Benutzer:Gloser/Slm
Warum war er Westfale? Peschken schreibt „Rheinländer“. Hatten Rathenau, Sonnenschein usw. ein einziges gemeinsames „Umfeld“? Galt Schmitz wirklich überall als Querulant? Die Bezeichnung „Pamphlet“ für seine Rechtfertigungs- und Anklageschrift ist herabsetzend, wie der verlinkte Text mitteilt: „Im gegenwärtigen Sprachgebrauch hat der Begriff ‚Pamphlet‘ einen eindeutig herabsetzenden Beiklang. Mit dieser Bezeichnung kann jede in Schriftform geäußerte engagierte Stellungnahme in einem Streitfall als ‚unsachlich‘ oder ‚niveaulos argumentierend‘ abqualifiziert und eingestuft werden“. Nach Saalmann, S. 193 ff. ist Glaser 1933 nicht „von den Nationalsozialisten entlassenen [worden]“, sondern zurückgetreten, nämlich einerseits, um seinem Freund und Vorgesetzten Wilhelm Waetzoldt im Kampf um sein Amt nicht länger zur Last zu fallen, und andrerseits, weil er sowieso keine Chance hatte, fernerhin im Amt zu bleiben.
[[File:Louis14-E.jpg|thumb|Louis14-E][[File:Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 4.jpeg|thumb|Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 4]
Nase II
Friedrich de la Motte Fouqué beschreibt den nun im Potsdamer Schloss aufgebahrten Friedrich, wie er ihn mit neun Jahren zum zweiten Mal sah:
... gekleidet in seine gewöhnliche Kriegstracht, ernste Ruhe auf den erhabenen, fast unveränderten Gesichtszügen. Nur die sonst gerade mit der Stirn fortlaufende Nase war etwas an der Wurzel eingesenkt, in der Mitte gehoben, nun schier Adlernase geworden, und die Lippen fester geschlossen, als im Leben. (Ein Gypsabguß, von der Totenlarve genommen, versinnlicht dies noch jetzt im Vergleich zu des Königs früheren Büsten). Zit. in Matthias Siedenschnur-Sander (Hrsg.): Vom Alten Fritz. Ein Lesebuch über Friedrich den Großen. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt, M. 2012, ISBN 978-3-596-90384-9, S. 154.
Friedrich II. von Preußen zu Pferde, Eisenkunstguss, um 1820, nach Emanuel Bardou, Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg
Von Friedrich II. wurde bereits zu seinen Lebzeiten eine große Zahl von Porträts angefertigt. Sie waren bei seinen Verehrern und Verehrerinnen auch im Ausland sehr beliebt, er selbst pflegte sie als Anerkennung für ihm geleistete Dienste zu verschenken – ob als lebensgroßes Gemälde, als brillantengefasste Miniatur, die wie ein Orden getragen wurde, oder auf einer Tabatiere.
Mit dem Nachweis Frauke Mankartz: „Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.“ In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): „Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung“. Hirmer, München 2012, S. 210 – 215.
Über die Lebensähnlichkeit dieser Bildnisse gehen die Meinungen seit Beginn ihrer wissenschaftlichen Erforschung auseinander: 1897 beklagte der Kunsthistoriker Paul Seidel, „ein klares, ungetrübtes Urteil darüber […], wie Friedrich der Große in Wirklichkeit ausgesehen hat“, lasse sich aus den erhaltenen Bildnissen nicht gewinnen.
Mit dem Nachweis Paul Seidel: „Die äußere Erscheinung Friedrichs des Großen.“ In: „Hohenzollern-Jahrbuch 1“ (1897), S. 87, zitiert nach Saskia Hüneke: „Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts.“ In: Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg 2 (1997/1998), S. 59.
Der Historiker Johannes Kunisch vermutet in seiner 2004 erschienenen Friedrich-Biographie dagegen, die Bildnisse namentlich des Hofmalers Antoine Pesne gäben „das Charakteristische seines Erscheinungsbildes wirklichkeitsgetreu wieder“.
Mit dem Nachweis Johannes Kunisch: „Friedrich der Große. Der König und seine Zeit“. C. H. Beck, München 200, S. 90.
Ein Grund für die Zweifel an der Lebensähnlichkeit der Bildnisse ist, dass diese gar nicht in der Absicht der Auftraggeber von Herrscherbildern des 18. Jahrhunderts lag: Es kam vielmehr darauf an, die politische und gesellschaftliche Rolle darzustellen, in der der Porträtierte sich öffentlich präsentieren wollte, also etwa als Herrscher mit Szepter und Hermelinmantel, als kompetenter Heerführer oder als bescheidener, treu sorgender Landesvater.
