Fußball-Europameisterschaft 2004
Die Fußball-Europameisterschaft 2004 (UEFA EURO 2004) fand vom 12. Juni bis 4. Juli in Portugal statt. Am Turnier beteiligen sich 16 Länder. Der Gewinner der Europameisterschaft ist Griechenland. Es fanden 31 Spiele statt.
Zum ersten und einzigen Mal war bei einer Fußball-Europameisterschaft die Silver-Goal-Regel zum Zuge gekommen. Da die Golden-Goal-Regel sehr unpopulär war, wurde sie in der Saison 2002 von der UEFA in eine so genannte Silver-Goal-Regel geändert: Das Spiel wird nur bei Führung eines Teams nach einer ganzen Verlängerungshalbzeit entschieden. Nach der EM wurde auch diese Regel wieder abgeschafft (siehe auch: Übersicht zum Regelwerk).
Griechenland wird, als Sieger der Europameisterschaft 2004, im Jahr 2005 am Konföderationen-Pokal in Deutschland teilnehmen.
Portugal hatte die Austragung der EM im Jahre 1999 in Aachen zugesprochen bekommen. Das Land hatte sich dabei auch gegen Spanien durchgesetzt. Portugal hatte Spanien die gemeinsame Austragung des Turniers angeboten; die Spanier hatten jedoch in der Hoffnung auf die eigenständige Ausrichtung abgelehnt.
Austragungsorte der Europameisterschaft

- Aveiro im Municipal-Stadion, das 30.000 Zuschauer fasst. Das Stadion ist Heimatstadion des Fußballklubs SC Beira Mar
- Braga im Municipal-Stadion des Fußballklubs SC Braga. Das Stadion, in dem zwei der Spiele stattfanden, fasst etwa 30.000 Zuschauer.
- Coimbra im Cidade-Stadion. In dem neugebauten Stadion für 30.000 Zuschauer fanden zwei Spiele statt.
- Faro-Loulé im neugebauten Algarve-Stadion für 30.000 Zuschauer. Hier fanden zwei Spiele statt.
- Guimarães im Dom-Alfonso-Henriques-Stadion des Fußballklubs Vitoria Guimarães. Das Stadion hat Platz für 30.000 Zuschauer und wurde für die Europameisterschaft mit viel Aufwand renoviert. Im dem Stadion fanden zwei Spiele statt.
- Leiria im Dr. Magalhães Pessoa-Stadion des Fußballklubs UD Leiria. In dem neugebauten Stadion für 30.000 Zuschauer fanden zwei Spiele statt.
- Lissabon im José-Alvalade-Stadion des Fußballklubs Sporting Lissabon und im Stadion des Lichts (Luz-Stadion) des Fußballklubs Benfica Lissabon. Im José-Alvalade-Stadion, das neu gebaut wurde und Platz für 52.000 Zuschauer bietet, wurden vier Gruppenspiele und ein Halbfinale ausgetragen. Das Stadion des Lichts ist das größte Stadion dieser Meisterschaft und bietet 65.000 Zuschauern Platz. Dort fanden fünf Spiele - darunter auch das Endspiel - statt.
- Porto im Drachen-Stadion des Fußballklubs FC Porto und im Bessa-Stadion des Fußballklubs Boavista Porto. Das Drachen-Stadion, in dem unter anderem die Eröffnungspartie stattfand, wurde neu gebaut und bietet Platz für 50.000 Zuschauer. Im Bessa-Stadion fanden drei Spiele statt. Es wurde modernisiert und hat Platz für 30.000 Zuschauer.
Teilnehmer
Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2004 fand in 10 Gruppen statt, in denen jeweils fünf Mannschaften spielten. Die Gruppensieger kamen automatisch weiter. Unter den Gruppenzweiten wurden fünf Relegationsspiele ausgetragen, deren Sieger ebenfalls - neben Gastgeber Portugal - die Endrunde erreichten.
