Upload-Filter
Als Upload-Filter oder Uploadfilter bezeichnet man eine Software, die Informationen und Daten beim Hochladen beziehungsweise Veröffentlichen auf einer Website überprüft. Nicht regelkonforme oder illegale Inhalte werden durch den Filter abgewiesen oder vor der Veröffentlichung angepasst. Dabei können zum Beispiel Algorithmen zur Bild-, Sprach- und Texterkennung sowie -bewertung zum Einsatz kommen. Die Filterung kann auf einzelnen Websites, beim Webhoster oder beim Internetprovider der einzelnen Nutzer erfolgen.
Einsatz
Für den Einsatz von Uploadfiltern gibt es mehrere Gründe und Einsatzmöglichkeiten. Diese sind zum Beispiel:
- Zensur
- Verhinderung von Urheberrechtsverletzungen und Auffinden von Plagiaten
- Erkennung von Missbrauch der Nutzungsbedingungen
- Verhindern von Internetkriminalität, radikalen Extremismus und andere Verbrechen
- Steigerung der IT-Sicherheit durch die vorzeitige Erkennung von schädlichen Daten
- Auffinden von Fakes, Falschmeldungen, falscher Werbung und Betrügereien
- Auffinden von pornografischen Inhalten
- Entgegenwirkung von Beleidigungen, Cyber-Mobbing und Hass
Hintergrund
Durch diesen Prozess kann der Personal- und Zeitaufwand durch menschliche Arbeitskräfte erheblich gesenkt werden und bei gewissen Strukturen auch durch eine Automatisierung effizienter und genauer gelöst werden. So konnte YouTube zum Beispiel 180 Tausend Moderatoren durch Algorithmen ersetzen.
Da die Betreiber von größeren Websites rechtlich zwar alle Inhalte kontrollieren müssen, dies aber aufgrund der Datenmenge (Big Data) zeitlich und von den Kapazitäten her nicht schaffen, wird häufig auf Uploadfilter zurückgegriffen.
Rechtliche Lage
Geplante Rechtsänderung in der EU
Seit längerer Zeit plant die EU das Urheberrecht dem Internet und digitalen Binnenmarkt anzupassen und dafür auch den Einsatz von Uploadfiltern rechtlich vorzuschreiben.
Am 20. Juni 2018 stimmte der Justizausschuss des Europaparlaments den Kompromissanträgen zum Gesetzesentwurf von Axel Voss (CDU) zu, die unter anderem vorsehen, Online-Plattformen mit nutzergenerierten Inhalten dazu zu verpflichten, durch „angemessene und verhältnismäßige Maßnahmen“ das Verbreiten nicht lizenzierter Werke zu verhindern. Dies lasse sich nur durch Upload-Filter bewerkstelligen.[1][2]
Positionen und Debatte

Sechs EU-Abgeordnete haben im Januar 2018 eine Kampagne gestartet, um gegen die geplante Reform des EU-Urheberrechts zu protestieren. Unter dem Motto Save the meme warnen die sechs vor der Reform, die zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit in Europa führen kann, da durch Upload-Filter auch legale Zitate, satirische Verarbeitungen, Memes und andere vergleichsweise harmlose neue Darstellungen von Werken ausgrenzt werden könnten. Unterstützt werden sie dabei von 57 Bürgerrechts- und Datenschutzorganisationen, die einen offenen Brief ans EU-Parlament geschrieben haben. Dabei werden die bevorstehenden Änderungen auch als Zensurmaschine bezeichnet.[3][4]
Die von der EU-Kommission geforderte Pflicht zum Einsatz von Upload-Filtern auf Online-Plattformen im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen lehnen CDU/CSU und SPD als unverhältnismäßig ab. Die die große Koalition ist sich aber einig, dass sie die Stellung von Rechteinhabern gegenüber Internetprovidern verbessern will.[5]
Zahlreiche Organisationen, darunter der Chaos Computer Club, Bitkom, der Verbraucherzentrale Bundesverband, Wikimedia Deutschland, der Bundesverband Deutsche Startups, der Bundesverband Digitale Wirtschaft, der Bundesverband IT-Mittelstand, der Bundesverband mittelständische Wirtschaft, D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt, der Arbeitskreis gegen Internetsperren und Zensur, Deutscher Gründerverband, die Digitale Gesellschaft, eco – Verband der Internetwirtschaft, die Jugendpresse Deutschland und die Open Knowledge Foundation richteten sich in einem offenen Brief an verantwortliche Politiker, der sich gegen Upload-Filter richtet. Im Netz verbreitet sich der Hashtag #NoUploadFilter, um auf die Probleme aufmerksam zu machen.
Die Wikimedia Foundation setzt sich für eine Durchsetzung von Urheberrecht ohne Upload-Filter ein und plädiert stattdessen für andere Wege und mehr Aufklärung. Wikimedia Deutschland protestierte gegen die reichlichen Änderungen durch die EU und bezeichnete die Aktionen als „beispiellose Last-Minute-Änderungen“. Seiten wie die Wikipedia, die durch die freie Verbreitung von Wissen leben, seien durch Uploadfilter stark betroffen, weil sie das Zitieren von Quellen erschwerten und viel Wichtiges verschwinde.[6][7][8][9]
Beispiele
YouTube und Videoplattformen
YouTube verwendet ein sogenanntes Content-ID-System. Dort haben Rechteinhaber Hashwerte hinterlegt, anhand derer Lieder, Musikvideos, Spielfilme und andere Urheberrechtsverletzung sofort erkannt und entfernt werden.[10] Bei Musik kann zum Beispiel auch nur die Musik stumm geschaltet werden.
