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Franken (Weinanbaugebiet)

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Daten
Weinbaugebiet: Franken
Land: Bayern
Weinanbau seit: 8. Jahrhundert
Fläche: 6.253 ha (2017)[1]
Weinproduktion/Jahr: 350.000 Hektoliter[2]
Weinkönigin 2018/2019: Klara Zehnder aus Randersacker
Website: Weinanbaugebiet Franken
Deutsche Weinbaugebiete
Deutsche Weinbaugebiete
Das Herz Weinfrankens:
Die Volkacher Mainschleife, am Horizont der Steigerwald

Das Weinbaugebiet Franken, auch Fränkisches Weinland oder Weinfranken genannt, ist nahezu identisch mit Mainfranken und liegt im Nordwesten der Region Franken. Mit ca. 6.250 ha Anbaufläche (2017) ist es eine mittelgroßes Weinbaugebiet Deutschlands.[3] Der Anteil an Rotwein im einstmals klassischen Weißweingebiet nahm in jüngerer Zeit stark zu und beträgt heute etwa 19 % der Rebflächen. Das Weinanbaugebiet Franken liegt ausschließlich in Bayern. Der weitaus größte Teil der Rebflächen befindet sich in Unterfranken, weitere Anteile hat Mittelfranken und ein kleiner Bereich gehört zu Oberfranken.

Unter den deutschen Weingebieten besitzt Franken eine Ausnahmestellung, mit der Leitsorte Silvaner, meist recht trockenem Ausbau des Weins und entsprechend anderen Geschmacksbezeichnungen (fränkisch trocken statt deutsch trocken) und dem äußerlich auffälligsten Merkmal, dem Bocksbeutel als Flasche. Der Bereich am Steigerwald, mit seinen Gipskeuperböden und Kontinentalklima, gilt unter Kennern als bestes Weißweingebiet der Welt und das Weingut Horst Sauer in Escherndorf erhielt in der London International Wine and Spirit Competition 2004 die Auszeichnung Bester Weißweinproduzent weltweit.[4] Das fränkische Weinland bildet eine in Deutschland außergewöhnliche Wein-Kulturlandschaft, mit weit verbreiteter, regional geprägter Gastronomie, jenseits vom Massentourismus.

Geschichte

Der Weinbau in Franken geht bis in das 8. Jahrhundert zurück. Dies belegt eine Schenkungsurkunde von Karl dem Großen aus dem Jahr 777 für Hammelburg und 779 für Würzburg.[5] Vor allem Klöster bauten damals Reben zur Herstellung von Messwein an.

Ältester Weinort Frankens Hammelburg, urkundl. 777 erwähnt
Ältester Weinort Frankens Hammelburg, urkundl. 777 erwähnt
Blick auf einen der ältesten Weinberge Deutschlands in Wipfeld, im Jahre 1847
Blick auf einen der ältesten Weinberge Deutschlands in Wipfeld, im Jahre 1847

Im Kitzinger Weingesetz von 1482 wurde der weitverbreiteten Weinpanscherei ein Riegel vorgeschoben. Das am 29. September des gleichen Jahres beschlossene Gesetz legte fest, was im Wein enthalten sein durfte und was nicht. Zuwiderhandlungen wurden bestraft. Das 1. Fränkische Weingesetz galt seinerzeit vom Bodensee bis Sachsen.

Weinstadt Gemünden im 17. Jh.
Weinstadt Gemünden im 17. Jh.
Weinstadt Schweinfurt im Jahre 1847
Weinstadt Schweinfurt im Jahre 1847

Im Mittelalter wuchs die Anbaufläche auf fast 40.000 ha.[6] Franken war damals das größte Anbaugebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen. Die Weinanbaufläche übertraf die der Mosel und der links- oder rechtsrheinischen Gebiete bei weitem.[7] Sie schrumpfte im Laufe der Zeit, unter anderem in Folge der Reblaus, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts auf etwas über 2.000 ha. So hatte 1887 Würzburg 455 ha Rebfläche und 1917 nur noch 177 ha (2003: 190 ha). Schweinfurt hatte 1802 etwa 320 ha Weinbergsfläche, die in den 1970er Jahren nahezu vollständig verschwand (heute: 3 ha).[8]

Nach dem Krieg begann 1960 die Wiederbelebung des fränkischen Weinbaus, mit Beratung der Winzer, Gründung von Wein-Genossenschaften und ersten, sanfteren Flurbereinigungen der Weinberge. Franken war mittlerweile zu einem kleinen Weißweinanbaugebiet geworden, mit knappen Angebot und unvergleichlicher Qualität, die anfangs überregional kaum bekannt war. Bis schließlich in den 1970er Jahren die Weinkeller leergekauft wurden und die Preise explodierten. Was eine enorme Erweiterung der Rebflächen (bis heute eine Verdreifachung) zur Folge hatte, die nur auf historischen Weinlagen gestattet wurde. Was vollkommen gegen den allgemeinen Trend in Deutschland wie weltweit verlief, wo die Rebflächen entweder stagnierten oder leicht zurückgingen. Ein weiterer Beleg für die Ausnahmestellung Frankens, das nun, teilweise jedoch auf Kosten der Qualität, zu einem mittelgroßen deutschen Weinbaugebiet heranwuchs. Schätzten bis dahin nur Insider den außerhalb Frankens kaum erhaltbaren Wein, wird er seitdem, wie Weine aus den anderen Anbaugebieten, bundesweit angeboten. Die Gebiets-Winzergenossenschaft Franken (GWF) kam wegen Massenproduktion in Kritik.[9] Man musste sich fortan bis heute, wie überall anderswo, um Weinvermarktung kümmern, was einst nicht nötig war (siehe auch: Neues Franken). Schließlich bekam der Frankenwein sogar ein Imageproblem, was in den Nachkriegsjahrzehnten unvorstellbar gewesen wäre.[10]

Geographie

Überblick

Südlichster fränkischer Weinort Tauberzell, im Landkreis Ansbach

Heute gibt es im Weinanbaugebiet Franken über 6200 ha Rebflächen, damit ist es das sechstgrößte Weinbaugebiet Deutschlands. Auf der Nordhalbkugel liegt die Anbauzone für Wein etwa zwischen dem 30. (20-°C-Isotherme der Jahresdurchschnittstemperatur) und 50. Breitengrad (10-°C-Isotherme). Der weitaus größte Teil des Fränkischen Weinlandes liegt südlich des 50. Breitengrads, der der Mainlinie entspricht. Nur ein kleiner Teil, hauptsächlich die Region um die Fränkische Saale, liegt nördlich davon. Zudem liegt die Jahresdurchschnittstemperatur in Weinfranken bei etwa 9°C. Franken galt deshalb bisher als Weingebiet im kritischen Bereich, etwa an der Anbaugrenze, die sich neuerdings durch die Klimaerwärmung weiter nach Norden verschiebt. Wegen der bisher oft strengen Winter und der Möglichkeit von Spätfrösten beschränkt sich das bewirtschaftete Gebiet auf geschützte Lagen entlang des Mains, seiner Seitentäler, insbesondere Fränkischer Saale, Wern und Tauber und auf den Steigerwaldtrauf am Westende des Steigerwalds.

