Desillusion
Der Begriff Desillusion bezeichnet die Erkennung einer zuvor als Wahrheit oder Tatsache angenommenen Idee als Illusion. Dadurch das die Illusion als das erkannt wird was sie ist (nämlich als etwas imaginäres und damit nicht-existentes) hört sie auf zu existieren.
Der Begriff ist paradoxerweise oft negativ konnotiert, obwohl dies für die Illusion ebenfalls zutrifft.
Desillusion in der Psychologie
In der Psychologie taucht der Begriff Desillusion innerhalb von Krankheitsbildern auf, die beispielsweise direkt oder indirekt mit Depressionen, Dissoziationen oder Borderline zu tun haben. Er bezeichnet hier oft den Zusammenbruch festigender Ideale oder Weltanschauungen auf die die betreffende Person ihr bisheriges Leben zumindest teilweise aufgebaut hat. Er kann aber auch außerhalb von pathologischen psychischen Problemen auftreten, so in persönlichen Krisen besonders aber in der sogenannten Midlifecrisis, die dadurch gekennzeichnet ist, dass gesteckte Ziele als unerreichbar oder nicht wünschenswert erkannt werden. Aber auch in der Pubertät kömmt es zu einer „normalen“ Desillusion, in der unter anderem die Allmacht der Erzieher und anderen Autoritäten angezweifelt wird.
Desillusion als Methode der Aufklärung
Mit zunehmender Aufklärung nimmt auch gleichzeitig die Menge der für wahr gehaltenen Überzeugungen ab, zuletzt verliert gar das Wort „Wahrheit“ seine cartesische bzw. objektive Position außer- bzw. oberhalb des Satzes, wird Wort unter Wörtern das nun auch der Sprachkritik unterworfen ist. Selbst die Aufklärung erweist sich mit ihrer Selbstzerstörung als Illusion.
Desillusion innerhalb der Selbstfindung
Die Desillusion ist auch ein zentrales Motiv der Selbstfindung, da diese unabdingbar für sie ist um den Selbstbetrug als solchen zu erkennen. Hier findet sie besonders im Rahmen der Auseinandersetzung mit den eigenen Phantasien, Träumen und Vorstellungen anwendung. Aber auch „höhere“ Teile des eigenen Denkens, wie zB. religiöse oder politische Meinungen werden innerhalb dieses Prozesses mit ihren „wahren“ Beweggründen konfrontiert, was nicht selten zu einer Aufgabe dieser Meinungen führt.
Desillusion und Gesellschaftskritik
Gesellschaftskritiken (wie zb die Frankfurter Schule und weite Teile der undogamtischen (postmarxistischen) Linken) in denen die Desillusion ein Rolle spielt lassen die Illusion als Mittel zum Vergessen auftreten, die sich mit einer unendlichen Anzahl von Manifestationen tarnt. Sei es durch völkische Ideologien wie dem Faschismus, in dem das Selbst in einem Meer der Uniformität ertränkt werden soll oder durch gedankenlosen Konsum, durch den immer neue Scheinbedürfnisse geweckt und befriedigt werden sollen um den Menschen in eine Art rastlosen Rausch zu zwingen, der es ihm unmöglich macht sich selbst und seine Handlungen zu reflektieren. Dies sind vornehmlich die Kapitalismuskritiken die das Kapital als Fetisch betrachten und folglich nicht moralisch motiviert sind.