Türkeistämmige in Deutschland
Türken in Deutschland | ||
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Als Türken in Deutschland, Deutsch-Türken, Deutschland-Türken, türkischstämmige Deutsche oder Deutsche türkischer Herkunft werden im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch in Deutschland eingewanderte oder eingebürgerte Staatsbürger der Republik Türkei und deren Nachkommen bezeichnet. Sie sind eine heterogene Gruppe. Da der türkische Staat alle seine Bürger als Türken bezeichnet, enthält der Sammelbegriff Türken verschiedenste aus der Türkei stammende Ethnien und Sprachgruppen. Es sind je nach Definition etwa 25 bis 30. Den größten Anteil an den in Deutschland lebenden Türken haben die nicht klar abzugrenzenden ethnischen Türken. Der Anteil der Kurden, Zaza, Lasen, Tscherkessen und weiterer kleinerer Ethnien ist geringer. Nahezu alle sprechen Türkisch und zusätzlich oft auch ihre ursprüngliche Muttersprache.
In Deutschland leben etwa 2,5 Millionen Türken. Gering ist die Zahl der Jesiden, Christen und Juden. Mehrheitlich gehören sie zwei Ausprägungen des Islam an, nämlich zum Einen dem sunnitischen Islam und zwar der hanefitischen Rechtsschule, zum anderen der Gruppe der Aleviten, deren prozentualer Anteil in Deutschland weit höher ist als der schon 30 bis 35 %ige in der Türkei. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass türkische Arbeitsmigranten zu einem großen Anteil aus Gebieten in der Türkei angefordert wurden, die hauptsächlich von Aleviten bewohnt waren. Andererseits erfolgte in den 80er Jahren aufgrund der politischen Lage in der Türkei auch eine verstärkte Einwanderung von Aleviten als Asylsuchende. Zudem wird seit jeher in der Türkei das Alevitentum nicht als muslimischer Minderheitsglauben anerkannt, was für die dort lebenden Gläubigen gewisse Einschränkungen in ihrer Religionsausübung bedeutet, weshalb möglicherweise auch deutlich weniger Aleviten als Sunniten wieder in die Türkei zurückkehren.
Ursprünglich kamen die Türken vor allem als Gastarbeiter oder Asylsuchende nach Deutschland. Ihre Nachkommen leben nun teils schon in der dritten Generation in Deutschland. Inzwischen gibt es in Deutschland auch etwa 60.000 selbstständige Türken, die etwa 300.000 Arbeitsplätze geschaffen haben - darunter befinden sich auch zahlreiche Arbeitsplätze, die von deutschstämmigen Arbeitnehmern ausgefüllt werden.
Siehe auch
Eigenbezeichnungen
Die Eigenbezeichnungen (deutsch-türkisch) sind:
- Türken: Türkler
- Deutschland-Türken: Almanya Türkleri
- deutschländische Türken/türkische Deutschländer: Almanyalı Türkler
- Deutschländer: Almanyalılar
- "Deutsch-Türken": Almancılar
- im Ausland lebenden: Gurbetçiler
Offizielle Statistiken & Repräsentativumfragen
Zahl der türkischen Staatsbürger in der BRD:
- 1961: 6.800 türkische Staatsangehörige
- 1971: 652.000
- 1981: 1.546.000
- 1991: 1.780.000
- 1998: 2.110.000
- 1999: 2.054.00
- 2001: 1.998.534, davon 746.651 (37,36%) in der BRD geboren.[1]
Türkischstämmige deutsche Staatsbürger:[1]
- 1972-1979: 2.219
- 1980: 399
- 1985: 1.310
- 1990: 2.034
- 1995: 31.578
- 1998: 59.664
- 1999: 103.900
- 2000: 82.812
Deutsche Staatsbürgerschaft bei den Befragten (2001):[2]
- bereits deutscher Staatsbürger: 21%
- Hat den Antrag schon gestellt: 15%
- Wird demnächst den Antrag stellen: 28%
- Hat nicht vor, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen: 35%
Haltung gegenüber Sprach- und Integrationskursen (2002):[2]
- 95% der Befragten haben eine positive Einstellung zu Sprach- und Integrationskursen. Nur 3% der Türken in Berlin sind gegen Sprach-und Integrationskurse für Angehörige, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland kommen werden. 2% der Befragten enthielten ihre Stimmen.