Die drei Landkreise mit den größten Rebflächen sind der Landkreis Kitzingen, der Weinlandkreis mit der historischen Weinhandelsstadt Kitzingen, der Landkreis Würzburg, in Veitshöchheim mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau und der Landkreis Schweinfurt, mit seiner Weinregion zwischen Main im Norden und Steigerwald im Süden. Die beiden Oberzentren Bamberg im Osten und Aschaffenburg im Westen bilden die Endpunkte Weinfrankens und die Weinmetropole Würzburg liegt genau in der Mitte dazwischen, in einem auffallend klar strukturierten Weinanbaugebiet (siehe: Karte im Abschnitt Bereiche). Nördlichster uns südlichster Weinbauort Frankens sind zwei kleine Ortschaften, die beide zum Bereich Maindreieck gehören. Nördlichster Ort ist das an Bad Kissingen angrenzende Wirmsthal, das mit den benachbarten Weinorten Ramsthal und Sulzthal eine kleine, relativ isolierte Weinregion in tief eingeschnittenen Seitentälern der Fränkischen Saale in der Vorrhön bildet, die der Großlage Burg (Hammelburg) zugeordnet wurde. Südlichster Weinort ist das großlagenfreie Tauberzell in Mittelfranken, wo seit 700 Jahren Weinbau betrieben wird, zugleich einziger Weinbauort im Landkreis Ansbach.

Der Bocksbeutel als typisches Kennzeichen des Frankenweins markiert nicht überall genau die Grenzen des Weingebiets. Er darf darüber hinaus auch in kleinen Bereichen jenseits der bayerischen Grenze im Weinanbaugebiet Baden verwendet werden (siehe: Bocksbeutel).

Geologie und Böden

Prallhang südlich von Karlstadt

Vor etwa 240 Millionen Jahren bedeckte das Triasmeer Mainfranken. Die letzten Spuren stammen aus der Zeit vor etwa 180 Millionen Jahren. In den dazwischenliegenden 60 Millionen Jahren lagerte es drei Erdschichten ab, die den Hauptnährboden des Frankenweins bilden: Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Wobei im bunten Keuperboden alle Varianten von Tiefsee über Flachmeer bis Festland mit Flachwasserzonen vertreten sind.

Infolge der Bodenbeschaffenheit entstehen sehr mineralstoffhaltige Weine mit würzigem Geschmack. Der Mineralstoffgehalt der Weine spielt deshalb – anders als in allen anderen Anbaugebieten – bei der Qualitätsprüfung ebenfalls eine Rolle.

Klima

Winter am Schwanberg

Im Bereich östlich des Spessarts herrscht bereits Kontinentales Klima, was neben der Bodenbeschaffenheit ebenfalls zum typischen, kräftigen Geschmack des Weins beiträgt. Der größte Bereich des Weingebietes liegt in den Mainfränkischen Platten. Bis in die 1960er Jahren waren hier Fröste bis Minus 20 °C keine Seltenheit, heute noch etwa bis Minus 15 °C. Es werden deshalb bei Spätfrösten unterschiedlichste Maßnahmen zur Beheizung von Weinbergen ergriffen. Die oben erwähnte Veitshöchheimer Landesanstalt macht hierzu seit Jahren umfangreiche Untersuchungen, bis hin zur Vernebelung mit Disko-Nebelmaschinen.[11]

Während die Sommer mitunter sehr heiß und trocken sein können. Im Hitzesommer 2015 wurde in Kitzingen am 5. Juli und 7. August mit 40,3 °C die höchste jemals in Deutschland gemessene Temperatur erreicht.[12] Gerolzhofen war im selben Jahr der trockenste Ort Deutschlands,[13]

  • Frostfreie Vegetationszeit: 160 - 190 Tage;[1]
  • Sonnenscheindauer: 1.600 bis 1.750 Stunden;[1]
  • Jahrestemperatur: 8,5 - 9,0 °C;[1] (mit ansteigenden Trend)
  • Niederschlagsmenge: 500 - 600 l/m².[1]

Rebflächen in Bayern

Stand: 2017

Frankenwein

Charakteristik

Mittelfränkischer Karpfen blau und Weißwein in Bad Windsheim

Im Unterschied zu anderen deutschen Weingebieten ist traditionell Wein in Franken, so wie in Frankreich, vor allem Essensbegleiter. Typischer Frankenwein ist trocken, leicht zu trinken[14] und harmoniert mit nahezu sämtlichen Gerichten, von der regionalen Häckerbrotzeit über Fisch- und Fleischgerichte, bis hin zu fränkischen Rostbratwürsten mit Sauerkraut. Letzters eine Kombination, die auch im Elsass üblich ist. Dem gegenüber setzt heutiges, fränkisches Weinmarketing auch auf den Sommerwein (siehe: Neues Franken).

Aus der typischen Rebsorte Silvaner werden neutral-fruchtige, erdige Weine erzeugt. Weshalb neben trockenen Weinen auch der erdige Geschmack ein typisches, traditionelles Kennzeichen des Frankenweins ist. Die Dominanz des weniger ertragreichen und „schwierigen“ Silvaners ging allerdings schon vor Jahrzehnten zugunsten des Massenträgers Müller-Thurgau zurück, der zeitweise über die Hälfte der Rebfläche einnahm.[7]

Weine aus Franken werden häufig recht trocken ausgebaut. Auch hier zeigt sich die Ausnahmestellung des Frankenweins. Fränkisch trockene Weine (der Begriff ist bezeichnungsrechtlich nicht zulässig) enthalten maximal vier Gramm pro Liter Restzucker (deutsch trocken maximal neun Gramm pro Liter). Jährlich werden 12.000 bis 14.000 Frankenweine amtlich geprüft, der Anteil der fränkisch trockenen Weine liegt bei 25 %. Viele Weingüter stellen aber auch international trockene Weine aus Rebsorten wie Riesling, Weißburgunder oder Grauburgunder her.

