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Tschüs

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Tschüss ist ein Abschiedsgruß aus der plattdeutschen Sprache, der sich - ähnlich wie die Begrüßung Moin - zunehmend auch im hochdeutschen und oberdeutschen Sprachraum findet.

Anders als Moin ist Tschüss kein ursprünglich niederdeutsches Wort, sondern ist als Lehnwort aus dem romanischen Sprachraum entstanden. Einen Hinweis auf die Abstammung des Wortes gibt die teilweise auch heute noch im Norden verwendeten Fassung Atschüss, auch Adjüs geschrieben (z.B. bei Fritz Reuter.

Für den Ursprung werden mehrere Quellsprachen angenommen:

  • Spanisch: Norddeutschland, insbesondere Hamburg und Bremen hatte seit der Hansezeit intentive Handelskontakte mit den Niederlanden, Portugal und Spanien. Nach diesem Modell stammt das Wort Tschüss ursprünglich aus dem Spanischen "Adiós", wurde in den damals spanischen Niederlanden zu "Atjüs" und drang von dort aus in den niederdeutschen Sprachraum ein.
  • Französisch: Nach diesem Modell ist das Wort Tschüss aus dem französischen Adieu (mit Gott) entstanden, woraus zunächst Atschüss wurde.
    • Ende des 17. Jahrhunderts siedelten sich in Norddeutschland, insbesondere in Bremen und Altona, aus Frankreich geflüchtete Hugenotten an. Mit ihnen kamen einige französische Ausdrücke als Modeworte auch in die plattdeutsche Sprache, vermutlich auch Atschüss.
    • Die Übernahme des Wortes in den plattdeutschen Grundwortschatz auf breiter Ebene (einschließlich des ländlichen Binnenlandes) erfolgte vermutlich während der napoleonischen Besatzungszeit im frühen 19. Jahrhundert.

Die genaue Entstehungsgeschichte ist aufgrund spärlicher schriftlicher Quellenlage vor dem 19. Jahrhundert nicht mit letzter Sicherheit aufzuklären. Fest steht jedoch, dass zur Zeit von Fritz Reuter, also im 19. Jahrhundert der Ausdruck Adjüs auch in Mecklenburg die wichtigste Abschiedsformel war.

Tschüss ist also zumindest teilweise eine Parallelentwicklung zum alemannischen Ade. Seit den 1980er-Jahren kann man ein Eindringen des Wortes Tschüss insbesondere in den schwäbischen Großdialektraum feststellen, wo aus dem Fremdwort Tschüss durch Anhängen des Diminuitiv-Suffixes -le das Lehnwort Tschüssle, oft auch Tschissle gesprochen, wird.

Sprachgeschichtlich aus derselben Wurzel stammt auch das rheinländische Tschö sowie das italienische Ciao.