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Enzyklika

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Eine Enzyklika ist ein vom römisch-deutschen Kaiser oder dem römischen Papst (meist) in lateinischer Sprache verfasstes Rundschreiben. Gebräuchlich sind sie seit Papst Benedikt XIV. Im Falle des Papstes wendet es sich an die ganze Kirche. Enzykliken können grundsätzlichen Themen der Glaubensverkündigung gewidmet sein oder auch besondere pastorale Akzente aufweisen. Sie sind dann typischerweise nur als disziplinäre, nicht als unfehlbare Lehrautorität zu verstehen. Daraus ergibt sich, dass sie dem Wandel der Dinge folgen, dieses zeigt sich deutlich an den Sozialenzykliken der Päpste. Die kaiserlichen Enzykliken sind meistens Krönungsberichte gewesen.

Päpstliche Enzykliken seit 1800

Enzyklika, aus dem griechischen "enkyklios" kommend, bedeutet wörtlich "im Umkreis" oder "im Kreis laufend". Sie ist somit auch als Rundschreiben an die Bischöfe des Erdkreises zu verstehen. Manche Enzykliken, beginnend mit der Friedensenzyklika Papst Johannes XXIII. von 1963 "Pacem in terris", sind nicht nur an die Gläubigen, sondern auch "an alle die guten Willens sind" gerichtet.

Die Enzykliken werden mit den ersten zwei oder drei Anfangsworten des ersten Satzes zitiert (so gen. "Incipit", seltener auch nur das erste Wort, z.B. bei der Enzyklika "Libertas" Leo XIII. von 1888, oder mit mehr Worten wie "Graves de communi re" Leo XIII. von 1901).

Hier sei beispielsweise die (im Original auf Deutsch verfasste) Enzyklika "Mit brennender Sorge" (lat.: Ardenti cura) genannt, die Papst Pius XI. angesichts der Situation im deutschen Reich am 14. März 1937 herausgab und die sich gegen die nationalsozialistische Ideologie richtete. Im übrigen erschien am 19. März desselben Jahres eine Enzyklika, die den Kommunismus verurteilte und wenig später eine Enzyklika zur Lage in Mexiko ("Nos es muy conocida"). Drei Enzykliken innerhalb zweier Wochen publiziert zu haben, das blieb Rekord in der gesamten Papstgeschichte.

Ihre Veröffentlichung erfolgt im Amtsblatt des Hl. Stuhles, öfters ist auch zugleich eine amtliche Übersetzung in anderer Sprache beigegeben.

Seit Gregor XVI. (1831-1846) haben die Päpste regelmäßig Enzykliken herausgegeben, Leo XIII. (1878-1903) insgesamt etwa 80, Pius XI. etwa 30. Seit Paul VI. werden auch päpstliche Lehrschreiben häufiger als zuvor in weniger feierlicher Form abgefasst, etwa das jeweilige Apostolische Schreiben (Exhortatio apostolica) im Anschluss an eine Bischofssynode. Die noch kürzere Form der Breven ist heute für Lehraussagen ungebräuchlich.

Papst Leo XII. verurteilte bereits 1824 in der Enzyklika Ubi primum den religiösen Indifferentismus; Pius VIII. wehrte sich in seinem kurzen Pontifikat mit Traditi humilitate nostrae gegen angebliche Geheimgesellschaften, insbesondere die Freimaurer, die er als Gefahr für den Kirchenstaat ansah. Die intransigente Richtung setzte Gregor XVI. fort, der mit Mirari vos 1832 den Indifferentismus und Rationalismus verurteilte und 1834 den Liberalismus verwarf (gegen Lamennais). Wenn auch zunächst in defensiver Haltung, so beginnt unter Gregor XVI. doch das Ringen der kath. Kirche um die angemessene Distanz von der Staatspolitik, zunächst noch restaurativ als Abwehr gegen jedweden politischen Naturalismus formuliert. Die große, einheitliche Linie über Leo XIII. und Pius XI. bis Johannes Paul II. überrascht: Wenn man die kontextbedingte Ausdrucksweise relativierend würdigt, so bleibt der Gesamteindruck, dass der Anspruch der Päpste sich mehr und mehr konzentriert auf den geistlichen Anspruch des Christentums, um so der Zukunft einer Zivilisation im Umbruch zu nützen.

