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Erwin Thorn

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Erwin Thorn (* 18. Mai 1930 in Wien; † 17. Juli 2012 ebenda) war ein österreichischer Bildhauer und zählt zu den wichtigsten österreichischen Vertretern der ZERO-Bewegung der 60er Jahre.

Leben

Am 18. Mai 1930 in Wien geboren, besuchte Thorn von 1936 bis 1938 die Volksschule in Wien. 1938 musste seine Familie aufgrund des aufkommenden Antisemitismus Österreich verlassen. Fünfzehn Jahre lang blieb er in Israel und schloss dort seine Schulbildung am Gymnasium ab. Die darauffolgenden zwei Jahre verbrachte er im israelischen Militärdienst und zog 1950 in einen Kibbuz. Von dort aus widmete er sich laut eigener Angabe einem freien Studium in Jerusalem.

1952 zog er wieder nach Österreich und inskribierte an der Akademie für Angewandte Kunst Wien im Bereich Grafik. Dort widmete er sich den Studien der menschlichen Gestalt, Entwerfen von Stoffmustern, Lithographien, Farbkompositionen für Bücherumschläge und Vorsatzpapiere, Entwurf von Plakaten und Katalogen und schloss das Studium 1956 ab.

Ende der 1950-er Jahre war er bereits mit vielen Künstlern des Europäischen Bildhauersymposions in St.Margarethen vernetzt, an dem er 1959 mit einer skulpturalen Arbeit teilnahm[1]. Er beteiligte sich im folgenden Jahrzehnt an mehreren Symposien und wurde von Karl Prantls Philosophie des „Freidenken und Freiwerden im Freiraum“ inspiriert.

1960 nahm er an der Biennale in Cincinnati teil und bekam im darauffolgenden Jahr ein Stipendium des Institut Français in Paris. Es folgten zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen in Paris, Mailand, Rom, Wien und Innsbruck.

Während dieser Zeit konnte er sich sein Überleben mit Arbeiten als Grafiker für Messen und Werbung sichern, außerdem war er als Hilfskraft für andere Künstler tätig, z. B. legte er Mosaike bei Kunst am Bau.

Er schloss Kontakte zur Gruppe ZERO in Italien und kooperierte mit Künstlern wie Enrico Castellani und Lucio Fontana. Thorn beteiligte sich 1965 an mehreren Ausstellungen der Gruppe ZERO, die Ausstellung "ZERO avantgarde 1965" tourte bis zum Ende des Jahres 1966 durch mehrere italienische Städte.

Ende der 60-er Jahre wurden mehrere Werke Thorns angekauft, unter anderem von der Albertina in Wien, dem Museum des 20.Jh in Wien und vom Storm King Art Center, New York.

Den erfolgreichen Jahren folgten Jahre der Ernüchterung, als er aufgrund seiner künstlerischen Entwicklung keinen Zuspruch in der Kunstwelt erhielt und laut eigener Aussage aus dem Kunstmarkt „auszentrifugiert“ wurde.

Er widmete sich erneut seiner Profession - der Grafik, und ging ab 1983 einer Lehrtätigkeit an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien nach. Dort unterrichtete er bis 1995 dreidimensionales Gestalten in der Meisterklasse für Gestaltungslehre.

Thorn war mit der Historikerin, Universitätsprofessorin, wissenschaftlichen Autorin und Herausgeberin Edith Saurer liiert. Sie war Initiatorin und Mitbegründerin der Fachzeitschrift „L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geisteswissenschaft“. Das Logo für diese Zeitschrift wurde von Thorn entworfen.

Erwin Thorn starb am 17. Juli 2012 im Alter von 82 Jahren in Wien. Er wurde am Friedhof Gersthof in Wien beigesetzt.

Werk

Thorn beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit der Wahrnehmung des Ereignisses im Bild. Er wollte das tradierte Verhältnis von Bild und Rahmen umkehren mit der Frage, ob das Ereignis im Rahmen oder im Bild liegt[2].

Seine meist monochrome Objekte können als formgewordene Sprache des Raumes verstanden werden. Die Oberflächengestaltung beschreibt mit ihren Wellen eine Bewegung bzw. in Form gegossene Ereignisse. Er hat betont, dass die Gestaltung der Oberfläche einer Sprache gleicht und man diese lesen kann, wenn man sich auf einen Sensibilisierungsprozess einlässt. Die Semantik dieser Bildsprache ist universell und erschließt sich nur, wenn das Spiel zwischen Licht und Schatten vorhanden ist.

