Zum Inhalt springen

Klangholz (Musikinstrumentenbau)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Juni 2006 um 10:48 Uhr durch Kku (Diskussion | Beiträge) ([[Zupfinstrumentenbau]]). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Klangholz bezeichnet man insbesondere Holz, das langsam gewachsen ist und dadurch enge Jahresringe hat. Weiterhin muss es möglichst gerade gewachsen sein, wenig Äste haben und seine Schallgeschwindigkeit sollte möglichst hoch sein. Je nach Verwendungszweck werden verschiedene Holzarten bevorzugt. Klangholz wird viele Jahre lang luftgetrocknet, um sicher zu gehen, dass möglichst alle Spannungen im Holz abgebaut worden sind.

Bei Streichinstrumenten ist im Normalfall die Decke aus Fichte (Picea abies L.). Sie sollte eine hohe Elastizität und Schallgeschwindigkeit aufweisen. In der älteren Literatur, vor allem aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wird oft auch die Verwendung von Tanne (Abies alba Mill.) als Deckenholz beschrieben. Bei dendrochronologischen Untersuchungen ergab sich aber nur bei knapp 5% der Instrumente die Holzart Tanne. Boden und Hals sind aus geflammtem Berg-Ahorn. Wegen der hohen Beanspruchung durch das Drücken der Saiten ist das Griffbrett aus Ebenholz.

Bei klassischen akustischen Gitarren besteht die Resonanzdecke traditionellerweise aus europäischer Fichte (Picea abies). Neben der europäischen Fichte werden jedoch auch amerikanische Fichtenarten wie Sitka (Picea sitchensis)und Engelmann-Fichte (Picea engelmannii) sowie Adirondack (Picea rubens) und teilweise sogar Douglasie (Pseudotsuga menziesii) verwendet. Japanische Gitarrenbauer verwendeten für ihre Gitarren die einheimische Hokkaido-Fichte (Picea glehnii), welche jedoch nur in sehr limitierten Mengen verfügbar ist. In den 1960er Jahren begann der spanische Gitarrenbauer José Ramirez III damit, mit Kanadischer Rotzeder (Thuja plicata) als Tonholz für die Resonanzdecken seiner Gitarren zu experimentieren. Er war damit erfolgreich und diese Holzart etablierte sich als beliebtes Resonanzholz sowohl für Klassische als auch für Flamenco-Gitarren.

Gitarren mit Resonanzdecken aus Rotzeder klingen im Vergleich zu Gitarren mit Fichtendecken etwas lauter und wärmer bzw. dunkler. Gitarren mit Rotzederndecke klingen im Neuzustand bereits reifer als neu Gitarren mit Fichtendecke. Gitarren mit Fichtendecke müssen über längere Zeit eingespielt werden, damit ihr volles Klangpotenzial entwickelt werden kann. Fichtendecken sind aber im Vergleich zu Rotzederndecken in der Lage ein viel grösseres Spektrum an Klangfarben wiederzugeben, vorausgesetzt dass das Instrument über eine gute Konstruktion verfügt. Fichtendecken können sich über Jahrzehnte klanglich zum positiven weiterentwickeln, während dies bei Zederndecken nicht in den Ausmaß der Fall ist.

Seit neuerer Zeit wird vor allem von amerikanischen Gitarrenbauern auch Redwood (Sequoia sempervirens) für Resonanzdecken von klassischen Gitarren eingesetzt.

Holzblasinstrumente, wie Klarinetten und Oboen, werden häufig aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz hergestellt. Tiefe Holzblasinstrumente werden aus Palisander, Ahorn oder Berg-Ahorn gefertigt. Querflöten, die auch zu den Holzblasinstrumenten zählen, werden aus Metalllegierungen hergestellt, aber auch aus Ebenholz (vor allem bei deutschen Flöten im Mayer-System), Grenadill und anderen Palisanderarten.

weitere Klangholzarten

Im 19. Jahrhundert wurde in Spanien zur Herstellung der Zargen und Böden klassischer Gitarren vor allem folgende Holzarten verwendet:

Vereinzelt waren jedoch auch andere exotische Holzarten verfügbar, welche aus spanischen Kolonien importiert wurden.

