Les Misérables (Musical)
Les Misérables ist ein Musical von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto). Die Handlung basiert auf dem Roman Die Elenden von Victor Hugo.
Handlung
1815, Der Prolog zeigt die Entlassung auf Bewährung des Häftlings Jean Valjean aus dem Straflager in Toulon, in dem er die letzten 19 Jahre verbracht hat, 5 Jahre wegen Diebstahls eines Brots und den Rest wegen Fluchtversuchen. Der Polizeiinspektor Javert gibt ihm seinen gelben Pass, der ihn als Sträfling auf Bewährung verrät, und rät ihm zum Abschied, ihn niemals zu vergessen. Jean Valjean entdeckt bald, was dieser Pass ihm für ein Leben verschafft: Man zahlt ihm nur die Hälfte des üblichen Lohnes, keine Herberge nimmt ihn auf.
Nur der Bischof von Digne hat Mitleid und beherbergt ihn. Der verbitterte Valjean jedoch, stiehlt ihm sein Silber, wird aber sofort gefangen. Doch der Bischof, der Valjean's Vergangenheit kennt, behauptet, er habe Valjean das Silber geschenkt und schenkt ihm außerdem noch zwei silberne Kerzenleuchter; dann ermahnt er ihn, ein anständiger Mensch zu werden. Valjean fühlt seine innere Veränderung (Was ist mit mir) und beschließt das zu tun, was der Bischof ihm gesagt hat und zerreißt seinen gelben Pass.
1823, Montreuil-sur-mer. Am Ende vom Tag singen die Armen ihr Lied. Die Fabrikarbeiter kommen. Unter ihnen ist ein Mädchen namens Fantine. Sie hat einen Brief erhalten, den sie lesen möchte. Doch eine andere Arbeiterin entreißt ihn ihr und somit wird bekannt, dass sie ein uneheliches Kind hat. Es kommt zu einer Schlägerei. Der Bürgermeister, Monsieur Madeleine, trennt die Streitenden.
Was zu dieser Zeit nur dem Zuschauer bekannt ist: Monsieur Madeleine ist niemand anderes als Jean Valjean. Doch die eigentliche Schlichtung überlässt er dem Vorarbeiter, der Fantine hochkant rauswirft. Fantine singt von ihrer Vergangenheit (Ich hab geträumt vor langer Zeit). Doch für ihr Kind, Cosette, das bei einer Wirtsfamilie namens Thénardier lebt, muss sie die Thénardiers bezahlen. Sie verkauft erst ihre Kette, dann ihre Haare. Schließlich bleibt ihr nichts mehr anderes übrig, als zu den Prostituierten zu gehen (Leichte Mädels). Einer ihrer Freier, M. Bamatabois, den sie abgewiesen hat, zeigt sie an. Javert, nun Inspektor in Montreuil-sur-mer, wird gerufen, es kommt zu Fantines Verhaftung.
Doch Madeleine/Valjean greift ein. Er hat erkannt, dass Fantine schwer krank ist und ordnet an, dass man sie ins Krankenhaus bringt. Kurz danach geschieht ein Unglück: Ein Mann wird beinahe von seinem Wagen zerquetscht (The runaway cart). Valjean befreit ihn. Javert erinnert sich, dass er erst einen Mann gesehen hat, der stark genug für eine solche Tat war: Ein Sträfling, der auf Bewährung verschwand, namens Jean Valjean, den er allerdings verhaftet glaubt, er erzählt dem echten Valjean, dass es ein einfaches Mittel gibt zu sehen, ob er der wahre Valjean ist: Er hat ein Brandmal mit seiner Sträflingsnummer 24601 auf der Brust. Valjean entschließt sich, sich zu erkennen zu geben, um den Unschuldigen zu retten (Wer bin ich) und beweist seine Behauptungen, in dem er seine Brust und die Nummer zeigt.