Enzykliken Papst Leos XIII. (Auswahl)

  1. Quod apostolici muneris (28. Dez. 1878, über die Rechte der Menschen in der Gesellschaft)
  2. Aeterni Patris (4. Aug. 1879, über die Philosophie und die Autorität des Hl. Thomas v. Aquin)
  3. Humanum genus (20. Apr. 1884, gegen die Geheimgesellschaften und Freimaurerei)
  4. Immortale Dei (1. Nov. 1885, über die christliche Staatsverfassung)
  5. Libertas praestantissimum donum (20. Juni 1888, Religionsfreiheit und Menschenwürde)
  6. Quamquam pluries (15. Aug. 1889, über den Hl. Josef)
  7. Rerum Novarum (21. Mai 1891, zur Arbeiterfrage)
  8. Providentissimus Deus (18. Nov. 1893, über die Hl. Schrift)
  9. Apostolicae Curae (13. Sep. 1896, Verwerfung anglikanischer Weihen)
  10. Annum Sacrum (25. Mai 1899, Christkönigs- u. Herz-Jesu-Verehrung anlässlich des Hl. Jahres 1900)
  11. Graves de communi re (18. Jan. 1901, über die Christliche Demokratie im Sinne sozialer Wohlfahrtstätigkeit)
  12. Annum ingressi sumus (Apostolisches Schreiben vom 19. März 1902, anlässlich des 25. Pontifikatsjahrs)
  13. Mirae caritatis (28. Mai 1902, zur Eucharistie)

Weitere Nachweise bei Leo XIII.

Enzykliken Papst Pius X. (Auswahl)

  1. Ad diem illud (2. Februar 1904, zur Marienverehrung)
  2. Vehementer nos (11. Februar 1906, gegen die laicité in Frankreich)
  3. Pascendi dominici gregis (8. September 1907)
  4. Singulari quadam (24.September 1912, an die dt. Bischöfe im Gewerkschaftsstreit)

Enzykliken Papst Benedikt XV. (Auswahl)

  1. Ad beatissimi Apostolorum principis vom 1. Nov. 1914 (gegen den Weltkrieg und für die Einheit der Kirche, Antrittsenzyklika )
  2. Humani generis redemptionem vom 15. Juni 1917 (über die Predigt des Wortes Gottes)
  3. In hac tanta vom 4. Mai 1919 (an die deutschen Bischöfe, zur 1200-Jahrfeier der Evangelisierung Germaniens)
  4. Pacem Dei munus pulcherrimum vom 23. Mai 1920 (über den Frieden und das Völkerrecht)
  5. Spiritus Paraclitus vom 15. Sept. 1920 (über die Heilige Schrift)
  6. In praeclara summorum vom 30. Apr. 1921 (über Dante)
  7. Fausto appetente die vom 29. Juni 1921 (über den Hl. Dominikus)

Der berühmteste Text dieses Papstes war das Apostolische Schreiben an die Häupter der kriegführenden Staaten Dès le début vom 1. August 1917, die mutigste Friedensinitiative des Papstes.

Enzykliken Papst Pius’ XI. (Auswahl)

  1. Ubi arcano Dei consilio vom 23. Dezember 1922 (über den Frieden Christi im Reiche Christi, Antrittsenzyklika)
  2. Quas primas vom 11. Dezember 1925 (über das Christkönigsfest)
  3. Rerum Ecclesiae vom 28. Februar 1926 (über die Missionen)
  4. Rite expiatis vom 30. April 1926 (über den Hl. Franz von Assisi)
  5. Mortalium animos vom 6. Januar 1928 (über die christliche Einheit)
  6. Divini illius magistri vom 31. Dezember 1929 (über die christliche Erziehung)
  7. Casti connubii vom 31. Dezember 1930 (über die christliche Ehe)
  8. Nova impendet vom 2. Oktober 1931 (gegen die Weltwirtschaftskrise)
  9. Quadragesimo anno (1931) Sozialenzyklika
  10. Non abbiamo bisogno(1931) gegen den ital. Faschismus
  11. Vigilanti cura vom 29. Juni 1936 (über das Kino)
  12. Mit brennender Sorge (14. März 1937) (gegen den Nationalsozialismus)
  13. Divini redemptoris (19. März 1937) (gegen den atheistischen Kommunismus)

