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Rouran

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Ausdehnung Rourans um 500

Rouran (chinesisch 柔然, Pinyin Róurán, auch teilweise abschätzig 蠕蠕, Ruǎnruǎn/Rúrú, Juan-juan/Ju-ju – „ringelndes Gewürm“[1]) war die Bezeichnung einer spätantiken Stammesföderation, die zwischen dem späten 4. Jahrhundert und Mitte des 6. Jahrhunderts in Zentralasien bestand und die ihre Basis in der heutigen Mongolei besaß.

Sie führten sich selbst auf die Tuoba und den lokalen Stamm der Rouran zurück. Die Tuoba (Tabgatsch) waren zeitweise Herrscher der nördlichen Wei-Dynastie, die 170 Jahre über Teile Nordchinas herrschten und aus Inschriften am Orchon bekannt sind. Beide haben ihren Ursprung wohl bei den multiethnischen Xiongnu. Chinesische Historiker hielten sie für Nachfahren der Donghu, die zu den Xianbei gerechnet wurden.

Die ethnische Herkunft der Rouran ist daher unbekannt. Es wird jedoch angenommen, dass diese aus unterschiedlichen nomadischen Volksstämmen gebildet wurden, von der vermutet wird, dass sie hauptsächlich Mongolisch war.[2]

Ihre Beziehung zu den Awaren bzw. eine Gleichsetzung der Rouran mit diesen (wenngleich von Theophylaktos Simokattes behauptet) gilt als umstritten.[3]

Geschichte

Die Stammesföderation der Rouran soll sich angeblich unter Muyilu im frühen 4. Jahrhundert gebildet haben, doch erst ihr Anführer Shelun erhob sich im Jahr 402 zum khagan. Er war es auch, der die Rouran militärisch-administrativ neu in Hundertschaften und Tausendschaften ordnete.[4] Die militärischen Kapazitäten der Rouran sollen beachtlich gewesen sein. 429 wurden die Rouran zwar von Truppen der Wei-Dynastie geschlagen, dennoch konnten die Rouran weiterhin die Nordgrenze Chinas unter Druck setzen.

In diesem Zusammenhang nutzten die Rouran das bei Steppennomaden bewährte System, Druck auf die reichere, sesshafte Gesellschaft auszuüben, abwechselnd mit Phasen der Inaktivität, um Beute und Geschenke zu erhalten. In diesem Zusammenhang führten die Beutezüge der Rouran bis in das westliche Zentralasien, entlang der Oasen und Handelsrouten.[5]

Nach langwierigen Grenzkriegen mit der Wei-Dynastie wurde das Reich der Rouran unter der Herrschaft von A-na-kuei (Anagui) durch innere Streitigkeiten erschüttert, da sich der Fürst Po-lo-men auflehnte. A-na-kuei suchte zuerst bei der nördlichen Wei-Dynastie Zuflucht. Der siegreich erscheinende Po-lo-men folgte A-na-kuei nach Nordchina, nachdem er einen Angriff der Gaoche zurückgeschlagen hatte. China seinerseits spielte beide Nomadenfürsten gegeneinander aus, indem es beide unterstützte. A-na-kuei erhielt das östliche Gebiet um das Yin-shan-Gebirge, das Gebiet westlich des Koko-nor fiel an Po-lo-men. Jedoch war dieser mit dem ihm zugeteilten Gebiet nicht zufrieden. So suchte Po-lo-men nun in Transoxanien die Unterstützung bei den Hephtaliten. Es folgte eine Strafexpedition unter der Führung der Wei-Dynastie, welche Po-lo-men gefangen nehmen konnte. Dieser verstarb in der Gefangenschaft unter ungeklärten Umständen.[6]

Im Jahr 552 weigerte sich der nunmehr allein regierende A-na-kuei seinem Vasallen, dem türkischen Stammesführer Bumın, eine Prinzessin zur Frau zu geben. Dieser suchte nun den Schulterschluss mit dem damaligen chinesischen Herrscher. Noch im gleichen Jahr wurde A-na-kuei vernichtend von den „Türk“ unter Bumın geschlagen, andere Rouranfürsten wurden anschließend besiegt.[7] Die Rouran wurden nun dem entstehenden Reich der Kök-Türken eingegliedert.

Literatur

Anmerkungen

  1. Walter Pohl: Die Awaren. München 2002, S. 32.
  2. Wolfgang-Ekkehard Scharlipp: Die frühen Türken in Zentralasien. Darmstadt 1992, ISBN 3-534-11689-5, S. 11.
  3. Vgl. Walter Pohl: Die Awaren. München 2002, S. 32f. Zustimmend hingegen Nikolay N. Kradin: Rouran (Juan Juan) Khaganate. In: The Encyclopedia of Empire. (Onlineversion).
  4. Christoph Baumer: The History of Central Asia. Band 2, London 2014, S. 90; Nikolay N. Kradin: Rouran (Juan Juan) Khaganate. In: The Encyclopedia of Empire. (Onlineversion).
  5. Nikolay N. Kradin: Rouran (Juan Juan) Khaganate. In: The Encyclopedia of Empire. (Onlineversion).
  6. Wolfgang-Ekkehard Scharlipp: Die frühen Türken in Zentralasien. Darmstadt 1992, S. 11f.
  7. Christoph Baumer: The History of Central Asia. Band 2, London 2014, S. 91 und S. 94.