Mit dem Nachweis Johannes Kunisch: „Friedrich der Große. Der König und seine Zeit.“ C. H. Beck, München 200, S. 90.
Laut der Kunsthistorikerin Frauke Mankartz war die wiedererkennbare „Marke“ wichtiger als die Wirklichkeitstreue.
Mit dem Nachweis „Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.“ In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): „Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung“. Hirmer, München 2012, S. 210 – 210 u. ö.
Friedrich selbst spottete wiederholt darüber, dass ihm seine Porträts wenig ähnlich sahen.
Mit dem Nachweis Frauke Mankartz: „Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.“ In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): „Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung“. Hirmer, München 2012, S. 209.
Zudem hegte er eine ausgesprochene Abneigung gegen das Porträtsitzen, das er von seinem Regierungsantritt an konsequent verweigerte, weil er sich als zu hässlich dafür empfand: Man müsse Apollo, Mars oder Adonis sein, um sich malen zu lassen, und er habe keinerlei Ähnlichkeit mit diesen Herren, schrieb er 1774 an d’Alembert.
Mit dem Nachweis Hans Dollinger: „Friedrich II. von Preußen. Sein Bild im Wandel von zwei Jahrhunderten“. List, München 1986, S. 82.
Tatsächlich ist kein einziges zu Friedrichs Regierungszeit entstandenes Bildnis zweifelsfrei authentisch; ob er, wie Jean Lulvès 1913 behauptete,
Mit dem Nachweis Jean Lulvès: „Das einzige glaubwürdige Bildnis Friedrichs des Großen als König“. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1913.
dem Maler Johann Georg Ziesenis 1763 als Modell zur Verfügung stand, wird heute bestritten.
Mit dem Nachweis Karin Schrader: „Der Bildnismaler Johann Georg Ziesenis (1717–1776). Leben und Werk mit kritischem Oeuvrekatalog“. Lit-Verlag, Münster 1995, S. 110.
Ziesenis musste sich wie andere Porträtisten wohl mit Skizzen begnügen, die sie nach einer Begegnung mit dem König anfertigten. Ein einziges Mal soll Friedrich als Kronprinz 1733 einem Maler, nämlich Pesne, mehrere Stunden lang Modell gesessen haben, und auch das nur seiner Lieblingsschwester Wilhelmine zuliebe. Alle anderen Bildnisse, die Friedrichs Aussehen in mittleren Jahren und im Alter darstellen, sind nicht bei Porträtsitzungen entstanden, sondern Fortschreibungen älterer Porträts (z. B. von Pesne) oder nach der Erinnerung gemalt.
Mit dem Nachweis Rainer Michaelis: „Kronprinz Friedrich von Preußen en miniature: Notizen zu einer Arbeit Antoine Pesnes“. In: „Pantheon“ 54 (1996), S. 190 ff.; Frauke Mankartz: „Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.“ In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): „Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung“. Hirmer, München 2012, S. 205 f.
Die Kunsthistorikerin Saskia Hüneke identifiziert mehrere Typen von Friedrich-Porträts mit jeweils hohem Wiedererkennungswert: Zum einen den am barocken Herrscherbildnis orientierten jugendlichen Bildtypus mit weicheren Gesichtsformen, wie ihn die Werke Pesnes und das 1734 entstandene Profilbildnis Knobelsdorffs mit ihren Fortschreibungen darstellen. Deutlich davon geschieden gibt es den Typus des Altersbildnis, das auf Zeichnungen Daniel Chodowieckis zurückgeht und namentlich in den nach dem Siebenjährigen Krieg entstandenen Bildnissen Johann Heinrich Christian Frankes etwa von 1764 und Anton Graffs von 1781 weiterentwickelt wurde. Es zeigt den König als „Alten Fritz“, hager, ernst, mit scharfen Nasenfalten, großen Augen und schmalem Mund. Die Totenmaske
Mit dem Nachweis Abbildung der Totenmaske in der digitalisierten Ausgabe der Werke Friedrichs II. auf einer Webseite der Universität Trier, Zugriff am 27. Oktober 2016.
und die nach ihr gestalteten Bildnisse ließen sich als Fortschreibung dieses Alterstypus verstehen. Das Porträt von Ziesenis und eine 1770 entstandene Bildnisbüste Bartolomeo Cavaceppis bildeten einen mittleren Typus.
