Giovanni I. Particiaco
Giovanni I. Particiaco, in den zeitnahen Quellen Iohannes Particiaco, in den späteren Quellen meist Participazio oder Partecipazio († um 836) war nach der historiographischen Tradition der Republik Venedig deren 12. Doge. Er regierte demnach von 829 bis 836. Giovannis wenig glückhafte Regierungszeit war durch innenpolitische Spannungen und Verschwörungen gegen ihn sowohl innerhalb als von außerhalb Venedigs geprägt. In seiner Amtszeit wird der erste Vorgängerbau des Markusdomes, die Palastkapelle zur Aufnahme der Reliquie des heiligen Markus gebaut.[1]
Familie
Die Particiaco gehörten zu den tribunizischen Familien in der Frühzeit der Republik Venedig. Diese Familien waren reiche Grundbesitzer, Inhaber hoher politischer und militärischer Ämter in Venetien, das bis zu Beginn des 9. Jahrhunderts Teil des oströmischen Reichs war und denen es gelungen war, das byzantinische Amt eines Tribunen erblich zu machen. Von Beginn des 9. bis Mitte des 10. Jahrhunderts versuchte die Familie immer wieder, Venedig zu einer Erbmonarchie zu machen.
Leben
Während des Aufenthalts seines Bruders Iustinianus in Konstantinopel hatte ihn sein Vater zum Mitregenten ernannt. Als Iustinianus nach Venedig zurückkehrte, verlor Johannes, der der pro-fränkischen Partei des Adels angehörte, sein Amt, wurde nach Zara ins Exil geschickt, jedoch nach dem Tod des Vaters von seinem schon betagten Bruder nach Venedig zurückgerufen. Nach dem Tod Iustinianus' übernahm Johannes das Dogenamt.
Das Dogenamt
Während seiner Regierung wurde die unter seinen Vorgängern mit Nachdruck geförderte Bau der Grabeskirche für den Heiligen Markus, ein Vorgängerbau des heutigen Markusdoms, eingeweiht.
Nach zwei Jahren Amtszeit gelang es dem nach Konstantinopel verbannten Obelerius, den der Vater der beiden Brüder vertrieben hatte, aus dem Exil zu entkommen und sich mit einer Truppe von Bewaffneten nach Venedig einzuschiffen. Er bemächtigte sich bald der Insel Vigilata nicht weit von Malamocco. Johannes reagierte sofort, verwüstete Malamocco, das die Antenoreo als ihr Territorium betrachteten, zerstörte Vigilata, nahm Obelerius gefangen, ließ ihn enthaupten und seinen Kopf den Venezianern zur Schau stellen.
Kaum war diese Revolte niedergeschlagen, als ein Aufstand des byzantinischen Tribunen Caroso ihn zwang, an den fränkischen Hof zu fliehen, wo er von König Lothar mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Caroso erklärte sich zum Dogen, wurde aber schon drei Monate später von den Anhängern der Particiaco, die es verstanden, die vielen mit der Herrschaft des Usurpators Unzufriedenen auf ihre Seite zu ziehen, im Dogenpalast gefangengenommen, geblendet und aus Venedig verjagt.
Venedig sah sich mit zahlreichen Piraten konfrontiert, darunter Slawen und Sarazenen. Erstere saßen an der Mündung der Narenta am Ostufer der Adria, weshalb sie Narentaner genannt wurden. Iohannes verhandelte mit ihnen, und er schloss mit ihnen, vielleicht um 830, ein Abkommen, das jedoch 834/835 durch den Überfall auf eine Handelsflotte, die auf dem Rückweg von Benevent war, ein Ende fand.
Bis zur Rückkehr des Johannes führte der Bischof von Olivolo die Regierungsgeschäfte, ein Mann namens Ursus, der möglicherweise zu den Particiaco gehörte. Johannes wurde nach etwa einem Jahr des Exils mit allen Ehren in Venedig empfangen, sah sich jedoch schon wenig später mit neuen Widerständen wegen seines rigorosen Regierungstils konfrontiert. Angeführt von der Familie der Mastalici wurde der Doge nach Verlassen der Kirche San Pietro di Castello gefangen genommen, rasiert und geschoren und nach Grado abgeschoben, wo er zwangsweise zum Priester gemacht wurde. Er verstarb dort um 836, ohne Erben zu hinterlassen.
Quellen
- La cronaca veneziana del diacono Giovanni, in: Giovanni Monticolo (Hrsg.): Cronache veneziane antichissime (= Fonti per la storia d'Italia [Medio Evo], IX), Rom 1890, S. 59–171, hier: S. 106, 109, 177.
- Roberto Cessi (Hrsg.): Origo civitatum Italiae seu Venetiarum (Chron. Altinate et Chron. Gradense), Rom 1933, S. 29, 117, 129.
- Roberto Cessi (Hrsg.): Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille, Padua 1942, Bd. I, S. 71, 72, 74, 96 f., Bd. II, S. 197.
- Roberto Cessi, Fanny Bennato (Hrsg.): Venetiarum historia vulgo Petro Iustiniano Iustiniani filio adiudicata, Venedig 1964, S. 1, 32–37.
- Luigi Lanfranchi, Bianca Strina (Hrsg.): Ss. Ilario e Benedetto e S. Gregorio, Venedig 1965, S. 8, 10, 21 f.
- Ester Pastorello (Hrsg.): Andrea Dandolo, Chronica per extensum descripta aa. 460-1280 d.C., (= Rerum Italicarum Scriptores XII,1), Nicola Zanichelli, Bologna 1938, S. 139–146.
- Alberto Limentani (Hrsg.): Martin da Canal, Les estoires de Venise, Olschki, Florenz 1972, S. 16 f. (Text, hgg. v. Francesca Gambino im Repertorio Informatizzato Antica Letteratura Franco-Italiana).
- Șerban V. Marin (Hrsg.): Gian Giacomo Caroldo. Istorii Veneţiene, Bd. I: De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo (1249), Arhivele Naţionale ale României, Bukarest 2008, S. 54–56.
Literatur
- Marco Pozza: Particiaco, Agnello. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 81: Pansini–Pazienza. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014, (stellt die Grundlage des Darstellungsteils dar).
- Andrea Da Mosto: I Dogi di Venezia, Mailand 1960.
- Helmut Dumler: Venedig und die Dogen, Düsseldorf 2001.
Anmerkungen
- ↑ Volker Herzner: Die Baugeschichte von San Marco und der Aufstieg Venedigs zur Großmacht. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Bd. 38/1985 Böhlau Wien, ISBN 3205081277, S. 1–58, hier: S. 2 (online) abgerufen am 22. Dezember 2012
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Giustiniano Particiaco | Doge von Venedig 829–836 | Pietro Tradonico |
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Particiaco, Giovanni I. |
| ALTERNATIVNAMEN | Particiaco, Giovanni I. |
| KURZBESCHREIBUNG | 12. Doge von Venedig |
| GEBURTSDATUM | 8. Jahrhundert oder 9. Jahrhundert |
| STERBEDATUM | um 836 |