Schulabschluss/Bildung (2002):[2]
- Haupt bzw. Volksschule: 46%
- Mittlere Reife: 25%
- Hoch bzw. Fachhochschulreife: 12%
- Uni/Hoch- bzw. Fachhochschule: 7%
- Kein Abschluss: 11%
Gleichberechtigung in der Bildung (2002):[2]
Umfrage: "Angenommen, Sie haben einen Sohn und eine Tochter. Welcher dieser Aussagen stimmen Sie eher zu?"
- gleiche Chanchen in Schule und Ausbildung für beide Geschlechter: 97%
- Für einen Sohn ist das wichtiger: 2%
- Für eine Tochter ist das wichtiger: 1%
Türkische Studenten an deutschen Hochschulen (1999/2000):[3]
- Etwa 19.000 in der BRD aufgewachsene türkische Jugendliche besuchen derzeit eine deutsche Universität bzw. Hochschule. Zusammen mit den Studenten aus der Türkei, gibt es an deutschen Hochschulen etwa 24.000 türkische Studenten. Das heisst, dass 4.000 – 5.000 türkische Studierende jährlich in der BRD das Hochschulstudium abschliessen.
Türkische Schüler/innen in den Allgemeinbildenden Schulen (2000/2001):[4]
- Grundschule: 184.770
- Orientierungsstufe: 15.288
- Hauptschule: 88.005
- Gymnasien: 22.333
- Integrierte Gesamtschulen: 32.921
- Freie Waldorfschulen: 122
- Sonderschulen: 26.489
- Abendhauptschulen: 172
- Abendrealschulen: 1.495
- Abendgymnasien: 887
- Kollegs: 387
Kriminalitäsanteil (1999):[5]
- bundesweite Straftaten insgesamt: 545.444
- Straftaten an denen Ausländer beteiligt waren: 157.241
- Straftaten türkischer Staatsbürger: 35.205
Ehepartner aus der Türkei (1999):[6]
- Ja: 35,6%
- Nein: 64,4%
Ehepartner aus der Türkei (1993):[6]
- Ja: 48,8%
- Nein: 51,2%
Geschichte
Siehe auch: Arbeitsmigration
Liste bekannter Türken aus Deutschland
Literatur
Wissenschaft
- Serap Çileli, Sachbuchautorin
- Ahmed Toprak, Lehrbeauftragter an den Universitäten Eichstätt und Passau
- Zümrüt Gülbay, Professorin für Wirtschaftsrecht am Standort Bernburg der FH Anhalt
- Asli Bayram, Jura-Studentin & Miss Germany
- Serdar Eren, Facharzt für Plastische Chirurgie
- Metin Colpan, Ingenieur und Gründer des Bio-Tech-Unternehmens Qiagen GmbH
- Erdogan Ercivan, "Parawissenschaftler"
- Necla Kelek, Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin
- Seyran Ates, Frauenrechtlerin & Juristin
Wirtschaft, Politik, Gesellschaft
- Vural Öger, Mitglied des Europäischen Parlaments
- Ozan Ceyhun, Mitglied des Europäischen Parlaments
- Cem Özdemir, Mitglied des Europäischen Parlaments
- Sevim Dagdelen, Mitglied des Deutschen Bundestages
- Ekin Deligöz, Mitglied des Deutschen Bundestages
- Lale Akgün, Mitglied des Deutschen Bundestages
- Hakki Keskin, Mitglied des Deutschen Bundestages
- Hüseyin Kenan Aydin, Mitglied des Deutschen Bundestages
- Murat Günak, Design-Chef von VW, studierte Design an der Hochschule für Bildende Kunst in Kassel.
