Technische Universität Ostrava
Rektor: | Univ.-Prof. Dr. Tomáš Čermák |
Gründungsdatum: | 1716 / 1849 |
Ort: | Ostrava, Tschechische Republik |
Trägerschaft: | Tschechische Republik |
Budget: | n/a |
Semesterbeitrag: | n/a |
Studiengebühren: | n/a |
Studiengänge: | 26 |
Fachbereiche: | 12 |
immatrikulierte Studenten: | 19.089 (31. OKt. 2004) |
Absolventen: | 1.919 (2003/2004) |
Mitarbeiter : | 1009 (31. Dez. 2004) |
davon wissenschaftliche Mitarbeiter: |
687 (31. Dez. 2004) |
davon Professoren & Dozenten: | 322 (31. Dez. 2004) |
Bautyp: | Campusuniversität |
Anschrift des Rektorats: | VŠB - Technical University of Ostrava 708 33 Ostrava – Poruba 17. listopadu 15 Czech Republic |
Offizielle Website: | www.vsb.cz |
Die Technische Universität Ostrava (VŠB TU Ostrava / Vysoká skola bánská - Technická Univerzita Ostrava) wurde als Montanschule im Jahre 1716 erstmals erwähnt, als Universität im Jahre 1849 gegründet und ist heute eine bedeutende ingenieurwissenschaftliche Universität, insbesondere im modernen Bergbau-, Hütten- und Ingenieurwesen.
Historie ab 1716
Die Geschichte der heutigen Technischen Universität Ostrava (deutsch: Ostrau) begann mit der Entwicklung des Bergbaus, die die älteste Industrie im Österreichisch-Ungarischen Reich war.
In der Bergstadt St. Joachimsthal wurde im Jahre 1716 eine Bergbauschule gegründet; die Silberbergwerke erhoben die Stadt zu einem Wohlstand. Die Hochkonjunktur verblasste aber zusehends, weil es einen erheblichen Mangel an qualifizierten Arbeitern gab. Dies betraf die gesamten böhmischen Länder, insbesondere nach dem Dreißigjährigen Krieg. Diese unbefriedigende Situation veranlasste Kaiser Karl VI. zur Initiative der Gründung und Finanzierung einer Bergschule. Die weitere Entwicklung des Bergbaus und der Metallurgie, zusammen mit der Verbesserung der Staatsverwaltung innerhalb der österreichischen Monarchie, festigte diese Entscheidung und brachte nunmehr gut qualifiziertes Personal hervor. Diese Erfolge führten schließlich zu einem wissenschaftlichen Lehrkörper, der an der Karls-Universität Prag 1763 geöffnet wurde. Dadurch wurde auch die Grundlage für den ersten Universitätskurses in Montanwissenschaften in Böhmen geschaffen.
Die Trennung der theoretischen, wissenschaftlichen Studien einer Hochschule von der Minenindustrie, die bisher eng verknüpft waren, stellte sich als nachteilig heraus. Daher wurde der Universitätskurs durch seinen Direktor Prof. Johann Thaddäus Anton Peithner von Lichtenfels im Jahre 1772 eingestellt und nach Schemnitz im damaligen Ungarn verlegt, an die 1770 gegründete Bergakademie. Dieses war zunächst das Ende des wissenschaftlichen Unterrichts im Bergbauwesen in Böhmen für vorerst 77 Jahre.
Historie ab 1849
Jedoch mit dem Beginn der industriellen Revolution und der folgenden Entwicklung der Bergbau- und Metallurgieindustrien, wurde eine neue Akademie in Příbram ins Auge gefasst. Von der Tatsache, daß die Beschlußfassung über seine Einrichtung 19 Jahre dauerte, kann man ermessen, wie wichtig die Universitätsgrundlage war, besonders wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, die mit dem Erhalt der notwendigen technischen Ausrüstung und des Personals mit passenden Qualifikationen und Erfahrung gewesen ist. Am Ende wurde der Entscheidungsprozeß durch die politischen Ereignisse von 1848 beschleunigt, da die die Akademie in Schemnitz führte, für böhmische Studenten und andere nichtungarischer Nationalität unzugänglich wurde. Darum hat der Kaiser Franz Josef I. im Jahre 1849 verordnet, daß eine berufliche Schule des Bergbaus in Pribram für die nördlichen Länder aufgestellt wird, und eine weitere in Leoben für die südlichen Länder des Reiches.