Mit dem Nachweis Saskia Hüneke: „Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts.“ In: „Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg“ 2 (1997/1998), S. 61–71.
Ernst von Salomon Ernst von Salomon (* 25. September 1902 in Kiel; † 9. August 1972 in Stöckte, Winsen (Luhe); auch: Ernst Friedrich Karl von Salomon) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Salomons Vater war Polizeibeamter und ehemaliger Offizier. Ernst von Salomons Erziehung in den preußischen Kadettenanstalten Karlsruhe und in Groß-Lichterfelde, der Hauptkadettenanstalt bei Berlin, endete wegen der Novemberrevolution 1918 ohne Abschluss. Salomon meldete sich sofort zu den regierungstreuen Truppen unter dem Volksbeauftragten Gustav Noske. 1919 kämpfte er im Freikorps des Leutnants Gerhard Roßbach im Baltikum und 1920 in Oberschlesien.
Nach der Auflösung des Freikorps 1920 war er Mitglied der Organisation Consul und beteiligte sich am tödlichen Attentat auf den Außenminister Walther Rathenau. 1922 wurde er deshalb wegen Beihilfe zum Mord zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Im März 1927 erfolgte eine weitere Verurteilung zu eineinhalb Jahren Zuchthaus wegen Beteiligung an einem versuchten Fememord. Infolge eines Gnadenaktes des Reichspräsidenten Hindenburg hinsichtlich dieser Reststrafe wurde Salomon im Dezember 1927 aus dem Zuchthaus Marienschloss-Rockenberg bedingt entlassen.
Gotthard Jasper: Aus den Akten der Prozesse gegen die Erzberger-Mörder
Nach der Begnadigung
Er heiratete sofort in Berlin seine Jugendliebe Lieselotte Wölbert, mit der er sich als verlobt hatte. Die Eheleute gingen nach wenigen Jahren auseinander, blieben aber bis nach 1945 verheiratet.
Salomon bewegte sich nach der Haftentlassung in Kreisen der Konservativen Revolution und des Nationalbolschewismus um Friedrich Hielscher, Hartmut Plaas und Arnolt Bronnen und stand dem Tat-Kreis um Hans Zehrer nahe. Er publizierte kleinere Arbeiten und der Verleger Ernst Rowohlt wurde auf ihn aufmerksam.
Zwischen Mai 1931 und November 1932 lebte Salomon, der nicht als Hauptbelastungszeuge im Altonaer Bombenlegerprozess auftreten wollte, in dem französischen Badeort Saint-Jean-de-Luz. Dort entstand, im Voraus von Rowohlt honoriert, der Roman "Die Stadt", den Salomon als sein bestes Werk einschätzte. Das Buch stellte ein "Abrechnen mit seiner eigenen politisch-romantischen Vergangenheit" dar, verkaufte sich aber ungewöhnlich schlecht. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich reiste Salomon im November 1932 nach Wien, eingeladen von dem Hochschulprofessor Othmar Spann, um bei ihm zu studieren und zu wohnen. Das Vorhaben scheiterte an der dominanten Person Spanns und dessen ganzheitlichem Anspruch gegenüber seinem Schüler.
Im Januar 1933 kehrte Salomon nach Berlin zurück. In diesem Jahr erschien bei Rowohlt die autobiografische Erzählung "Die Kadetten" mit einem Bekenntnis zum Preußentum, was wiederum ein großer verlegerischer Erfolg wurde. Es sollte bis 1950 die letzte literarische Einzelveröffentlichung Salomons bleiben.
In der NS-Zeit
Salomon hatte schon vor der Machtübernahme Distanz zur NSDAP gehalten. Er sah in der Politik Hitlers einen nur taktischen Gebrauch antibürgerlich-revolutionärer Erneuerungsvorstellungen zum Zweck der Bewahrung der bürgerlich-demokratischen liberalen Ordnung, worunter Salomon das herrschende kapitalistische Gesellschaftssystem verstand (mit einem ähnlichen Vorwurf begründeten im linken Lager die Kommunisten ihre Ablehnung der SPD-Politik). In dem Roman Die Stadt läßt er die Ich-Figur Ive (Karl August Iversen) zum Nationalsozialismus sagen: "Die Verfälschung liegt allein in der Tatsache, dass dies kein Sozialismus ist"[1]. Als ein Kämpfer aus der Freikorpszeit, der SA-Führer Ernst Röhm, ihm einen hohen Posten anbot, lehnte er ab. Ein 1933 aufgesetztes Gelöbnis treuester Gefolgschaft deutscher Schriftsteller gegenüber Hitler unterzeichnete er nicht. Während der Terrorwelle im Frühjahr 1933 wurde er zusammen mit Hans Fallada inhaftiert, kam aber durch die Fürsprache alter Freunde nach wenigen Tagen frei. Nach Röhms Ende 1934 stand Salomon bei NS-Parteidienststellen im Ruf eines "Strasser-Mannes", zumal sein emigrierter Bruder Bruno als ein bekanntes KPD-Mitglied galt.
