Gießen
Dieser Artikel befasst sich mit der Stadt Gießen. Für das Verfahren, geschmolzene Substanz zum Zwecke der Herstellung bestimmter Gegenstände in Formen zu gießen, siehe: Gießen (Verfahren).
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Gießen ist eine Stadt in Hessen, der Hauptort des gleichnamigen Landkreises Gießen.
Gießen lebt von seiner Industrie, den stetig wachsenden Dienstleistungsunternehmen, der altehrwürdigen Justus-Liebig-Universität und seiner zentralen Lage im Herzen Deutschlands, unmittelbarer Nähe zum Rhein-Main-Gebiet und guten Verkehrsanbindungen. Berühmte Persönlichkeiten sind beispielsweise Justus von Liebig, nach dem die Universität benannt wurde, Wilhelm Conrad Röntgen, der erste Nobelpreisträger für Physik (1901), der hier lehrte und begraben ist, Wilhelm Liebknecht, in Gießen geborener Mitbegründer der SPD, oder der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, der u.a. Mitbegründer der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) war und dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Georg Büchner studierte in Gießen, gründete 1834 die "Gesellschaft für Menschenrechte" und veröffentlichte den "Hessischen Landboten". Johann Wolfgang von Goethe, der sich kurzzeitig unweit von Gießen in Wetzlar aufhielt, war in dieser Zeit des Öfteren im Gasthaus "Zum Löwen" (Neuenweg) anzutreffen.
Gießen hat die höchste Studentendichte in Deutschland. Auf 73.000 Einwohner fallen rund 28.000 Studenten, denn neben der Universität befindet sich in Gießen auch noch die Fachhochschule Gießen-Friedberg mit etwa 8000 Studierenden.
Geographie

Gießen liegt an der Lahn zwischen Marburg und Wetzlar.
Geschichte
Gießen wurde erstmals 1248 als Stadt bezeugt, aber bereits zuvor hatten die Grafen von Gleiberg die Burg Gießen angelegt.
1604 kam die Stadt an Hessen-Darmstadt und 1607 wurde die Universität gegründet.
Wappen
Das Wappen stellt in Silber einen linksgewendeten, schwarz beflügelten und blau bewehrten Löwe dar. Es wurde der Stadt am 29. April 1916 von Großherzog Ernst Ludwig verliehen
Stadtgliederung
- Allendorf/Lahn
- Kleinlinden
- Lützellinden
- Rödgen
- Wieseck
Entwicklung des Stadtgebiets
In der Zeit zwischen 1977 und 1979 war Gießen integriert in die Stadt Lahn. Darin fanden sich neben Gießen auch Wetzlar und 14 andere Gemeinden wieder. Schon drei Monate nach dem Zusammenschluss sprach sich bei der Kommunalwahl eine Mehrheit gegen die Stadt Lahn aus. Seit dem 31. Juli 1979 ist Gießen wieder selbständig.
Politik
Seit den Kommunalwahlen 2001 wird die Stadt aus einer Koalition von CDU (23 Sitze), FDP (3 Sitze) und Freier Wählergemeinschaft (FWG (4 Sitze)) regiert, die die Rot-Grüne Stadtregierung nach 16 Jahren ablöste. Neben den drei Regierungsparteien sind noch die SPD (20 Sitze), Bündnis 90/Die Grünen (6 Sitze), die PDS (2 Sitze) und die Bürgerliste Gießen (1 Sitz) in der 59-köpfigen Stadtverordnetenversammlung vertreten. Zum neuen Oberbürgermeister wurde im 2. Wahlgang der Direktwahl am 28. September 2003 der bisherige Bürgermeister Heinz-Peter Haumann (CDU) gewählt, der sich mit 158 Stimmen Vorsprung gegenüber seinem SPD-Kontrahenten Gerhard Merz durchsetzte. Auch wenn Haumann 50,5% der abgegebenen Stimmen erhielt, so wurde er doch nur von etwas mehr als 15% der Gießener Bürgerinnen und Bürger gewählt, da die Wahlbeteiligung bei erschreckend niedrigen 30,8% lag.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
Zu den Sehenswürdigkeiten in Gießen gehören einige wieder aufgebaute Fachwerkhäuser, so das Gasthaus "Zum Löwen", wo Goethe einst übernachtete, das Alte Schloss und das Neue Schloss sowie das Burgmannenhaus (am Kirchplatz). Weiterhin ist ein Besuch des ältesten universitären Botanischen Gartens Deutschlands lohnenswert.

