Graf Zeppelin (Schiff, 1938)
![]() Die Graf Zeppelin nach dem Stapellauf
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Der Flugzeugträger Graf Zeppelin war ein Schiff der deutschen Kriegsmarine, das unvollendet blieb. Namensgeber war der Luftschiffpionier Ferdinand von Zeppelin. Als Typschiff der Graf-Zeppelin-Klasse handelt es sich bei dem Schiff um den bis heute einzigen deutschen Flottenflugzeugträger.
Geschichte
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 begann sich abzuzeichnen, dass die im Friedensvertrag von Versailles auferlegten Rüstungsbeschränkungen außer Kraft treten würden. Neben dem Bau von Schlachtschiffen und U-Booten rückte damit auch der Bau von Flugzeugträgern in greifbare Nähe. Die Marineleitung beauftragte daher die Konstruktionsabteilung der Marine, einen Amtsentwurf anzufertigen. Die Militärischen Anforderungen waren dabei wie folgt angegeben:[1]
- Einsatzraum: Nordsee und Atlantik
- Verdrängung: 15.000 Tonnen
- Geschwindigkeit: 33 Knoten
- Bewaffnung: 9x15-cm-Geschütze oder 6x20,3cm-Geschütze und Flugabwehr
- Einsatzreichweite: 12.000 Seemeilen
- Panzerschutz wie Leichte Kreuzer.
- 60 Bordflugzeuge (Wobei faltbare Tragflächen nur für ein Drittel der Flugzeuge gefordert waren)
- Zwei Katapulte
- Minimale Flugdecklänge: 180 Meter
Federführend für das Projekt war der Diplom-Ingenieur Wilhelm Hadeler. Der Entwurf des Flugzeugträgers erfolgte aus dem Nichts heraus, es gab keinerlei Erfahrungen, auf denen der Entwurf aufgebaut werden konnte. Die Unterlagen des Ausonia-Projekts aus dem Ersten Weltkrieg konnten nicht genutzt werden, da sie unauffindbar waren.
Um Basiswissen für den Entwurf zu bekommen, zog man öffentlich einsehbare Informationen über ausländische Flugzeugträger zu Rate. Das Vorbild für den ersten Entwurf waren die britischen Flugzeugträger der Courageous-Klasse. Um die grundlegende Frage, ob der Entwurf zweckmäßig war, zu beantworten, besuchte ein Mitarbeiter des Konstruktionsbüros den Flugzeugträger HMS Furious im Rahmen einer Publikumsvorführung, was aber kaum verwertbare Informationen brachte. Parallel wurde es möglich, im Herbst 1935 den japanischen Flugzeugträger Akagi zu besichtigen. Die Japaner waren im Bezug auf die Weitergabe von Konstruktionsunterlagen großzügig, da der Totalumbau der Akagi kurz bevorstand und die Konstruktion der Akagi veraltet war.[2]
Erste Bauphase
Nachdem mit dem Deutsch-britischen-Flottenabkommen die rechtliche Grundlage geschaffen worden war, vergab man den Bauauftrag für den Flugzeugträger A, die spätere Graf Zeppelin, am 16. November 1935 an den Werftbetrieb Deutsche Werke in Kiel. Da die vorgesehene Helling zu dem Zeitpunkt noch mit dem Schlachtschiff Gneisenau belegt war, verzögerte sich die Kiellegung bis zum 28. Dezember 1936. Den Bauauftrag für das Schwesterschiff, den Flugzeugträger B, erhielt gleichzeitig die ebenfalls in Kiel ansässige Friedrich Krupp Germaniawerft AG. Es war üblich, dass der Bauauftrag für Schiffe noch nicht deren künftigen Namen enthielt. Der Grund liegt nicht in der Geheimhaltung; vielmehr wollte sich der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine das Recht der Namensvergabe vorbehalten. Die Namensfestlegung erfolgte meistens erst vor dem Stapellauf.
Der Stapellauf fand am 8. Dezember 1938 statt. Getauft wurde das Schiff von Hella von Brandenstein-Zeppelin, der Tochter des Grafen Zeppelin. Die Taufrede hielt Hermann Göring.