Salomon hatte in der Freikorpszeitschrift "Reiter gen Osten" seit März 1934 Beiträge veröffentlicht. Im Oktober 1934 übernahm er von Heinz Oskar Hauenstein, dem eine publizistische Tätigkeit untersagt worden war, formal die Herausgabe der Zeitschrift, während Hauenstein unter Pseudonym weiterarbeitete. Salomon blieb bis zum Ende der Zeitschrift im Oktober 1944 ihr "Herausgeber", hatte aber seit dem Sommer 1941 keine Beiträge mehr geliefert. Salomon hatte sich mit Hauenstein die Aufgabe gestellt, die Geschichte der Freikorpskämpfe zu schreiben. Im Jahre 1936 erschien bei Rowohlt als Vorveröffentlichung die Dokumentation "Nahe Geschichte". Salomons Darstellung galt den Parteihistorikern der NSDAP als Gefährdung ihrer Deutungshoheit über die Freikorpsgeschichte und im anschließenden Konflikt konnten Salomon und Hauenstein ihr Archiv vor der Partei nur durch eine Überführung in das unter Friedrich von Rabenau im Aufbau befindliche Heeresarchiv im Reichsarchiv retten. Im Jahre 1938 gab Salomon aus diesem Bestand eine Dokumentensammlung unter dem Titel "Das Buch vom deutschen Freikorpskämpfer" heraus. Auch hier musste eine zweite Auflage unterbleiben. Jedoch erschienen weitere Auflagen der Geächteten und der Kadetten (auch in Lizenz im Bertelsmann-Verlag und Auszüge daraus in drei Nummern der Propagandareihe "Das Reich im Werden" und in anderen Sammelpublikationen. Salomon trat weder im offiziellen Literaturbetrieb des NS-Staates in Erscheinung noch gehörte er der Inneren Emigration an. Die Lippoldsberger Dichtertage besuchte er schon 1936 nicht mehr.
Inzwischen war Salomon vom Scheitern eines konspirativen Widerstandes überzeugt und hatte sich aus seinem Freundeskreis, zu dem Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen gehörten, mit Ille Gotthelft, die 1933 mit ihm als zwanzigjährige Literaturstudentin ein Liebesverhältnis eingegangen war, zurückgezogen[2]. Ille Gotthelft galt nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 als Volljüdin. Salomon schützte sie vor der Verfolgung, indem er mit ihr zusammenzog und sie als seine Ehefrau ausgab. Salomon schützte sie vor der Verfolgung, indem er mit ihr zusammenzog und sie als seine Ehefrau ausgab. Dadurch erfüllten beide den mit Zuchthaus bedrohten NS-Tatbestand der Rassenschande. Die echte Ehefau unterstützte die Täuschung durch den Verzicht auf eine Scheidung. Die rassisch begründete Ausgrenzung und Ächtung der Juden widersprach Salomons Nationsbegriff und seiner Lebensauffassung. Als Ernst Rowohlt trotz gesetzlicher Verpflichtung seine jüdischen Verlagsmitarbeiter nicht entließ, ging Salomon 1934 ein Scheinarbeitsverhältnis im Verlag ein. Als es aufflog, zählte es zu den Gründen der Schließung des Verlages und der Emigration Rowohlts im Jahre 1938.