Bei der Auslosung für die Europameisterschaftsendrunde am 29. November 2003 in Lissabon wurden die 16 Mannschaften entsprechend ihren Ergebnissen bei den Qualifikationen für die WM 2002 und die EM 2004 in vier Lostöpfe eingeteilt. Mannschaften aus den gleichen Lostöpfen konnten in der Vorrunde nicht aufeinander treffen. Lostopf A bestand aus Frankreich, Portugal (als Gruppenkopf in Gruppe A gesetzt) Schweden und Tschechien. In Topf B fanden sich England, Spanien, Italien und Deutschland wieder. In Lostopf C befanden sich die Niederlande, Kroatien, Dänemark und Russland und in Lostopf D Bulgarien, Schweiz, Griechenland und Lettland. Die Auslosung ergab folgende Gruppeneinteilung:
Spiele der Vorrunde
Gruppe A
12. Juni 2004
Portugal Portugal - Griechenland Griechenland 1:2 (0:1) Spanien Spanien - Russland Russland 1:0 (0:0)
16. Juni 2004
Griechenland Griechenland - Spanien Spanien 1:1 (0:1) Russland Russland - Portugal Portugal 0:2 (0:1)
20. Juni 2004
Spanien Spanien - Portugal Portugal 0:1 (0:0) Russland Russland - Griechenland Griechenland 2:1 (2:1)Tabelle Gruppe A
Platz | Team | Sp. | Gew. | Unent. | Verl. | Tore | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Portugal Portugal | 3 | 2 | 0 | 1 | 4:2 | 6 |
2 | Griechenland Griechenland | 3 | 1 | 1 | 1 | 4:4 | 4 |
3 | Spanien Spanien | 3 | 1 | 1 | 1 | 2:2 | 4 |
4 | Russland Russland | 3 | 1 | 0 | 2 | 2:4 | 3 |
Gruppe B
13. Juni 2004
Schweiz Schweiz - Kroatien Kroatien 0:0Frankreich - England England 2:1 (0:1)
17. Juni 2004
England England - Schweiz Schweiz 3:0 (1:0) Kroatien Kroatien -Frankreich 2:2 (0:1)
21. Juni 2004
Kroatien Kroatien - England England 2:4 (1:2) Schweiz Schweiz -Tabelle Gruppe BFrankreich 1:3 (1:1)
Platz | Team | Sp. | Gew. | Unent. | Verl. | Tore | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | ![]() |
3 | 2 | 1 | 0 | 7:4 | 7 |
2 | England England | 3 | 2 | 0 | 1 | 8:4 | 6 |
3 | Kroatien Kroatien | 3 | 0 | 2 | 1 | 4:6 | 2 |
4 | Schweiz Schweiz | 3 | 0 | 1 | 2 | 1:6 | 1 |
Gruppe C
14. Juni 2004
Dänemark Dänemark - Italien Italien 0:0 Schweden Schweden - Bulgarien Bulgarien 5:0 (1:0)
18. Juni 2004
Bulgarien Bulgarien - Dänemark Dänemark [[Fu%DFball-EM/2004/Spiele/Gruppe_C#Bulgarien_-_D.E4nemark_0:2_.280:1.29|0:2 (0:1)]] Italien Italien - Schweden Schweden 1:1 (1:0)
22. Juni 2004
Italien Italien - Bulgarien Bulgarien 2:1 (0:1) Dänemark Dänemark - Schweden Schweden [[Fu%DFball-EM/2004/Spiele/Gruppe_C#Dänemark_-_Schweden_2:2_.280:1.29|2:2 (1:0)]]Tabelle Gruppe C
Platz | Team | Sp. | Gew. | Unent. | Verl. | Tore | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Schweden Schweden | 3 | 1 | 2 | 0 | 8:3 | 5 |
2 | Dänemark Dänemark | 3 | 1 | 2 | 0 | 4:2 | 5 |
3 | Italien Italien | 3 | 1 | 2 | 0 | 3:2 | 5 |
4 | Bulgarien Bulgarien | 3 | 0 | 0 | 3 | 1:9 | 0 |
Gruppe D
15. Juni 2004
Tschechien Tschechien - Lettland Lettland 2:1 (0:1) Deutschland Deutschland - Niederlande Niederlande 1:1 (1:0)
19. Juni 2004
Lettland Lettland - Deutschland Deutschland 0:0 Niederlande Niederlande - Tschechien Tschechien 2:3 (2:1)
23. Juni 2004
Niederlande Niederlande - Lettland Lettland [[Fu%DFball-EM/2004/Spiele/Gruppe_D#Niederlande_-_Lettland_3:0_.280:1.29|3:0 (2:0)]] Deutschland Deutschland - Tschechien Tschechien [[Fu%DFball-EM/2004/Spiele/Gruppe_D#Deutschland_-_Tschechien_1:2_.280:1.29|1:2 (1:1)]]Tabelle Gruppe D
Platz | Team | Sp. | Gew. | Unent. | Verl. | Tore | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Tschechien Tschechien | 3 | 3 | 0 | 0 | 7:4 | 9 |
2 | Niederlande Niederlande | 3 | 1 | 1 | 1 | 6:4 | 4 |
3 | Deutschland Deutschland | 3 | 0 | 2 | 1 | 2:3 | 2 |
4 | Lettland Lettland | 3 | 0 | 1 | 2 | 1:5 | 1 |
Bemerkenswerte Spiele der Vorrunde
- Frankreich - England: Frankreich drehte die Partie in der Nachspielzeit durch ein Freistoss- und ein Elfmetertor von Zinedine Zidane zum Endstand von 2:1. England hatte bis zur 91. Minute mit 1:0 geführt und das Spiel gut im Griff.