Zu Kriegsbeginn war das Schiff etwa zu 90 % fertig gestellt. Der weitere Ausbau des Schiffes wurde ab September 1939 aber zugunsten des U-Bootbaues zunächst verlangsamt und im Juni 1940 schließlich gestoppt. Der Grund war, dass selbst nach einer Fertigstellung der Flugzeugträger für Monate nicht Einsatzbereit wäre.[3] Auch Entwicklung und Bau der für den Flugzeugträger vorgesehenen Trägerflugzeuge Messerschmitt Bf 109 T als Jagdflugzeug, Junkers Ju 87 C als Sturzkampfbomber und Fieseler Fi 167 als Torpedobomber und Aufklärer wurden mit der Baueinstellung des Schiffes angehalten.[4]
Am 12. Juli wurde der Flugzeugträger, eskortiert von der Nautilus, von Kiel über Sassnitz nach Gotenhafen geschleppt. Dort lag sie fast ein ganzens Jahr, erst mit dem bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion wurde der Befehl erteilt, den Flugzeugträger wieder nach Westen zu befördern, um ihn vor Sowjetischen Luftangriffen in Sicherheit zu bringen. Daraufhin wurde sie nach Stettin geschleppt. Erst am 17. November 1941 kehrte sie nach Gotenhafen zurück und wurde als Edelholzlager der Kriegsmarine genutzt.[5]
Zweite Bauphase
Nachdem sich mit dem britischen Angriff auf Tarent, dem Untergang der Bismarck und zu guter letzt dem Angriff auf Pearl Harbor gezeigt hatte, was für eine schlagkräftige Waffe ein Flugzeugträger darstellt, drängte die Seekriegsleitung 1942, den Flugzeugträger doch noch fertig zu stellen.[6] Dazu wurde der Träger im November 1942 zurück nach Kiel geschleppt, wo die DWK mit den Arbeiten begann.[7] Durch die Technische Weiterentwicklung ergaben sich einige Änderungen am Gesamtentwurf, die vor allem die Inselaufbauten betrafen. Um das dadurch entstehende Mehrgewicht aufzufangen und einer Schlagseite entgegenzuwirken erhielt der Rumpf außen in der Wasserlinie unterschiedlich groß gestaltete Torpedowulste, die mit zusätzlichen Treibstoffbunkern versehen waren und so neben der verbesserten Schutzwirkung auch noch die Reichweite erhöhten. Die Turbinenanlage des Schiffes wurde für die Inbetriebnahme vorbereitet. Die Umbauphase sollte aber nur 61 Tage dauern. Mit Hitlers Befehl vom 26. Januar 1943, sämtliche großen Kriegsschiffe außer Dienst zu stellen, erfolgte am 2. Februar 1943 der endgültige Baustopp.[8]
Auch die 1942 begonnene Entwicklung der Trägerflugzeuge Junkers Ju 87 E als Stuka, Torpedobomber und Aufklärer und Messerschmitt Me 155 A als Jagdflugzeug[9] wurde mit dem endgültigen Baustopp an den im Bau befindlichen Flugzeugträgern aufgegeben.
Verbleib
Am 21. April 1943 wurde der zu über 90 % fertiggestellte Flugzeugträger nach Stettin geschleppt und in einem Seitenarm der Oder festgemacht.[10] An seinem neuen Liegeplatz nutzte man die Graf Zeppelin als Ersatzteillieferant für andere Kriegsschiffe der Kriegsmarine. Am 25. April 1945 setzte ein Sprengkommando das Schiff auf Grund und zerstörte seine Antriebsanlage, um den Träger als Beute für die vordringenden sowjetischen Truppen unbrauchbar zu machen.
Im März 1947 wurde das Schiff dann von der Roten Armee gehoben und diente als Wohnschiff für eine Spezialabteilung, die mit der Auswertung der Konstruktionsunterlagen der Graf Zeppelin und anderer Beuteschiffe betraut war. Man testete Bombenflugzeuge und Sprengladungen am Flugzeugträger, um zu ergründen, wie diese am wirksamsten zu bekämpfen seien.
