Iwan Wladimirowitsch Mitschurin
Iwan Wladimirowitsch Mitschurin, russischer Botaniker und Pflanzenzüchter, *28. November 1855 in Dolgoje (heute: Mitschrowka), Rjasan, in Russland † 7. Juni 1935 Koslow (heute Mitschurinsk).
Es gelang es ihm, frostresistente Obstsorten für das Kontinentalklima kontinentale Klima Russlands zu züchten, die den Obstbau für weite Gebiete Russlands, mit ihren tiefen Wintertemperaturen, erst überhaupt möglich machen sollte. Seine ersten Versuche sind beim zaristischen Department für Landwirtschaft ohne Unterstützung geblieben. Das, was Mitschurin beim zaristischen Regime nicht gelungen war, führte jedoch bereits in den ersten Tagen nach der Oktoberrevolution bei den zuständigen Sowjetorganen zum baldigen Erfolg, er bekam die erforderlichem Mittel und Unterstützung und konnte so für Russlands Klima über 300 neue Sorten schaffen.
Wegen dieser Erfolge wurde sogar seine Stadt, Mitschurinsk, nach ihm benannt. Mitschurin war von der neuen politischen Macht begeistert und sie zur Grundlage seiner wissenschaftlichen Methode gemacht. Im alten Russland war er nach eigenen Worten: noch ein unbedeutender Einzelgänger des experimentellen Gartenbaus. Doch nur der große Lenin hatte seine Arbeit verstanden und ihr den Weg in das sozialistische Leben geebnet und auch Genosse Stalin hat ihn weiterhin unterstützt.
Mitschurin war der Ansicht, dass Obstsämlinge durch Erziehung und geeignete Pfropfpartner (Mentor) und nicht durch die Mendel'schen Gesetze beeinflusst werden (Mentormethode); die so erzielten Veränderungen hielt Mitschurin irrtümlich für erblich. Seine Ansichten wurden zur Grundlage der offiziellen Parteilehre und für das Land verbindlich. Nach Mitschurins Ideen entstanden im ganzen Sowjetreich und später, nach dem 2. Weltkrieg auch in den meisten Ostblockstaaten Schulen und wissenschaftliche Einrichtungen, die nicht die Vererbungslehre eines Brünner Augustinermönchs Gregor Mendel, sondern die Methoden des Sowjetmenschen Mitschurin weiterentwickeln und lehren sollten. Die Wissenschaft, die Botanik und ihre Früchte wurden zur Parteisache und Ideologie. Obst und Gemüse wurden in den früher 60er Jahren im Ostblock zur Mangelwaren.
Trofim Denissowitsch Lyssenko machte sich später als Mitschurins Mitarbeiter, Schüler und Propagandist einen Namen in Verbreitung der neuen Mitschurinschen Wissenschaft, die auf Darwin, Lamarck und Marx aufbaute und der Welt die Überlegenheit der sowjetischen Wissenschaften beweisen sollte. Als Leiter der Akademie für Agrarwissenschaften war Lyssenko 16 Jahre lang, von 1948 - 1964, der Diktator der sowjetischen Biologie.
Doch sein wichtigstes Anliegen waren die Schulgärten und die Einbeziehung der Naturwissenschaften, Botanik und besonders der Gartenarbeit in die Erziehung und Schule, er sah in dem Lehrer den Gärtner und in dem Schüler den jungen Baum, der zu erziehen und zu formen sei, damit er einmal die besten Früchte tragen kann.