Speedcore
Speedcore eine Variante des Hardcore Techno. Es gibt keine allgemein gültige Definition für diese beiden Bereiche. Meist wird aber angenommen, dass man beides durch BPM-Zahlen im Bereich von 250 bis 300 trennen kann.
Beschreibung
Hauptmerkmale von Speedcore sind die extrem geschwindigkeitsbetonte, übersteuerte Perkussion, deren Klänge aus Drumcomputern stammen können oder gesampelt sind, Geräusche und Schreie aus Horrorfilmen, sehr künstlich anmutende Synthesizergeräusche und seltener auch disharmonisch gestaltete Melodie-Sequenzen, welche z.B. düster, fröhlich (siehe Happy Hardcore), acidlastig oder auch "rockig" (mit Gitarrensamples) klingen können. Die schnell aufeinanderfolgenden Bassschläge werden von Partybesuchern als Rausch empfunden, der zusammen mit der Informationsüberflutung schneller Blitzlichter und eventuell auch in Kombination mit Rauschmitteln wie Alkohol eine (bei Anhängern der Musikrichtung als positiv empfundene) stressende Wirkung auf den Körper ausübt. Tarnnetze als Dekoration und fluoreszierende Wand- oder Rauminstallationen verstärken die Atmosphäre der meist karg wirkenden Veranstaltungsgebäude, welche in vielen Fällen Abrißhäuser am Stadtrand oder in Industriezonen sind. Nicht selten kommt es vor, dass Speedcore-Tracks nur eine Länge von unter einer Minute haben. Ebenso gibt es Speedcore Tracks mit an die 1500 BPM, bei diesen Geschwindigkeiten sind die Rhythmen und die einzelnen Takte kaum bis gar nicht mehr voneinander unterscheidbar, da das menschliche Gehör Musikfragmente von unter 50 ms als Kontinuum wahrnimmt. Hier erfüllen dann "Breaks", also Aussetzen einzelner Drum-Sequenzen in mehr oder weniger rhythmischen Abständen das rhythmische Element, an welchem sich der Tanzende orientieren kann.
Entstehung/Geschichte
Es ist nichtmehr eindeutig nachzuvollziehen, wann und wo der Begriff das erste Mal aufgetaucht ist, von den meisten Szene-Anhängern wird jedoch behauptet, dass die CD "New York City Speedcore" (Diskographie) des US-amerikanischen Acts Disciples Of Annihilation (DOA) mit dem ersten Auftreten der Begrifflichkeit einherging und von da an auch zwischen Terror und Speedcore differenziert wurde.
Produktionen
Der Ursprung bei Speedcore liegt in der (oft exzessiven) Benutzung von Drumcomputern und Perkussionssamples.
Mit dem Einzug des Computers in den Alltag rückte der Tracker in den Vordergrund der Speedcore-Produktionen. Er verlangt kein großes musikalisches Fachwissen und ist für einen erfahrenen PC-Nutzer einfacher zu bedienen als umfangreichere (und auch für Anfänger kompliziertere) Musikprogramme wie z.B. Cubase. Da der Tracker auf dem Amiga sehr populär war, verwenden manche Hardcore Techno-Produzenten bis heute diesen Computer beziehungsweise dessen Konkurrenzprodukt, den Atari ST.
Mit der Zeit steigerte sich die Anzahl der Produzenten und die Vielfältigkeit der Produktionen. Ein Hauptmerkmal ist, dass Speedcore oft hobbymässig produziert wird und bei Publikationen auf Vinyl meist nur eine Auflage von 100 bis 500 Pressungen erreicht. Bevorzugte Software-Programme sind Fruity Loops und Reason. Magix MusicMaker und Ejay werden nicht benutzt, weil sie keine hohen BPM-Zahlen zulassen. Einige Künstler treten auch live auf, zum Teil auch ausschließlich mit Hardware-Geräten (z.B. Ekpyrosis).
Speedcore-Szene
Die meisten Speedcore-Fans, auch "Speedcore'er", oder Speedcoreheads genannt, sind typischerweise politisch neutral, also weder links- noch rechtsradikal oder neonazistisch. Getragen werden oft schwarze Kleidung oder Tarnfarben und Kapuzenpullover mit nicht politisch gemeinten Botschaften; der Begriff "Terror", als Bezug zum Hardcore-Techno-Subgenre Terror und damit zusammenhängende Motive sind oft anzutreffen. Jegliche Verbindung zu Gewalt oder politischer Meinungsäußerung wird abgelehnt. Speedcorehörer gehen kritisch, aber viel öfter sarkastisch mit dem Theme Nationalsozialismus um, was bei oberflächlicher Betrachtung durchaus zu Fehlschlüssen führen kann.
Ein Großteil der passionierten Speedcore-Hörer produziert selbst Speedcore oder legt als DJ Musik auf Partys auf. Die Speedcore-Szene ist größtenteils in Mitteleuropa anzutreffen. Der Anteil männlicher Freunde des Speedcore liegt deutlich höher als der Frauenanteil.
Szene-Anhänger benutzen diese Musik u.a. zum Spannungs-/Aggressionsabbau gegen alltägliche Zwänge oder Ungerechtigkeiten, zur Abgrenzung von der Musikindustrie (und ihren Vermarktungs-Techniken) und / oder als Ausdruck der Lebensfreude.