Enzykliken Papst Pius’ XII. (Auswahl)

Unter dem Pontifikat von Papst Pius XII. erschienen insgesamt 41 Enzykliken, unter anderen:

  1. Summi pontificatus (1939) (Antrittsenzyklika, gegen den Krieg)
  2. Mystici corporis (1943) (über die Kirche)
  3. Divino afflante Spiritu (1943) (über die Heilige Schrift)
  4. Mediator Dei (1947) (über die Liturgie)
  5. Humani Generis (1950) (über neuere theologische Tendenzen)
  6. Haurietis aquas (1956) (über die Herz Jesu-Verehrung)
  7. Miranda prorsus (1957) (über Film, Funk und Fernsehen)

Alle Enzykliken Papst Johannes’ XXIII.

  1. Ad Petri Cathedram (29. Juni 1959, Antrittsenzyklika, über das bevorstehende Konzil)
  2. Sacerdotii Nostri Primordia (1. August 1959, über den Hl. Pfarrer von Ars)
  3. Grata Recordatio (26. September 1959, über den Rosenkranz)
  4. Princeps pastorum (28. November 1959, über die Missionen, einheimischen Klerus und Laienbeteiligung)
  5. Mater et Magistra (15. Mai 1961, Sozialenzyklika)
  6. Aeterna Dei Sapientia (11. November 1961, über die 1500-Jahr-Feier des Papstes Leo I. und Petrus als Zentrum christlicher Einheit)
  7. Poenitentiam Agere (1. Juli 1962, über das Erfordernis innerer und äußerer Buße)
  8. Pacem in terris (11. April 1963, Friedensenzyklika)

Alle Enzykliken Papst Pauls VI.

  1. Ecclesiam Suam (6. August 1964) Antrittsenzyklika über die Wege der Kirche, ihre Identität und den Dialog
  2. Mense Maio (29. April 1965) Kurzer Rundbrief über die Marienverehrung im Monat Mai
  3. Mysterium Fidei (3. September 1965) Enzyklika über die Eucharistie
  4. Christi Matri (15. September 1966) Kurzer Rundbrief über das marianische Friedensgebet im Oktober
  5. Populorum Progressio (26. März 1967) Enzyklika über den Fortschritt der Völker
  6. Sacerdotalis Caelibatus (24. Juni 1967) Enzyklika über die ehelose Lebensform der Priester in der Nachfolge Jesu Christi
  7. Humanae Vitae (25. Juli 1968) Enzyklika über die Weitergabe des Lebens der Menschheit (die sog. "Pillenenzyklika")

Die fünf größeren Enzykliken stehen allesamt thematisch im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Enzykliken zum Zölibat und zur Geburtenregelung ergingen zu Themen, die der Papst dem Konzil entzogen hatte. Unter den zehn größeren Apostolischen Schreiben (neben zwanzig weiteren) Paul VI. sind insb. zu nennen:

Alle Enzykliken Papst Johannes Pauls II.

  1. Redemptor Hominis (4. März 1979) über die Erlösung des Menschen
  2. Dives in Misericordia (30. November 1980) über das Erbarmen Gottes
  3. Laborem Exercens (14. September 1981) über die Arbeit (1. Sozialenzyklika)
  4. Slavorum Apostoli (2. Juni 1985) über die Hll. Kyrill und Method
  5. Dominum et Vivificantem (18. Mai 1986) über den Heiligen Geist
  6. Redemptoris Mater (25. März 1987) über die Marienverehrung
  7. Sollicitudo Rei Socialis (30. Dezember 1987) (2. Sozialenzyklika)
  8. Redemptoris Missio (7. Dezember 1990) über den Missionsauftrag
  9. Centesimus Annus (1. Mai 1991) (3. Sozialenzyklika)
  10. Veritatis Splendor (6. August 1993) über die Wahrheit als Fundament der sittlichen Ordnung
  11. Evangelium Vitae (25. März 1995) über die Würde des menschlichen Lebens
  12. Ut Unum Sint (25. Mai 1995) über den Ökumenismus
  13. Fides et Ratio (14. September 1998) über Glaube und Vernunft
  14. Ecclesia de Eucharistia (17. April 2003) über die Eucharistie

Enzykliken Papst Benedikts XVI.

  1. Deus Caritas est (25. Dezember 2005) über die christliche Liebe