Traditionell spielt die Lage für den Frankenwein eine ebenso große Rolle wie der Winzer. Da die Lageangaben für Laien außerhalb Frankens aber nur wenig aussagekräftig sind, wurde in letzter Zeit versucht, den Wein auch unter bestimmten Markennamen zu verkaufen. Ein Beispiel hierfür ist der Tilman der Winzergemeinschaft Franken (GWF). Dahinter verbergen sich unterschiedliche Weine und Schaumweine aus unterschiedlichen Lagen, teilweise auch von unterschiedlichen Rebsorten.

Die Trinkreife fränkischer Weine ist sehr unterschiedlich. Einfache Qualitätsweine und Kabinettweine sollten möglichst früh getrunken werden, da bei ihnen mit der Zeit die Säure abnimmt und die für Frankengewächse typische Frische verloren geht. Gute trockene Spätlesen, restsüße Weine und hochwertige Rotweine (z. B. aus dem Barriquefass) sollten frühestens ein bis zwei Jahre nach der Abfüllung geöffnet werden (viele kommen ohnehin erst nach einem Jahr in den Verkauf) und können bei ordentlicher Lagerung auch nach mehr als zehn Jahren noch hervorragend schmecken. Edelsüße Weine, vor allem aus den Rebsorten Silvaner, Riesling, Rieslaner und Scheurebe, können bei sehr guten Jahrgängen Jahrzehnte überdauern.

Bocksbeutel

Bocksbeutel
Bocksbeutel
Neuer Bocksbeutel
Neuer Bocksbeutel

Der Bocksbeutel ist die typische und bekannte Flaschenform für qualitativ höherwertige Frankenweine, zudem ist er in Portugal gebräuchlich. Etwa 30 % aller Weine aus Franken werden in diese Flasche gefüllt. Der Glaskörper ist flach und bauchig und besitzt nur einen kurzen Hals. Die Herkunft des Namens ist nicht abschließend geklärt; als wahrscheinlich gilt, dass die Ähnlichkeit der Flaschenform mit dem Hodensack des Ziegenbocks eine Rolle spielt. Weitere Herleitungen gehen von Bauch-Buddel oder Buch-Beutel aus. Eine andere Interpretation führt die Form auf eine Weiterentwicklung der typischen Feldflaschen zurück.[5]

Das Etikett gibt den Namen des Erzeugers oder Händlers an. Ein verliehenes oder auch selbst konstruiertes Wappen gehört zum typischen Design. Die amtliche Prüfnummer gibt Aufschluss über den Händler und das Jahr der Abfüllung. Weiter sind die Lage, die Rebsorte und der Rang des Weines dargelegt.[5]

Seit 1989 ist der Bocksbeutel in der EU geschützt und darf nur noch für fränkische Weine verwendet werden. Ausnahmen bilden lediglich die Region Tauberfranken im Weinanbaugebiet Baden, das Rebland Baden-Baden mit den Bocksbeutelortschaften Steinbach (einschließlich Ortsteil Umweg), Varnhalt und Neuweier. Zudem darf in Portugal eine Flasche mit ähnlicher Form verwendet werden.

Ende 2015 stellte der Fränkische Weinbauverband den neu gestalteten Bocksbeutel PS von Designer Peter Schmidt vor, der die bisherigen Flaschen langfristig ablösen soll. Die flache, bauchige Form blieb erhalten, die Kanten aber wurden eckiger.

Rebsorten

Die deutschen Weinbaugebiete werden meist vom Riesling dominiert (22 %), aber nicht Franken, das auch hier eine Ausnahme bildet. Ursprünglich war der Silvaner die wichtigste Rebsorte Frankens und galt als typischer Frankenwein. Die erste Pflanzung in Franken kann urkundlich für das Jahr 1659 belegt werden (siehe: Steigerwald). Um angesichts der klimatischen Schwierigkeiten bessere Erträge zu erreichen, wurden im 20. Jahrhundert große Flächen mit Müller-Thurgau bestockt – die Rebsorte feierte 2013 hundertjähriges Bestehen in Franken. Obwohl immer noch die häufigste Sorte, ist der Anteil insgesamt seit einigen Jahren wieder rückläufig.

Weitere traditionelle Rebsorten sind Kerner und Scheurebe. Der Kerner ist dem Silvaner ähnlich und Widerstandsfähig gegen die mitunter strengen Winterfröste Frankens. Die Scheurebe verträgt gut Trockenheit und kalkhaltigen Boden, was beides weithin für Franken zutrifft.

Die wichtigsten Rebsorten des Anbaugebiets nach Flächenanteilen (Stand 2016):

Fränkischer Silvaner
Fränkischer Silvaner
Ehem. Botanisches Institut der Universität Würzburg, wo Hermann Müller-Thurgau 1874 promovierte
Ehem. Botanisches Institut der Universität Würzburg, wo Hermann Müller-Thurgau 1874 promovierte
Rebsorte weiß Anteil (%) Rebsorte rot Anteil (%)
Müller-Thurgau 26,4 Domina 5,3
Silvaner 23,8 Spätburgunder 4,4
Bacchus 12,0 Dornfelder 2,4
Riesling 5,4 Regent 2,2
Kerner 3,1 Schwarzriesling 1,2
Weißer Burgunder 2,8 Portugieser 0,9
Scheurebe 2,4 Acolon 0,8

Rotwein

Fränkischer Rotweinwanderweg
Fränkischer Rotweinwanderweg
Großheubach im Rotweingebiet
Großheubach im Rotweingebiet

In Folge der Klimaerwärmung wird heute weit mehr Rotwein als früher angepflanzt,[15] bereits 19 % der fränkischen Rebfläche des einstigen, typischen Weißweingebietes.

Der westliche Rand des Mainvierecks ist das einzige traditionelle fränkische Rotweingebiet. Neuerdings wird, auch in Folge der Klimaerwärmung, in anderen Teilen Weinfrankens Rotwein angebaut. Wobei insbesondere der Spätburgunder eine hervorragender Qualität besitzt, die teilweise an französische Spitzenweine reicht.

Seit Jahren werden auf den Buntsandsteinböden sowie den Verwitterungsböden des Urgesteins vor allem Früh- und Spätburgunder von oft hoher Qualität angebaut. Als beste Lagen gelten der Centgrafenberg in Bürgstadt und der Schlossberg in Klingenberg am Main. Die dort produzierten Rotweine können sich mit nationalen und internationalen Burgundern messen.[16]

Im Westen des Mainvierecks waren die klimatischen und geologischen Bedingungen von alters her besonders geeignet für den Anbau von Rotwein. Auf den hier vorhandenen Buntsandsteinböden werden deshalb seit Jahren vor allem Frühburgunder und Spätburgunder angebaut. Als beste Lagen gelten der Centgrafenberg in Bürgstadt und der Schlossberg in Klingenberg am Main. Das fränkische Rotwein-Anbaugebiet zwischen Großwallstadt und Bürgstadt ist seit dem Jahre 1990 durch den rund 55 km langen Fränkischen Rotweinwanderweg touristisch erschlossen.

