche mit erneutem Fieberanstieg, starker Schwellung und Druckschmerzhaftigkeit meist nur eines Hodens. Seltene Manifestationen sind Eierstockentzündung, Schilddrüsenentzündung, Entzündung der Regenbogenhaut am Auge, Herzmuskelentzündung, Nierenentzündung und Mumpsenzephalitis.

Die Erkrankung hinterlässt in der Regel eine lebenslange Immunität. Zweiterkrankungen sind möglich, aber selten.


Komplikationen

Mumps ist eine akute, selbstlimitierende, gutartige Erkrankung. Todesfälle kommen heutzutage praktisch nicht mehr vor. Chronische Erkrankungen des Zentralnervensystems werden vereinzelt beschrieben. Nach Mumpsmeningitis kann in etwa 1 : 10.000 Infektionen eine Innenohrschwerhörigkeit auftreten. Auch die Mumpsenzephalitis kann zum Beispiel Lähmungen als bleibende Schäden verursachen. Nach Mumpsorchitis kann es zu einer einseitigen Hodenatrophie kommen. Unfruchtbarkeit ist jedoch ungewöhnlich. Nach heutiger Auffassung besteht kein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Mumps und Diabetes mellitus Typ I. Bei Mumps während der Schwangerschaft ist im ersten Drittel mit einer erhöhten Rate an Fehlgeburten zu rechnen. Eine Mumpsembryopathie ist nicht bekannt. Neugeborene und junge Säuglinge erkranken selten. Unbehandelt kann die Krankheit auch zum Tode führen.

Diagnose

Bei typischer Symptomatik im Rahmen einer Epidemie kann die Diagnose klinisch gestellt werden. Im Einzelfall kann die Diagnose durch Bestimmung der spezifischen Antikörper im Serum bestätigt werden (zum Beispiel mittels ELISA). In besonderen Fällen ist auch die Virusanzucht oder der Nachweis mumpsspezifischer RNA durch Polymerase-Kettenreaktion aus Rachenabstrich, Speichel, Liquor, Urin oder Biopsiematerial möglich. Ein hinweisender Befund kann die Erhöhung der Serumamylase sein. Die Immunität einer Person kann leicht durch Bestimmung mumpsspezifischer IgG-Antikörper festgestellt werden.

Therapie

Es gibt keine spezifische antivirale Behandlung. Eine symptomatische Behandlung ist selten erforderlich und beschränkt sich meist auf fiebersenkende Maßnahmen. Bei schweren Verläufen sind unter Umständen Kortikosteroide indiziert.

Prophylaxe

Es existiert eine Lebendimpfung aus abgeschwächten, auf Hühnerfibroblasten gezüchteten Mumpsviren. Er ist entweder als monovalenter Impfstoff oder in Kombination mit abgeschwächten Masern- und Röteln-Viren erhältlich. Die exakte Dauer des Impfschutzes ist nicht bekannt. In der Regel wird die Impfung sehr gut vertragen. Gelegentlich kann kurzdauerndes Fieber und eine leichte Schwellung der Ohrspeicheldrüse auftreten. Eine Impfmeningitis kommt beim heutzutage verwendeten Impfstamm nicht mehr vor. Die Mumpsimpfung gehört in Deutschland zu den von der STIKO allgemein empfohlenen Impfungen und soll als Kombinationsimpfung mit der Masern- und Röteln-Impfung ab dem elften bis zum 14. Lebensmonat und eine Wiederholungsimpfung zur Schließung von Impflücken frühestens vier Wochen nach der ersten Impfung verabreicht werden.
Gegenanzeigen gegen die Impfung sind Schwangerschaft, allergische Reaktionen auf Impfstoffbestandteile und angeborene oder erworbene T-Zell-Defekte. Eine gesicherte Hühnereiweißallergie stellt allerdings keine Kontraindikation dar! Auch Personen mit humoralen Immundefekten, Granulozytenfunktionsstörungen, Asplenie oder asymptomatischer HIV-Infektion dürfen geimpft werden.
Nach Mumpskontakt kann eine Erkrankung durch eine Impfung in der frühen Inkubationszeit nicht sicher verhindert werden. Dennoch wird die Impfung empfohlen, da sie vor Ansteckung bei nachfolgender Exposition schützt. Spezielle Mumpsimmunglobuline zur passiven Impfung gibt es nicht. Hospitalisierte Patienten mit Mumps sollen von anderen Patienten getrennt werden. Nach Abklingen der Symptome können Kinder frühestens neun Tage nach Ausbruch der Erkrankung Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen.== Quellen ==

Quellen

Literatur