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Benutzer:Dr-Victor-von-Doom/Schreibstube

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Logo der Firma „Tippco“

Tippco oder Tipp & Co. war ein Hersteller von Blechspielzeug, der von 1912 bis 1971 in Nürnberg bestand.

Geschichte

1912 bis 1933

Im Jahr 1912 gründeten Herr Carstens und Frau Tipp das Unternehmen; die Namensgeberin der Firma überliess jedoch im gleichen Jahr ihre Anteile Philipp Ullmann, der sie als als Teilhaber abgelöste und die Firma ab 1918 alleine leitete. 1919 schied Carstens ganz aus der Firma aus. Ullmann, der weltweit gute Verbindungen zu großen Kaufhäusern hatte, blieb bis 1933 alleiniger Inhaber. Die unter seiner Leitung in den 1920er Jahren produzierten Tippco-Spielzeuge waren vorwiegend Fahrzeuge, darunter Modelle von Limousinen, Straßenwalzen, Schleppern, Motorrädern, Rennwagen, Rennbahnen, Raupen, Bussen und Lastkraftwagen. Daneben stellte die Firma auch mechanische Blechfiguren, Karussells und Eisenbahnen mit Uhrwerk (sogenannte Bodenläufer) her. Ein Tippco-Katalog aus den 1930er Jahren listete etwa 160 Produkte des Unternehmens. Die bekanntesten Objekte dieser Zeit waren ein 1928 erstmals erschienener und mit einer Spiralfeder angetrieber offener Omnibus und eine 41 cm lange Limousine, die einen Mops als Kühlerfigur zeigte. Andere Fahrzeugtypen aus diesem Jahr hatten elektrische Beleuchtung oder elektrische Suchscheinwerfer. Die Feuerwehrfahrzeug und Busse von Tippco waren mit Figuren bestückt, die entweder aus Blech gefaltet waren oder von O. & M. Hausser aus Masse gefertigt waren. Die Fahrzeuge wiesen eine hohe Qualität in Lithografie sowie Verzapfung und Verlaschung des Weißblechs auf und verfügten meist über Uhrwerkantriebe.

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ging das Unternehmen allerdings 1932 in Konkurs.[1]

Zeit des Nationalsozialismus

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung floh der Jude Philipp Ullmann 1933 nach England, wo er mit seinem Kollegen Arthur Katz in einer von der Spielzeugfirma Bassett-Lowke in Northampton bereitgestellten Werkstatt mit der Fertigung von Spielzeug begann und mit den Einnahme andere jüdische Flüchtlinge unterstützte. Er nannte seine neue Firma Mettoy, die 1956 unter dem Namen Corgi Toys bekannt wurde.[2]

Als sein Nachfolger bei Tippco übernahm nun der ehemalige Direktor der Spielzeugfirma Bing Ernst Horn die Leitung der Firma. Tippco produzierte nunmehr vor allem Kriegs- und Propagandaspielzeug und wuchs zum größten Hersteller von Blechspielzeug in Nürnberg heran.[1] Zum umfangreichen Angebot gehörten Ketten- und Halbkettenfahrzeuge, Flakgeschütze, der „Eva-Braun-Wagen“, Kanonen und Wehrmachtwagen, Fliegerabwehrwagen und Panzerspähwagen. Das bekannteste Modell dieser Zeit war der 23 cm lange, in Schwarz gehaltene sogenannte „Wagen des Führers“ (ein Mercedes-Benz 770K), der von 1936 bis Kriegsende 1945 hergestellt wurde und mit silber blinkenden Zinnbeschlägen, einer Kardanwelle, Gummibereifung sowie einschlagbaren Vorderrädern bestückt war.[3]

Mit der Eröffnung eines ersten Teilstücks der Reichsautobahn 1935 brachte Tippco ein Jahr später seine blecherne Version einer Schnellstraße heraus, mit Brücken, Geraden, Kurven, Abzweigungen, einer Tankstelle sowie dazugehörigen Autos, unter denen sich auch der KdF-Wagen befand. Die „Reichsautobahn“ war beliebig erweiterbar und mit einem Uhrwerkantrieb oder in einer ungleich teureren elektrischen Ausführung erhältlich.[1]

Zwischen etwa 1935 und 1939 produzierte Tippco ein Motorrad, auf dem Mickey und Minnie Mouse zu sehen waren, allerdings war der Artikel nicht von Disney lizenziert.[4]

Obwohl Metall als Rohstoff für Kriegszwecke benötigt wurde, konnte Tippco zur Zeit des Zweiten Weltkriegs weiter Spielzeug produzieren, während andere Blechspielzeughersteller ihren Betrieb einstellen oder auf Kriegsgüterproduktion umstellen mußten.[1]

Nackriegszeit

Nach Ende des Krieges wurde der bisherige Leiter Horn abgesetzt und die Firma der 1933 enteigneten Familie Ullmann zurückgegeben. Diese setzte zunächst den zum Familienkreis gehörenden Dr. Eddmeier als Firmenleiter ein; ab 1948 leitete Ullmann die Spielwarenfirma dann mit seinem Sohn Henry.[2]

Tippco fertigte in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Nutzfahrzeuge wie Kipplaster, Traktoren, Straßenwalzen, Bagger oder Kräne, womit sich die Firma am Wiederaufbau zerstörter Städte und dem damit verbundenen alltäglichen Straßenbild orientierte. Das neue Sortiment beinhaltete auch Logistikfahrzeuge wie Postautos, Coca-Cola-Lieferwagen, Milchlaster oder Benzinlaster. Zu den nichtmilitärischen Fahrzeugen der Vorkriegsjahre, die in ähnlicher Form weiterproduziert wurden, kamen nun auch Motorräder und Motorroller sowie Schiffe, Flugzeuge, Reisebusse oder amerikanische Straßenkreuzer hinzu. Autobahnen blieben weiterhin ein wichtiges Standbein, wobei die Systeme verschiedener Hersteller oftmals miteinander kompatibel waren, wodurch sie mit Modellen der Marken Tippco, Huki oder Technofix gleichzeitig bespielt werden konnten.

Wie viele andere Blechspielzeughersteller verpasste auch Tippco die Entwicklung hin zu Plastikspielzeug vor allem durch japanische Hersteller, sodass Henry Ullmann die Firma Tippco 1971 schliessen musste.[1]

Literatur

  • Rudger Huber: Tipp & Co: grösster Blechspielzeughersteller in Nürnberg nach 1932. Tümmel, 2003, ISBN 3-92159-096-5, 271 S.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Die Geschichte von Tipp & Co. In: sammeln-sammler.de
  2. a b Tipp & Co – the real toy story. In: Antiques Trade Gazette vom 7. November 2012.
  3. Tippco WWII Models. In: DFW Elite Toy Museum, Fort Worth, Texas.
  4. Mickey and Minnie Riding a Motorcycle, a mythical 1930s Toy by Tippco, Signed T.C.O. In: Antique Toy World Magazine vom November 2017.
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