Wiedehopf
Wiedehopf | ||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Upupa epops | ||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Wiedehopf (Upupa epops) ist die einzige Art oder nach anderer Auffassung eine von mehreren Arten aus der Vogelfamilie der Wiedehopfe (Upupidae).
Die Wiedehopfe werden gemeinsam mit der etwas artenreicheren Familie der Baumhopfe (Phoeniculidae) in die Vorlage:Ordo der Hopfartigen (Upupiformes) gestellt. Die Zuordnung zu den Rackenvögeln (Coraciiformes) ist nicht mehr wissenschaftlicher Standard.
Die Art, von der etwa 7 Unterarten unterschieden werden, ist in Europa, Asien und Afrika weit, in vielen Regionen jedoch nur mehr sehr lückenhaft verbreitet. Die afrikanischen Formen werden vielfach als eigenständige Arten (Upupa africana, U. senegalensis, U. marginata) aufgefasst. Nach Norden erreicht die Art fast 60° N, im Osten die Pazifikküste und im Süden die Kapprovinzen, Madagaskar, Sri Lanka und die Sunda-Inseln.
Aussehen
Der etwa drosselgroße, aber bedeutend größer wirkende Vogel ist unverkennbar und allgemein bekannt, obgleich wohl nur sehr wenige Menschen ihn in freier Natur beobachten konnten. Charakteristisch sind die kontrastreich schwarz-weiß gebänderten Flügel mit deutlichen gelben Einschlüssen, der lange, gebogene Schnabel und die etwa fünf bis sechs Zentimeter lange aufrichtbare Federhaube, deren Enden in einem weiß-schwarzen Abschluss auslaufen. Der Schwanz ist schwarz mit einer breiten weißen Binde etwa im letzten Schwanzdrittel und einer weißen Zeichnung auf der Schwanzwurzel. Der übrige Körper ist rostbraunrot. Charakteristisch ist auch der wellenförmige, schmetterlingsartig gaukelnde Flug, bei dem die breiten, tief gefingerten Flügel nach jedem Schlag fast angelegt werden. Auf mehrere lange, durchgezogene Flügelschläge erfolgen einige kurze, flatternde, so dass der Flug instabil und ungleichmäßig erscheint. Die Geschlechter sind einander sehr ähnlich; die Weibchen sind etwas kleiner und eine Spur matter gefärbt. Während der Nahrungssuche ist das ständige Kopfnicken sehr auffallend.
Stimme
Auch der von Singwarten vorgetragene Gesang des Männchens ist unverkennbar. Er besteht aus meistens drei (2 bis 5) dumpfen, rohrflötenähnlichen Elementen auf ‚u’ ( auch ‚up’ oder ‚pu’), die recht weit tragen. Dieser Ruf hat zum wissenschaftlichen Gattungsnamen geführt. (Onomatopoesie) Die Intervalle zwischen den Strophen sind nur selten länger als fünf Sekunden. Beide Geschlechter rufen bei Störung rau ‚rääh’, (erinnert stark an den Warnruf des Eichelhähers). Das Futterbetteln der Nestlinge ist ein mauerseglerähnliches ‚ssiiii’. Bei Erregung ist zuweilen Schnabelknappen zu hören.
Stimmbeispiel
Stimmbeispiel. Reviergesang (MP3)
Vorkommen und Lebensraum

gelb: Brutvorkommen
blau: Überwinterungsgebiete
grüne Ringe: Häufig Jahresvögel
Die Nominatform (U. e. epops) brütet von den Kanarischen Inseln ostwärts über das gesamte Europa mit Ausnahme der britischen Inseln, der Niederlande und Skandinaviens bis östlich des Ob, wo langsam der Übergang zur Unterart saturata erfolgt. Die meisten Mittelmeerinseln wurden ebenfalls von der Art besiedelt.
Im Süden werden weite Teile des Maghreb, einige Oasen der Sahara sowie das Niltal besiedelt. In Asien schließt das südliche Verbreitungsgebiet der Nominatform den gesamten Nahen Osten, große Teile des Irak, des Iran und Afghanistans ein.
Die Lebensräume des Wiedehopfes sind sehr vielfältig, immer sind es jedoch wärmeexponierte, trockene, nicht zu dicht baumbestandene Gebiete mit nur kurzer oder überhaupt spärlicher Vegetation. In Mitteleuropa kommt die Art vor allem in extensiv genutzten Obst- und Weinkulturen, in Gegenden mit Weidetierhaltung sowie auf bebuschten Ruderalflächen vor (vgl. Wiede). Im Allgemeinen ist der Wiedehopf eher ein Bewohner tieferer Lagen, doch gibt es Brutnachweise der Nominatform aus Höhen über 3.000 Metern (Altai-Gebirge); auch in Mitteleuropa steigt der Wiedehopf zumindest in die montane Stufe auf, der höchstgelegene Brutnachweis aus Österreich lag in einer Höhe von 1.260 Metern.
