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Museen in Kassel

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Datei:Kassel fridericianum zwehrener turm v s.jpg
Fridericianum mit Zwehrener Turm, v. S (etwa 2003-12-18)

Die Stadt Kassel verfügt über eine Anzahl von bedeutenden Museen und Ausstellungsorten.

Grundlage der heutigen Museeumslandschaft in Kassel waren die Sammlungen der Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel. Das Fridericianum, am heutigen Friedrichsplatz, eröffnet 1779, gilt als der erste öffentliche Museumsbau auf dem europäischen Kontinent. Eine Sonderrolle nimmt das "Museum der hundert Tage", die alle 5 Jahre stattfindende documenta ein.

Museen des Landes Hessen

Etwa 10km nördlich von Kassel, bei Calden, liegt das Schloss Wilhelmsthal aus der Zeit des Rokoko, das von überregionaler kunsthistorischer Bedeutung ist. Zu den Staatlichen Museen Kassel gehören weiterhin :

Schloss Wilhelmshöhe

Blick auf das Schloss von Westen nach Osten, im Hintergrund ein Teil der Wilhelmshöher Allee

Im Bergpark Wilhelmshöhe liegt das Schloss Wilhelmshöhe mit

  • der Antikensammlung
  • der Gemäldegalerie alter Meister mit unter anderem Werken der altdeutsche Malerei (Altdorfer, Dürer) und vornehmlich italienische, spanische und niederländische Malerei des Barock (Tizian, Rembrandt, Hals, Rubens etc.)
  • und der Graphischen Sammlung
  • sowie vereinzelten Wechselausstellungen.

Neue Galerie

Die Neue Galerie liegt zwischen Rathaus und Karlsaue. Das Gebäude wurde in den Jahren von 1871 bis 1877 durch den Architekten Heinrich von Dehn-Rotfelser errichtet und am 28. Dezember 1877 eingeweiht. Sie wurde aus den Steinen der nie fertiggestellten Chattenburg errichtet. Der Grundstock der Sammlungen der Neuen Galerie war die Kunstsammlung der Kasseler Mäzenin Louise von Bose (1813-1883). Das Museum zeigt europäische Malerei und Skulptur von 1750 bis zur Gegenwart und bietet darüberhinaus wechselnde Ausstellungen, überwiegend zur Kunst des 20. Jahrhunderts. In der Neuen Galerie finden sich auch etliche documenta-Ankäufe, darunter beispielsweise Arbeiten von Joseph Beuys. Eines der bekanntesten Exponate ist „Das Rudel“ von Joseph Beuys.

Hessisches Landesmuseum

Hessisches Landesmuseum
im Vordergrund die Wilhelmshöher Allee

Das Museum befindet sich in der Nähe des Kasseler Rathauses, am Beginn der Wilhelmshöher Allee. Das Gebäude des Architekten Theodor Fischer wurde am 23. August 1913, zur Tausendjahrfeier des Stadt Kassel, eingeweiht. Es überstand den Zweiten Weltkrieg mit nur geringen Schäden, zumindest im Vergleich zur nahezu völligen Zerstörung der nahegelegenen Kasseler Innenstadt. Schwerpunkte sind:

  • Vor- und Frühgeschichte
  • Kunsthandwerk und Plastik
  • Volkskunde
  • das einzigartige Tapetenmuseum

Astronomisch-Physikalisches Kabinett

Das Astronomisch-Physikalische Kabinett befindet sich innerhalb der Orangerie in der Karlsaue. Die ersten Arbeiten am Orangerie-Schloß begannen im Jahr 1702 unter Landgraf Karl von Hessen-Kassel. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bis auf die Außenmauern zerstört. Nach dem Wiederaufbau diente die Orangerie, wie auch schon im 19. Jahrhundert, als Ausstellungsgebäude, insbesondere für die documenta. Nach dem Neubau der documenta-Halle im Jahr 1992 konnte das Astronomisch-Physikalische Kabinett mit Planetarium in die Orangerie ziehen und den Großteil des Bauwerks für seine Dauerausstellung nutzen. Das Museum beherbergt auch ein Planetarium, dessen Programm vom Astronomischen Arbeitskreis Kassel gestaltet wird.

Museen in städtischer Trägerschaft

Kassel, Gebäude des Stadtmuseums von SO (2003-12-28)

Naturkundemuseum im Ottoneum

Das Naturkundemuseum der Stadt Kassel befindet sich im Ottoneum, am Steinweg, in unmittelbarer Nähe des Friedrichsplatzes. Es geht zurück auf die im Jahr 1568 gegründeten Kunstkammer von Wilhelm IV. von Hessen-Kassel.

Siehe zu Gebäude und Sammlung den Fachartikel Ottoneum.

Stadtmuseum

Das Stadtmuseum wurde 1979 als historisches Museum gegründet. Es stellt anhand von Stadtmodellen, bildlichen Dokumenten und Alltagsgegenständen die geschichtliche Entwicklung Kassels dar; dabei steht die Neuzeit im Vordergrund.

Brüder Grimm-Museum

Das Brüder Grimm-Museum liegt an der Schönen Aussicht, in unmittelbarer Nähe der Neuen Galerie. Das 1959 von der Stadt Kassel und der Brüder Grimm-Gesellschaft gegründete Museum befasst sich mit der Sammlung, Dokumentation und wissenschaftlichen Erforschung zu Leben, Werk und Wirkung der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Die Museumsräume befinden sich im historischen Palais Bellevue, das 1714 von Paul du Ry als Sternwarte für Landgraf Karl von Hessen erbaut wurde.

