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Internationale Artisten-Loge

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Die Internationale Artisten-Loge (IAL) wurde am 5. April 1901 in Berlin gegründet.[1] Vorsitzender der Gründungsversammlung war der Illusionist und Zauberkünstler Max Buldermann. Mitglieder konnten darstellende Künstler, wie Sänger, Schauspieler, Tänzer, Kabarettisten, Komiker und sonstige Artisten werden, die im Monat mindestens 500 Mark Gage[2] erhielten. Die IAL bildete eine Rechtsschutzkommission und gewährte ihren Mitgliedern unentgeltlichen Rechtsschutz innerhalb der Berufsverhältnisse. Zusammen mit dem Juristen Richard Treitel gab Max Buldermann 1905 das Handbuch "Artistenrecht" heraus.

1917–1933

Unter der Führung von Max Buldermann, der von 1904 bis 1926 Präsident der IAL war, schloss sich die IAL 1917 der Arbeitsgemeinschaft freier Angestellten-Verbände an. Die IAL begann verstärkt die Interessen der Zirkus- und Varietéartisten und der Angestellten im Schaustellergewerbe in gewerkschaftlicher Form wahrzunehmen. So konnte 1918 der Circuseinheitsvertrag, ein Vorläufer des Cicustarifvertrages (am 22. Oktober 1919 vom Reichsarbeitsministerium als verbindlich erklärt) verabschiedet werden. 1921 vereinigte sich die IAL mit anderen Angestellten-Verbänden zur Gewerkschaft Allgemeiner freier Angestelltenbund (AfA).[3] Für Artisten wurden eine Pensions- und eine Sterbekasse gegründet. Auch für russische Artisten wurde ein Tarifvertrag erarbeitet und in der Sowjetunion eingeführt. Max Buldermann organisierte mehrere Streiks gegen den Direktorenverein der Zirkus- und Varietéunternehmen, um die Übernahme und Einhaltung der Tarifverträge durchzusetzen. Von 1926 bis zur Auflösung der ILA durch die Nationalsozialisten war Alfred Fossil als Präsident der Loge tätig. Ab 1. September 1933 wurden die Mitglieder der IAL im Rahmen der Deutschen Arbeitsfront unter Beachtung nationalsozialistischer Ausschlusskriterien in die Reichsfachschaft Artistik des Verbandes der Deutschen Theaterangestellten überführt[4] und die IAL damit geschlossen.

1945–1950

1945 wurde die IAL in Berlin wieder eröffnet. Ihr erster Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg war der Clown und Zirkusartist Carl Schwarz. Über die Grenzen der Besatzungszonen hinweg entstanden in vielen Städten lokale Artisten-Verbände. Diese schlossen sich 1946 der Berliner Loge an.

Nach Gründung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in der Sowjetischen Besatzungszone wurde die IAL dort bis 1949 als Organisation im Kartell der Gewerkschaft Kunst und Schrifttum geführt.[5] In der Deutschen Demokratischen Republik wurden die Mitglieder der IAL 1949 in die Gewerkschaft Bühne, Artistik, Film, Musik übernommen, die 1951 in die ostdeutsche Gewerkschaft Kunst umbenannt wurde.[6] Die IAL innerhalb der Gewerkschaft Kunst des FDGB wurde 1952 aufgelöst.

In den Westzonen entstand unter der Führung von Willi Feldmann die IAL erneut als freier Artisten- und Künstlerverband mit Sitz in Hamburg. 1949 schloss sich die IAL in der Britischen Besatzungszone der Gewerkschaft Musik, Bühne, Film, Artistik an, die am 27. September 1949 maßgebend an der Gründung der westdeutschen Gewerkschaft Kunst in Frankfurt am Main beteiligt war.[7] Die Gewerkschaft Kunst, Gründungsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), konstituierte sich als Kartellgewerkschaft mit fünf eigenständigen Berufsverbänden, einer davon war die IAL.[8]

Seit 1950

Nach zahlreichen Fusionen der Einzelgewerkschaften im DGB gehört die IAL als Berufsverband der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) an. Sie vertritt die Interessen der angestellten Artisten in Zirkus- und Varietéunternehmen und im Schaustellergewerbe.

Zeitschriften der IAL

  • 1901–1902 Die Internationale Artisten-Loge
  • 1902–1921 Das Organ
  • 1921–1933 Das Programm
  • 1950–???? Das Programm (Fachblatt der Internationalen Artisten-Loge in der Bundesrepublik Deutschland)

Einzelnachweise

  1. Digitale Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung, Chronologie 1901, 5. April
  2. ebenda
  3. Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Allgemeiner freier Angestelltenbund
  4. Deutsches Pressemuseum im Ullsteinhaus e.V.: Pressechronik 18. August 1933
  5. FDGB-Lexikon: Gewerkschaft Kunst und Schrifttum (und freie Berufe), Berlin 2009
  6. FDGB-Lexikon: Internationale Artistenloge, Berlin 2009
  7. Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft: Einheitsgewerkschaften – Neuaufbau nach 1945 – Gewerkschaft Kunst
  8. ebenda