Bekannte Weingüter

Fürstliches Schloss in Castell
Fürstliches Schloss in Castell
Staatliche Hofkellerei in Würzburg
Staatliche Hofkellerei in Würzburg

Bekannte Spitzenweingüter sind das Weingut Horst Sauer in Escherndorf (siehe: Einleitung) und das Fürstlich Castell’sches Domänenamt in Castell. Drei der größten deutschen Weingüter befinden sich in Würzburg. Das kleinste unter ihnen, das berühmte Bürgerspital, das zweitgrößte deutsche Weingut Juliusspital und das drittgrößte, die Staatliche Hofkellerei, die allerdings über Jahrzehnte unter Kritik stand.[10]

Winzer und Genossenschaften

Den größeren Teil der Rebfläche bewirtschaften Selbstvermarkter, die die Vinifizierung im eigenen Betrieb mit eigener Kellertechnik durchführen und die Weine selbst vermarkten.[6] In Franken gibt es viele Kleinstwinzer. 2916 Betriebe hatten sich zu Genossenschaften zusammengeschlossen, da die Investitionen für Kellertechnik und Vermarktung in dieser Größe nur im Verbund zu bewältigen sind.[6] Die größte Genossenschaft ist die Winzergemeinschaft Franken (kurz GWF) mit etwa 1400 ha Rebfläche.

Sekt

Bis Ende des 20. Jahrhunderts wurde vereinzelt, insbesondere von der Sektkellerei J. Oppmann in Würzburg, fränkischer Sekt hergestellt und seitdem verbreiteter. Vom einfachen Secco bis zum Sekt in traditioneller Flaschengärung, nach dem handgerüttelten Champagnerverfahren. Mit der Geschmacksstufe brut (sehr trocken, 6 bis 12 g/l Restzucker) und extra brut (0 bis 6 g/l Restzucker). Als Rebsorte dient insbesondere Silvaner oder beispielsweise auch Kerner. Hervorzuheben ist hier Castell (Fürstlich Castell’sches Domänenamt) und Escherndorf (Weingut Horst Sauer) sowie die drei großen Würzburger Weingüter (siehe: Bekannte Weingüter). Ferner beispielsweise Sulzfeld am Main (Weingut Bernard), Schweinfurt (Weingut Dahms) oder Randersacker (Weingut Brand).

Durch die Klimaerwärmung ist in Deutschland zunehmend Weinbau wie in Frankreich möglich, wovon neben dem Anbau von Rotwein auch die Erzeugung von Sekt profitiert.[15] Während Frankreich Probleme bekommt, weshalb Fachleute glauben, dass Franken die Nachfolge-Region der Champagne werde.

Bereiche

Das Weinbaugebiet Franken wurde in drei Weinbaubereiche unterteilt, mit unterschiedlichen Bodenformationen. Der Verlauf des Mains bildet unmittelbar hintereinander zwei klare geometrische Figuren, was zumindest bei bekannteren Flüssen einmalig in der Welt ist. Von West nach Ost (mainaufwärts) sind das der Bereich Mainviereck mit Buntsandstein, der Bereich Maindreieck mit Muschelkalk und der Bereich Steigerwald mit Keuper.

Weinbaugebiet Franken, am Mittellauf des Mains, mit den drei Bereichen (von West nach Ost):
Mainviereck (rot/Buntsandstein), Maindreieck (gelb/Muschelkalk), Steigerwald (violett/Keuper)

Mainviereck

Der Bereich Mainviereck ist nach der geografischen Bezeichnung Mainviereck benannt, das den Naturpark Spessart umgibt. Die weiter westlich am Main gelegenen Weinberge jenseits der bayerischen Grenze, in Hessen, wie beispielsweise im Osten Frankfurts, gehören zum Weingebiet Rheingau.

Die Weinberge entlang des Mains liegen weit verteilt und sind oft sehr klein, sodass nur wenig Wein produziert wird, der meist das Anbaugebiet nicht verlässt. Der Weinbau konzentriert sich auf die Westseite des Mainvierecks, während er auf der Südseite und dem südlichsten Bereich der Ostseite nur vereinzelt zu finden ist. Der übrige, weitaus größte Teil der Ostseite des Vierecks ist frei vom Weinbau. Dadurch wird der Bereich Mainviereck klar von den beiden großen Bereichen Maindreieck und Steigerwald abgetrennt, in denen man allgemein wenig Kenntnisse vom relativ fernen Bereich Mainviereck besitzt.

Die Westseite des Mainvierecks ist die einzige Region Frankens mit längerer Rotwein-Tradition (siehe: Rotwein). Der nördlichste Weinort des Bereichs Mainviereck ist das großlagenfreie Michelbach bei Alzenau, aber nicht der nördlichste Weinort Frankens (siehe: Überblick). Aschaffenburg besitzt nur drei kleine, großlagenfreie Einzellagen. Erste, größere Weinberge beginnen erst 20 km südlich von Aschaffenburg, in Erlenbach am Main. Wichtige Weinorte sind zudem Bürgstadt, Großheubach und Klingenberg (siehe: Rotwein). An der Südostecke des Mainvierecks liegt Homburg am Main mit der bekannten Weinlage Homburger Kallmuth.

In Erlenbach am Main begann 1954 die Flurbereinigung der Weinberge Frankens.[17] (Siehe auch: Flurbereinigung der Weinberge).

Nahe am Bereich Mainviereck befinden sich zwei Weinbaubereiche, die jedoch nicht mehr zum Weingebiet Franken gezählt werden. Unweit westlich des Mainvierecks liegt die Odenwälder Weininsel (siehe: Umstadt). Und beim bayerischen Kreuzwertheim, das am nördlichen Mainufer liegt, stößt das Mainviereck an die badische Region Tauberfranken, die am südlichen Mainufer in Wertheim beginnt (siehe: Tauberfranken).

Maindreieck

Maindreieck vom Satelliten
Maindreieck vom Satelliten
Weintraube
Weintraube

Der Bereich Maindreieck ist nach der geografischen Bezeichnung Maindreieck benannt, das in der Mitte des Mains liegt. Er bildet den Kernraum des Fränkischen Weinbaugebietes, mit seinen Schwerpunkten um Würzburg und der Volkacher Mainschleife.