Im selben Gebäude befindet sich auch die "Louis Spohr Gedenk- und Forschungsstätte" ein Museum der Geschichte des Violinspiels.

Weitere Museen und Ausstellungsorte

Himmelsstürmer (Man walking to the sky), Jonathan Borofsky 1992, vor dem Kulturbahnhof in Kassel

In der Stadt gibt es weitere Museen und Ausstellungsorte in freier Trägerschaft:

  • Das Museum für Sepulkralkultur zeigt Dauer- und Wechselausstellungen zu Bestattungskultur und Totenkult.
  • Die Caricatura im Kulturbahnhof Kassel versteht sich als Galerie für Komische Kunst.
  • Im Dichterhaus Brückner-Kühner in der Auefeldsiedlung lebten und arbeiteten die Schriftsteller Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner von 1967 bis zu ihrem Tod 1996. Die Wohnräume sind unverändert erhalten geblieben.
  • Das Straßenbahnmuseum Kassel zeigt in bescheidenem Rahmen, Exponate zur Geschichte des Nahverkehrs in Kassel.
  • Auf dem Gelände der ehemaligen Henschel-Werke ist eine kleine Daueraustellung eingerichtet, die nach Voranmeldung besichtigt werden kann.

Neuordnung der Museumslandschaft in Kassel

Planungen des Landes Hessen

Mit dem Projekt einer Neuordnung der Museumslandschaft in Kassel verfolgt das Bundesland Hessen in Abstimmung mit der Stadt Kassel das Ziel, die umfangreichen Sammlungen besser zu erschließen und neuen Besuchergruppen zu öffnen. Rund 100 Millionen Euro sind im Landeshaushalt 2005 dafür ausgewiesen. Insgesamt ist das Projekt auf 10 Jahre angelegt, ihm liegen die Planungen der Stadtplaner und Architekten des Büros AS&P – Albert Speer & Partner – aus Frankfurt und der Museumsplaner von bogner cultural consulting aus Wien, zugrunde. Die zunächst geplanten Maßnahmen sind:

  • Sicherung und denkmalpflegerische Sanierung des Herkules und der Kaskaden.
  • Neubau zweier Besucherzentren im Bergpark
  • Sanierung des Hessischen Landesmuseums
  • Erneuerung und Umbau der Neuen Galerie
  • Sanierung der Löwenburg
  • Ausbau und Renovierung des Weißensteinflügels am Schloss Wilhelmshöhe
  • Sanierung Ballhaus
  • Sanierung des historischen Stationsgebäudes

Kritik

Insgesamt ist von einer Investitionssumme von knapp 200 Millionen € die rede. Bei dieser Summe handelt es sich nicht um eine zusätzliche Investitionen, sondern nur um die Zusammenfassung der regulären Landesmittel der nächsten 10 Jahre. Wobei mehr als zwei Drittel für die unausweichlichen sanierungsarbeiten benutzt werden müssen. Zu befürchten ist die Zerstörung von kulturhistorischem Gut, besonders im Gartendenkmal Wilhelmshöhe. Aber auch in der Innenstadt durch den ahistorischen Umbau des von Theodor Fischer gebauten Landesmuseums. Als konkrete Planungsgrundlage dient mittlerweile das Speer & Partner Papier, das nur als Gutachten mit skizzenhaftem Charakter erstellt wurde. Der Ausschluss einzelner Bevölkerungsschichten durch Eintrittsgeld zu den Wasserspielen und besonderen Bereichen des Bergparks Wilhelmshöhe ist zu erwarten.

  • Neubau zweier Besucherzentren im Bergpark
Das Besucherzentrum am Herkules wurde unter der Bedingung gewählt, recht present in der barocken Mittelachse hinter dem Oktogon zu thronen. Der Architekturwettbewerb ist bereits entschieden und die Bauvorarbeiten haben begonnen. Die sicht aus der Landschaft auf das historische Gebäude wird verstellt und die bewusste Einbettung in die Landschaft zerstört. Seitens der stadt liegt nch kein schlüssiges Verkehrskonzept vor.
  • Sanierung des Hessischen Landesmuseums
Das Gebäude wurde in den Letzten 10 Jahren bereits behutsam modernisiert, ebenso wurden die Sammlungen aufwändig neu Präsentiert. Das massive Sockelgeschoß, das die Gesamtwirkung mitdefiniert, soll mit großen Glasflächen durchbrochen werden, um das Gebäude „freundlicher“ erscheinen zu lassen. Museologisch ergibt sich dadurch kein Gewinn.
Massive Kritik am Ausbau des letzten unzerstörten Teil des Schlosses Wilhelmshöhe wurden immer wieder laut. Der historische Keller mit Küche, sowieso die zwei oberen Geschosse mit historischen Wirtschaftsräumen gingen unwiederbringlich verloren. In einem Gutachten meint die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen: Bedauerlicherweise trägt das vorgelegte Gutachten der Vielschichtigkeit der Gesamtanlage von Kassel-Wilhelmshöhe in einigen wichtigen Punkten nicht Rechnung.[1]

Analoge Planungen der Stadt Kassel

Weitere Planungen seitens der Stadt und privater Initiativen betreffen:

  • Verlegung des Brüder-Grimm-Museums in größere Räumlichkeiten am Brüder-Grimm-Platz (Torwache)
  • Verlegung des Tapetenmuseums in ein Gebäude einer ehemaligen Tapetenfabrik am Brüder-Grimm-Platz
  • Aufbau eines Technikmuseums am Kulturbahnhof

Quellen

  1. [1]