Östliche Han-Dynastie
In der chinesischen Geschichte wird die zweite Periode der Han-Dynastie, die eine Wiedererrichtung der Dynastie nach der Usurpation von Wang Mang darstellte, als die Östliche Han-Dynastie bezeichnet. Die Östliche Han-Dynastie erhält seinen Namen durch die Lage seiner Hauptstadt Luoyang, die in Relation zur Hauptstadt der Westlichen Han-Dynastie, Changan, östlich gelegen ist. Die Östliche Han-Dynastie beginnt mit dem Jahr 25, als Liu Xiu sich zum Kaiser der Han ausrief und endete mit der Absetzung des letzten Han-Kaisers im Jahr 189. Im Vergleich zur ersten Periode der Han-Dynastie fällt die zweite Periode schwächlich aus.
Überblick
Als die Bauern gegen Wang Mangs Regierung erhoben, nahmen auch drei Verwandten des Han-Kaiserhauses daran teil. Liu Xiu ist nur ein entfernter Verwandter des letzten Westlichen Han-Kaisers. In Folge der Machtzentralisierung hat seine Familie fast alle Previlegien verloren. Während der Rebellion gegen Wang Mang konnte Liu Xiu jedoch Unterstützung sowohl aus den von Wang Mangs Reformen gekränkten Großgrundbesitzer erhalten wie auch von den Bauern, die durch Naturkatastrophe und schlecht durchgeführte Reformen doppelt belastet wurden. Schließlich rief Liu Xiu sich zum Kaiser aus und legte Luo Yang als die Hauptstadt der neuen Dynastie fest. Es dauerte allerdings weitere 15 Jahre, bis Liu Xiu das gesamte Land unter Kontrolle bringen und alle Aufstände niederschlagen konnte.
Bereits seit Ende der Westlichen Han-Dynastie kam in China Alchemie in die Mode. Besonders die Herrschenden suchten in der Alchemie Mittel zur Unsterblichkeit. Ironische Weise enthalten fast alle "Elixier" der damaligen Zeit Quecksilber, Phosphor und Schwefel. So kam es, dass fast alle Östliche Han-Kaiser früh starben und, wenn überhaupt, unmündige Kinder oder gar Säugling, als Nachfolger hinterließen. Abgesehen von den ersten drei Kaiser waren alle Östliche Han-Kaiser minderjährig. Das Regierungsgeschäft musste von ihren Müttern aufgenommen werden. Diese ebenfalls noch junge, politisch unerfahrene Kaiserinwitwen mussten in ihrem Regierungsgeschäft Rat von ihren Vertrauten suchen, und diese sind entweder ihre Verwandten (Väter, Brüder) oder Eunuchen. So kam es, dass während der Östlichen Han-Dynastie bestimmte Familien und die Eunuchen emense Macht anhäufen konnten und sogar Kaiser absetzen konnten.
Zur gleichen Zeit blieben die gesellschaftliche Probleme, die schon der westlichen Han-Dynastie und Wang Mang zum Verhängnis wurden, ungelöst. Die ungleiche Verteilung des Landes und das horrende Steuer (an manchen Jahren sogar über 50%) lasteten weiterhin schwer auf den Bauern. Die lokale Großgrundbesitzer konnten eine Klientelsystem aufbauen. Sie sind nicht nur die Landbesitzer, auf deren Länder die Bauern arbeiten, sie sind auch Beschützer der Bauern und in diese Funktion bewaffneten sie auch die Bauern. Da die Zentralregierung eh schwächlich und ständig im inneren Kampf verwickelt war, haben die lokale und ländlische Mächte viel Freiheit, um ihre eigene Machtbasis aufzubauen.
Den Todesstoß gab der Dynastie der Aufstand der Gelben Turbanen, sogenannt, weil die Aufständischen einen gelben Turban als Erkennungszeichen auf dem Feld über den Kopf banden. Der Organisator des Aufstandes Zhang Jiao war Gründer eines taoistischen Sektes. Er gab an, dass er Elixier besaß, die Krankheit heilen konnte, und die er ohne Gegenleistung an den Bauern weitergeben würde. Besonders unter Bauern und Handwerker fand der Sekt großen Zulauf. Nach kürzeste Zeit hatte er bereits über 300.000 Anhänger, die er militärisch organisierte. 184 gab er die Losung zum Aufstand aus und binnen kürzeste Zeit gab es überall in China gutorganisierte Aufständischen. Um den Aufstand zu bekämpfen, rief das Kaiserhof Hilfe bei den lokalen Großgrundbesitzer und ihre paramilitärische Organisationen.
Der Aufstand konnte zwar schnell niedergeschlagen werden, doch war das Land jetzt besetzt von zahlreichen Warlords, die den Ruf des Kaiserhofs gefolgt waren und die nun ihrerseits nach der Macht trachteten. Nach einem über 10-jährigen Kampf bildeten sich allmählich drei Mächte aus, wobei Cao Cao den gesamte mittleren und unteren Lauf des Gelben Flusses besetzte und den Kaiser unter seine Gewalt hielt. Im Namen des Kaisers führte Cao nun seine militärische Unternehmungen aus und war die stärkste Kraft in China. Doch befor er China ganz einen konnte, wagte der vorsichtige Cao nicht, den Kaiser vom Thron zu stoßen. Erst sein Sohn Cao Pi setzte den Han-Kaiser ab und errichtete die Wei-Dynastie.