Am 18. Juni 1947 wurde während der Kampfmittelversuche an der Graf Zeppelin kurz vor einem Sturm die Vertäuung gelöst, um einem Reißen der Leinen und einem Stranden des Schiffes zuvorzukommen. Man versenkte das Schiff anschließend mit zwei Torpedos 30 Seemeilen nördlich vor Władysławowo vor der Danziger Bucht, wo es bis heute liegt.
Als Liegeplatz für die beiden Flugzeugträger wurde in Bremerhaven der Nordhafen gebaut. Die Flugzeuge sollten auf der anderen Weserseite gewartet werden. Die als Bauernhäuser getarnten Gebäude stehen noch heute.
Entdeckung
Die polnische Ölgesellschaft Petrobaltic fand am 12. Juli 2006 bei einer Forschungsfahrt des Sonarsuchschiffes Santa Barbara ein ca. 250 Meter langes Wrack in einer Tiefe von 80 Metern in 55 Kilometer Entfernung zum polnischen Ostseehafen Władysławowo in der Nähe der Ölplattform B3. Die polnische Marine bestätigte, dass es sich um das Wrack der Graf Zeppelin handelt.
Das Bundesverteidigungsministerium gab bekannt, dass die Regierung der Russischen Föderation als Rechtsnachfolgerin der Sowjetunion für das Wrack zuständig sei, und begründete dies damit, dass das Schiff der damaligen Sowjetunion als Kriegsbeute am Kriegsende zugesprochen wurde.
Die Koordinaten der Fundstelle lauten: 55° 16′ 59,8″ N, 18° 25′ 33,1″ O
Das Schiff
Die Graf Zeppelin war eine bemerkenswerte Konstruktion und brach mehrere Rekorde. Die Seitenhöhe des Trägers betrug 22,5 Meter. Dieser Wert war bisher im deutschen Schiffsbau unerreicht. Der Hangar war konstruktionstechnsich ein Teil des Schiffskörpers und trug, im Gegensatz zu ausländischen Konstruktionen, wo die Hangars als normale Aufbauten behandelt wurden, zur Steifigkeit des Schiffes bei. Durch die Höhe hatte der Träger eine immense Seitenfläche, was die Gefahr erhöhte, z. B. bei der Passage des Kaiser-Wilhelm-Kanals vom Wind gegen das Ufer gedrückt zu werden, deswegen erhielt die Graf Zeppelin im Bug zwei Voith-Schneider-Propeller. Als Ausgleich für das Gewicht der Insel auf der Steuerbordseite waren die Hangardecks um 0,5 Meter nach Backbord verschoben, was dazu führe, das die Seitenwand an der Backbordseite einen Meter weiter überhing als auf der Steuerbordseite.[11]
Die Antriebsanlage war in der Lage, 200.000 PS zu leisten. Dies war der leistungsfähigste Antrieb, der bis zu diesem Zeitpunkt auf einem Europäischen Schiff verbaut worden war. Er wurde benötigt, um das Schiff auf die geforderte Geschwindigkeit von 33 Knoten zu beschleunigen.[12]
Flugtechnische Einrichtungen
Die Graf Zeppelin hatte zwei Hallendecks mit einer Höhe von je ca. 6 m und einer maximalen Breite von 15,5 m; das obere war 185 m, das untere 172 m lang, was eine Gesamtgrundfläche von knapp 5500 m² ergab. Zum Vergleich: Andere zeitgenössische Flugzeugträger wie die Yorktown-Klasse hatten nur etwa 3200 m²[13], während die Japanische Shōkaku-Klasse bis zu 7000 m² erreichte.[14] Die britische Ark Royal hatte etwa 5700m²[15]
Das Flugdeck war 240 m lang und maximum 30 m breit. Insgesamt waren drei Aufzüge mit einer Nutzlast bis zu 6500 kg eingelassen, die ein Verlegen der Flugzeuge ermöglichten, zusätzlich noch zwei kleinere Aufzüge für die Flugzeugstartwagen. Der Start sollte hauptsächlich mithilfe von den beiden Katapulten am Bug des Schiffes erfolgen. Dafür war vorgesehen, dass die Flugzeuge im oberen Hangar mit eingezogenem Fahrwerk auf einen Startwagen gesetzt wurden. Die Junkers Ju 87 (Stuka) konnten mit ihren starren Fahrwerken von den Katapulten starten. Mithilfe eines Schienensystems wurden die Wagen zu den Katapulten gebracht. Für den wechselseitigen Betrieb waren Weichen in das Schienensystem integriert, die Rückfuhrung der Wagen erfolgte über eine Vorrichtung an der Stirnseite des Flugdecks. Mit dem Startwagensystem wollte man auf einen Start pro Minute kommen.[16] Der Start erfolge mittels Druckluft und der Vorrat reichte für insgesamt neun Flugzeuge pro Katapult. Das Wiederauffüllen dauerte 50 Minuten, was es dem Träger erlaubt hätte, maximal 18 Flugzeuge pro Intervall in die Luft zu bringen.[17] Zur Landung waren vier Bremsseile vorhanden und ein Fangzaun zum Auffangen von Flugzeugen, falls die Bremsseile verpasst wurden.