Seit 1936 war Salomon ins Filmgeschäft gewechselt und lebte fortan als Drehbuchautor für Unterhaltungsfilme. Dazu schrieb er an einen Vertrauten: "... vielmehr bin ich ein ganz korruptes Schwein geworden, das den schäbigen Rest von Seele glatt für die Brosamen verkauft, welche vom reich besetzten Tisch der UFA fallen ..."[3]. Am 1. November 1938 trat Salomon der NSDAP bei.[4] Er hat diesen Schritt geheimgehalten und zeitlebens behauptet, nie Parteimitglied geworden zu sein. Auch seinen gegnerisch eingestellten Freunden in Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen blieb der Parteieintritt verborgen. In ihren Lebenserinnerungen erscheint er als einer der Hauptwortführer[5] und mit dem Drang, unzeitgemäß zu sein[6]. Salomon hatte sich 1940 ein Anwesen in Siegsdorf in Oberbayern zugelegt, wo er, zuletzt im örtlichen Volkssturm, mit Ille Gotthelft das Kriegsende erlebte.
Nach 1945
Am 11. Juni 1945 wurden beide vom CIC in Anwendung des automatic arrest interniert. Während Ille Gotthelft im März 1946 entlassen wurde, blieb Salomon bis zum 5. September 1946 in Haft. Freigelassen wurde er ohne Verhandlung infolge seiner Zuordnung zur Gruppe der erroneous arrestees (irrtümlich arrestiert gewesenen). Danach trennte sich Ille Gotthelft von ihm und heiratete den Filmschaffenden Paul May, während Salomon sich 1948 nach der Scheidung von Lieselotte Wölbert mit der achtzehn Jahre jüngeren Lena Falk verheiratete. Dieser Ehe entsprossen zwischen 1949 und 1956 drei Töchter und ein Sohn.
In der Sowjetischen Besatzungszone standen seine Veröffentlichungen auf der Liste der auszusondernden Literatur und die britische Besatzungsmacht verbot den Film Carl Peters - zutreffend - als antienglisch. Der unter Eingriffen des Propagandaministers Goebbels in Salomons Arbeit entstandene Propagandafilm war darüber hinaus subtil antisemitisch[7]. Heute befindet er sich auf der Liste der Vorbehaltsfilme. Salomon lebte von 1946 bis 1953 auf Sylt als Hausverwalter und von feuilletonistischen Texten, die im Sonntagsblatt erschienen.
Im Jahre 1950 hatte Salomon seine schriftstellerische Tätigkeit wiederaufgenommen. Er veröffentlichte im wiedererstandenen Rowohlt-Verlag die Erzählung "Boche in Frankreich", in der er seine Erlebnisse in Frankreich 1931/32 schilderte. Das erfolgreiche Buch war der Vorabdruck eines Kapitels aus seinem 1951 erscheinenden Hauptwerk, dem Roman "Der Fragebogen". Der Roman, der Salomons Ablehnung gegenüber dem amerikanischen Projekt „Entnazifizierung“ in plakativ ironischer Weise zum Ausdruck brachte, in dem er sich autobiographisch den 133 Fragen der „Entnazifizierungsbehörde“ stellte. Er löste erhitzte Diskussionen u. a. zu den Themen 131er und Persilschein aus und wurde zum ersten Bestseller der Bundesrepublik Deutschland. Der wirtschaftliche Erfolg gestattete Salomon den Kauf eines Hauses in Stöckte, einem Ortsteil von Winsen an der Luhe.
Mit der politischen Entwicklung Westdeutschlands war Salomon nicht einverstanden. Er forderte ein Austritt der beiden deutschen Staaten aus dem Weltbürgerkrieg, zu dessen Schlachtfeld sie der Bundeskanzler Adenauer durch Westbindung und Wiederbewaffnung seiner Ansicht nach bestimmt hatte. Salomon befürwortete eine Wiedervereinigung Deutschlands durch eine Kontaktaufnahme mit der DDR, ausgehend von einer gesamtdeutschen Politik der Atomaren Abrüstung. Er unterstützte den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, mit dessen Hilfe er eine Lesereise durch die DDR unternahm. Für die Partei Deutsche Friedensunion unterzeichnete Salomon - zum ersten und letzten Mal in seinem Leben - anlässlich der Bundestagswahl 1961 einen Wahlaufruf. Jährlich nahm er seit ihrem Beginn 1960 bis zu seinem Tod an den Ostermärschen teil. Im Jahre 1961 lud die Weltkonferenz gegen die Atombombe Salomon nach Tokio ein, wo ihm der höchste japanische Friedenspreis, „Die Kette der tausend Kraniche“, verliehen wurde. Salomon sorgte zusätzlich für Aufsehen, als er aus diesem Anlass zusammen mit dem offiziellen Vertreter der DDR, Heinz-Wolfram Mascher, einen Aufruf zur Durchsetzung des Rapacki-Planes verkündete.