- Niederlande - Tschechien: Eine offensiv geführte Partie mit viel Tempofußball. Tschechien gelang wie bei allen drei Gruppenspielen die Umwandlung eines Rückstands (hier von zwei Toren) in einen Sieg (3:2). Die Stärke der tschechichen Mannschaft resultierte nicht nur aus ihrem technischen Können, sondern auch durch ihre enorme Moral und den mannschaftlichen Zusammenhalt.
- Schweden - Bulgarien: Trotz technisch gut mitspielender Bulgaren nutzten die Schweden jeden Fehler aus. Der in die schwedische Nationalelf zurückgekehrte Henrik Larsson mit einem anspruchsvollen Flugkopfball und Zlatan Ibrahimović mit einem "Flug"-Hackentor waren die besten Spieler des mit der höchsten Tordifferenz im Turnier gewonnenen Spiels (5:0).
24. Juni 2004
Portugal Portugal - England England 2:2 n.V. (1:1, 0:1), 6:5 i.E.
Die Viertelfinalbegegnung Portugal - England war vielleicht das spannendste und hochklassigste Spiel der Europameisterschaft. In der Verlängerung lieferten sich beide Mannschaften einen Schlagabtausch, zeigten bei konstant hohem Tempo eine hohe Energieleistung und konnten untereinander keinen Sieger ermitteln. Zwei verschossene Elfmeter auf Seiten Englands bei einem verschossenen portugiesischen Versuch (von Rui Costa) machten am Ende den Unterschied aus. David Beckham schoss den Ball über das Tor, und Darius Vassells Schuss wurde vom portugiesischen Torhüter Ricardo, der ohne Handschuhe hielt, pariert. Der wiederum versenkte den entscheidenden Elfmeter im Tor des englischen Keepers David James und markierte so den 8:7-Endstand zu Gunsten Portugals.
Der englische Jungstar Wayne Rooney zog sich in der ersten Spielhälfte einen Knochenbruch im Fuß zu und konnte so nicht mehr als wichtiger Torjäger für England ins Spiel eingreifen. England erlitt zum wiederholten Male bei einem Turnier eine Niederlage im Elfmeterschießen und konnte sein Trauma nicht überwinden.
25. Juni 2004
Frankreich - Griechenland Griechenland 0:1 (0:0)
Im zweiten Viertelfinale der EM schaffte Griechenland die erste große Sensation. Die Griechen warfen Welt- und Europameister Frankreich mit einem 1:0 aus dem Turnier. Sie spielten befreit und ohne Druck auf. In der ersten Halbzeit arbeiten sie sich eine Reihe hochkarätiger Chancen heraus. Die "Equipe Tricolore" wirkte abermals müde und agierte ideenlos. Erst in der zweiten Halbzeit kamen die Franzosen zu einigen guten Chancen. Frankreich fehlte aber das nötige Glück, u. a. verfehlte Thierry Henry zweimal das Tor nur knapp. Den Siegtreffer erzielte Angelos Charisteas in der 65. Minute völlig freistehend mit einem schulbuchmäßigen Kopfball. Dass die Griechen ohne Gegentor blieben, ist vor allem der Defensivtaktik, die den französischen Kombinationsfußball nicht zur Entfaltung kommen ließ, zu verdanken. Nach dem griechischen Treffer versuchten die Franzosen bis zum Spielende erfolglos, mit der Brechstange zum Ausgleich zu kommen. Die griechischen Spieler wurden in ihrem Heimatland, allen voran Angelos Charisteas und Nationaltrainer Otto Rehhagel, schon als Helden gefeiert und gingen bereits mit diesem Sieg in die Europameisterschaftsgeschichte ein. Frankreich hatte zuvor seit dem missglückten Auftritt bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea nur ein Spiel (gegen Tschechien) verloren.
