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Kloster Owińska

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Das klassizistische Schloss Owinsk liegt im westlichen Teil Polens nur wenige Kilometer nördlich der Messe- und Handelsstadt Posen. Es ist ein einfaches und klar gegliedertes Landschloss, das früher von einem großen Garten mit vorgelagertem See umgeben war.

Baugeschichte

Ursprünglich handelte es sich bei dem Gebäudekomplex um ein Kloster mit angrenzenden Gütern. Mit der zweiten polnischen Teilung fiel Owinsk im Jahr 1793 an Preußen. Die Herrschaft Owinsk mit den zugehörigen Ortschaften wurde von dem vermögenden Kaufmann und Kanonikus Sigismund Otto von Treskow im Jahre 1797 erworben, der seine geschäftliche Tätigkeit in Berlin und Paris entfaltet hatte. Gleich nach der Übernahme der Güter wurden von dem neuen Besitzer erhebliche Mittel in die Verschönerung der Parkanlage und des herrschaftlichen Schlosses investiert. Zahlreiche Wirtschaftsgebäude wurden errichtet, umfangreiche Planierungen vorgenommen und eine Chaussee mitten durch das Dorf gelegt.

Zu dieser Zeit galt der junge Friedrich Gilly als das aufstrebende Talent unter den deutschen Architekten. Er hatte kurz zuvor mit seinem Denkmalsentwurf für Fiedrich den Großen für Aufsehen gesorgt und war seit 1798 Professor an der von seinem Vater David Gilly mitbegründeten Berliner Bauakademie. Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Catel waren seine freundschaftlich verbundenen Schüler. Gilly hatte gute Kontakte in die Ostprovinzen aufgebaut. Aber im Alter von nur 28 Jahren starb er am 3. August 1800 in Karlsbad an Tuberkulose und hinterließ zahlreiche unvollendete Bauprojekte, die unter der Leitung seines Vaters von seinen Schülern fertiggestellt wurden. Ob Schloss Owinsk durch Gillys Tod bereits in der Vorplanungsphase ins Stocken kam und wann genau Schinkel selbst eingegriffen hat, läßt sich heute nicht mehr mit Sicherheit aufklären. Als erster Planer der Anlage gilt Ludwig Friedrich Catel. Dieser war Architekt, Architekturtheoretiker, Manufakturunternehmer sowie Initiator und Gründungsschriftführer des Berlinischen Künstler-Vereins. Seine Biographie wurde vermutlich von der Witwe Henriette Friederike geb. Schiller um 1819/20 verfasst. Diese Quelle bezeichnet ihn als alleinigen Architekten: "Im Frühjahr 1804 reiste er nach Pohlen, um nach Plänen, die er im Winter ausgearbeitet, ein Schloß für den Herrn v. Treskow in Owinsk bei Posen zu erbauen. Dieser Bau beschäftigte ihn von 1804 bis im Sommer 1806. Neben der Leitung des Schloßbaues legte er zugleicherzeit dem H. v. Tresk. eine Ziegelei und Kalckbrennerei in Owinsk an."

Schinkel hat sich damals nachweislich in der Posener Gegend aufgehalten. Es spricht einiges dafür, daß die erste Entwurfsplanung für die Anlage zunächst von Ludwig Catel gefertigt wurde und diese noch vor Abschluss der Bauarbeiten nach Plänen Schinkels modifiziert und erweitert wurde. Das Gebäude wurde jedenfalls noch während der Bauphase umgeplant, was sich etwas ungünstig auf die Proportionen auswirkte. Insbesondere wurden Giebelrisalite angefügt, um eine herrschaftlichere Wirkung zu erzielen. Die Theorie eines Zusammenwirkens von Catel und Schinkel ist nicht neu und wurde bereits von Doebber 1916 vertreten: "So hebt sich auch das Wenige, was er (Schinkel) in der nächsten Zeit architektonisch zu schaffen hatte, noch nicht auffällig über Früheres empor. Bei der künstlerischen Durchbildung des 1804-1806 ausgeführten Schlosses Owinsk bei Posen kann man noch ähnliche Wahrnehmungen machen, wie in Buckow. Altes und Neues steht nebeneinander, wofür zum Teil freilich der Grund in der Mitwirkung Louis Catels liegen mag."

Bis 1945 war die Anlage im Eigentum der Familie von Treskow. Das Schloss wurde in Zeiten des Sozialismus als Schule genutzt und nach der Wende privatisiert. Der Denkmalschutz ließ keinen Hotelbetrieb zu, so daß das ungenutzte Gebäude verwahrloste. Im Jahr 2004 kaufte die Gemeinde das Schloss zurück, um das Bauwerk zu schützen.

Gestaltung

In ihrer Schlichtheit erinnert die Ausführung an das Gillysche Schloss Paretz. Der Putzbau ist bis auf die kleinen Seitenflügel zweigeschossig und wird durch vierzehn Achsen sowie Giebelrisalite an der Vorder- und Rückseite gegliedert. Der Sockel besteht aus Raseneisensteinen und Feldsteinen. Die vierachsigen kleinen Seitenflügel sind eingeschossig. Giebelrisalite verleihen dem Bauwerk eine repräsentative Ausstrahlung. Dazu trägt auch der Portikus an der Vorderfront mit seinen vier dorischen Säulen bei. Die frühklassizistischen Innenräume werden durch Deckenmalereien geschmückt.

Gartenarchitektur

Die Zufahrt erfolgt durch monumentale Torhäuser und führt um einen großen ovalen Teich, in dem sich das Schloss spiegelt. Es ist in einen Park eingebettet, der sich sowohl davor als auch dahinter erstreckt. In diesen war früher auch die alte Klosteranlage mit der Barockkirche einbezogen. Eine Sichtachse erlaubte damals den Blick auf Schloss und Park Radojewo. Der Landschaftsgarten ist heute weitgehend verbaut.

Literatur

  • Alexander Dunker (Hrsg): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen des ritterlichen Grundbesitzes in der Preußischen Monarichie. Berlin 1860, Band 3, Blatt 148 (Owinsk)
  • Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Hrsg.): Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten. Deutscher Kunstverlag, München 2006, Band 2, Seiten 116 ff.


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