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Weil der Stadt

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Wappen Deutschlandkarte
Weil der Stadt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Weil der Stadt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 45′ N, 8° 52′ OKoordinaten: 48° 45′ N, 8° 52′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Böblingen
Höhe: 406 m ü. NHN
Fläche: 43,17 km2
Einwohner: 19.463 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 451 Einwohner je km2
Postleitzahl: 71263
Vorwahl: 07033
Kfz-Kennzeichen: BB, LEO
Gemeindeschlüssel: 08 1 15 050
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 4
71263 Weil der Stadt
Website: www.weil-der-stadt.de
Bürgermeister: Thilo Schreiber[2] (parteilos)
Lage der Stadt Weil der Stadt im Landkreis Böblingen
KarteLandkreis EsslingenLandkreis TübingenLandkreis ReutlingenLandkreis LudwigsburgStuttgartLandkreis CalwEnzkreisPforzheimMötzingenJettingenHolzgerlingenDeckenpfronnAidlingenEhningenGärtringenHildrizhausenNufringenBondorfGäufeldenHerrenbergWaldenbuchWeil im SchönbuchWeil im SchönbuchAltdorf (Landkreis Böblingen)HolzgerlingenBöblingenSchönaichSteinenbronnMagstadtSindelfingenGrafenau (Württemberg)Weil der StadtRenningenRutesheimRutesheimWeissachLeonberg
Karte
Weil der Stadt, Ansicht des Stadtkerns vom Mittelberg

Weil der Stadt [ˈvaɪ̯ldɛɐ̯​ˌʃtat] ist eine Stadt mit knapp 19.000 Einwohnern im Westen der Region Stuttgart in Baden-Württemberg in Deutschland.

Weil der Stadt ist die fünftgrößte Stadt des Landkreises Böblingen. Sie ist bekannt als Geburtsort des Naturphilosophen und Astronomen Johannes Kepler und des Reformators von Württemberg, Johannes Brenz. Das Stadtbild der ehemaligen Reichsstadt wird dominiert von der Kirche St. Peter und Paul.

Geographie

Lage

Weil der Stadt liegt – 23 km westlich von Stuttgart, 20 km südöstlich von Pforzheim und 30 km nordwestlich von Tübingen – im Heckengäu, einer Übergangslandschaft zwischen Neckarraum und nördlichem Schwarzwald. Die Stadtgemarkung wird von Südosten nach Nordwesten von der Würm durchflossen, an deren Ufern vier der fünf Stadtteile der Stadt (alle bis auf Münklingen) liegen. Der höchste Punkt befindet sich im Nordwesten bei etwa 568 m ü. NN (nordwestlich des „Möttlinger“ Köpfle), der tiefste Punkt im Norden bei etwa 368 m ü. NN (Frohnmühle).

Geologie und Flora

Die Flurböden bestehen aus Muschelkalk und Lehm und sind zumeist steinig. Charakteristisch ist der Bewuchs der hügeligen Landschaft mit Schlehenhecken, ansonsten herrschen Kiefern- und Fichtengehölze sowie Felder vor, vereinzelt gibt es Streuobstwiesen. Im Würmtal finden sich naturgeschützte Sumpfauen. Am Westrand der Gemarkung beginnt bereits der für den Schwarzwald typische Tannen- und Fichtenbestand.

Stadtgliederung

Weil der Stadt besteht aus den fünf Stadtteilen Weil der Stadt, Hausen an der Würm, Merklingen, Münklingen und Schafhausen. Die Stadtteile waren bis in die 1970er-Jahre selbstständige Gemeinden gleichen Namens. Die offizielle Benennung der eingemeindeten Stadtteile erfolgt durch vorangestellten Namen der Stadt und durch Bindestrich verbunden nachgestellt der Name des Stadtteils, sie bilden zudem Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung.[3]