In Veröffentlichungen wird öfters erwähnt, dass das Maindreieck mit Fränkischer Saale und der Wern einer Weintraube ähnelt (siehe auch obere Karte).

Wie um das Weinland Franken für alle Zeiten als solches in der Geographie festzuschreiben, ergab es sich hierbei, daß das Maindreieck zusammen mit der Fränkischen Saale und dem Oberlauf der Wern die deutliche Form einer Weintraube in die Landkarte zeichneten.[17]

Die Weininsel in der Volkacher Mainschleife bildet mit rund 750 ha die größte zusammenhängende Rebfläche Frankens und stellt damit 12 % der Gesamtenfläche des Weingebiets. Allein rund 450 ha fallen hiervon auf die größte Weinbaugemeinde des Weingebiets Franken, Nordheim am Main. Auf der Insel, mit ausgeglicheren Verhältnissen als in anderen Bereichen Frankens, gibt es auch äußerst ungewöhnliche Weinbergen in Nordlage, aufgrund des besonderen Mikroklimas. Am Maindreieck, teilweise mit Steillagenweinbau, mit seinen Muschelkalkböden, wird insbesondere Silvaner angebaut, inzwischen auch Rotweine (siehe: Rotwein).

Bekannt sind vor allem die Lagen Escherndorfer Lump und Würzburger Stein. Der Steinwein ist seit Jahrhunderten bekannt. Er war der Lieblingswein Goethes (kein anderer will mir schmecken), der enorme Mengen Wein, bevorzugt aus Franken, trank. Allein 1821 ließ er sich 700 Liter von einer Schweinfurter Weinhandlung liefern.[8]

Wichtige Weinorte dieses Gebiets, mit zum Teil bekannten Weinlagen, sind mainaufwärts unter anderem Thüngersheim, Würzburg (Würzburger Stein und Würzburger Innere Leiste), Randersacker (Randersackerer Ewig Leben), Eibelstadt, Sommerhausen, Frickenhausen am Main, Sulzfeld am Main, Dettelbach, Sommerach (Sommeracher Katzenkopf), Nordheim (Nordheimer Kreuzberg und Nordheimer Vögelein), Escherndorf (Escherndorfer Lump), Astheim (Astheimer Karthäuser), Volkach (Volkacher Ratsherr und Volkacher Kirchberg), Fahr am Main, Obereisenheim (Obereisenheimer Höll), Stammheim und Wipfeld (Wipfelder Zehntgraf). Zudem werden zwei Nebenflüsse dem Bereich Maindreieck zugeordnet. An der Fränkischen Saale liegt die älteste Weinstadt Frankens Hammelburg und an der Wern ist Stetten ein wichtiger Weinort.

Tauber

An der Tauber gehören die in Baden-Württemberg liegenden Weinorte zum Weinanbaugebiet Baden (siehe: Tauberfranken). Zum Weingebiet Franken gehören die Weinorte Röttingen, Tauberrettersheim sowie Tauberzell (siehe: Überblick, Text und Bild). Sie sind vor allem durch das milde Klima im Taubertal und durch die Weinlage Röttinger Feuerstein gekennzeichnet, durch die sich Feuersteinadern ziehen. Eine Besonderheit dieser Region ist die Rebsorte Tauberschwarz.

Steigerwald

Steigerwaldtrauf am Schwanberg
Steigerwaldtrauf am Schwanberg
Castell, mit Turmhügel Altcastell
Castell, mit Turmhügel Altcastell

Der Bereich Steigerwald umfasst in der Hauptsache den in Abwicklung ca. 90 km langen Steigerwaldtrauf zwischen dem Main bei Zeil im Norden und der Windsheimer Bucht im Süden, der größtenteils zu Unterfranken gehört. Zudem die nördlich des Mains gelegenen, südlichen Abhänge der Haßberge, zwischen Zeil und Bamberg, die im östlichen Bereich zu Oberfranken gehören und den nordwestlichen Bereich der Frankenhöhe in Mittelfranken. Die drei Mittelgebirge sind Teil des Keuperberglands.

Gipskeuper am Schwanberg

Speziell im Gebiet der Gipskeuperböden um den Schwanberg, wo sich in Iphofen der Hauptsitz der Knauf Gruppe mit einem Gipswerk befindet, werden ebenfalls sehr mineralstoffreiche Weine, vor allem Silvaner, produziert. Weinkritiker behaupten, dass diese Gegend und das Maindreieck das einzige Gebiet Deutschlands sei, in dem der Silvaner bessere Ergebnisse hervorbringe als der Riesling. Die bedeutendsten Weinorte sind Iphofen (Julius-Echter-Berg), Rödelsee (Rödelseer Küchenmeister) und Castell (Casteller Schlossberg). Weitere bekannte Weinbaugemeinden und Weinlagen im oder am Steigerwald sind Abtswind (Abtswinder Altenberg), Handthal (Handthaler Stollberg), Ippesheim (Ippesheimer Herrschaftsberg), Zeil am Main (Ziegelangerer Ölschnabel), Zell am Ebersberg (Zeller Schloßberg) und Sand am Main (Sander Himmelsbühl).

Hier wurde wahrscheinlich auch der erste Silvaner Frankens gepflanzt. In einer Urkunde ist der Verkauf von 25 Österreicher Fechser – ein Synonym für den Silvaner – belegt. In dem Schriftstück wird die Übergabe der Fechser am 5. April 1659 vom Wirt und Gerber Georg Krauß in Obereisenheim, damals gehörig zur Grafschaft Castell, an einen Casteller Amtsboten beschrieben. Ebenso ist erwähnt, dass die Fechser am darauffolgenden Tag, dem Mittwoch nach Ostern, in Castell gepflanzt wurden. Dieser älteste schriftliche Nachweis des Silvaners in Franken liegt im Casteller Archiv.

Siehe auch: Schichtstufen am Schwanberg

Außerhalb des Weingebietes Franken

Die 13 deutschen Qualitätswein-Anbaugebiete richten sich in ihren Außengrenzen (außer beispielsweise am Bodensee) vorrangig nicht nach der Weingeografie, sondern nach den politischen Grenzen der Bundesländer. Deshalb wurden zwei Bereiche, die weingeografisch mit dem Gebiet Franken eine Einheit bilden, aber jenseits der bayerischen Grenze liegen, anderen Weinanbaugebieten zugeteilt. Im ersten nachfolgend beschriebenen Bereich darf trotzdem der Bocksbeutel verwendet werden, im zweiten trotz örtlicher Bemühungen nicht.