Der Standort Příbram wurde ausgewählt, weil die hohe Konzentration der Gruben und des guten technischen Niveaus des Bergbaus, die Eisenerzbetriebsmittel und die nahe gelegenen Eisenarbeiten gute Bedingungen für praktischen Unterricht und Ausbildung zur Verfügung stellte. Weiter waren die Gelegenheiten auf Anstellungen für die Absolventen günstig. Die Schule in Příbram entwickelte sich unter schwierigen Bedingungen. Sie mußte seine Existenzberechtigung verteidigen, weil sie nicht soviel wie die Schule in Leoben unterstützt wurde, obwohl im späten 19. Jahrhundert der produktive Gewinn in Böhmen viermal so hoch war wie in Leoben.
Der Mangel an schlecht ausgebildeten Fachleuten und Grubenarbeitern ergab eine wachsende Anzahl von tragischen Grubeunfällen. 1892 verloren 320 Bergleute ihre Leben. Durch diese Häufung der Grubenunfälle und durch die Bergwerksbesitzer gezwungen, mussten die zuständigen Behörden die Bergakademie in Pribram verstärkt fördern. Auch wegen der sich stabilisierenden Studentenzahl an der Akademie wurde der Akademie im Jahre 1904 der Status einer Bergakademie zuerteilt.
In den nachfolgenden Jahren bis zu den ersten Konflikten wurde öfters eine Verlegung der Schule nach Prag (wie von tschechischen Professoren verlangt) oder nach Wien (wie von deutschen Professoren verlangt) diskutiert. Erst im Jahre 1918 mit Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei beendete diese Ungewissheit vorerst. Dennoch stoppte der Druck, gegen den Widerstand der Professoren, der Bergbauindustrie sowie der Bergbauingenieure, nicht, die Schule nach Prag zu verlegen. Die Argumente für eine Verlegung waren der höhere Wohlstand und die besseren Bedingungen für eine Entwicklung der Schule sowie die derzeit begrenzte Technische Ausrüstung und die Voraussetzungen für internationale Kontakte. Diese seien gegenüber den technischen Schulen in Prag und Brnó sehr begrenzt, so die Meinung der Umzugsbefürworter.
Trotz dieser Querelen war die Anzahl der Studenten in Pribram inzwischen auf fünfhundert gestiegen. Die Schule und ihre Professoren erwarben sich durch ihre Arbeit eine zunehmende europäische Anerkennung. Viele dieser Professoren waren an der Gründung der Schule in Ostrava beteiligt und legten die Grundlagen für die Vysoká skola bánská. Die Wirren des zweiten Weltkrieges sind nicht spurlos an der Schule vorbeigegangen. Die Feier des 19. Gründungstages der Schule fand nie statt; die Schule wurde schließlich im November 1939 geschlossen.
Historie ab 1945
Der Präsident der tschechoslowakischen Republik, Edvard Beneš, veröffentlichte am 8. September 1945 die Verordnung Nr. 49, mit der die Entwicklung am Standort Příbram beendet wurde. Diese Verordnung beendete jahrelange Bemühungen durch die Repräsentanten in der Minenindustrie, eine Hochschule in der Mitte einer weitverbreiteten Region des Bergbaus, der Chemie und der Schwerindustrie zu lokalisieren. Gleichzeitig wurde eine neue Ära in der Geschichte der Hochschule in Ostrava eingeleitet.
Nach 1945 stand die Ostrauer Montanregion für die Schlüsselrohstoffe Eisen, Stahl- und chemische Produkte aus Kohle und Koks für die Verarbeitungsindustrie. Vor dem Krieg wurde 88% des Kohlebedarfs in Ostrava produziert. Die Eisenhütten produzierten mehr als 50% des Roheisens, 40% vom Rohstahl, 40% des gerollten Vorrates und beschäftigten 38% der Arbeiter auf diesem Gebiet aus den tschechischen Ländern. Die notwendigen Qualifikationen für das Personal wurden von den Industrien auf einem hohen Niveau gehalten, wobei landesweite Kampagnen zur Anwerbung von qualifizierten Arbeitern durchgeführt wurden. Eine umfangreiche Entwicklung der Produktionstechniken mit einem hohen technischen Standard und Wettbewerbsfähigkeit sicherte eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Mit der Umsetzung der Verordnung zur Verstaatlichung vom 20. Oktober 1945 wurden alle Industrieunternehmen mit mehr als 500 Angestellten verstaatlicht. Dieses war der Auslöser für sehr große Sozialänderungen bis hinein in die Unternehmensführungen. Ein neuer Grundsatz war die Sicherstellung der personellen Entwicklung in quantitativer und qualitativer Hinsicht durch die Unternehmen selbst. Dadurch sollte die Entwicklung der Schlüsselindustrien nachhaltig sichergestellt werden. Damit wurde auch die Nachkriegsentwicklung der Hochchule in Ostrava eingeleitet. Es wurde eine Diskussion in Ostrava angestoßen, die sich mit den Voraussetzungen für den Betrieb der Schule befassten bis hin zur Einrichtung eines großen Universitätscampus.