Zum Stadtteil Hausen an der Würm gehören das Dorf Hausen an der Würm und die Häuser Frohnmühle und Obere Sägmühle sowie eine abgegangene Burg und die abgegangenen Ortschaften Oberhausen und Seltenbach. Zum Stadtteil Merklingen gehören das Dorf Merklingen, die Höfe Grenzhof und Heidehöfe und das Haus Riemenmühle sowie die abgegangenen Ortschaften Berghof und Burg Kröwelsau. Zum Stadtteil Münklingen gehört nur das Dorf Münklingen. Zum Stadtteil Schafhausen gehören das Dorf Schafhausen, die Höfe Fuhrmannshöfe, Seitenhöfe und Stubenberghöfe und das Haus Ölmühle. Zum Stadtteil Weil der Stadt gehören die Stadt Weil der Stadt, das Gehöft Güthlerhof und das Haus Planmühle sowie die abgegangenen Ortschaften Blanda, Greckenbach und Talacker.[4]

Nachbargemeinden

Geschichte

Der Ortsname (mittelhochdeutsch Wile, neuhochdeutsch Weil) wurde zur Unterscheidung von anderen Orten der Umgebung namens Weil wie Weil im Dorf oder Weil im Schönbuch um den Zusatz „die Stadt“ erweitert. Da Ortsnamen viel häufiger im Dativ als im Nominativ gebraucht werden, etwa „in Weil, der Stadt“, setzte sich die Dativform durch, zunächst in der an die Mundart (ze Wil 'er Statt) angelehnten Form Weilerstatt, zuletzt wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts Weil der Stadt als Stadtname festgeschrieben. Als vom Stadtnamen abgeleitetes Adjektiv wird meist Weil der Städter gebraucht; in den benachbarten Orten gibt es sowohl „Weil der Städter“ als auch „Weilderstädter Straßen“.

Die spätere Stadt Weil der Stadt entstand als dörfliche Siedlung wahrscheinlich im 6. Jahrhundert – vermutlich auf dem Gelände eines römischen Landsitzes (= villa rustica) – und erhielt den Namen Wila (Wile), der dann später zu Weil wurde. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1075 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV.

Zwischen 1223 und 1242 wurden dem Dorf Weil, das sich bis dahin im Besitz der Grafen von Calw und des Klosters Hirsau befunden hatte, die Stadtrechte durch Kaiser Friedrich II. verliehen. Bereits um 1275 wurde Weil eine Reichsstadt, das genaue Jahr ist unbekannt.

Weil der Stadt 1682, Forstlagerbuch von Andreas Kieser
Ansicht von Weil der Stadt. Kolorierter Stich, Augsburg um 1740.

1373 erhielt Weil der Stadt von Kaiser Karl IV. die Gerichtsbarkeit und das Zollrecht verliehen, 1489 erlangte die Stadt einen ständigen Sitz im Reichstag, der Vertretung der Reichsstände. Während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts befand sie sich unter badischem Einfluss.

Im Gegensatz zum Herzogtum Württemberg wurde in der Reichsstadt Weil die Reformation nicht eingeführt, so dass sie zu einer katholischen Enklave in einem sonst überwiegend lutherischen Gebiet wurde.

In der Zeit der Hexenverfolgungen zwischen 1615 und 1629 wurden bei einer damaligen Einwohnerzahl von 200 Familien 38 Menschen in Hexenprozessen angeklagt, gefoltert und verbrannt.[5]

Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 wurde Weil der Stadt durch französische Truppen geplündert und in Brand gesetzt, wodurch große Teile der Altstadt zerstört wurden. Der Stadtbrand von 1648 gilt neben der Schlacht bei Döffingen 1388 als unheilvollstes Ereignis der Stadtgeschichte.

1803 verlor Weil der Stadt im Rahmen der Mediatisierung seine Reichsfreiheit und fiel an Württemberg. 1869 erhielt die Stadt durch die Schwarzwaldbahn (StuttgartCalw) Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz. Im Jahr 1996 fanden in Weil der Stadt die Heimattage Baden-Württemberg statt.