Er flieht vom Gericht und kommt rechtzeitig zu Fantines Tod ins Krankenhaus, um ihr zu versprechen, sich um ihr Kind zu kümmern. Javert kommt, um ihn zu verhaften. Valjean bittet ihn um drei Tage Zeit, um Cosette zu holen, doch Javert glaubt ihm nicht, dass das sein Vorhaben sei. Er glaubt nicht an eine Besserung ehemaliger Übeltäter. Gleichzeitig schwört Valjean der toten Fantine, dass er ihr Kind holt, und Javert Valjean, dass er ihn noch kriegt (Der doppelte Schwur). Valjean schlägt Javert nieder und flieht.
Immer noch 1823, Montfermeil. Cosette wird von den Thénardiers als Dienstmagd missbraucht und träumt während ihrer Arbeit (In meinem Schloss). Mme Thénardier schickt sie hinaus, Wasser zu holen (Wenn ham wa hier). Die Taverne füllt sich am Abend, es wird klar, dass es ein übles Loch ist (Ich bin Herr im Haus). Valjean trifft die ängstliche Cosette im Wald und besticht die Thénardiers, dass sie mit ihm gehen darf (Der Handel). Er verlässt mit ihr Montfermeil.
1832, Paris. Die Bettler von Paris singen in den Gossen über ihr Leid (Schaut her). Revolutionäre Studenten, unter ihnen zwei namens Marius Pontmercy und Enjolras, planen den Barrikadenkampf. Auch Thénardier ist mit seiner Bande in Paris. Er will, wie alle, Almosen von einem Mann und seiner Tochter erbetteln, die sehr großzügig Geld unter den Armen verteilen. Seine Tochter Eponine flirtet mit Marius, dieser rennt aus Versehen gegen die Tochter des Mannes und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Thénardier erkennt in diesem Mann Valjean, seine angebliche Tochter ist Cosette. Im folgenden Kampf sieht Thénardier die Nummer auf Valjeans Brust. Javert, nun Inspektor in Paris, kommt. Valjean flieht mit Cosette, doch Thénardier verrät ihn. Javert schwört bei den Sternen, dass er nicht aufgibt, bis er Valjean verhaftet hat (Stern).
Marius bittet Eponine, die in ihn verliebt ist, was er allerdings nicht weiß, Cosette zu suchen (Eponines Botengang). Dann kommt er ins ABC-Café, wo sich die Studenten treffen. Dort verhöhnt man ihn wegen seiner Liebe zu einer Unbekannten. Die Studenten singen über ihre Revolution (Rot und Schwarz Das Lied des Volks). In der Zwischenzeit sitzt Cosette allein im Garten ihres Hauses in der Rue Plumet und denkt an Marius(Schon so lang). Valjean kommt und zum ersten Mal stellt sie ihm Fragen, die Valjean aber nicht beantwortet. Dann kommen Marius und Eponine. Marius geht zu Cosette hinein (Mein Herz ruft nach dir). Draußen kommen Thénardier und seine Bande. Sie wollen Valjean erpressen, weil sie wissen, wer er ist (Der Überfall). Doch Eponine, die Marius und Cosette schützen will, schreit, um Aufmerksamkeit zu erregen. Marius geht, als er sieht, dass Valjean kommt. Dieser meint, dass die Männer, die da waren, Polizisten waren, dass Javert ihn gefunden hat.
Er beschließt, dass er in Frankreich nicht mehr sicher ist und will nach England fliehen (Der Aufbruch). Nun singen alle über den nächsten Tag: Valjean über seine Hoffnung, in Sicherheit leben zu können, Cosette und Marius über ihre Trennung, Eponine über ihren Liebeskummer, die Studenten wollen nun die Barrikaden bauen, Thénardiers freuen sich über das Gemetzel, sie versprechen sich Gewinn, Javert hat beschlossen, sich zu verkleiden und die Studenten auszuspionieren (Morgen schon). Marius beschließt, sich dem Aufstand anzuschließen.