Im Februar 1948 wurde von dem kommunistischen Regime, das in der Region Ostrava aus den orthodoxen, proletarischen Denkern und den harten Diktaturnachfolgern bestand, die Entscheidungen über das Schicksal der Einwohner, der Stadt und seiner Entwicklung getroffen. Das Konzept für die Entwicklung der Region Ostrava als "der Schmiede von Europa" bedeutete, daß neue Gelegenheiten für die metallurgischen Produktionen und infolgedessen der Produktion von Kohle, Koks und Energie gesehen wurden.
Diese maßgeblichen Entscheidungen zogen einen erhöhten Zuzug von Arbeitern in die Region Ostrava nach sich. Die Ansiedlung wurde zudem durch die staatliche Zuzugspropaganda mit der Versprechung von höheren Löhnen noch gefördert. Mit den Jahren entwickelte sich die Einwohnerzahl in Ostrava von 180.000 EW im Jahre 1947 über 216.000 EW 1950, 252.000 EW 1960 bis hin zu circa 330.000 Einwohnern (2004). Dadurch wurde Ostrava die Mitte einer industriellen Städteballung mit 1,3 Million Einwohnern. Fast 60% der arbeitsfähigen Einwohner fing an, in der Industrie zu arbeiten. Diese Informationen sind daher von Relevanz, die Rolle der Hochschule in diesem dynamischen Entwicklungsgebiet hervorzuheben, weil die Nachkriegsgeschichte der Universität die Geschichte der Stadt und der Region ist. Darüber hinaus auch in einem ausgedehnten Kontext eine Geschichte des zentralen Europas.
Die Hochschule wurde in den 1950er Jahren durch staatliche Dogmen und durch die regionalen politischen Behörden in der Entwicklung gebremst. Eine akademische Freiheit in der höheren Ausbildung und eine Autonomie der Ausbildungsanstalten waren nicht erwünscht. Unter diesen Zuständen war die Entwicklung der Schule überhaupt nicht einfach. Das heutige gute Renommee ist ausschließlich den vielen guten Professoren und Lehrern zu verdanken, die der Universität jederzeit ein hohes Niveau abforderten.
Im Jahre 1964 hatte die Regierung nunendlich den Beschluss gefasst, den seit langem diskutierten Universitätscampus in Ostrava-Poruba zu errichten. Im August 1968 konnte die Universität einen Durchbruch feststellen, der die stufenweise Liberalisierung der Schule einleitete. Jedoch wurden die neuen Entwicklungen 1969 durch die Normalisierungbewegung beeinflußt, die den Einfluß der kommunistischen Partei so verstärkte, dass viele Professoren, Lehrer und Forscher sowie Studenten die Schule verlassen hatten. Anderen wurde verboten zu unterrichten und auch Ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu veröffentlichen. Schließlich wurde von der Partei auch das Schulmanagement ersetzt. Trotz allem versuchte eine Anzahl von Professoren die Störungen durch die politischen Behörden zu vermindern. Man schaffte dies in einem gewissen Rahmen und soweit, dass im Jahre 1973 ein normaler akademischer Unterricht möglich war. Die Entwicklungen in der Elektrotechnik wurde Rechnung getragen und 1977 die Fakultät des Maschinenbaus um die Elektrotechnik erweitert. Im gleichen Jahre wurde die ökonomische Fakultät erheblich ausgebaut und zusätzliche Professoren berufen. Durch die engagierten Professoren wuchs die Schule und man konnte 1980 feststellen, dass 10 mal mehr Studenten eingeschrieben waren als 1945 und zwar in 23 verschiedenen Fachrichtungen. Insbesondere wurde eine enge Verzahnung mit der Industrie hergestellt, die Wissenschaft und Industrie zum beiderseitigen Vorteil verknüpfte. Die internationalen Kontakte beschränkten sich jedoch nur auf die Länder des COMECON. Auf dem Campus wurden neue Institute der tschechoslowakischen Akademie von Wissenschaften aufgebaut und neue Gebäude für andere Fachbereiche erstellt.