Eingemeindungen

  • 1. Dezember 1971: Eingemeindung von Hausen an der Würm nach Merklingen[6]
  • 1. Juli 1972: Vereinigung von Weil der Stadt mit Merklingen zur neuen Stadt Weil der Stadt[6]
  • 1. August 1973: Eingemeindung von Schafhausen[7]
  • 1. Januar 1975: Eingemeindung von Münklingen[8]

Stadtteile

Merklingen

Merklingen wurde erstmals 1075 als „Marchilingen“ in einer Besitzurkunde des Klosters Hirsau erwähnt. Die Besitzer des Ortes wechselten mehrmals. Nach den Grafen von Calw ging Merklingen um 1260 an die Grafen von Eberstein und Zweibrücken über. 1276 gelangte es als Lehen an den rheinischen Pfalzgrafen Ludwig. 1296 erwarb das Kloster Herrenalb Hof, Vogtrecht und Niedergerichtsbarkeit und war schließlich 1469 im Besitz des ganzen Ortes. 1496 zwang Herzog Eberhard von Württemberg die Klosteruntertanen, darunter auch das Oberamt Merklingen, den württembergischen Landesherrn anzuerkennen.

Hausen

Würmbrücke in Hausen 2012

Wahrscheinlich war die Gegend um Hausen an der Würm schon um 600 bis 700 n. Chr. besiedelt. Die älteste Erwähnung von Hausen erfolgte jedoch erst 1327 in einer Urkunde des Klosters Herrenalb. 1420 verzichteten zwei Neffen des 1405 verstorbenen letzten Herren von Hausen auf ihre Rechte im Dorf. 1432 ging Hausen an Hans von Steinegg und 1439/40 an das Kloster Herrenalb. Nachdem im Dreißigjährigen Krieg die Herrschaft des Klosters zusammenbrach, fiel Hausen an den Herzog von Württemberg.

Münklingen

Als „Munchelingen“ wird der Ort im Jahr 1075 erstmals urkundlich erwähnt. Bereits im 9. Jahrhundert hatte das Kloster Hirsau hier Güter erworben. Der Ortsadel, die Herren von Malmsheim, mussten ihren Besitz deshalb mit dem Kloster Hirsau und später auch mit dem Kloster Herrenalb teilen. Als die Herren von Weil 1385 Teile des Orts erbten, stand Württemberg bereits der Anteil des Klosters Herrenalb zu, 1424–1448 erwarb es auch deren Lehensrecht. Im Jahr 1500 wurde Münklingen endgültig württembergisch.

Schafhausen

Schafhausen, 1973 eingemeindet

Schafhausen wurde um das Jahr 700 gegründet, urkundlich allerdings als „Scafhusen“ erstmals 1272 erwähnt. Die ersten adeligen Herren waren die Grafen von Calw neben den Herren von Beutelspach. Conrad von Beutelspach verschenkte um das Jahr 1110 einige seiner Güter an das Kloster Hirsau, das seinen Besitz in den folgenden Jahrhunderten ausbaute. 1468 gehörte schließlich der ganze Ort dem Kloster. Da die Grafen von Württemberg die Vogteirechte über das Kloster Hirsau hatten, war der Vogt von Böblingen zugleich Schirmvogt des Klosterfleckens Schafhausen.

Einwohnerentwicklung

Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[9] (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1. Dezember 1871 ¹ 4.586
1. Dezember 1880 ¹ 4.728
1. Dezember 1890 ¹ 4.717
1. Dezember 1900 ¹ 4.754
1. Dezember 1910 ¹ 4.766
16. Juni 1925 ¹ 5.025
16. Juni 1933 ¹ 5.136
17. Mai 1939 ¹ 5.495
13. September 1950 ¹ 8.174
Jahr Einwohner
6. Juni 1961 ¹ 10.014
27. Mai 1970 ¹ 12.466
31. Dezember 1980 15.239
27. Mai 1987 ¹ 16.145
31. Dezember 1990 17.266
31. Dezember 1995 18.130
31. Dezember 2000 19.085
31. Dezember 2005 19.113
31. Dezember 2010 18.864
31. Dezember 2015 18.652

Religion

Der Stadtkirche St. Peter und Paul war ein Landkapitel des Archidiakonats Trinitatis im Bistum Speyer zugeordnet

Das Gebiet um Weil der Stadt gehörte ursprünglich zum römisch-katholischen Bistum Speyer und war dem Archidiakonat Trinitatis zugeordnet, das wiederum in die Landkapitel Weil der Stadt, Grüningen und Vaihingen an der Enz unterteilt war.