Erwähnenswert ist noch die lippenbekenntliche Abgrenzung zu Hardcore Techno (vor allem dessen langsameren Subgenres wie z.B. Mainstyle und Jumpstyle oder auch Happy Hardcore) und zu kommerzieller Musik (Pop oder Vocal Trance z.B.), auf welcher ein Teil der Anhänger der Speedcore-Szene besteht. "Glücklicherweise" für alle Lager, kann sich diese Musik gar nicht in den Kommerz drängen lassen, da die Anbieter und Nutzer sich häufig persönlich kennen, wobei dieses "Netzwerk" im Folgenden als "Szene" bezeichnet wird, da ausserhalb dieser "Szene" oft nur Gelegenheitshörer anzutreffen sind. Ein weiterer Aspekt, weshalb Speedcore für eine breitere Masse (Mainstream) nicht von Major-Labels kommerziell "ausgeschlachtet" werden kann, ist natürlich die "Härte" dieser Musikrichtung.
Bekannte Künstler/DJs
Amiga Shock Force, Ampakill, ANC, Bloody Fist, Bazooka, The Berzerker, Cipher, Gabba Front Berlin, Gabba Nation, Inapt, Interrupt Vector, Nasenbluten, Nihil Fist, Noizefucker, DJ Plague, Qualkommando, DJ Narotic, DJ Skinhead, Sonic Overkill, The Speed Freak, Stormtrooper, DJ Totschläger, Disco Cunt, Trauma XP, Pain Alliance, Noisekick, Elektrotot, Nordcore GmbH, Materialschlacht
Stiltypische Stücke
- Sorcerer Summer
- Disciples Of Annihilation N.Y.C. Speedcore
- The Shapeshifter Injected
- Wendy Milan Push The Button
- DJ Jappo & DJ Lancinhouse Trash Fucker
- Legionz Ov Hell A Torch For Satan (In The Garden Ov Shadowz)
- DJ Totschläger Gegen Nazis
- Bakalla Brainstorm
- esc Scum
- Stickhead Your Own Death
Subgenres und verwandte Musikrichtungen
Frenchcore
- Frenchcore klingt weniger aggressiv, und enthält oft "rollende" Bassdrums und Offbeats (ähnlich dem Hardstyle und Hard Trance). Frenchcore ist (genauso wie Terror) langsamer als Speedcore. In der Regel enthalten die Tracks Einflüsse aus Industrial. Frenchcore ist somit eigentlich nur eine andere Bezeichnung für industriellen Terror und daher für manche Leute lediglich ein Modewort und keine Musikrichtung.
- Beispiele: Radium, The Speed Freak, Androgyn Network, Micron, The DJ Producer, DJ Japan, Tieum.
- Noize (teilweise auch mit "s" geschrieben) forciert den chaotischen und unstrukturierten Charakter von Speedcore. Zusammenhänge sind für das menschliche Ohr manchmal kaum mehr erkennbar. Der Reiz darin liegt im Experimentieren und Entdecken neuer Klangerzeugungs und -Verfremdungsverfahren. Die Verwandtschaft besteht, weil es eine Übergangsregion gibt, wo man von Speedcore zu Noize kommt oder umgekehrt. Noizecore wird mitunter auch als "Drop a Cat On The Equipment" bezeichnet, was das "Chaos" in dieser Musikrichtung noch verdeutlicht
- Beispiele: DJ Freak, Nihil Fist, Passenger Of Shit, HartNoise, Merzbow, The Grey Wolves, Government Alpha.
Splitter, Extratöne
- Das ist der "reinste", sprich die intensivste Variante von Speedcore, wobei noch zu unterscheiden ist, dass es Tracker-Artists gibt, die solch extrem Geschwindigkeiten in einem Live-Act herbeiführen (z.B. Elektrotot oder Fotzengelekke) oder ob ein DJ seine Schallplatten auf überhöhter Geschwindigkeit abspielt, solange es der Plattenspieler hergibt, also eben Platten, die für 33 RPM gepresst wurden, welche dann auf 45 oder gar 78 RPM gespielt werden (=Splitter). Häufig klingt die Musik dann so schnell, dass die ursprünglichen Bässe wirken, wie andere, homogene Geräusche, vergleichbar mit einem Auto, was auf einer Betonplatten-Autobahn an einem vorbeirast. Der Gesamteindruck liefert dann eben ein akustisches Bild, was bei höhenlastigen Passagen, wie zersplitterndes Glas klingt, daher der Name Splitter. Extratöne entstand, weil man die Töne nur noch auf einem Oszilloskop "sehen" konnte, nicht aber mehr als getrennt hörbar empfand. Im Jahre 2005 fingen die Acts aufgrund ausgereifter Computerprogramme, wie Ableton Live oder Fruity Loops auch an, solche Geräusche eben Live per Computer zu erzeugen, was der ganzen Szene einen neuen Aufschwung bereiten sollte.
- Beispiele: Für die Verwendung eignen sich Platten der Reihen: Cerebral Destruction, Speedcore, Analphabetik, Noizekick, C.S.R., Kreislaufstörung.
Terror
Siehe Terror.