Salomon verfasste nach 1953 Artikel meist feuilletonistischer Art für Die Welt, Welt am Sonntag und Die Zeit. Zwischen 1954 und 1956 schrieb Salomon vor dem Hintergrund der Wiederbewaffnungsdiskussion die Drehbücher zu der Paul-May-Filmtrilogie 08/15 nach der Romantriologie von Hans Hellmut Kirst. Noch 1956 folgte das Drehbuch zu der gleichnamigen Verfilmung des sozialanklägerisch gemeinten Romans Weil du arm bist, musst du früher sterben von Hans Gustl Kernmayr. Es war eine der wenigen westdeutschen Filmproduktionen, die auch in der DDR zu sehen waren. Als großer wirtschaftlicher Erfolg erwiesen sich 1956/57 - wegen ihrer tabubrechenden Nacktszenen - die Spielfilme Liane, das Mädchen aus dem Urwald und die Fortsetzung Liane, die weiße Sklavin.
1960 veröffentlichte Salomon Das Schicksal des A.D. Ein Mann im Schatten der Geschichte, eine Schilderung des Lebens von Arthur Dietzsch, der zwischen 1923 und 1950 ohne Unterbrechung aus stets wechselnden aber immer politischen Gründen inhaftiert war. Das Werk fand im geteilten Deutschland keine Resonanz.
Hohe Auflagen erreichte dagegen 1965 der Unterhaltungsroman "Die schöne Wilhelmine", der zuerst als Fortsetzungsroman in der Illustrierten Quick erschienen war. Diese und andere Arbeiten sollten Salomon den Lebensunterhalt für ein weiteres Hauptwerk ermöglichen. Erst nach seinem Tod erschien ein wenig beachtetes Bruchstück unter dem Titel "Der tote Preuße".
Am 9. August 1972 starb Ernst von Salomon in seinem Haus in Stöckte.
Salomon in der öffentlichen Wahrnehmung
Der Fragebogen (Le Questionnaire, 1954) wurde in Frankreich zum ersten deutschen Sensationserfolg nach dem Krieg[8] und machte Salomon zu einem der seltenen Deutschen, deren Meinung man zu politischen Debatten gern im Fernsehen einholte. Salomon erschien dem Publikum wegen seiner Vergangenheit und seines antiamerikanischen Zuges faszinierender als die guten Deutschen, die mit Respekt und Langeweile anerkannt wurden.
Die Literaturwissenschaft der DDR rechnete 1965 den Fragebogen zu den antifaschistischen Autobiografien und Salomon erschien als "einstiger Nationalist und Freikorpskämpfer, der zum Hitlergegner wurde und später eine Linkswendung vollzog".[9]
In einer jüngeren Veröffentlichung wird zum nationalsozialistischen Dichter Salomon resümierend mitgeteilt, es "darf nicht übersehen werden, dass er durch sein persönliches Engagement in Wort und Tat zum Wegbereiter Hitlers wurde", wobei "für ihn sprechen mag ...", dass er "... sich später" (gemeint: nach 1922, für die Autoren war Salomon bis dahin offenbar Nationalsozialist) "... dem Nationalsozialismus gegenüber reserviert verhielt."[10]
Dass zur Landvolkbewegung drei bekannte deutsche Schriftsteller, Hans Fallasda mit Bauern, Bonzen und Bomben (Berlin, Rowohlt 1931), Salomon mit Die Stadt (Rowohlt, Berlin 1932) und Bodo Uhse mit Söldner und Soldat (Carrefour, Paris 1935) Romane als Augenzeugen geschrieben hatten, ist von der deutschen Literaturforschung bisher "weitgehend unbeachtet geblieben".[11]
Fernsehverfilmungen
Salomons autobiografische Erzählung "Boche in Frankreich" verfilmte Paul May unter dem Titel "Glück in Frankreich" für den WDR. Der Film wurde durch die ARD am 30. Mai 1965 uraufgeführt.
Der Roman "Der Fragebogen" wurde unter der Regie von Rolf Busch, mit Heinz Hoenig in der Rolle des Ernst von Salomon, vom Norddeutschen Rundfunk verfilmt und von der ARD am 29. September 1985 gesendet. Das szenische Fernsehspiel schildert mit filmischen Rückblenden auf sein Leben Salomons Spruchkammerverfahren.
Anmerkungen
- ↑ Ernst von Salomon: Die Stadt, Rowohlt, Berlin 1932, S. 170f.