Heute sind in der Stadt und ihren Stadtteilen diverse Kirchen vertreten. Bemerkenswert ist die bis heute fortdauernd starke Stellung der römisch-katholischen Kirche in Weil der Stadt; im Gegensatz zu vielen anderen Reichsstädten entschieden sich die Weiler im 16. Jahrhundert gegen die Einführung der Reformation. Die eingemeindeten Stadtteile Merklingen, Münklingen, Hausen und Schafhausen sind hingegen seit der Reformation durchweg protestantisch geprägt.

Das ökumenische Zusammenleben der beiden großen Kirchen ist traditionell freundschaftlich. In Weil der Stadt gibt es ferner die Christus-Gemeinde, eine evangelische Freikirche im Mülheimer Verband freikirchlich-evangelischer Gemeinden. Weiterhin besteht eine Kirche der Gemeinde St. Johannes der Täufer der griechisch-orthodoxen Kirche von Antiochien.

Die islamische Reformgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat verfügt über eine Moschee in Weil der Stadt. Die Moschee liegt hinter der syrisch-orthodoxen Kirche.

Die Neuapostolische Kirche liegt an der Paul-Reusch-Straße in der Nähe der Brenzkirche.

Politik

Marktplatz Weil der Stadt, Blick auf Rathaus und Keplerdenkmal

Gemeinderat

In Weil der Stadt wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Weil der Stadt hat nach der letzten Wahl 23 Mitglieder (vorher 26). Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis.[10] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2014
Sitze
2014
%
2009
Sitze
2009
Kommunalwahl 2014
 %
40
30
20
10
0
30,53 %
27,90 %
22,24 %
13,59 %
5,74 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
+2,78 %p
+1,74 %p
+2,16 %p
−2,40 %p
−4,28 %p
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 30,53 7 27,75 8
FW Freie Wählervereinigung Weil der Stadt e. V. 27,90 7 26,16 7
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 22,24 5 20,08 5
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 13,59 3 15,99 4
FDP Freie Demokratische Partei 5,74 1 10,02 2
gesamt 100,0 23 100,0 26
Wahlbeteiligung 48,83 % 51,72 %

Stadtwappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In geteiltem Schild oben in Gold der rot bewehrte und rot bezungte schwarze Reichsadler, unten in Rot gespalten, vorne ein blauer Schräglinksbalken, belegt mit den goldenen Großbuchstaben SPQR, hinten zwei schräg gekreuzte goldene Schlüssel, deren Bärte nach oben und außen gerichtet sind.“

Der schwarze Adler im oberen Wappenfeld ist das Zeichen der deutschen Kaiser und wurde der Reichsstadt als Bestätigung ihrer Reichsunmittelbarkeit verliehen. Der lateinische Schriftzug SPQR (= Senatus Populusque Romanus, Senat und Volk von Rom) im linken (heraldisch: rechten) unteren Wappenfeld deutet die Ursprünge Weil der Stadts aus einem römischen Landsitz (Villa) an, bezieht sich jedoch vor allem auf seine reichsstädtisch-republikanische, am römischen Recht ausgerichtete Verfassung. Die beiden gekreuzten Schlüssel im rechten (heraldisch: linken) unteren Feld schließlich stehen für den Apostel Petrus, einen der Patrone der römisch-katholischen Stadtkirche Sankt Peter und Paul.

Städtepartnerschaften

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Weil der Stadt liegt an der württembergischen Schwarzwaldbahn und ist mit der S-Bahn-Linie S6 (über Leonberg, Stuttgart-Zuffenhausen, Stuttgart Hauptbahnhof nach Stuttgart Schwabstraße) an das Liniennetz der S-Bahn Stuttgart angeschlossen. Auch über die mittlerweile stillgelegte Schienenverbindung nach Calw fuhren bis 1983 Personenzüge – eine Reaktivierung dieser so genannten „Hermann-Hesse-Bahn“ durch den Landkreis Calw ab Dezember 2020 ist geplant. Der öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) gewährleistet. Von Weil der Stadt aus verkehren Busse nach Böblingen, Calw, Bad Liebenzell und Pforzheim.