Die Studenten bauen ihre Barrikade, Javert erhält den Auftrag, die Anzahl der Feinde herauszufinden (Building the barricade). Eponine bekommt von Marius den Auftrag, einen Brief zu Cosette zu bringen, sie wird aber von Valjean abgefangen, der den Brief zuerst liest. Ihm wird klar, dass Cosette verliebt ist. Eponine singt über ihre Liebe zu Marius (Nur für mich) und beschließt ebenfalls, zur Barrikade zu gehen. Diese ist nun fertig (Siegen oder untergehen). Javert kommt zurück (Javert auf der Barrikade), doch nun wird er von dem Straßenjungen Gavroche enttarnt (Wir Kleinen). Man bringt ihn weg. Dann klettert Eponine schwer verletzt über die Barrikade. Sie wurde angeschossen und stirbt in Marius' Armen (Der Regen fällt).
Javert wird nun hinter der Barrikade an einen Stuhl gebunden, dann kommt ein Mann zu den Aufständischen. Es ist Valjean auf der Barrikade. Er will Marius beschützen, da seine Cosette ihn liebt, doch dann erkennt er Javert. Der erste Angriff folgt. Valjean erschießt einen Schützen, der beinahe Enjolras erschossen hätte. Als Enjolras ihm dankt, bittet Valjean ihn, Javert erschießen zu dürfen. Enjolras willigt ein. Doch sobald er unbeobachtet ist, lässt Valjean Javert frei und schießt in die Luft, um alle glauben zu lassen, er habe Javert getötet. Die Rebellen legen sich zum Schlafen (Trinkt mit mir). Nur Valjean betet für Marius (Bring ihn heim).
Am nächsten Morgen gehen ihnen die Patronen aus. Beim zweiten Angriff bestiehlt Gavroche die feindlichen Leichen und wird dabei erschossen. Schließlich folgt Der letzte Angriff, in dem alle sterben mit Ausnahme Valjeans und Marius, der jedoch schwer verletzt wird. Valjean flieht mit Marius durch die Abwasserkanäle. Javert sucht hinter der Barrikade nach Valjean, doch er findet ihn nicht. Er begreift, wohin er geflohen ist, als er feststellt, dass er nicht die Kraft hat, den Deckel der Kanalisation anzuheben, was nur der starke Valjean schaffen kann. Er geht, um ihn an dem Ausgang an der Seine zu verhaften.
In der Kanalisation bestiehlt Thénardier die Leichen. Valjean kommt mit Marius. Thénardier stiehlt Marius' Ring, doch Valjean erwacht, bevor er ihn bestehlen kann, doch Thénardier erkennt ihn. Valjean schleppt sich mit Marius weiter. Am Ausgang wartet Javert. Valjean kann ihn bewegen, ihm Zeit zu geben, Marius zum Arzt zu bringen. Javert lässt ihn gehen, begreift erst etwas später, was er getan hat. Er sieht keinen Ausweg mehr, er hat seinen Schwur und sämtliche seiner Prinzipien gebrochen, er stürzt sich in die Seine (Javerts Selbstmord).
Die Frauen von Paris beklagen die Toten (Weiter). Im ABC-Cafe singt Marius über seine Freunde (Dunkles Schweigen an den Tischen). Cosette pflegt ihn, Marius fragt sich dauernd, wer ihn gerettet hat (Jeden Tag). Valjean gesteht Marius, wer er ist und will sich aus ihrem Leben raushalten (Valjeans Geständnis). Marius verspricht ihm, dass Cosette nichts erfahren wird. Marius und Cosette feiern ihre Hochzeit. Thénardier kommt. Er will nun Marius erpressen mit seinem angeblichen Wissen, dass Valjean ein Mörder ist. Zum Beweis zeigt er Marius seinen eigenen Ring. Marius begreift, dass Valjean ihn gerettet hat. Er und Cosette begeben sich sofort zu Valjean. Thénardier stellt die Feier auf den Kopf (Bettler ans Buffet).
Valjean ist nun ein alter Mann. Im Schein der Kerzenleuchter des Bischofs schreibt er sein Geständnis für Cosette (Epilog). Cosette und Marius kommen, Marius dankt Valjean, Cosette ist entsetzt, als ihr klar wird, das Valjean sterben wird. Zu seinem Tod kommen die Geister aller derer, die starben: Fantine, Eponine, Gavroche, Enjolras und die übrigen Studenten.