Neuzeit ab 1989
Der 17. November 1989 war nicht nur ein historischer Fall im Leben aller tschechischen Universitäten und der gesamten tschechischen Gesellschaft. Das Ende des "realen Sozialismus" hat auch der Universität einen Schub gegeben. Es wurden Konzepte umgesetzt, die die zukünftige Entwicklung der "Technicka Universita Ostrava" sicherte. Aufbauend auf den historischen Wurzeln "Kohle und Eisen" wurde eine moderne technische Universität auf den Weg gebracht, die mittlerweile weit mehr als 19.000 (2004) Studenten zählt. Die Technische Universität Ostrava hat in der Folge der Bologna-Erklärung im Jahre 2001 moderne Abschlüsse eingeführt sowie ein tragfähiges ECTS-System umgesetzt. Damit hat die TU Ostrava bereits frühzeitig moderne Eckpfeiler für die Zukunft gesetzt. In 12 verschiedenen Studienrichtungen können Bachelor-Abschluss erworben werden, in 14 Studienprogrammen ein Master-Abschluss und in sechs Fakultäten insgesamt 16 verschiedene Ph.D.-Abschlüsse. Es gibt sowohl Präsenzstudien als auch eine steigende Anzahl von Angeboten eines Fernstudiums. Es wird in der Regel in tschechischer Sprache und zunehmend auch Programme in Englisch und vereinzelt in deutscher Sprache (z.B. innerhalb eines Ph.D.-Programms an der Ökonomischen Fakultät) angeboten.
Partnerhochschulen
Nachdem sich 1989 die Tür in die Welt öffnete, wurde die technische Universität neuer Partner in vielen europäischen Ländern - in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Italien sowie auch die Vereinigten Staaten, Kanada, Australien und andere Länder. Darunter befinden sich bekannte internationale Universitäten wie beispielsweise die TU Wien, TU Delft, Carnegie Mellon University/ Pittsburgh und Chaio Tung University/ Taiwan.
Ein wissenschaftlicher Austausch findet u.a. mit folgenden deutschen Universitäten und Hochschulen statt:
- Technische Universität Braunschweig
- Technische Universität Dresden
- HTW Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
- Technische Universität Clausthal
- BTU Brandenburgische Technische Universität Cottbus
- Technische Universität Bergakademie Freiberg
- Technische Universität Hamburg-Harburg
- Fachhochschule Kiel
- Universität zu Köln
- Universität Kaiserslautern
- HWTK Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
- Hochschule Mittweida (FH)
- Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Fakultäten
Fakultät für Bergbau und Geologie (Hornicko - geologická fakulta (HGF))
Hauptstudienrichtungen: Bergingenieurwesen, Geologieingenieurwesen, Aufbereitung und Ökotechnik, Berg- und Tiefbauingenieurwesen, Abfallwirtschaft, Brandschutz-und Sicherheitstechnik in der Industrie, Ökotechnik, Management, Automatisierung und Computertechnik (Präsenzstudium 5 Jahre); Bergbau, Ökotechnik, Schachtbau (Fernstudium 4 Jahre, Bachelor-Abschluss).
Fakultät für Metallurgie und Materialingenieurwesen (Fakulta metalurgie a materiálového inženýrství (FMMI))
Hauptstudienrichtungen: Metallurgie, Neue technische Materialien (Präsenzstudium 3 Jahre, Bachelor- Abschluss); Metallurgie, Betriebswirtschaft und Managment, Wärmetechnik und Industriekeramik, Umweltschutz im Hüttenwesen, Qualitätssicherung, auch Lehramt für spezifische Fächer (Präsenzstudium 5 Jahre).
Fakultät für Maschinenbau (Fakulta strojní (FS))
Hauptstudienrichtungen: Technologie, Anlagen, Robotertechnik, Konstruktion, Lehramt (Präsenzstudium 3 Jahre, Bachelor-Abschluss, Fernstudium 5 Jahre).
Fakultät für Elektrotechnik und Informatik (Fakulta elektrotechniky a informatiky (FEI))
Hauptstudienrichtungen: Starkstromelektrotechnik, Elektroenergetik, Technische Kybernetik, Mess- und Regelungstechnik, Medizinische Elektronik, Ingenieurinformatik, Angewandte Elektronik (Präsenzstudium 5 Jahre).
Ökonomische Fakultät (Ekonomická fakulta (EKF))
Hauptstudienrichtungen: Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Management, Systemingenieurwesen, Informatik (Präsenzstudium 3 Jahre, Bachelor-Abschluss + 2 Jahre bis Ing.).
Fakultät für Bauingenieurwesen (Fakulta stavební (FAST))
Hauptstudienrichtungen: Bauingenieurwesen, Architekur, Bau- und Projektmanagement (Präsenzstudium 5 Jahre); Bauingenieurwesen (Fernstudium 4 Jahre, Bachelor-Abschluss).
Fakultät für Sicherheitsingenieurwesen (Fakulta bezpečnostního inženýrství (FBI))
Hauptstudienrichtungen: Sicherheitsingenieurwesen, Management (Präsenzstudium 5 Jahre); Ingenieurwesen (Fernstudium 4 Jahre, Bachelor-Abschluss).