Katholische Studentenverbindung
Die katholischen Studentenverbindungen wurden in Abgrenzung zu den älteren, schlagenden Korporationen gegründet. Alle katholischen Studentenverbindungen sind nicht-schlagend, fechten also keine Mensuren. Die katholischen Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich werden von manchen als Ausdruck des so genannten Ultramontanismus gesehen.
Geschichte
Katholischen Studenten traten organisiert in den ersten vier Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nicht hervor. Wenn sie eine Korporation beitreten wollten, so mussten sie bei einer der bestehenden aktiv werden, Burschenschaften, Corps oder Landsmannschaft.
Das Duell- und Mensurverbot war damals seitens der katholischen Kirche noch nicht klar genug ausgesprochen.
der Schweiz
Die erste katholische Studentenverband entstand in der Schweiz. Der Schweizerischer Studentenverein (SchwStV) wurde am 31. August 1841 als Dachverband der katholisch-konservativen, farbentragenden, nichtschlagenden Verbindungen der Schweiz gegründet. Es entstand als politische Sammelbewegung christlich-konservativer Studierenden und damit implizit als Gegensatz zum Schweizerischen Zofingerverein, der eine politisch radikale (das heisst progressiv-liberale) Grundhaltung einnahm. Der SchwStV wollte dementsprechend christliche, konservative Kräfte gegen Liberalismus und Radikalismus sammeln. Sein Wahlspruch lautete VIRTUS SCIENTIE AMICITIA. Duell und Mensur wurden mit Entschiedenheit verboten. Ende 1843 entstanden als eigenständige Studentenverbindungen die Helvetia Freiburg im Breisgau und die Helvetia Monacensis.
Bonn
1844 absolvierte der Trierer Bischof Wilhelm Arnoldi in Bonn einen Erholungsurlaub, nach der Ausstellung des Heiligem Rockes in Trier. Ihm zu Ehren wurde einen Fackelzug veranstalten von den katholischen Studentenschaft Bonns. Der 22jährige Theologiestudent Johann Joseph von der Burg nahm daran teil und war so beeindruckt, dass er mit sechs weiteren tudenten am 15. November 1844 die erste katholische Studentenverbindung Deutschlands gründete, Bavaria Bonn.
Die Verbindung hatte so einen grossen Zulauf, dass 1847 fünf Tochterverbindungen in Bonn gegründet wurden, Burgundia, Romania, Ruhrania, Salia und Thuringia. Am 5. Juli 1847 schlossen sie sich zu einem Gesamtverein zusammen, der sich den Wahlspruch Förderung der Wahrheit in Erkennen und Lebend durch Wissenschaftlichkeit und Geselligkeit gab. Im Sommersemester 1849 wurde der Name in Union umgewandelt. Nicht alle Mitgliedsverbindungen der Union konnten sich halten. 1852 bestanden nur noch Bavaria, Salia und Romania. Die Union löste sich infolge von internen Streitigkeiten 1853 auf. Anfang 1855 schlossen sich Bavaria und Romania zu einer 2. Union zusammen. Diese hielt bis 1857, als beide Verbindungen wegen Mitgliedermangels suspendieren mussten.
Bavaria wurde 1861 wiederum aktiviert, um 1867 wiederum zistiert zu werden. Ihre Wiederbegründung erfolgte erst 1873. Damit ist die Bavaria Bonn nicht nur die älteste katholische akademische Korporation, sieist wohl der älteste moderne katholische Verein Deutschlands überhaupt.
Relativ unabhängig voneinander entstanden an anderen deutschen Hochschulorten katholische farbentragende Verbindungen.
Münster
Am 17. Dezember 1847 wurde in Münster die Sauerlandia Münster gegründet aber erst spät 1885 das katholizitätsprinzip annahm.
München
Im Jahre 1848 gründete in München der Gymnasiast Franz Lorenz Gerbl den katholischen Leseverin für Studierende für Gymnasiasten. Im Wintersemester [[1849]/1850 wurde sie in Orthodoxia, bzw. Sophrosyne umbenannt. Dieser Verein war der Keimzelle der Aenania München.
Breslau
Die nächstälteste Verbindung ist Winfridia Breslau und geht zurück auf den Anfang 1849 gegründeten Leseverein katholischer Studenten. Am 17. Juli 1856 wurden die Umwandlung in eine Verbindung und das Farbentragen beschlossen.
Tübingen
Am 23. Oktober 1859 wurde in Tübingen die Rhenania Tübingen gegründet. Diese nannte sich ab 1860 Borussia Tübingen und seit 1863 Guestfalia Tübingen.
Organisationen
Katholische Studentenverbindungen sind ein Untergruppe der christlichen Studentenverbindungen, die ursprünglich nur katholische Studenten aufnahmen. Auch heute nehmen die meisten katholischen Studentenverbindung nur Katholiken auf (CV, ÖCV, UV und KÖL) oder nehmen protestantische Studenten nur mit eingeschränkten Rechten auf (KV und ÖKV). Manche Verbindungen nehmen auch Protestanten ohne Einschränkungen auf (TCV, SchwStV und KVHV).
Die wichtigsten Korporationverbände in Deutschland sind:
- Der 1855 gegründete Verband der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas (UV) mit 35 Mitgliedsbünden.
- Der 1856 gegründete Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) mit 126 Mitgliedsbünden.
- Der 1865 gegründete Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) mit 90 Mitgliedsbünden.
- Der 1903 gegründete Technischer Cartell-Verband (TCV) mit 29 Mitgliedsbünden an Fachhochschulen und Gesamthochschulen.
In Österreich sind die wichtigsten katholischen Korporationsverbände:
- Der 1933 aus dem CV abgespaltete Österreichische Cartellverband (ÖCV) mit 46 Mitgliedsbünden.
- Der 1933 aus dem KV abgespaltete Kartellverband katholischer nichtfarbentragender akademischer Vereinigungen Österreichs (ÖKV) mit 8 Mitgliedsbünden.
- Der 1933 gegründete Akademischer Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften (KÖL) mit 11 Mitgliedsbünden (teilweise Schülerverbindungen)
- Der Unitas-Verband hat auch Mitgliedsbünde in Österreich.
In der Schweiz ist der wichtigste katholische Korporationsverband:
- der 1841 gegründete Schweizerischer Studentenverein (SchwStV)
In Flandern ist der wichtigste katholische Korporationsverband:
- Der 1902 gegründete Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond (KVHV).
Alle katholischen Korporationsverbände in deutschsprachigen Ländern haben sich mit Studentenverbindungen aus anderen Ländern im 1975 gegründeten Europäischen Kartellverband zusammengeschlossen. Neben deutschen, österreichischen und schweizer Studentenverbindungen sind auch Verbindungen aus Belgien, Frankreich, Italien, Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, der Ukraine und Ungarn in diesem Verband vertreten.