Norddeutscher Rundfunk
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Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts (Landesrundfunkanstalt) für die Länder Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und seit der Wiedervereinigung Deutschlands auch Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Hamburg. Er ist Mitglied der ARD. Er entstand 1956 durch die Spaltung des NWDR in NDR und WDR.
Studios des NDR

Der NDR Hamburg ist auf zwei Standorte verteilt. In Hamburg-Lokstedt sind die Fernsehstudios, am Rothenbaum die Hörfunkstudios. In den Landeshauptstädten Hannover, Kiel und Schwerin sowie in Hamburg befinden sich Landesfunkhäuser mit Hörfunk- und Fernsehstudios für die Regionalprogramme. Ferner unterhält der NDR in mehreren Städten seines Sendegebiets Regionalstudios und Büros:
- Niedersachsen: Studios in Braunschweig, Göttingen, Oldenburg, Osnabrück; Korrespondentenbüros in Lingen/Emsland, Lüneburg, Otterndorf/Niederelbe, Esens/Ostfriesland, Vechta, Verden, Hameln/Weserbergland, Wilhelmshaven und Zeven
- Schleswig-Holstein: Studios in Flensburg, Heide, Lübeck und Norderstedt
- Mecklenburg-Vorpommern: Studios in Greifswald, Neubrandenburg und Rostock
Außerdem unterhält der NDR die ARD-Auslandsstudios in London, Stockholm, Peking, Tokio und Singapur; daneben ist er an den ARD-Studios in Moskau, Warschau, Brüssel, Washington, New York und Los Angeles beteiligt.
Programme des NDR
Der NDR partizipiert derzeit alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Rundfunk- bzw. Fernsehanstalten an folgenden Fernseh- und Hörfunkprogrammen:
Fernsehen
- Das Erste (Erstes Deutsches Fernsehen) - Gemeinschaftsprogramm der ARD
- NDR Fernsehen (ehemals N3 bzw. Norddeutsches Fernsehen) - Drittes Fernsehprogramm für Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bremen (gemeinsam mit Radio Bremen)
- Phoenix - gemeinsamer Ereigniskanal der ARD und des ZDF
- KI.KA - Kinderkanal von ARD und ZDF
- arte - deutsch-französischer Kulturkanal
- 3sat - Kulturkanal von ARD, ZDF, ORF, und SRG
Hörfunk
- NDR 90,3 - Landesprogramm für Hamburg. Das Musikformat richtet sich vornehmlich an die ältere Zielgruppe.
- NDR 1 Niedersachsen - Landesprogramm für Niedersachsen aus dem Landesfunkhaus Hannover mit teilweiser Regionalisierung. Das Musikformat richtet sich vornehmlich an die ältere Zielgruppe.
- NDR 1 Welle Nord - Landesprogramm für Schleswig-Holstein aus dem Landesfunkhaus Kiel mit teilweiser Regionalisierung. Das Musikformat richtet sich vornehmlich an die ältere Zielgruppe.
- NDR 1 Radio MV - Landesprogramm für Mecklenburg-Vorpommern aus dem Landesfunkhaus Schwerin mit teilweiser Regionalisierung. Das Musikformat richtet sich vornehmlich an die ältere Zielgruppe.
- NDR 2 - Popwelle für die mittlere Generation. NDR 2 darf als einziges NDR-Hörfunkprogramm Werbesendungen ausstrahlen.
- NDR Kultur - Kulturprogramm.
- NDR Info - Non-Stop-Informationsradio mit Nachrichten im 15-Minuten-Takt, abends, nachts und sonntags Kulturprogramm.
- N-Joy - Programm für eine junge Zielgruppe.
- Nordwestradio - Kulturwelle für den Nordwesten Niedersachsens und Bremen in Kooperation mit Radio Bremen, wo auch die redaktionelle Leitung liegt.
Klangkörper des NDR
Der NDR verfügt über vier eigene Klangkörper:
- Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg
- Das Orchester wurde 1945 als „Sinfonieorchester des NWDR“ gegründet und seit 1955 vom NDR unter seinem heutigen Namen weiter geführt; Chefdirigenten waren u. a. Günter Wand und John Eliot Gardiner.
- NDR Radiophilharmonie
- Das Orchester wurde 1950 als „Rundfunkorchester Hannover des NWDR“ gegründet und seit 1955 vom NDR unter seinem heutigen Namen weiter geführt; Chefdirigenten waren u. a. Willy Steiner und Bernhard Klee; das Orchester ist überwiegend der leichteren Klassik verpflichtet.
- Chor des Norddeutschen Rundfunks
- Der Chor wurde 1946 vom damaligen NWDR gegründet und trägt seit 1955 seinen heutigen Namen; er ist insbesondere der „alten Musik“ verpflichtet, widmet sich jedoch auch zeitgenössischer Musik.
- NDR Bigband
- Gegründet 1945 vom damaligen NWDR, wird sie seit 1955 vom NDR weiter geführt. Seit 1971 trägt sie ihren heutigen Namen. Zuvor hieß sie „NDR-Studioband“.