26. Juni 2004
Schweden Schweden - Niederlande Niederlande 0:0 n.V., 4:5 i.E.
Schweden rang den Niederlanden mit einer guten Abwehr nach 90 Minuten ein 0:0 ab. Nach 120 Minuten mit offensiven Vorstößen beider Mannschaften kam es nach dem Spiel Portugal - England zum zweiten Elfmeterschießen der Euro. Zlatan Ibrahimovic; verschoss den ersten Elfmeter für Schweden. Nachdem der Niederländer Philip Cocu vom Elfmeterpunkt ebenfalls am Tor vorbei schoss, konnte Edwin van der Sar seiner Mannschaft mit einer Parade des Elfmeters des Schweden Olof Mellberg den glücklichen Sieg mit 5:4 sichern. Obwohl die Schweden bereits im Viertelfinale ausschieden, galt die Mannschaft mit ihrem kontrollierten und taktisch disziplinierten Spiel in Offensive und Defensive als eine der positiven Überraschungen des Turniers. Schweden bewies, dass auch zwei gleichberechtigte Trainer eine Mannschaft zum Erfolg führen können.
27. Juni 2004
Tschechien Tschechien - Dänemark Dänemark 3:0 (0:0)
Tschechien ließ Dänemark im letzten Viertelfinalspiel trotz einer anfangs defensiven Taktik keine Chance und besiegte die Skandinavier mit 3:0. In der ersten Halbzeit enttäuschten die Tschechen mit von ihnen eher ungewohntem Defensivfußball. Nach dem Spiel erklärte der tschechische Trainer Karel Brückner die Taktik in der ersten Spielhälfte damit, dass man nicht erneut wie bei allen drei Vorrundenpartien in Rückstand geraten wollte. Dänemark hingegen spielte überzeugend offensiv, konnte die Überlegenheit aber nicht in Tore umsetzen und lief sich nebenher müde. In der zweiten Halbzeit ging Tschechien in die Offensive, riss das Spiel an sich und machte binnen 20 Minuten durch einen Kopfball von Jan Koller sowie einem Doppelschlag innerhalb dreier Spielminuten durch den 23-jährigen Milan Baroš mit seinen Turniertoren vier und fünf den Sieg perfekt.
30. Juni 2004
Portugal Portugal - Netherlands Niederlande 2:1 (1:0)
Nach verhaltenem Beginn köpfte Cristiano Ronaldo nach einem Eckstoß von Deco in der 26. Spielminute zum 1:0 ein. Die Niederlande enttäuschten bei defensiver Ausrichtung in kontrollierter Offensive. Portugal spielte erstmals frei auf und zeigte eine überzeugende Mannschaftsleistung. Bester Spieler der Partie war Luis Figo, der ein überragendes Spiel machte. Er übernahm oft die Verantwortung und setzte entscheidende Akzente. Portugal spielte strategisch gut, kontrollierte das Spiel und setzte immer wieder schnelle, attraktive Konter. Die Niederländer standen zu weit vom Gegner entfernt und brauchten zu lange, um ihre Angriffe aufzubauen. Hollands Stürmer Ruud van Nistelrooy wurde von den Portugiesen quasi ausgeschaltet. Die Niederlande wirkten insgesamt ideenlos und ließen den absoluten Siegeswillen vermissen. Nach dem 2:0 in der 58. Minute ebenfalls durch eine Standardsituation (nach kurzem Eckball) durch Maniche und einem unglücklichen Eigentor (Jorge Andrade lenkte den Ball in Bedrängnis von van Nistelrooy über den Torhüter Ricardo ins Tor) zum 2:1 gewannen die Niederländer etwas mehr Selbstvertrauen. Das Spiel verlor aber an Fahrt. Erst allmählich spielten sich die Portugiesen über Konter neue Chancen heraus. Ab der 81. Minute stürmten die Niederlande mit gleich drei Mittelstürmern: Ruud van Nistelrooy, Roy Makaay und Pierre van Hooijdonk. Doch auch das brachte nicht den gewünschten Torerfolg. Portugal erreichte mit dem 2:1 erstmals ein EM-Finale.