Tauberfranken

Wertheim von Merian (1656) mit Weinbergen. Heute: Weingebiet Baden rechts des Mains und Franken links

Das zusammenhängende Weinland im Tal der Tauber wurde entsprechend der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg dem Weinbaugebiet Franken, Bereich Maindreieck (siehe: Maindreieck, Tauber) und dem Weinanbaugebiet Baden zugeteilt.

Zu Baden gehört der eigenständige Weinbaubereich Tauberfranken, in dem auch der Wein in Bocksbeuteln abgefüllt werden darf (siehe: Bocksbeutel). Der bekannteste Weinort ist Beckstein, mit der Becksteiner Tauberklinge, die in Bocksbeuteln als Massenwein bundesweit angeboten wird.

Umstadt

Unweit westlich des Mainvierecks, nur 8 km hinter der bayerischen Grenze, liegt die Odenwälder Weininsel um Groß-Umstadt. Sie wurde dem Weingebiet Hessische Bergstraße zugeteilt und bildet wegen ihrer isolierten, wie auch artfremden Lage, den eigens geschaffenen Bereich Umstadt, mit 72 ha (2014) Rebfläche. Der Wein besitzt fränkischen Charakter, auch mit der Bezeichnung Fränkisch trocken. „Der Wein an der Bergstraße schmeckt anders […] Wenn wir keine Hessen wären, wären wir Franken“.[14] Es gab vergebliche Bemühungen, diesen Bereich dem Weingebiet Franken zuzuordnen.

Wein und Lebensart

Der Anbau von Wein hat auch die mainfränkische Lebensart mitgeprägt. Anders als in vielen anderen deutschen Regionen ist Wein hier ein Volksgetränk. Verständnis für Wein und dazugehörige Lebensart sind deshalb auf volkstümliche Art seit langem verbreitet, im Gegensatz zum übrigen Deutschland, wo dies oft elitäre Züge trägt. In der Nachkriegszeit war in Franken der für den deutschen Geschmack aufgesüßte Massenwein verpönt und trockene Weine und Qualität bereits beliebt, lange bevor diese Entwicklung auch in anderen deutschen Weinbaugebieten im größerem Maße Einzug hielt.

Weinfeste und Gastronomie

Zahlreiche Weinfeste finden in nahezu jedem Weinbauort ein- oder mehrmals im Jahr statt. Das größte dieser Feste ist das Fränkische Weinfest in Volkach, auf einem Burgberg findet zweimal jährlich das Weinfest auf der Peterstirn in Schweinfurt statt.

Beliebt sind auch die Häcker- oder Heckenwirtschaften (in anderen Anbaugebieten Strauß- oder Besenwirtschaft genannt). In diesen dürfen Winzer ihren eigenen Wein sowie kleinere Speisen verkaufen. Im Sommer wird dort Wein ausgeschenkt, im Frühherbst überwiegend frischer Bremser (Federweißer).

Viele Wein-Gasthöfe befinden sich in historischen Gebäuden, wie den Zehnthöfen, auch Zehntkeller genannt, so in Iphofen oder Nordheim (derzeit, 2018 geschlossen). Ferner in historischen Altersheimen, den Spitälern, wie Bürgerspital und Juliusspital in Würzburg, in Burgen, wie beispielsweise der Hallburg bei Volkach und der Steinburg in Würzburg oder in Schlössern, wie die Hotels Schloss Saaleck bei Hammelburg mit Weingut oder Schloss Frankenberg bei Uffenheim.

Historische Orte in Weinfranken

Charakteristisch für das fränkische Weinland sind seine Städtchen, mit teilweise nur 2000 oder 3000 Einwohner und einer hohen Dichte traditioneller Gasthäuser. Einige unter ihnen besitzen noch eine gänzlich erhaltene Stadtmauer. Hier ist vor allem die Weinstadt Volkach zu nennen, mit geschlossenem, historischen Ortsbild, frei vom touristischen Kitsch. Ebenso die weiteren Städtchen Mainbernheim, Marktbreit, Dettelbach, Prichsenstadt, Hammelburg oder Klingenberg. Iphofen nimmt, wie Volkach, auf Grund der baulichen und kulturellen Qualität eine Sonderstellung unter den deutschen Weinstädtchen ein.

Während, wie häufig anderswo in Deutschland, nur noch wenige Marktgemeinden und Dörfer unter den Weinorten geschlossene, historische Ortsbilder besitzen. Wie das mehrfach ausgezeichnete Sommerach oder beispielsweise Zeilitzheim und Sommerhausen. Die meisten anderen Orte, wie zum Beispiel Randersacker, Nordheim oder Escherndorf, verfügen zwar über denkmalgeschützte Bauensembles bzw. einzelne Gebäude, aber über keine geschlossenen, historischen Ortsbilder mehr. In Köhler entstand durch den Weinbau die besondere Siedlungsform eines einreihigen Häcker-Straßendorfs. Da das Relief des kleinen Dorfs, zwischen steilem Fürstenberg und Main, keine anderen Bebauungsmöglichkeiten zuließ.

Tourismus

Mit Ausnahme des verkehrsmäßig sehr gut angebundenen Würzburgs, wo jährlich zudem ca. 1000 Flusskreuzfahrtschiffe anlegen, gibt es im Fränkischen Weinland keinen Massentourismus und auch keinen Bustourismus, so wie beispielsweise an Rhein oder Mosel. Touristischer Kitsch und Andenkenläden sind verpönt. Zentrum des Individualtourismus ist die Volkacher Mainschleife.

Ein Stück weit eine Ausnahme bildet das westliche Mainviereck. Es ist bereits ein Wochenend-Ausflugsziel des Rhein-Main-Gebiets, dessen Einfluss hier spürbar ist. Beim Frankfurter Bürgertum ist das fränkische Weinland wegen allgemein höherer kultureller und touristischer Qualität beliebter, als Rheingau und Hessische Bergstraße.

Fränkische Weinköniginnen

Tradition hat die jährliche Wahl einer Fränkischen Weinkönigin, die dazu beitragen soll, den örtlichen Wein zu vermarkten und die auch an der jährlichen Wahl zur Deutschen Weinkönigin teilnimmt. Franken stellte bisher (2018) im Verhältnis zur Größe des Weingebietes, mit acht, relativ viele Deutsche Weinköniginnen.[18] Volkach ist die Weingemeinde Deutschlands, die mit drei die meisten Deutschen Weinköniginnen stellte, das angrenzende Sommerach stellte zwei. Was auch die Bodenständigkeit, Authentizität und Qualität des Weingebietes widerspiegelt, mit entsprechenden Verständnis für Wein jenseits angelernten Wissens.