Finanzierung
Dem NDR flossen aus den Rundfunkgebühren 2003 864,3 Mio. Euro zu.
Sendeanlagen
- Sender für UKW, MW und TV in Hamburg-Billwerder
- Sender für UKW, MW und TV in Hemmingen (bei Hannover)
- Sender für UKW, MW und TV in Flensburg
- Sender für UKW, MW und TV in Kronshagen (bei Kiel)
- Sender für UKW, MW und TV in Lingen (Ems)
- Sender für UKW und TV in Steinkimmen
- Sender für UKW und TV in Torfhaus
- Sender für UKW und TV in Zernien bei Dannenberg (Elbe)
- Sender für UKW und TV in Osnabrück
- Sender für UKW und TV in Aurich-Popens
- Sender für UKW und TV in Göttingen
- Sender für UKW und TV in Lauenburg
- Sender für UKW und TV in Bungsberg
- Sender für UKW und TV in Welmbüttel/Heide (Holstein)
- Sender für UKW und TV auf Sylt
- Sender für UKW und TV in Visselhövede
- Sender für UKW und TV in Cuxhaven
In Mecklenburg-Vorpommern nutzt der NDR Anlagen der Deutschen Telekom AG zur Verbreitung seines Programms.
Geschichte
Vorkriegszeit
1924 wurde in Hamburg die „Nordische Rundfunk Aktien-Gesellschaft“ (NORAG) gegründet, die am 2. Mai 1924 ihren Sendebetrieb aufnahm. Seit 1928 wurden die Sendungen in der Rothenbaumchaussee in Hamburg produziert. 1933 wurde die Nordische Rundfunk Aktien-Gesellschaft in die „Norddeutsche Rundfunk GmbH“ umgewandelt. Ein Jahr später gehörte sie als „Reichssender Hamburg“ zum späteren Großdeutschen Rundfunk. Dieser sendete bis 1945.
NWDR-Zeit
Im Nachkriegsdeutschland gründete die britische Besatzungsmacht 1945 zunächst „Radio Hamburg“, das im Herbst 1945 als „Nordwestdeutscher Rundfunk“ (NWDR) gemeinsame Rundfunkanstalt für ganz Nordwestdeutschland wurde. Diese wurde 1948 in deutsche Hände übergeben und eine „Anstalt des öffentlichen Rechts“ für die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Berlin.
Der NWDR strahlte zunächst nur ein Programm (später NWDR 1) aus. Ab 1950 folgten auf UKW zwei regionale Hörfunkprogramme, UKW Nord (später NDR 2) und UKW West (später WDR 2). Im gleichen Jahr war der NWDR Gründungsmitglied der ARD. Zwei Jahre später (1952) war der NWDR maßgeblich für den Wiederbeginn des Fernsehens in Deutschland verantwortlich.
Zum 1. Juni 1954 schied der neu gegründete Sender Freies Berlin (SFB) aus dem NWDR aus, um für das Land Berlin eigenständige Programme auszustrahlen. Im gleichen Jahr startete das gemeinsame Fernsehprogramm der ARD.
Im Februar 1955 regelten die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen den Rundfunk in ihren Ländern neu. Infolgedessen wurde der NWDR in zwei eigenständige Rundfunkanstalten aufgeteilt, der „Norddeutsche Rundfunk“ mit Sitz in Hamburg sollte künftig für die Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und der „Westdeutsche Rundfunk“ mit Sitz in Köln für das Land Nordrhein-Westfalen Rundfunksendungen veranstalten.
NDR-Geschichte
Am 1. Januar 1956 starteten die beiden neuen Sendeanstalten mit ihren eigenen Radiosendungen. Den Fernsehbereich übernahm ab 1. April 1956 zunächst noch der „Nord- und Westdeutsche Rundfunkverband“ (NWRV) bis 1961. Dann waren beide Sendeanstalten auch im Fernsehbereich für ihr jeweiliges Sendegebiet verantwortlich.
Der NDR sendete somit ab 1956 zunächst 2 Hörfunkprogramme, NDR 1 und NDR 2, und lieferte seinen Anteil zum ARD-Gemeinschaftsprogramm des Deutschen Fernsehens.
Am 1. Dezember 1956 startete der NDR sein 3. Hörfunkprogramm NDR 3, das von 1962 bis 1973 gemeinsam mit dem SFB veranstaltet wurde.
Am 4. Januar 1965 startete der NDR zusammen mit Radio Bremen und dem SFB mit der Ausstrahlung eines eigenen „Dritten Fernsehprogramms“ (zunächst als „Norddeutsches Fernsehen“, später Nord 3 bzw. N 3), das bald zu einem Vollprogramm ausgebaut wurde und zwischenzeitlich auch über Satellit in nahezu ganz Europa zu empfangen ist. Seit Dezember 2001 wird es als NDR Fernsehen geführt.