1. Juli 2004
Greece Griechenland - Czech_republic Tschechien 1:0 n.V. (0:0)
Im zweiten Halbfinale ging die Taktik der Griechen wiederum auf. Sie nahmen unter anderem die beiden gefährlichen tschechischen Stürmer Milan Baroš und Jan Koller in Manndeckung, machten die Räume eng und ließen die tschechische Mannschaft kaum zur Entfaltung kommen. Die Tschechen hatten in der ersten Halbzeit nur drei Torchancen, darunter auch einen Lattenschuss von Thomas Rosický. In der zweiten Halbzeit hatte die tschechische Mannschaft dann aber einige sehr gute Chancen, unter anderem nach einem sehenswerten Doppelpass zwischen Rosicky und Jan Koller. Die Chancenausbeute wurde den Tschechen allerdings in der ersten Halbzeit der nötig gewordenen Verlängerung zum Verhängnis. Griechenland schaffte die erneute Sensation und den Einzug ins Finale durch ein Silver Goal: Durch einen Kopfballtreffer nach einer Ecke von Dellas in der 105. Minute.
Insgesamt war die Partie nicht als hochklassig zu bezeichnen. Durch die Verlängerung gewann sie allerdings von Minute zu Minute an Spannung. Der Pechvogel des Spiels war Mittelfeldakteur Pavel Nedvěd, der sich in der ersten Halbzeit im griechischen Strafraum bei einem Zweikampf eine Knieverletzung zuzog. Der Regisseur fehlte der tschechischen Mannschaft sichtlich für die zündenden Ideen im Mittelfeld.
4. Juli 2004
Portugal Portugal - Greece Griechenland 0:1 (0:0)
Im Finale kam es zur Wiederauflage des Eröffnungsspiels zwischen Portugal und Griechenland, was ein Novum der EM-Historie war. Griechenland begann wie immer diszipliniert und Portugal etwas verhalten, um nicht den Fehler des Eröffnungsspiels zu machen und in Rückstand zu geraten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhten die Portugiesen den Druck. Die Griechen ließen sich nun etwas zu sehr nach hinten drängen. So kamen die Portugiesen zu vielen Chancen. Doch in dieser Situation stellten die Helenen den gesamten Verlauf auf den Kopf. Erneut war Angelos Charisteas von Werder Bremen bei einem Eckball zur Stelle. Er nutzte einen Fehler des portugiesischen Torwarts Ricardo und köpfte in der 57. Minute zum 0:1 ein. Der Kopfball war einzige Torschuss von Charisteas in der gesamten Partie. Die Portugiesen waren nun gezwungen nachzuziehen, doch die wiederum exzellent gestellte griechische Verteidigung erstickte deren Spielaufbau immer wieder. In den restlichen Spielminuten kam Portugal insbesondere durch Cristiano Ronaldo und Luís Figo noch zu einigen guten Chancen, die allerdings meist am Tor vorbeigingen. Die Hilflosigkeit Portugals wurde größer. Versuche, die Stürmer von den Flügeln zu bedienen blieben ebenfalls erfolglos. Hohe Bälle aus dem Mittelfeld in den Strafraum geschlagen und Schüsse aus der zweiten Reihe stellten für den griechischen Keeper Antonios Nikopolidis keine ernsthafte Prüfung dar. Die Portugiesen agierten fast das ganze Spiel über zu nervös und konnten insgesamt über zwanzig Torchancen nicht nutzen. Die Griechen nutzten jedoch eine ihrer wenigen Chancen (insgesamt nur vier im ganzen Spiel), was den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachte. Kurz vor Spielende kam es zu einen Zwischenfall durch einen so genannten Flitzer. Der Störenfried, der sich Jimmy Jump nennt, stürmte auf das Spielfeld, bewarf Luís Figo mit einer Flagge des FC Barcelona und sprang anschließend ins Netz des griechischen Tors. Bis er überwältigt und vom Spielfeld getragen werden konnte, vergingen gut zwei Minuten.
UEFA-All-Star-Team
Eine achtköpfige Expertenkommission der UEFA hat ein All-Star-Team des Turniers zusammengestellt mit den besten Spielern der Europameisterschaft:
- Torhüter: Petr Cech (Tschechien), Antonios Nikopolidis (Griechenland).
- Verteidiger: Sol Campbell (England), Ashley Cole (England), Traianos Dellas (Griechenland), Olof Mellberg (Schweden), Ricardo Carvalho (Portugal), Georgios Seitaridis (Griechenland), Gianluca Zambrotta (Italien).