Kritik

Trotzdem fühlt sich der Fränkische Weinbauverband benachteiligt, gegenüber einer Jury, die Kandidatinnen aus Rheinland-Pfalz bevorzuge. Der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes Hermann Schmitt drohte 2015 deshalb mit einem Boykott der Wahlen.[19] Bei der Wahl zur 69. Deutschen Weinkönigin am 29. September 2017 in Neustadt an der Weinstraße, die wie üblich live im Fernsehen übertragen wurde, sollten die Kandidatinnen in Blindverkostung eines Weins das deutsche Weingebiet und die Rebsorte erraten. Der fränkischen Kandidatin Silena Werner aus Stammheim gelang das als einziger, während eine Kandidatin aus Rheinland-Pfalz zwei Möglichkeiten ansprach und der Moderator die zweite als richtige Antwort wertete, bevor sie sich dafür entschieden hatte. Nach dem Ausscheiden von Silena Werner kam es im Publikum zu Pfiffen und Buhrufen.

In vielen Weinorten gibt es zudem Weinprinzessinnen, von denen einige an der jährlichen Wahl zur Fränkischen Weinkönigin teilnehmen.

Veränderungen

Maintal bei Randersacker: Vorne Großgewerbe, dahinter kanalisierter Main, links großflächige Weinbergs-Flurbereinigung, am Horizont Windräder

Veränderte Rahmenbedingungen

Der Main wurde durch den Ausbau zur Großschifffahrtsstraße im Zusammenhang mit dem Rhein-Main-Donaukanal in den 1950er und 1960er Jahren kanalisiert. Das Maintal, insbesondere im Großraum Würzburg, wurde von der Nachkriegszeit an bis heute gewerblich zersiedelt. Das Würzburger Maintal, das vor dem Krieg eine außergewöhnliche Wein-Kulturlandschaft darstellte, erlitt unzählige Eingriffe ins Landschaftsbild, dazu kamen Landschaftszerschneidungen durch Autobahnen, große Brücken und die Trasse einer ICE-Schnellfahrstrecke mit Tunnel durch den Steinweinberg.

Durch die Bayerische Gebietsreform der 1970er Jahre verloren viele Weindörfer ihre Selbständigkeit und Weineinzellagen wurden manchmal namentlich der Großgemeinde zugeordnet. Während im Weinland Rheinland-Pfalz keine Gebietsreform durchgeführt wurde.

Flurbereinigung der Weinberge

Die Flurbereinigung der Weinberge wurde bisher (2018) auf 3.200 ha und damit gut der Hälfte der Rebflächen Frankens umgesetzt.[17] Sie begann bereits in den 1950er Jahren, aber wurde im ganz großem Stil erst ab den 1970er Jahren durchgeführt. Hierbei wurden insbesondere bei den großen Lagen im Würzburger Raum historische Mauern, Gerätehäuschen und Buschstreifen zu Gunsten einer einfacheren Bewirtschaftung eingeebnet. Es entstanden monotone Strukturen, mit erheblichen Eingriffen ins Landschaftsbild, die heute vielerorts bedauert und als kontraproduktiv für den Tourismus angesehen werden. In einige Orten gibt es deshalb Überlegungen zu einer Renaturierung.

Einführung der Großweinlagen

Würzburger Weinlagen Innere Leiste und ganz rechts Stein. Heute beides Großlage Marienberg

Durch die Einführung von Großweinlagen im Deutschen Weingesetz wurden beispielsweise die sieben historischen Würzburger Einzellagen unter dem erfundenen Lagenamen Marienberg als Großlage zusammengefasst. Traditionelle Lagebezeichnungen, wie in diesem Fall Würzburger Stein oder Innere Leiste, sollten damit verschwinden. Der Hintergrund: der Verschnitt der Trauben aus den Einzellagen wurde dadurch zulässig. Bei vielen fränkischen Winzern ist diese Regelung sehr umstritten, auch in Hinblick auf die Qualität, da jede Einzellage ihren eigenen Charakter hat. Meist hält man sich deshalb nicht daran und bei der Vermarktung wird die Einzellage auf den Etiketten angegeben.

Architektur und Wein

Seit einigen Jahren ist es nicht mehr ausreichend, potentielle Kunden ausschließlich mit der Möglichkeit zum Weineinkauf anzuziehen, der Weintourismus mit Kurzurlauben gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es wird versucht die Attraktivität der Weingüter zu steigern, durch die Errichtung neuer Objekte oder Ausbau des Bestands. In neuem Ambiente soll der Kunde nicht nur den Wein erleben und verkosten, sondern spüren, dass er Teil einer Kultur ist. Das Deutsche Weininstitut in Mainz zeichnet seit 2010 Bauten und Einrichtungen in den 13 Weinbaugebieten Deutschlands als Höhepunkte der Weinkultur aus. In Franken zählen dazu die Vinothek Iphofen (siehe: unteres Bild), das Gästehaus und Weinwerk des Weinguts am Stein in Würzburg, das Weinreich der Winzergenossenschaft Sommerach, das Press- und Kelterhaus des Weinguts Brennfleck in Sulzfeld am Main und die Vinothek des Weinguts Max Müller I. in Volkach.[20][21]

Neues Franken

Flurbereinigter Weinberg Würzburger Stein
Flurbereinigter Weinberg Würzburger Stein
Vinothek in Iphofen
Vinothek in Iphofen

In neuerer Zeit brachen Jungwinzer oftmals mit den Traditionen. Der Rotwein führte zu hervorragenden Ergebnissen (siehe: Rotwein).

Beim Weißwein orientierte sich das fränkische Weinmarketing zunehmend an internationalen Standards und am Mainstream:

Die natürlich charakteristische Note, die sich aus den [fränkischen] Böden und dem Klima ergeben, fehlt ganz einfach im süßsauren Mainstream des Geschmacks.[9]

Allgemeine Trends wurden aufgenommen, mit dem häufig verwendeten Schlagwort Sommerwein und den oft verwendeten Attributen frisch, spritzig, fruchtbetont, leicht, belebend und bekömmlich. Der Riesling wird neuerdings als typische, fränkische Rebsorte dargestellt, obwohl sie es nicht ist (siehe: Rebsorten) und zudem durch die Klimaerwärmung Probleme bekommt, während andere Rebsorten profitieren.[15] Auf Weinkarten sind Geschmacksbeschreibungen wie Orange, Himbeere, Ananas oder Kiwi verbreitet. Häufig sind diese Weine in der Bordeauxflasche oder weißen Bocksbeuteln abgefüllt. Diese Weinkategorie bezeichnet man als Neues Franken, im Gegensatz zum Klassischen Franken.