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde 1904-06 von Ludwig Hofmann in der Tradition des Darmstädter Jugendstils errichtet; dabei wurden Teile des Vorgängerbaus der Main-Weser-Bahn von 1854 beibehalten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Gießen - seit jeher eine wichtige Garnisonsstadt - stark zerstört. Beim Wiederaufbau wurden die noch vorhandenen Ruinen alter Gebäude und Plätze beseitigt und durch moderne funktionale Bauten im Stil der 50er und 60er Jahre ersetzt bzw. die Verkehrsführung einer autogerechten Stadt angepasst. Dabei ist ein Markenzeichen der Stadt anzuführen, das wegen seiner außergewöhnlichen Form und Größe so genannte "Elefantenklo", eine Fußgängerüberführung, die am Standort des ehemaligen Stadttores "Selterstor" in der Gießener Fußgängerzone mündet, dem Seltersweg.
Kultur
Das Stadttheater Gießen geht auf eine Bürgerinitiative zurück, die anlässlich der 300-Jahrfeier der Universität eine "feste Theaterspielstätte" forderte. Konsequenterweise brachte sie zwei Drittel der Bausumme auf und ließ an der Frontseite den Spruch "Ein Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns" anbringen. Im Jugendstil erbaut und erhalten wurde es 1907 eröffnet und bietet mit eigenem Ensemble und Gastspielen 600 Zuschauern/-hörern Platz bei Theater, Oper, Operette, Musical, Tanz und Konzert.
Kulturelles Leben zeigt sich in einer Studentenstadt auch durch die obligatorische Kneipenmeile, hier der Ludwigstraße, in der sich auch das Uni-Hauptgebäude befindet.
Das Mathematikum im ehemaligen Hauptzollamt, erstes und bislang einziges Museum dieser Art, bietet dem Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Mathematik zu beschäftigen. Direkt neben dem Mathematikum ist das Liebigmuseum gelegen, das dem Chemiker Justus von Liebig gewidmet ist.
Ausflugsziel Schiffenberg

Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Gießener "Hausberg" Schiffenberg (281 m). In den Gebäuden einer ehemaligen Klosteranlage (Augustiner-Chorherrenstift) wird heute ein Ausflugslokal bewirtschaftet. Die romanische Substanz der doppelchörigen Pfeilerbasilika mit Querhaus und achtseitigem Vierungsturm rührt z.T. noch aus dem 2. Viertel des 12.Jh. her. Die westliche mit Lisenen gegliederte Apsis und zwei begleitende Rundtürme (fast komplett zerstört) wurden im Verlauf des 12.Jh. angebaut. Das südliche Seitenschiff ist verloren. Der Bau verzichtet fast gänzlich auf Bauschmuck. 1323 wurde die Anlage vom Deutschen Orden übernommen; der Deutsche Orden errichtete u.a. an der Südseite die ehem. Komturei und an der Westseite das Gebäude der ehem. Propstei. 1809 wurde der Orden aufgehoben. - Von der Ausstattung ist u.a. ein frühgotischer Taufstein (13.Jh.) aus Basalt im Chorraum erhalten.

Im Rahmen der seit 1975 auf dem Schiffenberg stattfindenden Veranstaltungsreihe "Musikalischer Sommer" finden in den Sommermonaten zahlreiche Konzerte unter freiem Himmel statt. Von Volksmusik und Bands, die in regionaler Mundart spielen, über Jazz, Pop, Schlager bis hin zu Chorkonzerten und Theateraufführungen finden Kulturfreunde hier ein breit gefächertes Angebot. Auch jenseits der Stadtgrenzen bekannte Künstler gaben hier schon Gastspiele, so zum Beispiel im Jahr 2002 die Kölner Band BAP sowie im Jahr 2003 Götz Alsmann.
Sport
Gießen ist eine Sport-Hochburg. Hier ist z.B. die dienstälteste Mannschaft der Herren-Basketball-Bundesliga (früher MTV 1846 Gießen, Avitos Gießen, jetzt Gießen 46er) zu Hause. In der Vergangenheit gelangten die Bundesliga-Volleyballer des USC Gießen, die Handballfrauen des VfB Gießen oder auch die Tischtennisspielerinnen des GSV zu überregionalen Titelehren. Die Bundesliga-Handballerinnen des TV Lützellinden dürften in den letzten 15 Jahren die erfolgreichste deutsche Mannschaft, auch auf internationalem Parkett, gewesen sein. Der Rudersport ist mit drei Vereinen vertreten. Der erfolgreichste und zugleich älteste unter ihnen ist die Gießener Rudergesellschaft 1877 e.V., die schon mehrere Weltmeister und Juniorenweltmeister(innen) in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Alljährlich an Pfingsten veranstalten die drei Vereine die Internationale Gießener Pfingstregatta, eine der größten und ältesten Ruderregatten in Deutschland (die erste Regatta fand 1892 in Gießen statt).
Fünfziger-Vereinigungen
Einzigartig im deutschen Sprachraum sind die Gießener "Fünfziger-Vereinigungen". Seit 1868 gründen jährlich die männlichen Bürger aller Berufs- und Gesellschaftsschichten der Stadt, die 50 Jahre alt werden, einen "Verein der Fünfziger" mit Unterhaltungs-, Bildungs-, und humanitären Programmen. Seit der Jahrhundertwende 1899/1900 gibt es auch entsprechende Damen-Vereinigungen, die sich aber erst seit 1966 ebenfalls regelmäßig gründen.
Siehe auch: Landkreis Gießen, Regierungsbezirk Gießen, Mittelhessen, Gießener Anzeiger, Gießener Allgemeine
Literatur
- Dehio: Hessen, München 1982, S.334ff.
Weblinks
- www.giessen.de, offizielle Homepage der Stadt Gießen
- www.giessen-tourist.de, Touristinformation der Stadt Gießen
- www.uni-giessen.de, Homepage der Justus-Liebig-Universität
- www.fh-giessen.de, Homepage der Fachhochschule Giessen-Friedberg
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