Gegen Ende der 60er Jahre nahm er farbliche Gestaltung in sein Schaffen auf und wandte sich von der Monochromie ab. Auf diesen Werken sind Licht-Schatten Situationen mittels Farbe auf der Oberfläche abgebildet. Damit wurde der Blick auf das Werk mehrerer Blickwinkel und Lichtsituationen verschränkt, er konnte damit mehrere Zeitzustände in einem Werk vermitteln. Die Form der Objekte wurde zunehmend organischer und vielfältig in der Hängung und Montagemöglichkeit.

Seine polychromen Arbeiten sind als eine Art Persiflage gedacht, die er seinen monochromen Werken gegenüberstellt. Sie sind als ein Ausbrechen aus der Seriosität zu verstehen, denn er empfand das „sich ernst nehmen“ in der Kunstwelt zunehmend erdrückend. 

Nach einer Retrospektive[3] 2008 in der Kargl Box in Wien präsentierte er 2010 mit „APROPROS BLEI in Anbetracht der Wörter, die Beredsamkeit der Folie“ seine letzte Einzelausstellung[4].

Thorn wird oft mit einem weiteren österreichischen Künstler verglichen[5], der sich ebenfalls der monochrom reduzierten Formensprache widmete und Kontakt zur Gruppe ZERO pflegte: Hans Bischoffshausen. Trotz der Parallelen, die man zwischen Thorn und Bischoffshausen ziehen kann, behielten die beiden Künstler eigenständige Positionen im künstlerischen Kontext. 

Werkauswahl

  • 1959: II
  • 1959: V
  • 1960: 41, Bildhauerhaus St. Margarethen
  • 1962: Brennzeichnung
  • 1962: Lichtfeld
  • 1964: DISKUS I
  • 1964: Random Tune
  • 1966: Relief
  • 1966: Ganz und gar nichts
  • 1967: Säule
  • 1967: Borominiana
  • 1968: Wednesday morning at 5 o'clock
  • 1968: Saturday at 8h
  • 1968: Erbse II
  • 1969: Inhaltsanalyse
  • 1969: Piseli I
  • 1970: Von der Wiege ins Boot
  • 1996: MRK (Menschenrechtskonvention)
  • 2010: APROPROS BLEI, in Anbetracht der Wörter, die Beredsamkeit der Folie

Ausstellungen

Einzelausstellungen

2010     - Apropos Blei, in Anbetracht der Wörter, die Beredsamkeit der Folie, Georg Kargl Permanent, Vienna

2008     - Kargl Box, Vienna

1979     - Arbeiten 1959-1979 und work in progress – Dokumentation, Modern Art Galerie, Vienna

1972     - Spiele spielen - Galerie nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder, Wien

1971     - WEISS, Museum des 20. Jahrhunderts, Vienna

1970     - Galerie im Taxis-Palais, Innsbruck

             - Galerie nächst St. Stephan, Vienna

1969     - Galerie nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder, Wien

1967     - Österreichisches Kulturinstitut, Rom

1965     - Forum Stadtpark, Graz

1964     - Galerie Wulfengasse 14, Klagenfurt

Gruppenausstellungen

2016     - Carol Bove meets Zero, Galerie Koch, Hannover

2016     - Aus der Sammlung - Bild, Realität und Forschung von 1960 bis 1980 - Neue Galerie Graz, Graz

2015     - Zero, Galerie Koch, Hannover

2014     - Impulse, Reason, Sense, Conflict. - CIFO - Cisneros Fontanals Art Foundation, Miami, FL

             - Texte In der Kunst - Georg Kargl Fine Arts & Georg Kargl Box, Wien 

2012     - GEORG KARGL FINE ARTS - 1964 ein Stimmungsbild - Georg Kargl Fine Arts & Georg Kargl Box,Wien 

2010     - HIGH IDEALS & CRAZY DREAMS - Compiled by Gerwald Rockenschaub - Galerie Vera Munro,Hamburg

             - Personal Structures: Time – Space – Existence - Georg Kargl Fine Arts & Georg Kargl Box, Wien