Die Grenzen sind jedoch mitunter fließend, die Weißweine haben auch allgemein teilweise in neuerer Zeit den für Franken typischen, kräftigen, erdigen oder auch grünen Geschmack verloren. Auch die Farbe des Weins veränderte sich in diesen Fällen, war sie früher goldgelb oder weingrün, ist sie nun teilweise heller.

Veränderte Gastronomie

Der Frankenwein verlor im 21. Jahrhundert teilweise seinen Charakter als Volksgetränk. Die Weingastronomie wurde vielerorts veredelt. Traditionelle, bürgerliche Weinstuben wurden öfters zu elitären Restaurants umgestaltet.

So auch die Weinstube der berühmten Stiftung des Bürgerspitals zum Heiligen Geist, die früher als Institution und Herz Würzburgs galt. Der einstmals volkstümliche Treffpunkt, ein historisches Gewölbe-Labyrinth, wurde 1978 zu einem Restaurant und Tagungszentrum mit rund 500 Plätzen erweitert. 1986 wechselte der Wirt, 2010 gab es eine weitere Umgestaltung.[22] Seitdem werden die Weinstuben vom einfachen Bürger nicht mehr angenommen. Auch Bier ist im Angebot, das einst an diesem Ort völlig undenkbar war.

Die neuen Entwicklungen sind insbesondere im Würzburger Raum und an der Volkacher Mainschleife verbreitet.

Erhaltene Kulturlandschaft

Nicht flurbereinigter Weinberg in Falkenstein am Steigerwald
Nicht flurbereinigter Weinberg in Falkenstein am Steigerwald
Weingut Peterstirn in Schweinfurt
Weingut Peterstirn in Schweinfurt

Durch die veränderten Rahmenbedingungen, Flurbereinigung der Weinberge, Einführung der Großweinlagen und neue Trends hat in der Summe das Fränkische Weinland vielerorts ursprünglichen Charakter eingebüßt.

Allerdings ist das östliche Gebiet zwischen Schweinfurt und dem Steigerwald in der Regel kleinteiliger strukturiert. Weshalb sich die dortigen Weinlagen vielerorts für Flurbereinigungen und die Einführung von Großweinlagen nicht eigneten.

Seine besten Lagen hat der Müller-Thurgau auf den Gipskeuper-Böden am Steigerwald südlich von Schweinfurt. Dies ist Weinfrankens heimeligste Ecke, ein weitgehend ursprünglich gebliebenes Bauernland.[23]

Auch die Auswirkungen der oben benannten, veränderten Rahmenbedingungen sind hier weit geringer oder gar nicht vorhanden. Das neuere Weinmarketing ist hier weniger oder überhaupt nicht verbreitet, Vinotheken sind kaum zu finden. Pflege und Erhalt der Tradition abseits vom Aktionismus des Mainstreams besitzen im Umfeld des Großindustrie-Zentrums Schweinfurts bei der Bevölkerung einen höheren Stellenwert.

Zudem ist das Schweinfurter Land Zentrum fränkischer Tracht und Brauchtums (Plantanz). Auf der über 350 Jahre alten Gochsheimer Kirchweih wird statt Bier Wein ausgeschenkt. Auch ist Federweißer sehr beliebt, in Verbindung mit Zwiebelkuchen (Bloods), in der Kirchweih-Hauptsaison im Herbst und bei den großen Erntedankfesten in Sennfeld und Gochsheim.

Nicht gesichtslos:
historischer Weinberg in Zeil

Siehe auch

Literatur

  • Jens Priewe: Wein. Die neue große Schule. Zabert Sandmann, München 1997, ISBN 3-932023-02-1.
  • Andreas Otto Weber, Jesko Graf zu Dohna (Hrsg.); Marina Heller, David Petry (Red.): Geschichte des fränkischen Weinbaus. Von den Anfängen bis 1800. (= Franconia. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung; 4). Volk, München 2012, ISBN 978-3-86222-028-1

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Abgerufen am 24. Mai 2018.
  2. Main-Post Würzburg, Weinkalender 2018
  3. Deutsches Weininstitut: Statistik 2009/2010. Mainz 2009 (PDF).
  4. Krimm, Stefan (u. a.): Weinreise durch Franken. S. 83.
  5. a b c Werner Dettelbacher: Franken, Kunst, Geschichte und Landschaft. DuMont Buchverlag, Köln 1997, ISBN 3-7701-0746-2, S. 384 ff.
  6. a b c Hermann Kolesch: Fakten – Hintergründe (Memento des Originals vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lwg.bayern.de (PDF; 14,08 MB), LWG Bayern.
  7. a b André Dominé: Wein. Verlag Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-2765-6, S. 506 f.
  8. a b Weingut Dahms: Schweinfurt und der Wein. Abgerufen am 21. Juli 2015.
  9. a b Welt am Sonntag: Neues Image für den Frankenwein. Abgerufen am 21. Mai 2018.
  10. a b FAZ.net: Unterschätzter Tropfen Wein vom Main. Abgerufen am 21. Mai 2018.
  11. Spätfrostbekämpfung in Weinbergen. Abgerufen am 24. Mai 2018.
  12. Der Spiegel, Online-Ausgabe vom 6. Juli 2015: Sommer in Deutschland: Kitzingen stellt neuen Hitzerekord auf
  13. TV Touring Schweinfurt, 14. Dezember 2015.
  14. a b Willi Diehl, Weingut Brücke-Ohl, Groß-Umstadt
  15. a b c Die Welt.de: Wie die deutschen Winzer vom Klimawandel profitieren. Abgerufen am 22. Mai 2018.
  16. Bayerischer Rundfunk: Kleine Frankenweinkunde. Abgerufen am 21. Mai 2018.
  17. a b c Markt Seinersheim: Geschichte des Weinbaus. Abgerufen am 25. Mai 2018.
  18. SWR: Weinköniginnen. Welches Anbaugebiet liegt vorn? Abgerufen am 23. Mai 2018.
  19. BR: Fränkischer Weinbauverband fühlt sich verschaukelt. Abgerufen am 23. Mai 2018.
  20. Deutsches Weininstitut zeichnet „Höhepunkte der Weinkultur“ aus. Fünf Sieger kommen aus Franken. Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2013; abgerufen am 4. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frankenwein-aktuell.de
  21. BR vom 16. April 2013: Weinkultur-Preis – Vinotheken aus Unterfranken räumen ab. Archiviert vom Original am 20. April 2013; abgerufen am 5. Dezember 2013.
  22. Bürgerspital Weinstuben Würzburg/Geschichte. Abgerufen am 24. Mai 2018.
  23. Das Weinbuch. Planet Medien AG, Zug, S. 35