- Mittelfeldspieler: Michael Ballack (Deutschland), Luís Figo (Portugal), Frank Lampard (England), Maniche (Portugal), Pavel Nedvěd (Tschechien), Theodoros Zagorakis (Griechenland), Zinedine Zidane (Frankreich).
- Stürmer: Milan Baroš (Tschechien), Angelos Charisteas (Griechenland), Henrik Larsson (Schweden), Cristiano Ronaldo (Portugal), Wayne Rooney (England), Jon Dahl Tomasson (Dänemark), Ruud van Nistelrooy (Niederlande).
Zum besten Spieler des Turniers wurde Theodoros Zagorakis, Kapitän der griechischen Mannschaft gewählt.
Fazit
Die Fußball-Europameisterschaft 2004 war in vielerlei Hinsicht ein großartiges und hochklassiges Sportereignis. Portugal erwies sich als idealer Gastgeber mit sehr guter Organisation, tollen Spielstätten und einer wunderbaren Atmosphäre. Die Portugiesen traten den Beweis an, dass sie den Fußball nicht nur lieben sondern ihn auch leben. Portugal hat einen Maßstab gesetzt, der schwer zu übertreffen sein wird. Selten zuvor lief eine Europameisterschaft so friedlich ab. Viele Fangruppen verbrüderten sich sogar und erlebten beim gemeinsamen Feiern unvergessliche Momente.
Sport
Sportlich gesehen war die Euro 2004 von hohem Niveau gekennzeichnet. Die Experten waren sich einig, dass das Turnier spielerisch eines der besten der vergangenen Jahrzehnte war. Die meisten Mannschaften zogen sich nicht wie bei früheren Turnieren abwartend in die eigenen Hälfte zurück, sondern bemühten sich von Spielbeginn an, attraktiven risikoorientieren Offensivfußball zu spielen. Die gute sportliche Qualität ließ allerdings auch kaum hohe Ergebnisse zu. Ausnahmen war vor allem die Vorrundenspiele Kroatien gegen England (2:4) als das Spiel mit den meisten Toren und die Partie zwischen Schweden und Bulgarien (5:0) als das Spiel mit der höchsten Tordifferenz des Turniers. Die große Leistungsdichte sorgte dafür, dass sich kein Land wirklich blamierte, auch nicht der EM-Neuling Lettland, der Deutschland sogar ein 0:0 abringen konnte.
Allerdings gabe es schon einige Mannschaften, die enttäuschten. Italien spielte für ihre Verhältnisse viel zu defensiv und konnte während der drei absolvierten Spiele die Ansprüche in keiner Weise erfüllen. Den Franzosen merkte man ihre Müdigkeit und Ideenlosigkeit an. Nach der Weltmeisterschaft 2002 gelang ihnen wiederum kein gutes Turnier. Nun steht eine lang überfällige Verjüngung des Kaders an. Auch die deutsche Mannschaft konnte mit ihren begrenzten Mitteln nicht überzeugen. Es fehlte der uneingeschränkte Kampfeswille und die Risikobereitschaft. Zumindest im Spiel gegen die Niederlande konnte sie vorübergehend ihre wirkliches Potenzial aufzeigen. Auch Portugal konnte anfangs nicht durch schönen Fußball glänzen. Man merkte dem Team den enormen Druck an, unbedingt im eigenen Land den Titel holen zu müssen. Erst im Lauf des Turniers konnte die portugiesische Mannschaft sich spielerisch steigern.
Das Turnier der Überraschungen
Die Euro 2004 war ein Turnier der Überraschungen. Zuvor als Favoriten gehandelte Mannschaften wie Spanien und Italien mussten schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Der jetzige Europameister Griechenland, der zuvor noch nie ein EM-Tor erzielt, geschweige denn die Vorrunde überstanden hatte, kaufte mehreren Weltklassemannschaften den Schneid ab. Die Griechen warfen die Spanier durch ein Unentscheiden aus dem Turnier und besiegten Welt- und Europameister Frankreich im Viertelfinale und die ebenfalls hoch gehandelten Tschechen im Halbfinale. Selbst die mit Heimvorteil ausgerüstete portugiesische Mannschaft biss sich an der perfekt eingestellten Mannschaft zweimal, im Eröffnungsspiel und im Finale, die Zähne aus. Das Erstaunliche ist, dass die einzige Mannschaft, die Griechenland während des Turniers schlagen konnte, die zuerst ausgeschiedene russische Mannschaft war. Der Gewinn des Titels durch die Griechen stellt eine der größten Sensationen der Fußballgeschichte ("Wunder von Lissabon") dar und ist ein erstaunliches Paradoxon. Griechenland war eine der wenigen Mannschaften, die mit einer defensiven Taktik spielten. Dass die Mannschaft die großen Mannschaften als Europameister hinter sich ließen, war vor allem der disziplinierten Umsetzung der Taktik, der geschlossenen Mannschaftsleistung (besonders in der Einsatzbereitschaft) sowie der hervorragenden Chancenverwertung zu verdanken. Sie spielte zwar nicht den schönsten aber den effektivsten Fußball. Griechenland ist verdienter Europameister 2004.