             - FINE LINE - Georg Kargl Fine Arts & Georg Kargl Box, Wien 

             - Personal Structures | Time - Space - Existence - Berufsvereinigung der bildenden Künstler Vorarlberg, Bregenz

2009     - FEEDBACKSTAGE - Kunsthaus Muerz, Mürzzuschlag;

             - Feedbackstage - Galerie Thomas Schulte, Berlin

             - FEEDBACKSTAGE - Georg Kargl Fine Arts & Georg Kargl Box, Wien 

2001     - Heiligenkreuzerhof, Vienna

2000     - Farbenlust und Formgedanke. Abstrakte Wege in Österreich, Frauenbad, Baden bei Wien

1996     - Die 60er Jahre oder als alles möglich wurde. Kunst und Kultur in Österreich 1960-1970

            - Schloß Herberstein, St. Johann bei Herberstein

1987     - Rückblick - Eine Sammlung der 60er Jahre - Galerie Eugen Lendl, Graz

1984     - Museum des 20. Jahrhunderts, Vienna

1975     - Selbstporträt als Selbstdarstellung - Galerie nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder,Wien

1971     - Edition 71 - Galerie nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder, Wien

1970     - Nebenprodukte, Galerie nächst St. Stephan, Vienna

            - Österreichische Kunst 1979, Schloß Eggenberg, Graz

1969     - Hommage an das Schweigen, Tiroler Kunstpavillon, Innsbruck

             - Künstler ohne Kunst, Galerie nächst St.Stephan, Vienna

             - Künstler ohne Kunst, Galerie im Taxispalais, Innsbruck

1968     - Neue Gallerie Joanneum, Graz

             - Neue Dimensionen der Plastik in Österreich, Galerie Taxipalais,Innsbruck

             - Plastiken und Objekte, Museum des 20.Jahrhunderts, Vienna

             - Symposium, Retzhof

1966     - Zero Avantgarde 1966, galleria associazione zen, Brescia

            - Zero Avantgarde 1966, II Segno, Rome

            - Konfrontation 1966, Galerie Heide Hildebrand, Klagenfurt

1965     - Biennale Nouvelles Tendances III, Zagreb

            - Forum Stadtpark, Graz

            - Aspekten van en nieuwe Konseptiez, Galerie 20, Arnhem

            - Zero Avantgarde 1965, Atelier di Fontana, Milano

            - Zero Avantgarde 1965 - Galleria associazione Zen, Brescia

             - Zero Avantgarde 1965 - Galleria Il Segno, Rom

             - Zero Avantgarde 1965 - Galleria Il Punto, Turin

             - Zero Avantgarde 1965 - Galleria del Cavallino, Venedig

1964    - Biennale Art Sacre, Paris

1960    - Biennale Cincinnati, Ohio

             - Symposium europäischer Bildhauer, St.Margarethen

             - Galerie Griechenbeisl, Vienna

             - Galerie Junge Generation

Literatur

  • Kunst: Anspruch und Gegenstand Von der Kunstgewerbeschule zur Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1918 - 1991, Seite 224/307, Residenz Verlag, Salzburg Wien, 1991 , ISBN 3701707227
  • Roland Schöny in: Zum Werk des Künstlers Erwin Thorn. Konzeptuelle Avantgarde mit ironischen Tupfern, Seite 98–102, Zeitschrift PARNASS 03/2008
  • Farben Lust und Form Gedanken. Abstrakte Wege in Österreich 1900 – 2000, Seite 119, Herausgegeben von Erika Patka und Gabriela Nagler, Universität für angewandte Kunst, Wien 2001

Einzelnachweise

  1. Erwin Thorn - Symposion - Steinbruch St.Margarethen. Abgerufen am 13. Juni 2018.
  2. Aus schriftlichen Stellungnahme Erwin Thorns: "35 Jahre danach. Versuch einer Rekonkretisierung", einzusehen im Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien
  3. Galerie Georg Kargl. Abgerufen am 16. November 2017.
  4. APROPOS BLEI in Anbetracht der Wörter, die Beredsamkeit der Folie | Galerie Georg Kargl. Abgerufen am 16. November 2017.
  5. Belvedere Museum Wien - Ausstellungen. Abgerufen am 17. November 2017.