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Bossarthaus

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Das Bosshardhaus, auch Bosshardscheune genannt, ist ein Kulturgut von regionaler Bedeutung und liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Windisch im Kanton Aargau.

Baugeschichte und Beschreibung

Das Bosshardhaus wurde 1570 urkundlich erstmals erwähnt, als Besitz einer Familie Emmisberger. Um 1668, nach dem Tod des Letzten Besitzers durch die Pest, geht das Bosshardhaus in den Besitz der Familie Rauber über. Aus einem Erbvertrag von 1695 geht hervor: Haus und Hof samt Spycher und Trotte. Friedrich Rauber, geboren 1740, brachte es zu einem ansehlichen Vermögen. Er beschäftigte zwei Knechte, zwei Mägde und zwei Strumpfwebergesellen. 1801 wurdedas Haus aus-und umgebaut dur Frief^drich Rauber und erhielt damit im östlichen Die heutige Gestalt. 1830 wurde durch den Regierungsrat des Kanton Aargau die Bewilligung zur Führung einer Landweinschenke erteillt, ein Jahr später das Pintrecht vergeben. 1835 das Recht zur Führung einer Speisewirtschaft. 1880 wurde der Wirtschaftsbetrieb eingestellt. Um 1910 wurde der westliche Anbau mit Trotte und Lebensmittelladen, in eine Wohnung umgebaut. 1967 wurde leider das in der Hofstatt stehende Speichergebäude niedergerissen. 1981 Um- und ausbau des Wohntraktes und 1986 Umbau des Scheunenteils. Die Wohnungen sind sehr beliebt und die Räumlichkeiten des Scheunenteils werden kulturell rege genützt und sind auch mietbar für Vereins und Familienanlässe.

Architektur

Bei dem Bosshardhaus handelt es sich um ein herrschaftlich anmutendes, vollständig gemauertes Mittertennhaus mit Wohnteil, Tenn, Futtertenn und Stall. Das durchgezogene, geknickte Giebeldach ruht auf einer Sparrendachkonstruktion mit Aufschieblingen auf doppeltem liegendem Stuhl, die wegen der betrachtlichen Spannweite über der Scheune mit einer Hängesäulenkonstruktion versehen ist. Rückwertig zieht sich eine Obergeschosslaube über beide Wohnteile. Unter dem älteren sind quer zur Firstrichtung zwei Gewölbekeller mit separaten Aussenzugängen angelegt. Die Kernbau einfassende Eckquaderung mit bekrönendem Kapitell ist wie sämtliche übrige Hauspartien in Muschelkalk gefertigt. Es handelt sich dabei um sehr qualitätsvolle Steinhauerarbeiten. Die stichbogig ausgeschnittenen Fenstergewände mit ihren kräftig profilierten Bänken verleihen der strassenseitigen Schaufassade ein spätbarockes Gepräge. Gleiches gilt für das mit Louis XVI – Motiven verzierte Stichbogentürgewände mit ausgeprägter Gesimsbekrönung. An der Nordseite hat sich ein originales Nussbaumtürblatt erhalten, dessen überschobene Füllungen typisch spätbarocke Eckmotive zieren. Am jüngeren Wohnteil setzte sich die Formensprache des Klassizismuss mit gefalzten Rechteckgewänden und Blockbänken durch. Ihr entsprechen die vorderen biedermeierlichen Haustüren mit Rautendekor. Die Front der Scheune dominieren die Korbbogentore von Tenn und Futtertenn. Beide weisen betonte Bogenanfänger und Schlusssteine mit spezieller Bekrönung auf. Den Schlussstein des Tenntors schmücken die Initialen FR des Bauherrn Friedrich Rauber und die Jahrzahl 1801. Schartenartige Öffnungen am Obergeschoss dienten der Belüftung der Heubühne. Das grosszügig konzipierte Hausinnere erschliesst ein durchlaufender Flur neben dem Tenn mit rückwärtigen Treppenaufgang. Nach einem weit verbreiteten Schema gliederte sich das Vorderhaus in Stube und Nebenstube, im Obergeschoss mit einer zusätzlichen Kammer über dem unteren Korridor. Das Hinterhaus in Küche, mit nachträglich abgetrennten Badezimmer, und einem Zimmer. Mit geringen Veränderungen ist diese Raumaufteilung bis heute erhalten. Die praktisch intakt überlieferte spätbarocke Innenausstattung verrät eine wohlhabende Bauherrschaft. Besonders erwähnenswert ist die ehemalige Wirtsstube im Obergeschoss mit gestemmtem Wandtäfer und Füllungstüren aus Nussbaumholz sowie einer Sichtbalkendecke mit eingeschobenen Bohlenbrettern und profilierten Deckenleisten. Der Korridor im Erdgeschoss hat noch den originalen Muschelkalk- Plattenbodenbelag. Eine hölzerne Treppe führt ins Obergeschoss, wo im Vorraum der ursprüngliche Ziegelplattenboden erhalten ist.

Quellen

  • KGS-Alarmkartei, ZSO Brugg Region, KGS-Inventarnummer 223.
  • Max Baumann, Geschichte von Windisch. Vom Mittelalter zur Neuzeit. Effingerhof Brugg, 1983.

Koordinaten: 47° 28′ 53,2″ N, 8° 13′ 25,5″ O; CH1903: 659178 / 259261