- Kemal Sahin - Unternehmer, Präs. Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer
- Giyasettin Sayan - Politiker & migrationspolitischer Sprecher der Linkspartei
Sport
- Mehmet Scholl, Fußballspieler
- İlhan Mansız, Fußballspieler
- Ümit Davala, Fußballspieler
- Ümit Karan, Fußballspieler
- Serhat Akin, Fußballspieler
- Cem Dinç, Basketballspieler
- Celaleddin Koçak, Fußballspieler
- Yildiray Bastürk, Fußballspieler
- Halil Altintop, Fußballspieler
- Hamit Altintop, Fußballspieler
- Oktay Urkal, Boxer
Musik
- Tarkan, Popstar
- Kool Savas, Rapper
- Aziza A, Rapperin
- Bass Sultan Hengzt, Rapper
- Eko Fresh, Rapper
- Summer Cem, Rapper
- Ercandize, Rapper
- Muhabbet, Sänger
- Fuat, Rapper
Schauspiel, Fernsehen & Entertainment
Einer der ersten türkischstämmigen Filmschaffenden ist Tevfik Baser, der u.a. mit 40 qm Deutschland (1986) zahlreiche Preise gewann. 2000 kam der Gangsterfilm Kanak Attack von Lars Becker nach der Romanvorlage "Abschaum" von Feridun Zaimoglu in die Kinos. 2001 wurden Thomas Arslans "Der schöne Tag" und Buket Alakus "Anam - meine Mutter" veröffentlicht. Auch einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure der jüngeren Vergangenheit, Fatih Akın, ist Sohn türkischer Einwanderer. In seinen Filmen, z.B. Kurz und schmerzlos (1998) und Gegen die Wand, der 2004 den Goldenen Bären gewann, beschreibt er bisweilen Lebenswelten der deutschen Türken.
Auch die Regisseurin Ayse Polat, die sich schon seit Anfang der 90er Jahre in mehreren Kurzfilmen mit dem Migrantenmilieu beschäftigt hat - unter anderem verarbeitete sie den Selbstmord des Asylbewerbers Kemal Altun - kann man zu den Türken in Duetschland zählen. Für die Regie bei ihrem erstem Kinofilm En Garde (2004) erhielt sie beim Filmfestival von Locarno den "Silbernen Leoparden", die Schauspielerinnen Maria Kwiatkowsky und Pinar Erincin teilten sich den "Goldenen Leoparden" für die Darstellung eines deutschen Außenseiter-Mädchens und einer kurdischen Asylbewerberin.
Quellenverzeichnis
- ↑ a b vgl. 'Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen: Daten und Fakten zur Ausländersituation. 20. Auflage, Februar 2002'
- ↑ a b c d vgl. 'Die Ausländerbeauftragte des Senates von Berlin: Repräsentativumfrage zur Lebenssituation türkischer Berlinerinnen und Berliner. Pressemitteilung vom 15.01.2002'
- ↑ vgl. 'Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen: Daten und Fakten zur Ausländersituation. 20. Auflage. Februar 2002'
- ↑ vgl. 'Statistisches Bundesamt, Arbeitstabelle zur Fachserie 11, Reihe 1, 2000/01'
- ↑ vgl. 'Bundesministerium des Innern: Polizeiliche Kriminalstatistik 1999'
- ↑ a b vgl. 'Die Ausländerbeauftragte des Senats von Berlin: Türkische Berlinerinnen und Berliner. Pressemitteilung vom 13.01.2000'
Literatur
- Irmgard Ackermann: Türken deutscher Sprache. Berichte, Erzählungen, Gedichte, München 1984, ISBN 3-42310-311-6
- Hasan Cil: Anfänge einer Epoche., Verlag Hans Schlier, ISBN 3-89930-015-7
- Andreas Goldberg, Dirk Halm, Faruk Sen: Die deutschen Türken, ISBN 3-82588-232-2
- Andreas Goldberg, Faruk Sen: Deutsche Türken - Türkische Deutsche?, ISBN 3-8258-4396-3
- Annemarie von der Groeben: Yildiz und Aytekin. Die zweite Generation erzählt, ISBN 3779500566
- Karin Hunn: „Nächstes Jahr kehren wir zurück...“. Die Geschichte der türkischen „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik, Wallstein Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-945-7