Der deutschen Trainer der Griechen Otto Rehagel erreichte das, was zuvor noch nie einem Trainer gelang. Er führte eine Nationalmannschaft als ausländischer Nationalcoach zu einem Turniertitel. Das Luz-Stadion erwies sich als gutes Pflaster für Rehagel. 1992 hatte er an gleicher Stelle noch in der alten Arena mit Werder Bremen den Europapokal der Pokalsieger gewonnen.
Jungstars und Namenlose
Die EM war nicht die Bühne der etablierten Stars wie Zinedine Zidane, David Beckham, Pavel Nedvěd oder Luís Figo. Sie gehörte den talentierten Jungstars wie dem neuen englischen Superstar Wayne Rooney (zwei Doppelschläge gegen die Schweiz und Kroatien), dem Portugiesen Cristiano Ronaldo, dem Niederländer Arien Robben (schoss sein Team im Elfmeterschießen gegen Schweden ins Halbfinale), dem Schweden Zlatan Ibrahimović und dem Tschechen Milan Baroš, der die EM als Torschützenkönig abschloss. Wer kannte zuvor schon einen Milan Baroš, der beim FC Liverpool nur zweite Wahl war oder die beiden Griechen Antonios Nikopolidis (als bester Torwart der EM zu Hause bei AEK Athen ebenfalls nur Bankdrücker) und Theodoros Zagorakis, der sogar zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde?
Unsportliche Momente
Neben den sportlichen gab es leider auch unschöne und unsportliche Momente auf dem Platz. Francesco Totti (Italien) wurde wegen einer Spuckattacke gegen Christian Poulsen (Dänemark) für drei EM-Spiele gesperrt. Alexander Frei (Schweiz) musste sich ebenfalls wegen mutmaßlichen Spuckens vor der UEFA-Disziplinar- und Kontrollkommission verantworten, wurde aber erst aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden. Er hatte verdeckt zur Fernsehkamera den Gegenspieler Stephen Gerrard (England) angespuckt. Nachdem neue Aufnahmen auftauchten, die auch Frei eindeutig überführten, wurde dieser für die gesamte Europameisterschaft gesperrt, weil er sich bei der Verhandlung nicht schuldig bekannt hatte.
Organisation
Portugal gelang es, eine freundliche Europameisterschaft ohne große Ausschreitungen zu veranstalten, was vor allem dem sehr guten Sicherheitskonzept und neuen Strategien gegen Hooligans zu verdanken ist. Hier wurden erhebliche Fortschritte zur im Vergleich zur Euro 2000 gemacht. Allerdings gibt es direkt in Portugal auch kein Hooliganproblem wie es in den Niederlanden der Fall war.
Die meisten Stadien boten vorzügliche Bedingungen. Die beeindruckendsten Spielstätten waren nach einhelliger Meinung von Fans und Experten das Estadio da Luz in Lissabon mit seiner intensiven Atmosphäre und das Estadio Dragão in Porto mit seiner markanten Dachkonstruktion aus Glas. Die UEFA wird wohl bei einem Stadion wie dem Da Luz nicht darum herum kommen, das Champions League-Finale in den nächsten Jahren einmal nach Portugal zu vergeben. Allerdings gab es auch Kritik an Stadien. Das Stadion in Braga, das zwar ein unkonventionelles Umfeld (an ein Felsmassiv herangebaut) und somit eine spektakuläre Architektur aufweist, hat nur zwei Seitentribünen und ist als Fußballstadion nur wenig geeignet. Vor allem in den Fernsehübertragungen kam keinerlei Stimmung auf. Kritisiert wurde auch das Municipal–Stadion in Aveiro, das weitab in der Einöde neben einer Müllverbrennungsanlage errichtet wurde und dessen Zufahrtsstraßen noch nicht zur Europameisterschaft vollständig fertigstellt werden konnten. Das beste Gegenbeispiel ist das Dom-Alfonso-Henriques-Stadion in Guimarães, das sich geradezu organisch in den Ort einfügt.