Facebook und Social Media
Facebook setzt Uploadfilter ein, um illegale und nicht soziale Inhalte bereits vor dem Veröffentlichten zu erkennen und zu verhindern. Die Ausarbeitung dieser Technologie wurde auch von dem deutschen Politiker Thomas de Maizière befürwortet.[11] Genutzt werden solche Filter zum Beispiel gegen das viele Verbreiten von Rachepornos. Für das Unterbinden von Terrorismus und Extremismus nutzen große Konzerne wie Facebook, Microsoft, Twitter und YouTube eine gemeinsame Datenbank, um Inhalte schneller zu entfernen.
ResearchGate und andere wissenschaftliche Plattformen
Die Publikationsplattform für Wissenschaftler Researchgate wurden von Verlagen unter Druck gesetzt Inhalte stärker zu kontrollieren und dafür auch Uploadfilter einzusetzen.[12]
Cloud-Dienste
Microsoft OneDrive setzt Upload-Filter zum Beispiel gegen Kinderpornografie ein.[13]
Kritik
Internetzensur und Einschränkung der Freiheit
Solche Filter können genutzt werden um Internetzensur zu betreiben und zum Beispiel Inhalte, die gegen eine bestimmte Meinung verstoßen bereits vorher zu sperren und damit das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit erheblich einzuschränken. Hierbei fällt auch der Begriff der maschinellen Zensur.[14]
Fehleranfälligkeit und Manipulation
Maschinelle Systeme können fehleranfällig sein bzw. können manipuliert werden, sodass Inhalte falsch eingestuft werden.
Viele Webvideoproduzenten auf YouTubeYouTube und anderen Plattformen kritisieren eine falsche Einstufung ihrer Inhalte durch Uploadfilter. Zum Beispiel kann über einen Sperrung der Werbeeinnahmen oder von einzelnen Videos durch einen Uploadfilter dafür gesorgt werden, dass Videos die sich auf kritischen Themen beziehen und diese sachliche oder unterhaltsame behandeln ohne dabei Rechtsverletzungen zu begehen, allein auf Grund des Inhaltes und bestimmter schematischer Merkmale von dem Filter als nicht werbefreundlich oder sogar Rechtsverletzung eingestuft werden und deswegen gesperrt werden. Auch sei es sehr fraglich einzelne Wörter in einem Video aus dem Kontext herauszuziehen, in dem man zum Beispiel eine gespielte Beleidigung als Hass wertet. Damit werde die Kunstfreiheit zum Beispiel bei Satire erheblich eingeschränkt.[15][16]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ heise online: EU-Copyright-Reform: Abgeordnete stimmen für Upload-Filter und Leistungsschutzrecht. Abgerufen am 22. Juni 2018 (deutsch).
- ↑ Urheberrecht und Uploadfilter - Keiner profitiert von diesem Gesetz. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 22. Juni 2018]).
- ↑ Jörg Breithut: Upload-Filter: Homer Simpsons letzter Abgang? In: Spiegel Online. 27. Januar 2018 (spiegel.de [abgerufen am 17. März 2018]).
- ↑ Bits of Freedom: Save the meme! - Bits of Freedom. Abgerufen am 17. März 2018.
- ↑ heise online: Urheberrecht: Große Koalition will keine Upload-Filter, aber ein EU-Leistungsschutzrecht. Abgerufen am 17. März 2018 (deutsch).
- ↑ wikimediaDE: Wikimedia Deutschland - Aktion gegen Upload-Filter: Community kann Kontext. Filter nicht. 30. Januar 2018, abgerufen am 17. März 2018.
- ↑ heise online: Wikimedia: EU-Urheberrechtsreform hemmt die freie Wissensverbreitung. Abgerufen am 17. März 2018 (deutsch).
- ↑ Barbara Wimmer: Ohne Upload-Filter kein Wikipedia? EU verhandelt Urheberrechtsreform. (futurezone.de [abgerufen am 17. März 2018]).
- ↑ Jasmin Körber, Bayerischer Rundfunk: EU-Urheberrechtsreform: Wikipedia-Macher kritisieren geplante Upload-Filter | BR.de. 12. Januar 2018 (br.de [abgerufen am 17. März 2018]).
- ↑ Das Netz der schwarzen Listen. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 17. März 2018]).
- ↑ Florian Regensburger, Bayerischer Rundfunk: Besuch von de Maizière: Facebook soll mehr strafbare Inhalte löschen | BR.de. 29. August 2016 (br.de [abgerufen am 17. März 2018]).
- ↑ Streit um Zweitveröffentlichungen: Verlage nehmen Researchgate ins Visier. In: iRights - Kreativität und Urheberrecht in der digitalen Welt. (irights.info [abgerufen am 17. März 2018]).
- ↑ heise online: #heiseshow: EU fordert Upload-Filter: Was soll das - und wieso kümmert's niemand? Abgerufen am 17. März 2018 (deutsch).
- ↑ Holger Bleich: EU-Kommission fordert den Einsatz von Upload-Filtern. Abgerufen am 17. März 2018 (deutsch).
- ↑ YouTube - MrTrashpack kritisiert stark eingebrochene Einnahmen. Abgerufen am 17. März 2018 (deutsch).
- ↑ Benjamin Köhler: YouTube verärgert Nutzer mit Werberichtlinie. (derwesten.de [abgerufen am 17. März 2018]).