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Alraunen

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Alraunen
Gemeine Alraune (Mandragora officinarum), Früchte
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Asternähnliche (Asteridae)
Vorlage:Ordo: Nachtschattenartige (Solanales)
Vorlage:Familia: Nachtschattengewächse
(Solanaceae)
Vorlage:Genus: Alraunen
Wissenschaftlicher Name
Mandragora
L.

Die Alraunen (Mandragora), im Volksmund auch Galgenmännchen, Erdmännchen oder Drachenpuppen genannt, sind eine Gattung aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) mit vier Arten, davon kommen zwei in Europa vor. Sie sind giftig und wurden seit der Antike vor allem wegen ihrer besonderen Wurzelform, die der menschlichen Gestalt ähneln kann, als Zauberpflanze eingeschätzt.

Beschreibung

Alraunen sind mehrjährige Pflanzen. Sie haben eine dicke, knollige und tief gespaltene Wurzel, die wiederum sehr kräftige Seitenwurzeln hat; sie können bis zu 50 cm lang werden. An der Erdoberseite ist jedoch lediglich die Blattrosette sichtbar: Diese zeigt dunkelgrüne Blätter von runzeliger Oberfläche, die bis zu 60 cm lang werden können und sich am Rande kräuseln. Die glockenförmigen Blüten sind von violetter oder gelber Farbe.

Verbreitung

Alraunen finden sich im Mittelmeerraum von Portugal bis Griechenland, in Nordafrika sowie im Nahen Osten, in Kleinasien und über Zentralasien bis in den Himalaya.

Systematik

Die Gattung besteht aus vier Arten:

Verwendung

Lebensmittel

In Golestan im Iran werden die aromatischen Blätter und Beeren der Turkmenischen Alraune als Lebensmittel verwendet.

Heilpflanze

Die Alraunwurzel enthält giftige, psychoaktive Alkaloide (Scopolamin, Apotropin, Hyoscyamin, Cuskhydrin, Solandrin, Mandragorin und weitere Tropan-Alkaloide). 1830 nutzte der japanische Arzt Seishu Hanaoka einen anästhesierenden Extrakt aus Alraune in der Chirurgie.

Als Heilpflanze ist die Alraune in Europa heute nicht mehr von Bedeutung, sie dient aber noch als Lieferant für medizinisches Skopolamin.

Datei:Alraune 03.jpg
Die Alraune, österreichische Briefmarke

Rauschmittel

Die Alraune wurde früher teilweise als halluzinogene Droge genutzt und wird gelegentlich in Rezepten für angebliche Hexensalben als Zutat erwähnt. Vom Gebrauch ist jedoch dringendst abzuraten, da Bereitungen der Pflanze schwerste Nebenwirkungen haben können (Herzrasen, Schüttelfrost, Fieber, extreme Nervosität, schweres Erbrechen, schwerer Durchfall, in Einzelfällen tödliche Vergiftung).

Vergiftungssymptome: Hautrötung, trockener Mund, Unruhe, Schläfrigkeit und/oder Halluzinationen, Verwirrtheit, Pupillenerweiterung, Herzrhythmusstörungen und komatöse Zustände, Bewusstlosigkeit und Tod durch Atemlähmung.

Die Rauschwirkung kann mehrere Tage bis zu einer Woche anhalten.

Irreversible Schäden (Gedächtnisverluste, Verhaltensstörungen...) können aufgrund der Neurotoxizität der Inhaltsstoffe auftreten.

Literatur

  • S. Ungricht, S. Knapp, J.R. Press: A revision of the genus Mandragora (Solanaceae). In: Bulletin of The Natural History Museum, Botany 28, 1998, pp. 17–40
  • M. Wentzel: Über die chemischen Bestandteile der Mandragorawurzel. Diss. Berlin 1900
  • Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen. Nachtschatten Verlag, ISBN 3-9258-1764-6

Siehe auch: Alraune (Kulturgeschichte)