Ein enormes Problem stellt die Nachnutzung der Spielstätten dar. Portugal hat in die Sanierung und den Neubau der Stadien etwa eine Milliarde Euro gesteckt, geplant waren lediglich 600 Millionen Euro, während sich die portugiesische Liga mit geringen Zuschauerzahlen und finanziellen Schwierigkeiten in einer Krise befindet. Als Beispiel sei der SC Braga genannt: Zu den Heimspielen des Clubs der Super Liga kommen durchschnittlich nicht einmal 5.000 Zuschauer. Hoffentlich bedeutet das für die kleinen Vereine nicht eine Existenzbedrohung, wenn sie in Zukunft die Lasten der überdimensionierten Stadien tragen müssen. Es stellt sich abschließend die Frage, ob bei 31 Spielen zehn Stadien notwendig waren. In fünf fünf Stadien wurden nämlich lediglich zwei Gruppenspiele ausgetragen.
Auch an der UEFA wurde Kritik laut. Zu großen Kartenkontingente für die Verbände führten trotz ausverkaufter Stadien zu leeren Sitzreihen und verärgerten Fans. Bisher stand jedem an einem EM-Spiel beteiligten Verband ein Kontingent von jeweils 20 Prozent der Karten im jeweiligen Stadion zu. Einige Verbände wie der russische und der italienische nutzten jedoch Tausende ihrer übernommenen Karten nicht. Sie konnten die von der UEFA erhaltenen Tickets nicht an die Fans absetzen. So kam es zu vielen leeren Sitzreihen trotz ausverkaufter Stadien. Die UEFA kündigte an, die Kontingente deutlich zu reduzieren, um vergleichbare Situationen bei künftigen Turnieren zu verhindern.
Trainerkarussell
Die Europameisterschaft kostete auch einige Trainer ihren Job:
- Der deutsche Teamchef Rudi Völler trat einem Tag nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft in der Vorrunde zurück, um einem neuen Motivator Platz zu machen.
- Der spanische Nationaltrainer Iñaki Saez musste dem Druck im Lande nachgeben und stellte sein Amt ebenfalls zur Verfügung.
- Giovanni Trapattonis Vertrag als Coach der "Scadra Azura" wird nach dem Vorrunden-Aus vom italienischen Fußballverband nicht verlängert, so dass er am Mitte Juli ausscheidet. Nachfolger wird einer der erfolgreichsten italienischen Trainer Marcello Lippi. Er holte allein mit Juventus Turin fünf Meistertitel.
- Der niederländische Bondscoach Dick Advocaat erklärte zwei Tage nach dem EM-Finale seinen Rücktritt. Er sehe nach der nicht abreißenden enormen Kritik keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit.
Torschützen
Milan Baroš aus Tschechien wurde mit fünf Treffen Torschützenkönig. Unmittelbar hinter ihm folgen der Niederländer Ruud van Nistelrooy und der Engländer Wayne Rooney. Je drei Tore erzielten Europameister Angelos Charisteas (Griechenland), Frank Lampard (England), Henrik Larsson (Schweden), Jon Dahl Tomasson (Dänemark) und Zinedine Zidane (Frankreich). Siehe auch die gesamte Torschützenliste.
Die Euro der Superlative
Die Fußball-Europameisterschaft erregte nicht nur in Europa sondern weltweit Aufsehen.
- 845 Mio. Zuschauer vor den Fernsehschirmen, Spitzenwerte bis 84% Marktanteil in Ländern wie Portugal und England
- 180 Millionen Aufrufe der offiziellen Website Euro2004.com [1], die meisten in Japan
- bis zu 50 Millionen Zuschauer pro Spiel in China, obowohl die Spiel erst spät abens oder nachts begannen
- über 1,1 Millionen Fans in den Stadien
- über 1 Milliarde Euro Umsatz durch Karten- und Merchandisingverkauf
Aufgestellte EM-Rekorde
- jüngster EM-Torschütze: Johann Vonlanthen (Schweiz), geboren am 1. Februar 1986
- schnellstes EM-Tor: nach 68 Sekunden durch Dimitri Kiritschenko (Russland)
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Website zur EURO 2004 (deutsche Version)
- Liveticker zu allen Spielen
- Video: offizieller Song der EM 2004 von Nelly Furtado