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St. Maria und Clemens (Schwarzrheindorf)

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Schwarzrheindorf, Doppelkirche, Ansicht von Südwesten

Die romanische Doppelkirche St. Clemens in Schwarzrheindorf steht im rechtsrheinischen Bonner Stadtteil Bonn-Vilich-Rheindorf nördlich von Bonn-Beuel. Sie ist insbesondere wegen ihrer reichhaltigen Fresken eine der bedeutendsten romanischen Kirchen Deutschlands.

Geschichte

Die Kirche wurde im Auftrag von Arnold II. von Wied (Graf von Wied) Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. Nach einem in der Apsis des unteren Kirchenraumes befindlichen Hinweis wurde sie 1151 in Anwesenheit des Staufer-Königs Konrad III. geweiht. Sie besitzt einen kreuzförmigen Grundriss und war ursprünglich ein Zentralbau. Das Gebäude entstand auf dem Hofgut des von Wied, der nach seiner Rolle als Kölner Dompropst Erzbischof wurde und ab 1138 Kanzler von König Konrad III. war.

Nicht lange nach der Einweihung der Kirche gründete Arnold von Wieds Schwester Hedwig nach dem Tod des Bruders (1156) im Jahre 1173 hier ein Kloster der Benediktinerinnen. Hedwig stand als Äbtissin den Klöstern von Essen und Gerresheim vor. Aus dem Obergeschoss wurd nun die Klausurkirche der Nonnen. später wurde das Kloster in ein Damenstift umgewandelt.

Im Zuge der Säkularisation wurde das Damenstift 1903 aufgelöst und die Kirche verlor weitgehend ihre Ausstattung. Die vorhandenen Fresken gerieten unter der im 17. und 18. Jahrhundert aufgebrachten Tünche fast in Vergessenheit. Mitte des 19. Jahrhundert wurden sie wieder hergestellt und ab 1863 restauriert. Parallel wurde die Kirche wieder Pfarrkirche.

Zm Ende des 20. Jahrhundert wurde im Rahmen von Arbeiten an der Fußbodenheizung das ursprüngliche Grab des Arnold von Wied gefunden. Seine Gebeine wurden in eine Stahlkassette gebettet und fanden Platz unter dem 1997 geschlossenen Grabstein.

Architektur

Das Kirchengebäude wird von einem mächtigen Vierungsturm dominiert. Es besteht weiterhin aus der sogenannten Unterkirche, die für die Angehörigen des Hofes von Arnold von Wied bestimmt war, und der Oberkirche, gedacht für den Grafen und seine Familie. Eine rechteckige Öffnung verbindet beide Kirchenräume, sodass vom Obergeschoss aus Blickkontakt zum Altar in der Unterkirche besteht. Von daher handelt es sich vom Konzept her weniger um eine Doppelkirche als um eine Kirche mit zwei Räumen. Pate für den Kirchenbau stand offenbar die Pfalzkapelle in Aachen. Das Modell der 'Doppelkirche' wiederum war in vielen Burgkapellen bewährt.

Der Grundriss der Kirche ist durch einen rechteckigen Zentralbau bestimmt, in dessen Seitenwänden sich vier Konchen befinden. Die nach Osten weisende Konche ist zur Apsis vergrößert und mit einem Vorjoch zum Kirchenraum hin architektonisch abgegrenzt. Die Oberkirche folgt der Kreuzform des Kirchenbaus (ohne Konchen). Um das Obergeschoss ist eine Zwerggalerie mit reich geschmückten Säulen geführt. Als die Hofkirche des Grafen von Wied in eine Klosterkirche umgewandelt wurde, brach man den den westlichen Kreuzarm ab und ersetzte ihn durch ein Langhaus, das dem Schema einer zweigeschossigen Doppelkirche folgt.

Heute noch vorhandene seitliche Abbruchreste weisen auf frühere Bauten (wahrscheinlich die Burg des von Wied) hin, von denen aus ein direkter Zugang in das Obergeschoss existierte.

Beide Kirchenräume besitzen eine sehr gut erhaltene Ausmalung. Die in der Unterkirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhundert. Die der Oberkirche datiert von 1173.

Die Themen der Fresken beziehen sich auf die Theologie des Rupert von Deutz und Otto von Freising. Im Deckenfresko der Oberkirche sind der Stifter Arnold von Wied und seine Schwester Hedwig, Äbtissin des späteren Klosters am gleichen Ort, zu Füßen einer Kreuzigungsdarstellung abgebildet.

Die Kirche beherbergt das Grab des Arnold von Wied.