Bilder
- Bau
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Baustadium am 21. September 1938, Deutsche Werke Kiel
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Die Graf Zeppelin im Juni 1939
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Angebauter Wulst am Flugzeugträger
- Ausrüstungsphase
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Bug, Backbordseite
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Bug, Backbordseite
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Heck mit Flugdeck, Backbordseite
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Steuerbordseite
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Backbordseite
- Modellfotos
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Modell: Ansicht von achtern
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Modell: Ansicht von Backbord
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Modell: Ansicht von vorn
Siehe auch
Literatur
- Ulrich H.-J. Israel: Einziger deutscher Flugzeugträger Graf Zeppelin. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 2002. ISBN 3-7822-0786-6
- Stephen Burke/Adam Olejnik: Freedom of the Seas. The Story of Hitler's Aircraft Carrier - Graf Zeppelin. Selbstverlag 2012. ISBN 978-0-9564790-0-6
- Stephen Burke: Without Wings, the story of Hitler's aircraft carrier. Trafford Publishing; 3rd Revised edition 2007. ISBN 978-1425122164
- Wilhelm Hadeler: Der Flugzeugträger. Lehmann Verlag, München 1968.
- Frank Omeda: Die deutschen Flugzeugträger. Von den Anfängen bis 1945. Kindle Edition E-Buch/Buch 2017.
- Richard Wagner/Manfred Wilske: Flugzeugträger Graf Zeppelin. Neckar-Verlag Villingen-Schwenningen 2007. ISBN 978-3-7883-1127-8
Weblinks
- Bildergalerie und Bildinventar zum Flugzeugträger Graf Zeppelin Bundesarchiv
- Roman Heflik: Das Ende der Graf Zeppelin Spiegel online, 27. Juli 2006, abgerufen am 6. Dezember 2013
- Günter Stiller: Polnische Ölsucher finden Hitlers Flugzeugträger. In: Hamburger Abendblatt. 29. Juli 2006, abgerufen am 24. September 2016.
- Peter Maxwill: Hitlers sinnloses Superschiff. In: Spiegel online. 6. Dezember 2013, abgerufen am 24. September 2016.
Einzelnachweise
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Richard Wagner/Manfred Wilske: Flugzeugträger Graf Zeppelin. Neckar-Verlag Villingen-Schwenningen 2007. ISBN 978-3-7883-1127-8, Seiten 99–110.
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Richard Wagner/Manfred Wilske: Flugzeugträger Graf Zeppelin. Neckar-Verlag Villingen-Schwenningen 2007. ISBN 978-3-7883-1127-8, Seiten 112–114.
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ http://navypedia.org/ships/usa/us_cv_yorktown.htm
- ↑ http://navypedia.org/ships/japan/jap_cv_shokaku.htm
- ↑ http://navypedia.org/ships/uk/brit_cv1_ark_royal.htm
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1
- ↑ Siegfried Breyer: Marinearsenal Sonderband 1