Geschlossene Waldgebiete, Regenwaldgebiete sowie Wüsten werden im gesamten Verbreitungsgebiet der Art nicht besiedelt.
Nahrung und Nahrungserwerb
Die Nahrung des Wiedehopfes ist ausschließlich animalisch. Bevorzugt werden größere Insektenarten, wie Feldgrillen, Maulwurfsgrillen, Engerlinge, sowie verschiedene Raupenarten und Käfer. Seltener werden Spinnen, Asseln, Tausendfüßer oder Regenwürmer aufgenommen. Zwar als Beikost, aber doch regelmäßig, werden auch Frösche und kleine Eidechsen erjagt. Auch Vogeleier und Jungvögel gehören zur seltenen Beikost.
Der Wiederhopf erbeutet seine Nahrungstiere am Boden, nur ausnahmsweise fängt er langsam fliegende Insekten auch im Fluge. Die Beutetiere werden meistens optisch, oft aber auch taktil, sowie wahrscheinlich auch akustisch geortet. Auf der Oberfläche laufende Beutetiere werden verfolgt, im Boden verborgene durch Stochern ertastet. Dabei werden die Stocherlöcher (insbesondere beim Fang von Maulwurfsgrillen) oft dadurch erweitert, dass der Wiedehopf mit in den Boden gestecktem Schnabel mehrmals im Kreis herumläuft. Oft werden die Beine sowie harte Chitinteile der Beutetiere vor dem Verzehr entfernt. Größere Insekten schlägt er häufig gegen einen Stein oder bearbeitet sie am Boden; zum Verschlucken wirft er sie oft etwas in die Luft.
Brutbiologie
Balz und Paarbildung
Der Wiedehopf führt eine monogame Brutsaisonehe. Seine Balz ist durch laute Rufreihen, die mit aufgestellter Federhaube und gesträubten Kehlgefieder meistens in guter Deckung vorgetragen werden, gekennzeichnet. Reagiert ein Weibchen, versucht er es mit Futterübergaben zu beeindrucken, auf die oft lange Verfolgungsflüge folgen. Häufig bietet er mit lauten Krächzen Bruthöhlen an. Schlüpft das Weibchen in eine solche Höhle, ist die Paarbildung oft abgeschlossen. Die Kopulationen finden meistens auf dem Boden statt.
Neststandort, Gelege und Brut
Die Neststandorte sind äußerst unterschiedlich und umfassen Ganz- oder Halbhöhlen jeglicher Art. Natürliche Baumhöhlen werden ebenso genutzt wie Spechthöhlen, Halbhöhlen in Bruchsteinmauern oder Holzstößen, Höhlungen unter Wurzeln oder andere Erdhöhlen. Bei Brutbäumen zeigt die Art eine Bevorzugung von hochstämmigen alten Obstbäumen, insbesondere von Apfelbäumen. Auch Nistkästen werden angenommen. Die Neststandshöhe liegt meistens in einem Bereich zwischen 0 und 5 Metern.
Meistens kommt es nur zu einer Jahresbrut, südlichere Populationen scheinen öfter (vielleicht sogar regelmäßig) zu einer Zweitbrut zu schreiten. Das große Gelege (6-10 Eier) wird ausschließlich vom Weibchen bebrütet, das meistens schon nach dem ersten Ei zu brüten beginnt, sodass die Brutdauer insgesamt an die 24 Tage dauern kann und Junge in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien in einer Brut vereint sind. Auch die Nestlingszeit kann bis zu 30 Tagen währen. Während der gesamten Brutzeit, sowie während mindestens der ersten zehn Tage der Nestlingszeit wird das Weibchen und später auch die Brut ausschließlich vom Männchen versorgt. Erst nachdem die Jungen nicht mehr gehudert werden müssen, beteiligt sich auch das Weibchen an der Futtersuche. Nach dem Verlassen der Bruthöhle werden die einzelnen Jungen noch etwa fünf Tage von den Eltern gefüttert und verlassen anschließend das Elternrevier.
Feindverhalten
Im Feindverhalten haben die Wiedehopfe und deren Junge einige besondere Verhaltensweisen entwickelt.
