NATO-Draht
NATO-Draht ist eine Variante des Stacheldrahtes, dessen Aufgabe es ist, ein unerlaubtes Passieren von Personen stark zu erschweren bzw. zu verhindern. Im Gegensatz zum gebräuchlichen Stacheldraht ist der Zeitaufwand, NATO-Draht zu umgehen, höher und wird daher bei Anlagen und in Situationen mit erhöhtem Sicherheitsbedürfnis eingesetzt. Weiterhin ist NATO-Draht gefährlicher als Stacheldraht, da die rasiermesserähnlichen Schneiden stärkere Verletzungen als die Stacheldrahtdornen verursachen.
Namensherkunft
Im Deutschen wird dieser Typ Stacheldraht NATO-Draht genannt, da dieser vom NATO-Verbündeten USA nach Deutschland eingeführt worden ist und über viele Jahre ausschließlich im Militärbereich Anwendung fand.
Geschichte
Die ersten Versionen dieser Stacheldrahtart wurden im 1. Weltkrieg von Deutschland hergestellt. Grund hierfür war ein kriegsbedingter Mangel an Draht, um herkömmlichen Stacheldraht herzustellen. Daher begann man, aus Stahlbändern Flachdraht mit dreieckigen Schneiden auszustanzen. Ein willkommener Nebeneffekt war, dass man eine vergleichbare Stacheldrahtlänge dieses neuen Typs in kürzerer Zeit produzieren konnte. Diese Vorläufer des NATO-Drahtes besaßen noch keinen Innendraht zur Stabilisierung, waren daher mit Blechscheren leicht zu zerschneiden und besaßen auch nicht die Robustheit von normalem Stacheldraht. Jedoch widerstanden sie den damaligen Drahtschneidern zum Zerschneiden von normalen Stacheldraht, wie sie damals an der Front gebräuchlich waren.
Ende der 1960er Jahre und zu Beginn der 1970er Jahre fand der unverstärkte NATO-Draht kommerzielle Anwendung. Zuerst wurde er an US-Gefängnissen als äußere Grenzbefestigung verwendet. Etwa 1981 begannen verschiedene Firmen, nachdem der NATO-Draht mit einem Innendraht verstärkt worden war, diesen erfolgreich zu vermarkten. Hierbei traten allerdings auch Patentstreitigkeiten auf.
Nachdem NATO-Draht ausreichend weiterentwickelt wurde, fand er in vielen Staaten militärische Anwendung, da er im Vergleich zum Stacheldraht leichter ist und so mit weniger Gewicht die gleiche Schutzstufe zu erreichen vermag.
Anwendung
In Deutschland darf NATO-Draht nur für militärische oder andere hoheitliche Zwecke, wie zur Gefängnisumzäunung oder zur Grenzsicherung (beispielsweise auch Flughafenumzäunung), eingesetzt werden. Aufgrund der hohen Verletzungsgefahr befindet sich der NATO-Draht bei Festinstallationen auf Mauern oder regulären Drahtzäunen außerhalb der normalen Reichweite. Der NATO-Draht ist zur Überwindungserschwernis überwiegend gerollt installiert. Mit Hilfe spezieller Verlegegeräte kann der an sich flache Draht um 90 Grad verdreht werden (fortlaufend), so daß die scharfen Schneiden in alle Richtungen zeigen. In Rollenform ist der Draht flach verarbeitet. Im Militär werden oft Kombinationen aus Stolper- und Sperrdrähten verlegt, damit der Feind stolpert und möglichst in das ca. 1,50m weiter verlegte Sperrelement fällt. Die kleinen Schneiden verhaken sich in Kleidung und Haut. Je massiver der Befreiungsversuch, desto tiefer schneidet der Draht.
Herstellung
Wie auch der Stacheldraht wird NATO-Draht in glatter oder gerollter Ausführung gefertigt. NATO-Draht wird aus normalem oder verzinktem Stahl und darüber hinaus aus Korrosionschutzgründen in einer Edelstahl-Version hergestellt. Dabei wird der so genannte Seelendraht verzinkt und nur die äußeren Schneiden bestehen aus Edelstahl. Eine Herstellung aus 100% Edelstahl ist teuer und kommt nur bei langfristigen Befestigungen oder speziellen Einsatzbedingungen, wie sie z. B. unter Wasser herrschen, zum Einsatz.
NATO-Draht wird mit speziellen Stanzmaschinen gefertigt, anschließend vereinzelt und an den Draht durch Widerstandspressschweißen in regelmäßigen Abständen angebracht. Anschließend wird der fertige Draht feuerverzinkt.
Darüber hinaus werden die verschiedenen Typen noch an der Länge ihrer Schneiden unterschieden:
- kurz, 10-15 mm Schneidlänge
- mittel, 20-25 mm Schneidlänge
- lang, 60-66 mm Schneidlänge
Es gibt keine gesicherten Untersuchungen, ob längere Schneiden effektiver gegen eine Überwindung sind. Unbestritten ist jedoch ein größerer Abschreckeffekt bei größerer Schneidlänge.