Am 14. Juli 1977 kündigte Gerhard Stoltenberg den NDR-Staatsvertrag, was viele Diskussion und Pläne für unabhängige Rundfunkanstalten in den drei Bundesländern zur Folge hatte. 1980 wurde der NDR auf Grund eines neuen Staatsvertrags der Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf eine neue Grundlage gestellt und seine Programme neu organisiert. Das Programm NDR 1 wurde in die drei eigenständigen Landesprogramme NDR 1 Niedersachsen (bis Anfang 2002 „NDR 1 Radio Niedersachsen“), NDR 1 Welle Nord und NDR 90,3 (bis 2. Dezember 2001 „NDR Hamburg-Welle 90,3“) aufgeteilt. NDR 2 und NDR 3 wurden im gesamten Sendegebiet als Popwelle bzw. Klassikwelle weiter geführt. Die drei Landesprogramme von NDR 1 nahmen am 2. Januar 1981 den Sendebetrieb auf und wurden Zug um Zug zu Vollprogrammen ausgebaut. Mehrmals täglich schalten sie sich zu regionalen Programmen auseinander. Dabei senden in „NDR 1 Radio Niedersachsen“ die Regionalprogramme aus den Regionen Oldenburg/Ostfriesland/Bremen/Cuxhaven, Osnabrück/Emsland, Großraum Hannover, Braunschweig/Südniedersachsen und Nordostniedersachsen und in „NDR 1 Welle Nord“ aus den Studios Flensburg, Heide, Norderstedt, Lübeck und Kiel.
Am 30. September 1988 startete der NDR auf dem Unterträger des Fernsehprogramms Nord 3 sein regionales Videotext-Angebot Nordtext, das seit 2. Dezember 2001 als NDR Text geführt wird. Das Programm umfasst auch Informationen über Angebote von Radio Bremen, welche als radiobremen-text bezeichnet werden.
Am 1. April 1989 startete der NDR sein 4. Hörfunkprogramm NDR 4, später NDR 4 Info das seit 2. Juni 2002 als NDR Info ausgestrahlt wird.
Zum 1. Januar 1992 trat das Land Mecklenburg-Vorpommern per Staatsvertrag dem NDR als viertes Bundesland bei. Das Land erhielt sein eigenständiges Landesprogramm NDR 1 Radio MV, das sich ebenso wie die anderen Landesprogramme mehrmals täglich zur regionalen Berichterstattung aus Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald auseinander schaltet. Im Oktober des selben Jahres schied der SFB aus dem Dritten Fernsehprogramm Nord 3 aus, um sein eigenständiges Berliner Programm „Berlin 1“ (später SFB 1) auszustrahlen.
Am 4. April 1994 startete der NDR für 14- bis 19-jährige Hörer das Jugendprogramm N-Joy, das bis 2001 unter der Bezeichnung „N-Joy Radio“ geführt wurde.
Am 3. Oktober 1997 ging NDR 3 im neu gegründeten Programm Radio 3 auf, das in Kooperation mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (früheres ORB-Programm „Radio Brandenburg“) und bis Ende 2000 auch mit dem Sender Freies Berlin (früheres Programm SFB 3) veranstaltet wurde und bis 31. Dezember 2002 sendete.
Als letztes Hörfunkprogramm in der langen Programmgeschichte des NDR startete am 1. November 2001 das Nordwestradio, ein gemeinsames Hörfunkprogramm von Radio Bremen und NDR für das Bundesland Bremen und den Nordwesten von Niedersachsen. In diesem Programm ging das bisherig 2. Hörfunkprogramm „Radio Bremen 2“ auf. Die Redaktion des Programms liegt bei Radio Bremen.
Seit 1. Januar 2003 sendet der NDR mit dem Programm NDR Kultur als Nachfolgeprogramm von „Radio 3“ auch wieder ein von ihm alleine gestaltetes Klassik- und Kulturprogramm. Die Bezeichnung „Radio 3“ gab es jedoch weiterhin bis zum 31. Dezember 2003. Es handelt sich nunmehr um ein Kulturprogramm des RBB, das teilweise auch Sendungen von NDR Kultur übernahm. Am 1. Januar 2004 ging dieses Programm im neuen RBB Kulturradio auf.
Mit dem 1929 von der NORAG begründeten Hamburger Hafenkonzert strahlt NDR 90,3 am Sonntag von 6 bis 8 Uhr morgens die älteste bestehende Radiosendung der Welt aus.
Intendanten des NDR und seiner Vorgängereinrichtungen
- 1924–?: Hans Bodenstedt, Intendant der NORAG
- 1945–1947: Max Burghardt, Intendant von Radio Hamburg bzw. des NWDR
- 1947–1955: Hanns Hartmann; Intendant des NWDR
- 1955–1961: Dr. phil. Walter Hilpert, Intendant des NDR
- 1961–1973: Gerhard Schröder
- 1974–1980: Martin Neuffer
- 1980–1987: Friedrich-Wilhelm Räuker
- 1987–1991: Dr. Peter Schiwy
- 1991–heute: Jobst Plog
Siehe auch
- Walross Antje
- Extra 3
- Studio Hamburg (Kapitalbeteiligung)