Beim plötzlichen Auftauchen eines Greifvogels, wenn eine gefahrlose Flucht in ein Versteck nicht mehr möglich ist, nehmen Wiedehopfe eine Tarnstellung ein, die untermauert, wie körperkonturauflösend das so kontrastreich gefärbte Gefieder sein kann. Dabei legt sich der Vogel mit breit gespreizten Flügeln und Schwanz flach auf den Boden, Hals, Kopf und Schnabel sind steil nach oben gerichtet. Meistens wird er in dieser regungslosen Schutzhaltung übersehen. Völlig abweichend von der Interpretation als Tarnstellung sehen neuerdings einige Forscher in dieser Körperposition einen Ausdruck des Komfortverhaltens beim Sonnenbaden.
Sich bedroht fühlende Nestlinge zischen schlangenähnlich (Mimikry), etwas ältere Nestlinge spritzen als Abwehrreaktion ihren Kot aus der Höhle. Besonders wirkungsvoll scheint jedoch das Absondern eines sehr übelriechenden Sekretes aus der Bürzeldrüse zu sein. Von diesem Bürzeldrüsensekret und nicht von dem zum Teil in der Bruthöhle abgelegten Kot der Nestlinge rührt auch der Gestank her, der von Wiedehopfbrutstätten ausgehen kann.
Daher auch die deutsche Redensart: Er stinkt wie ein Wiedehopf.
Wanderungen
Die Nominatform ist fast in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet Zugvogel, deren Hauptüberwinterungsgebiete im Savannengürtel südlich der Sahara sowie in Südindien und Sri Lanka liegen. In Ostafrika überwintert die Art auch in Höhenstufen weit über 1.500 Metern. Kleine vor allem südwesteuropäische Populationen (Südspanien, Balearen sowie Sizilien) überwintern im Brutgebiet. Zum Teil erfolgreiche Überwinterungen werden in Südengland regelmäßig, in Südschweden sowie in Mitteleuropa gelegentlich festgestellt. In Mitteleuropa beginnt der Abzug bereits Ende Juli mit einem Wegzugsgipfel Mitte August. Die ersten Heimzieher erreichen ihre europäischen Brutplätze Mitte März, im letzten Aprildrittel sind die europäischen Brutplätze meistens besetzt.
Die Weibchen weisen eine bedeutend ausgeprägtere Brutplatztreue als die Männchen auf.
Bestand und Bestandsentwicklung
In Europa war der Wiedehopf bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts ein in manchen Gebieten häufiger Brutvogel. Verschiedene Faktoren (Stärker atlantisch beeinflusstes Klima, Biotopzerstörung und zunehmender Pestizideintrag) lösten einen expressiven Areal-und Bestandsrückgang aus. Viele früher regelmäßig besetzte Brutgebiete in Großbritannien, Südskandinavien, Belgien und der Niederlande, sowie im gesamten Mitteleuropa wurden aufgegeben. In den letzten Jahren ist ein besonders deutlicher Bestandsrückgang in Ostgriechenland und der Türkei feststellbar.
Zur Zeit scheinen sich einige Kleinpopulationen in Südengland und Südschweden wieder etwas zu erholen. In manchen Gebieten Mitteleuropas dürfte die Art von der intensivierten Pferdehaltung profitieren.
In Gesamteuropa wird der Bestand, der insgesamt als gesichert gilt, auf fast eine Million Brutpaare geschätzt. In den Niederlanden, Belgien und Luxemburg gilt die Art als ausgestorben, in Deutschland, der Schweiz, in Tschechien sowie in Österreich erscheint der Wiedehopf in den Roten Listen, meistens in den allerhöchsten Gefährdungsstufen.
Die dichtesten Bestände dieser Art in Mitteleuropa werden heute in sogenannten Sekundärlebensräumen, insbesonders auf Truppenübungsplätzen, beziehungsweise ehemals militärisch genutztem Gelände verzeichnet. In Deutschland laufen intensive Schutzmaßnahmen zum Beispiel auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog und Lieberose
Sonstiges
Der Wiedehopf wurde Vogel des Jahres 1976.
Literatur
- Hans-Günther Bauer/Peter Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. 2. durchgesehene Auflage; AULA - Wiesbaden 1997. S. 279 f. ISBN 3-89104-613-8
- Urs N. Glutz von Blotzheim (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bearbeitet u. a. von Kurt M. Bauer und Urs N. Glutz von Blotzheim. Aula-Verlag, Wiesbaden. Band 9. Columbiformes - Piciformes. 2., durchgesehene Auflage 1994 ISBN 3-89104-562-X S. 852-876.
- Susanne Oehlschläger und Torsten Ryslavy: Brutbiologie des Wiedehopfes Upupa epops auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen bei Jüterbog, Brandenburg. In: Vogelwelt 123 (2002); Seiten 171-188; AULA - Wiebelsheim 2002.
Weblinks
- Videos über Wiedehopf an Internet Bird Collection