- ↑ Hans Coppi [jun.]: Harro Schulze Boysen - Wege in den Widerstand. Eine biografische Studie, Koblenz 1993, S. 148, 154, 185
- ↑ Brief an Hans Grimm vom 7. August 1936, zit. nach Markus Josef Klein, Ernst von Salomon. Eine politische Biographie. Mit einer vollständigen Bibliographie, Limburg a.d. Lahn 1994, S. 234
- ↑ Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. Metropol-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-936411-06-9, S. 99.
- ↑ So Max Tau in Das Land das ich verlassen mußte, Hoffmann und Campe, Hamburg 1961, S. 239
- ↑ Axel Eggebrecht in: Der halbe Weg. Zwischenbilanz einer Epoche, Rowohlt, Reinbek (bei Hamburg) 1975, ISBN 3-498-01612-1, S. 295
- ↑ Drewniak, Boguslaw: Der deutsche Film 1938-1945, Düsseldorf 1987, S. 316
- ↑ François Bondy:Die Rezeption der deutschen Literatur nach 1945 in Frankreich, in: Manfred Durzak (Hrsg.): Die deutsche Literatur der Gegenwart. Aspekte und Tendenzen, Philipp Reclam jun., Stuttgert 1971, S. 415-424, hier S. 418, dort auch das folgende.
- ↑ Verfasserkollektiv: Hans-Georg Werner, Werner Feudel, Wolfgang Friedrich, Günter Hartung, Dietrich Sommer, Willi Steinburg: Deutsche Literatur im Überblick, Philipp Reclam jun., Leipzig 1965 (1. Auflage), S. 295
- ↑ Jürgen Hillesheim, Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Biographien - Analysen – Bibliographien. Königshausen und Neumann, Würzburg 1993, ISBN 3-88479-511-2, S. 368
- ↑ So Alexander Otto-Morris: "Bauer, wahre dein Recht!" Landvolkbewegung und Nationalsozialismus 1928/30 in: Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e. V. (Hrsg.): "Siegeszug in der Nordmark". Schleswig-Holsdtein und der Nationalsozialismus 1925-1950 (= Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte, Heft 50), Kiel 2009², S. 68
Carl Zuckmayer: Es ist schon eine ziemliche Charakterleistung, daß er sich nicht von den Nazis zum ,Helden' oder Märtyrer machen ließ, er hätte sich leicht einen Schlageter-Nimbus verschaffen können, aber er war allerdings durch Freundschaften und Beziehungen zu Intellektuellen für die Nazis verdorben und leise verdächtig." Vortrag am 9.3.2001 Jost Hermand (Madison), Korrespondierendes Mitglied der Philologisch-historischen Klasse:
Ernst von Salomon. Wandlungen eines Nationalrevolutionärs
Wegen seiner indirekten Beteiligung am Rathenau-Mord ist Salomon trotz seiner großen Bucherfolge – Die Geächteten (1930), Die Kadetten (1933) und Der Fragebogen (1951) – in der literarischen Öffentlichkeit noch immer ein „Geächteter”. Daher gibt es fast keine Sekundärliteratur über ihn. Und die wenigen Arbeiten, die über ihn existieren, stellen ihn – je nach eigener politischen Orientierung – entweder pauschalisierend als einen heroischen Vertreter der „Konservativen Revolution” oder einen nichtswürdigen Opportunisten hin. Dieses Bild gilt es endlich zu revidieren.
Zugegeben: Salomon war in seinen Anfängen, das heißt vor seinem 20 Lebensjahr als ehemaliger preußischer Kadett ein Freicorpskämpfer und Mitglied der Brigade Erhardt und somit in den Rathenau-Mord verwickelt, büßte jedoch diese „Verirrung” mit fünf Jahren Gefängnis, in denen er sich im Umgang mit KPD-Mitgliedern zu einem Nationalbolschewisten à la Richard Scheringer entwickelte. Er wurde daher kein Nationalsozialist, verachtete den nordischen Rassenwahn, lebte im Dritten Reich mit einer Jüdin zusammen, unterhielt Kontakte zur „Roten Kapelle”, faßte Neigungen zur Sowjetunion – und wurde trotzdem nach 1945 von den Amerikanern mit seiner jüdischen Lebensgefährtin unter härtesten Bedingungen interniert. Daher vertrat er als Lektor des Rowohlt-Verlages in den fünfziger und sechziger Jahren eine antiamerikanisch-linke Position, die ihn zu einem führenden Mitglied der gegen den„ CDU-Staat” gerichteten „Deutschen Friedensunion” werden ließ. Das Deutsch-Nationale kam dabei nur noch in seiner Totalitarismus-Theorie zum Durchbruch, die sich gegen die USA und die Sowjetunion wandte und für eine Politik der „Wiedervereinigung” eintrat, wobei Salomon den Deutschen – zwischen den beiden Supermächten – einen „Dritten Weg” empfahl.