Aufführungen
"Les Misérables" feierte seine Uraufführung am 17.September 1980 im Palais des Sports, Paris. Diese Urversion war aber speziell auf das französische Publikum zugeschnitten. Da die Romanvorlage in Frankreich zur Allgemeinbildung gehört, verzichteten Boublil und Schönberg auf wesentliche Teile der Handlung. Die revidierte Fassung, so wie sie heute gespielt wird, feierte am 08.Oktober 1985 Premiere im Londoner Barbican Centre. Von dort transferierte das Stück im Dezember ´85 in das größere Palace Theatre. Dort lief es bis 2004, ehe aus Kostengründen ein erneuter Transfer in das Queens Theater vollzogen wurde. Die Broadway-Premiere war am 12.März 1987. Nach 16 erfolgreichen Jahren, die "Les Miz" zu dem Musical mit der bisher drittlängsten Laufzeit am Broadway machten, fiel der letzte Vorhang in New York am 18.Mai 2003. Am 21.10.2006 startet für 6 Monate eine Revival Produktion am New Yorker Broadhurst Theatre.
In Deutschland lief "Les Misérables" in einem eigens für das Musical gebauten Gebäude (Theater am Marientor) von 1996 bis 1999 in Duisburg, vom 8.April 2001 bis zum Juli 2003 an der Oper Bonn, vom 26.September 2003 bis zum 31.Dezember 2004 im Theater des Westens in Berlin, seit dem 19.November 2005 bis zum 3.Juli 2006 am Theater Lüneburg sowie seit dem 22. Dezember 2005 bis zum 1. Juli 2006 im Stadttheater Regensburg. Die deutsche Übersetzung stammt von Heinz-Rudolf Kunze.
Seit der Saison 2000/2001 wird das Musical regelmäßig vom Landestheater Detmold, sowohl auf der Hausbühne als auch auf den verschiedenen Gastbühnen, aufgeführt.
Im Saarland war das Werk in der Saison 2002/2003 in der Inszenierung von Kurt-Josef Schildknecht am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken zu sehen. Neben Mitgliedern des Saarbrücker Ensembles standen auch Darsteller aus Duisburg auf der Bühne.
In Österreich ist "Les Misérables" vom 21.Juli bis 12.August 2006 auf der Felsenbühne Staatz in Niederösterreich in einer Open-Air Aufführung zu sehen.
Auf der Freilichtbühne in Tecklenburg, dem größten deutschen Freiluftmusiktheater, wird "Les Misérables" vom 24. Juni - 26. August 2006 aufgeführt.
Bis heute (Stand August 2005) haben mehr als 51 Millionen Menschen das Stück in 38 Ländern und 227 Städten gesehen. Es wurde in 23 Sprachen übersetzt. Unter seinen mehr als 50 internationalen Auszeichnungen finden sich 8 Tony-Awards, der "Oscar" der Musical-Szene. "Les Misérables" war im Rahmen eines Gastspiels in Shanghai 2002 das erste westliche Musical, das in China aufgeführt wurde und soll in Shanghai einen dauerhaften Platz finden. Auch ist es das erste Stück, dessen Aufführungsrechte als spezielle "Schul-Version" erhältlich sind. Dieses Konzept erwies sich als äußerst erfolgreich und die Schulversion findet im englischsprachigen Raum großen Zuspruch. Zu den bemerkenswertesten Ereignissen in der Geschichte des Musicals gehören:
- ein Konzert vor 125.000 Zuhörern am 26. Januar 1989 anlässlich des 200. Geburtstages von Australien in einem Park in Sydney
- ein Benefiz-Konzert vor 60.000 Zuhörern im August 1989 im Skydome von Toronto, Kanada
- das Konzert anlässlich des 10. Geburtstages am 8. Oktober 1995 in der Londoner Royal Albert Hall
- eine spezielle Aufführung im Schloss Windsor am 18. November 2004 zu Ehren der Feiern des 100-jährigen Bestehens der Entente Cordiale zwischen Frankreich und Großbritannien auf Wunsch Queen Elisabeth II. und im Beisein von Frankreichs Präsident Jacques Chirac.