Lonetal-Mehlbeere
Lonetal-Mehlbeere | ||||||||||||
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Lonetal-Mehlbeere (Sorbus lonetalensis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sorbus lonetalensis | ||||||||||||
S.Hammel & Haynold |
Die Lonetal-Mehlbeere (Sorbus lonetalensis) gehört zu den Bastard-Mehlbeeren (Sorbus hybrida agg.) aus der Pflanzengattung Mehlbeeren (Sorbus) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie steht morphologisch zwischen der Echten Mehlbeere (Sorbus aria) und der Vogesen-Mehlbeere (Sorbus mougeotii). Dies dürften zugleich die Elternarten des fixierten Bastards sein. Als eine agamosperme Art pflanzt die Lonetal-Mehlbeere sich ungeschlechtlich fort.
Sennikov und Kurtto führen die Art seit 2017 unter dem Namen Hedlundia lonetalensis.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Lonetal-Mehlbeere ist ein schlanker Buschbaum (d. h. in der Wuchsform zwischen Strauch und Baum stehend) mit Wuchshöhen von bis zu 6 Metern. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die grünen Laubblätter der Kurztriebe werden ca. 8,5 bis 11 Zentimeter lang und 6 bis 8,5 Zentimeter breit. Die Laubblätter der Langtriebe erreichen eine Länge von 9,5 bis 11,5 Zentimeter und eine Breite von 6 bis 8,5 Zentimeter. Die Blattbasiswinkel bilden einen auffälligen trichterförmigen Blattgrund. Die Blattspreite ist elliptisch oder breit ausladend mit drei bis vier deutlich abgerundeten Blattlappen (diese sind gegenüber der Vogesen-Mehlbeere stärker zugespitzt). Die Blattunterseite ist hellgrau filzig behaart. Die Blattspreite besitzt 9 bis 11 Blattnervenpaare.
Generative Merkmale
Die Lonetal-Mehlbeere ist tetraploid. Die karminroten Scheinfrüchte sind 10 bis 11,5 × 10,5 bis 13 Millimeter groß. Die Fruchtreife liegt Mitte bis Ende September.
Vorkommen
Die Lonetal-Mehlbeere ist ein Lokalendemit Baden-Württembergs mit einem kleinen Vorkommen von elf bekannten Exemplaren südlich von Herbrechtingen-Bissingen ob Lontal. Sie wächst an Waldrändern und am Rand von Forstwegen.
Botanische Geschichte und Taxonomie
Sorbus lonetalensis wurde 2014 erstmals von Thomas Meyer (Günzburg) entdeckt. Sie wurde 2015 von Steffen Hammel und Bernd Haynold erstbeschrieben. Das Artepitheton lonetalensis wurde nach dem Fundort der Lonetal-Mehlbeere im Lonetal, einem der längsten Trockentäler Deutschlands, gewählt. Der Typusbeleg befindet sich im Naturkundemuseum Stuttgart (STU).
Gefährdung und Naturschutz
Die wenigen Büsche/Bäume sind stark gefährdet. Durch Waldbaumaßnahmen bzw. Pflege der Waldwege wurden bereits vier Bäume auf den Stock gesetzt. Die Fundorte stehen nicht unter Naturschutz. Aus den Früchte des Typus-Baumes wurden 2014 Jungpflanzen kultiviert. Ein Exemplar soll in wenigen Jahren das Überleben der Lonetal-Mehlbeere im Arboretum der Freiland-Abteilung im Botanischen Garten der Universität Ulm sichern.
Literatur
- Steffen Hammel, Bernd Haynold: Sorbus lonetalensis – eine neue Mehlbeere aus Baden-Württemberg. In: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Band 171, 2015, S. 77–94.
- Alexander Sennikov, Arto Kurtto: A phylogenetic checklist of Sorbus s. l. (Rosaceae) in Europe. In: Memoranda Soc. Fauna Flora Fennica 93, Helsinki 2017, Seiten 1–78. https://journal.fi/msff/article/view/64741