Jost Hermand, Dr. phil., Professor für Deutsche Literatur und Kultur an der University of Wisconsin, Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin
Christian Adam: Lesen unter Hitler, Galiani Verlag, Berlin 2010, erwähnt ihn nicht
Akademiemitgliedschaft: Zuwahl: 22.03.1985 Geburtsdatum: 11.04.1930 Geburtsort: Kassel
Plenarvorträge:
Ernst von Salomon. Wandlungen eines Nationalrevolutionärs (2001)
Akademie-Publikationen:
Hermand, Jost: Ernst von Salomon. Wandlungen eines Nationalrevolutionärs (2002)
Im übrigen hätte Müller sich auch an seine eigene Publikation von 1993 erinnern können. So heißt es in einem Dossier von 1939, abgedruckt in Müllers Buch "Die Akte Wehner", Willi Münzenberg habe gemeldet, daß Herbert Wehner sich bei André Malraux für den in Spanien als angeblicher "Gestapo-Agent" verhafteten Bruno von Salomon eingesetzt hatte: "Wie Münzenberg mitteilte, erfolgte die Freilassung Salomons nur auf die wiederholte, ultimative Forderung der Führung der KPD in Person des Gen. Funk, der selbst persönlich als Vertreter der KPD die Verantwortung vor der spanischen Regierung über von Salomon auf sich nahm." (Müller: Die Akte Wehner, S. 334f.) Bruno von Salomon, ein Bruder des Schriftstellers Ernst von Salomon, war 1935/36 in Paris an den Volksfront-Gesprächen beteiligt und ging dann nach Spanien. Er tauchte nach seiner Rückkehr nach Paris und der deutschen Besetzung in Frankreich und Belgien unter, überlebte mit Mühe und Not im Untergrund und starb 1954 an den Spätfolgen der erlittenen Entbehrungen. " In Falladas "Bauern Bonzen und Bomben" tritt Bruno als ""Padberg" auf.
Robert und Betram:http://film.virtual-history.com/page.php?id=1362 (Kolberg)Ehrenbürgerurkunde Heyse in Sigrid von Moisy: Paul Heyse. Münchner Dichterfürst im bürgerlichen Zeitalter. Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek, 23. Januar bis 11. April 1981. München: Beck 1981. (Ausstellungs-Kataloge der Berlinische Monatsschrift Heft 3/2001 , Probleme/Projekte/Prozesse, Herbert Mayer, Der Fall Fritz Sperling. - www.luise-berlin.de/Bms/bmstxt01/0103proh.htm
Orientalische Cigaretten-Compagnie Yosma (Hrsg.): Männer im Dritten Reich - Sammelbilderalbum, Orientalische Cigaretten-Compagnie Yosma, Bremen 1934.
Grossformatige gebundene Originalausgabe. - Im Gegensatz zu den Bildern erschien das Sammelbuch erst nach dem Röhm-Putsch, sodass eilig einige Biographien mit den dazugehörenden Portraits entfernt wurden. Dies wurde auch im Inhaltsverzeichnis und bei der Seitenzählung berücksichtigt, bei der Numerierung der Bilder natürlich nicht mehr. Dadurch reicht die Numerierung der Bilder im Album von 1 bis 250, wobei aber folgende Nummern ausgelassen sind 7 (Ernst Röhm), 34 (Ludwig Brucker), 48 (Georg von Detten), 60 (Karl Ernst), 96 (Edmund Heines), 100 (Hans Peter von Heydebreck), 118 (Wilhelm Karpenstein), 121 (?), 124 (Manfred Freiherr von Killinger), 140(?), 155 (Dr. Walter Luetgebrune), 185 (Hans Ramshorn), 207 (?), 209 (?) und 221 (Dr. Oskar Stäbel). 195 (Bernhard Rust) befindet sich zwischen 6 und 8 (statt 'Röhm') und 122 (Hans Kerl) zwischen 16 und 17.