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Skrupel (Maßeinheit)

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Etruskische Scrupel-Silbermünze aus dem dritten Jahrhundert vor Christus mit einem Gewicht von 0,92 Gramm

Der Skrupel[1] oder das Scrupel (nach lat.: scrupulus, kleiner Kieselstein, auch (englisch) Scruple[2]) ist eine nicht SI-konforme Maßeinheit.

Das Scrupel war im antiken Rom eine der kleinsten gebräuchlichen Maßeinheiten für die Masse,[3] ist aber auch als Maßeinheit auf andere Größen übertragen worden. Später wurde die Einheit als Apothekergewicht gebraucht und mit dem Einheitenzeichen ℈ oder s.ap. (ap. für apothecary) abgekürzt.

Gewichtsmaß

Allgemein

Als Maßeinheit der Masse betrug das römische Scrupel (troy scruple, s.tr.) 1/24 einer Feinunze (troy ounce, oz.tr.), also 1/288 eines Pfunds (troy pound, lb.tr.),[4] was in etwa 1,2 Gramm entspricht. Der Wert der Einheiten war jedoch in unterschiedlichen Regionen und im Laufe der Zeit leicht unterschiedlich.[5]

  • 1 Scrupel (s.ap.) = 20 Gran (gr.)[1]
  • 1 Scrupel (s.tr.) = 24 Gran (gr.)
  • 1 Pfund (lb.tr.) = 12 Unzen (oz.tr.) = 96 Dram (dr.ap.) = 288 Scrupel (s.ap.) = 5760 Gran (gr.)

Königreich Bayern

Das Nürnberger Apothekerpfund betrug historisch 357,84 Gramm. Das Königreich Bayern rundete dieses unter Montgelas 1811 auf 360 Gramm. [6][7]

Einheit historisch Reformwert
Pfund 12 Unzen ≈ 357,84 g 360 g
Unze 8 Drachmen 029,82 g 030 g
Drachme 3 Scrupel 003,7275 g 003,75 g
Scrupel 20 Gran 001,2425 g 001,25 g
Gran 0062,125 mg 062,5 mg

Siehe auch: Alte Maße und Gewichte (Bayern)

Belgien

  • 1 Drachme = 3 Scrupel ≈ 3,9 Gramm[8]
  • 1 Scrupel = 20 Gran ≈ 1,30 Gramm
  • 1 Gran ≈ 0,062 Gramm
  • Rückschluss 1 Gramm ≈ 15,3 Gran

Dänemark

  • 1 Drachme = 3 Scrupel ≈ 3,726 Gramm[8]
  • 1 Scrupel = 20 Gran ≈ 1,242 Gramm
  • 1 Gran ≈ 0,0621 Gramm

England

  • 1 Drachme = 3 Scrupel ≈ 3,87 Gramm[8]
  • 1 Scrupel = 20 Gran ≈ 1,291 Gramm
  • 1 Gran ≈ 0,064 Gramm
  • Rückschluss 1 Gramm ≈ 15,43 Gran

Medizinalgewicht

Scrupel war auch ein Teil des regionalen Medizinalgewichts[9], welches 20 Gran wog. Das Aß (holl.) kann mit 0,048 Gramm gerechnet werden.

  • Italien: 1 Scrupolo = 24 Grani
  • Basel: 1 Scrupel = 23 7/12 Aß (holl.)
  • Berlin: 1 Scrupel = 25 ⅓ Aß (holl.)
  • Bologna: 1 Scrupel = 24 5/12 Aß (holl.)
  • Mailand: 1 Scrupel = 30 ⅛ Aß (holl.)
  • Nürnberg: 1 Scrupel = 28 ⅔ Aß (holl.)
  • Solothurn: 1 Scrupel = 23 ⅜ Aß (holl.)
  • Turin: 1 Scrupel = 22 2/9 Aß (holl.)
  • Wien: 1 Scrupel = 30 ⅓ Aß (holl.)
  • Württemberg: 1 Scrupel = 1,24178368 Gramm[10]

