Griffkraft
Griffkraft ist die Fähigkeit der Hand und des Unterarms, durch Schließen der Hand oder mit einzelnen Fingern Kraft auszuüben.
Arten der Griffkraft
- Quetschende Griffkraft (Crushing Grip)
- Handgelenkskraft (Wrist Strength)
- Daumenkraft (Pinching)
- Fingerkraft (Individual Finger Strength)
- Haltekraft (Support Grip, Halten der Griffposition über längere Zeit)
Quetschende Griffkraft (Crushing Grip) Der Crushing Grip stellt die Kraft dar, die beim Zerdrücken bzw. Drücken eines Gegenstandes in der Hand verwendet wird. Die durchschnittliche Druckkraft in der Hand eines Mannes beträgt etwa 505N (etwa die Gewichtskraft von 50,5 kg). Die durchschnittliche Druckkraft in der Hand einer Frau beträgt etwa 225N (etwa die Gewichtskraft von 22,5 kg).
Handgelenkskraft (Wrist Strength) Obgleich kein direkter Bestandteil der Griffkraft, ist diese Kraft unbedingt notwendig, um sportliche Leistungen zu erzielen. Es geht um die Stabilität der Kraftausübung, etwa wenn das Handgelenk während einer Übung in neutraler Position gehalten werden soll. Die Handgelenkskraft ist darüber hinaus auch für die Vorbeugung von Verletzungen bedeutsam. Beim Abfangen nach einem Stolpern etwa entscheidet ein starkes Handgelenk darüber, ob man sich ernsthafte Verletzungen zuzieht oder nicht. Auch bei der Verwendung eines Schraubenziehers oder beim Öffnen eines Marmeladendeckels ist die Handgelenkskraft am Gesamtkraftaufwand beteiligt.
Daumenkraft (Pinching) Pinch Grip Strength ist die Kraft, die man zum Aufheben, Fangen und Halten eines Gegenstands zwischen Daumen und Fingern benötigt. Da hierbei der Daumen gegenüber den vier Fingern die Hauptarbeit verrichtet, geht es beim Pinching hauptsächlich um die Kraft im Daumen.
Fingerkraft (Individual Finger Strength) Bei dieser Art der Kraft geht es um die Kraftleistung eines jeden einzelnen Fingers.
Haltekraft (Support Grip) Die Fähigkeit, eine Griffposition über längere Zeit zu halten.
Anwendungen der Griffkraft
Griffkraft steigert effektiv die sportliche Leistungskraft. Die Griffkraft ist neben alltäglichen Tätigkeiten gerade in Sportarten wie Kampfsport, Klettern, Turnen, Segeln, Bowling, Tennis, Golf, etc. von besonderer Bedeutung. Allen Bewegungsabläufen gemeinsam ist, dass sie ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Muskeln erfordern. Die Hand und das Handgelenk stellen bei diesen Bewegungen meist den Anfang (Griff) oder das Ende (Fauststoß) einer solchen funktionalen Kette dar.[1]
Training der Griffkraft
Ziel des Griffkraft-Trainings ist nicht nur die Verstärkung der benötigten Muskeln, sondern auch die Stabilisierung der Finger, Hände und Handgelenke zur Vorbeugung vor Verletzungen. Vor allem beim Abstützen nach einem Sturz und bei der Abwehr von Faustschlägen können gut trainierte Hände und Handgelenke Schäden vermeiden helfen.
Das Training erfolgt mittels
- Hanteln mit besonders dickem Griff (z. B. Thomas-Inch-Hantel)
- Kettlebells (Kugelhantel)
- Wristroller (Wrist roller)
- Gripper (Grippers)
- Blockweights (konisch verlaufende runde Blöcke aus Gusseisen, die zwischen 8 und 30 Kilogramm wiegen. Sie müssen mit der Hand gegriffen und hoch gehoben werden. Ein Blockweight steigert die Griffkraft wie kein anderes Trainingsgerät, denn mit ihm kann man fast alle Arten der Griffkraft trainieren).
Griffkraft als Wettkampfsport
Bis Anfang der 1990er Jahre waren Nagelbrechen, Münzenbiegen und Karten- und Buchreißen die ultimative Demonstration von Hand-, Handgelenk- und Fingerkraft. Diese Haushaltsgegenstände stellten ein Element der Realität und ihrer offensichtlichen Schwierigkeit für die Öffentlichkeit dar.
Ab 1995 wurden weltweit, primär in den USA, England und Deutschland lokale Meisterschaften ins Leben gerufen; die physische und unglaublich reale Demonstration allumfassender Griffstärke prüften. Heute geht die Entwicklung immer weiter weg von kleinen Wettkämpfen in Kellern und Vorgärten, hin zu großen nationalen und internationalen Veranstaltungen. Hier sind insbesondere der amerikanische und russische Raum Wegbereiter, sie verbinden Griffkraft auf großen Expos mit anderen sinnverwandten Sportarten.
Aufgrund der immer besser werdenden globalen Vernetzung durch das Internet entsteht seit 2015 ein großer Trend in Richtung Multivenues bei dem zeitgleich und weltweit Griffkraftsportler in Wettstreit stehen. Der seit Jahren größte Multivenue-Wettkampf ist der kanadische KINGKONG mit jährlich über 15 teilnehmenden Ländern und über 200 Startern.
Mit Hilfe von Videobeweis, Messanlagen, kalibrierten Hantelscheiben und Waagen werden aber nicht nur diese Großwettkämpfe mit dem Regelwerk synchronisiert. Es können auch offiziell anerkannte Rekordversuche im heimischen Wohnzimmer vorgenommen werden.
Ein Griffkraft Wettkampf wird in der Regel von 5 bis 20 Athleten durchgeführt. Meist werden 3 bis 5 Disziplinen abgefragt welche mit einer guten Durchmischung für gleiche Chancen quer durch alle Gewichtsklassen sorgen sollten. Es gibt aber auch Spezialmeetings in der nur eine Handkraftart geprüft wird, z.bsp. bei einem Thick-Bar Meeting.
National und international
Der ÖMAV ist der Dachverband für Deutschland und Österreich, dem die National Armlifting League angehört. Hierneben gibt es keine weiteren Verbände. Die Griffkraftstandards für Wettkämpfe im deutschsprachigen Raum werden durch die National Armlifting League festgelegt und auf Wettkämpfen in Deutschland und Österreich zertifiziert.
In der Griffkraft gibt es Landes-, Deutsche/Österreichische, Europa- und Weltmeisterschaften, zudem gibt es in Deutschland und in Österreich unzählige Cups.
Frauen haben sich in dem ursprünglich von Männern dominierten Sport inzwischen durchgesetzt und nehmen selbst an internationalen Vergleichen teil bei denen sie Standrads setzen die von den meisten Männern nicht geschafft werden.
Literatur
- Sirko Petermann: Alles fest im Griff. Die Geschichte der Griffkraft. Verlag Kienl & Heuer, Quedlinburg 2016
- Regelwerk der National Armlifting League, Stand Februar 2017
- Jochen Schwenk, Andreas Schmidt: GriffKraft. Starke Hände für mehr Erfolg. Verlag Pietsch, Stuttgart 2012.
Einzelnachweise
- ↑ Schwenk, Jochen: GriffKraft, Starke Hände für mehr Erfolg im Kampfsport, S. 6