Heute werden eine Vielzahl an Holzarten für den Bau Klassischer- und Flamenco Gitarren verwendet. Hier ist eine Liste der am häufigsten gehandelten Tonholzarten für den modernen Gitarrenbau:

Ökologische Aspekte

Im Vergleich zum weltweiten Bedarf an exotischen Holzarten für die Möbel und Luxusgüterindustrie macht der Bedarf an Tonholz nur einigen relativ geringen Anteil von ca. 3% aus. Häufig sind es aber gerade diejenigen Holzarten, die aufgrund ihrer attraktiven Maserung und der excellenten physikalischen und Eigenschaften nicht nur von Instrumentenbauern besonders nachgefragt werden. Einige Holzarten werden immer knapper und gewisse Holzarten wie z.B. Rio Palisander und Kubanisches Mahagoni wurden glücklicherweise gerade noch rechtzeitig unter Schutz gestellt und stehen heute auf der Artenschutzliste von CITES.

Exotische Tonhölzer welche im Gitarrenbau bevorzugterweise für Zargen und Böden verwendet werden, verfügen häufig über eine hohe Dichte, d.h. es sind schwere Holzarten welche langsam gewachsen sind. Einige Baumarten benötigen mehrere hundert Jahre um einen Stammdurchmesser zu erreichen, der ausreichend für die Herstellung von Tonholz für den Gitarrenbau ist. Leider kommen die meisten dieser Holzarten aus Drittwelt- oder Schwellen Ländern, wo bis heute leider das Bewusstsein für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen, teilweise auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht vorhanden ist. Die zunehmend mangelnde Verfügbarkeit einiger Holzarten steigtert deren Popularität sogar noch, und dies treibt die Preise dieser Holzarten zusätzlich in die Höhe. Leider führt dies vielerorts noch immer zu verantwortungslosem Raubbau an der Natur.

Es ist leider nicht einfach für die Instrumentenbauer auf die traditionellen Holzarten zu verzichten und auf Holzarten umzusteigen, welche aus garantiert nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Es gibt zwar FSC zertifiziertes Tonholz, welches durchaus für Tonholz geeignet ist, jedoch ist die Auswahl zur Zeit noch sehr eingeschränkt und die Holzarten haben andere optische und akustische Eigenschaften als die traditionellen Tonhölzer.

Traditionelle exotische Tonhölzer verfügen auch über ein gewisses Prestige auf dem Markt. Viele Instrumentenbauer sind skeptisch auf alternative Tonhölzer umzusteigen, da sie befürchten, dass diese auf dem Markt nicht die gleichen Chancen haben. Trotzdem gibt es einige grössere Tonholzhändler die FSC zertifiziertes Tonholz in ihr Sortiment aufgenommen haben und sich bemühen, das Angebot laufend zu erweitern.

Literatur

  • "Things about the guitar" Autor: José Ramirez III
  • "Making master guitars" Autor: Roy Courtnall
  • BARISKA, M. 1996: Zur Geschichte der Holzverwendung beim Musikinstrumentenbau. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen 147 (9), S. 683-693
  • BEUTING, M. 2004: Holzkundliche und dendrochronologische Untersuchungen an Resonanzholz als Beitrag zur Organologie, Remagen-Oberwinter: Kessel-Verlag, 219 S.
  • DOPF, K. 1949: Etwas über Resonanz- und Klanghölzer für den Musikinstrumentenbau. Internationaler Holzmarkt 40, S. 14-15
  • HOLZ, D. 1984: Über einige Zusammenhänge zwischen forstlich-biologischen und akustischen Eigenschaften von Klangholz (Resonanzholz). Holztechnologie 25 (1), S. 31-36