Längeneinheit

Preußen

  • 1 Rute = 12 Fuß = 144 Zoll = 1728 Linien = 20.736 Scrupel/Punkt[11] ≈ 3,7662 m
  • 1 Fuß = 12 Zoll = 144 Linien = 1728 Scrupel = 139,13 Pariser Linien (Definition als Richtmaß in Preußen) ≈ 0,31385 Meter
  • 1 Zoll = 12 Linien = 144 Scrupel ≈ 27,07 Millimeter
  • 1 Linie = 12 Scrupel ≈ 2,256 Millimeter
  • 1 Scrupel ≈ 0,1816 Millimeter

Frankreich

Ableitung von der Toise, Altfranzösisches Längenmaß[12]

  • 1 Toise du Pérou = 6 Fuß = 72 Zoll = 864 Linien = 10.368 Punkt oder Scrupel ≈ 1,9490363 Meter
  • 1 Zoll = 12 Linien = 144 Punkte oder Scrupel ≈ 27,07 Millimeter
  • 1 (Pariser) Linie = 12 Punkte oder Scrupel ≈ 2,256 Millimeter
  • 1 Punkte oder Scrupel ≈ 0,188 Millimeter

Zeit und Fläche

Als Maßeinheit der Fläche betrug es 1/288 eines Jochs.[13][14]

Als Maßeinheit der Zeit war ein Scrupel 1/24 einer Stunde.[15]

Siehe auch

Literatur

  • Königl. Württemb. Centralstelle für Gewerbe und Handel (Hrsg.): Die Maasse und Gewichte von Württemberg gegenüber den Metrischen des Deutschen Reiches. Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, Stuttgart 1871.

Einzelnachweise

  1. a b Schweizerische Eidgenossenschaft (Hrsg.): Bundesblatt, Band 4. 1852 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Langenscheidt Routledge German dictionary of physics - Google Books
  3. C. F. Richardson, S. H. Peabody: The International cyclopedia: a compendium of human knowledge. Band 13. Dodd, Mead & company, 1898, S. 278.
  4. Cicero, Att. 4, 16, 13; Vitruv 7, 8; Columella 12, 28, 1.
  5. Maximus von Imhof: Anfangsgründe der Chemie: zum Gebrauche für öffentliche Vorlesungen an der kurfürstlichen Akademie der Wissenschaften. Lentner, 1803, S. 213 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Heinrich Schwager: Die neue Maß- und Gewichts-Ordnung für das Königreich Bayern. Julius Kellner, Würzburg/Neustadt/Saale1870, S. 58.
  7. Die Maß- und Gewichtsordnung: Gesetz vom 29. April 1869, Vollzugs-Instruktion vom 13. August 1869. Verlag Stahel’sche Buch- und Kunsthandlung, Würzburg 1870. S. 12.
  8. a b c Otto Oskar Albert Ziurek: Elementar-Handbuch der Pharmazie mit Berücksichtigung der sämtlichen deutschen Pharmacopöen und Medizinalordnungen. Ferdinand Enke, Erlangen 1859, S. 97.
  9. Brockhaus Bilder-Konversations-Lexikon. Band 4, Leipzig 1841, S. 145.
  10. Die Maasse und Gewichte von Württemberg gegenüber den Metrischen des Deutschen Reiches.
  11. Carl Wilhelm Ernst: Handbuch der Destillierkunst für Fabrikanten von Spirituosen. C. Grobe, Berlin 1855, S. 251.
  12. Cornelia Meyer-Stoll: Die Mass- und Gewichtsreformen in Deutschland im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Carl August Steinheils und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-76960-124-4, S. 251.
  13. Marcus Terentius Varro R. 1, 10, 2; Columella 5, 1, 8
  14. Joseph Claudel: Das Maurerhandwerk in seinem ganzen Umfange theoretisch und praktisch abgehandelt. B. F. Voigt, 1860, S. 280 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Mark Aurel, Fronto. Caes. 2, 9