Über die Bundesstraße 295 (Stuttgart–Calw) ist Weil der Stadt an das überregionale Straßen- und Autobahnnetz angebunden.

Außerdem führt der Schwarzwald-Schwäbische-Alb-Allgäu-Weg, auch als „Hauptwanderweg 5“ bezeichnet, durch Weil der Stadt, ein Fernwanderweg des Schwäbischen Albvereins.

Ansässige Unternehmen

Die Wolldeckenfabrik Weil der Stadt war bis zum Konkurs 1996 ein wichtiges Unternehmen in Weil der Stadt.

In Stuttgart begründet, hat heute die Fortuna Spezialmaschinen GmbH ihren Sitz am Ort.

Bildung

Die Stadt verfügt über Bildungseinrichtungen, auf denen alle Schulabschlüsse erworben werden können.

Überdies wirken die

  • Städtische Musikschule
  • Zweigstelle der Volkshochschule Leonberg
  • Landesakademie für Jugendbildung e. V. (in Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg, des Landkreises Böblingen und zahlreicher Jugendverbände)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Geburtshaus von Johannes Kepler, heute Keplermuseum
Turm der Stadtkirche Sankt Peter und Paul im Winter
Stadtmauer mit Rotem Turm und Storchenturm in der Blauen Stunde

Museen

Bauwerke

In allen fünf Stadtteilen der Stadt gibt es historische Bauwerke, Brunnen und Skulpturen.

Die Altstadt von Weil der Stadt besteht aus drei Teilbereichen. Im unteren Bereich am linken Würmufer, der auf das 14. Jahrhundert zurückgehenden Renninger Vorstadt, haben sich mittelalterliche und frühneuzeitliche Handwerkerhäuser und -läden sowie das Spital (1358) mit der sehenswerten Spitalkapelle und ihrem spätgotischen Figurenaltar der Heiligen Sippe Mariens (um 1480), dem barocken Apostel- und dem Nothelferaltar (beide um 1750) sowie dem Arma-Christi-Fresko (aus dem 14. Jahrhundert, wiederentdeckt 1977) erhalten. Die teilweise begehbare Stadtmauer mit vier Wehrtürmen – besonders schön ist der Storchenturm – und dem Königstor umschließt die 1648 vom Stadtbrand weitgehend verschont gebliebene Renninger Vorstadt fast vollständig. Mittelpunkt ist der Viehmarkt mit Brunnen und Kinocenter (Badtorstraße). Am rechten Würmufer befindet sich der Stadtfriedhof mit der Kapelle Sankt Michael (ältester erhaltener Grabstein von 1506).

Der auf einem Hügelausläufer gelegene historische Stadtkern – Keimzelle der ehemaligen Reichsstadt und seit dem 6. Jahrhundert besiedelt – schließt sich unmittelbar westlich an. Sehenswert sind insbesondere die malerische Stuttgarter Straße und der Marktplatz mit dem Rathaus aus der Zeit der Renaissance (1582), dem Alten Rathaus, dem Speidelschen Haus, dem Stadtmuseum, dem Keplermuseum und dem Keplerdenkmal (1870 von August von Kreling), das an zentraler Stelle an den größten Sohn der Stadt, den Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler erinnert. Auf die Fastnachtstradition verweist der Narrenbrunnen am Speidelsberg, überdies lohnen das ehemalige Augustinerkloster (1294–1803) mit dem Marienbrunnen sowie der Delphinbrunnen einen Besuch. Über dem Stadtkern erhebt sich das bedeutendste Baudenkmal Weil der Stadts, die ab dem 15. Jahrhundert als Nachfolgerin einer romanischen Basilika errichtete Stadtkirche Sankt Peter und Paul, ein spätgotischer Hallenbau aus regionaltypischem Buntsandstein mit drei Türmen, manieristischem Sakramentshaus (1611), barockem Hochaltar (1700), prunkvoller Kanzel (1742) sowie bemerkenswerter Sakralkunst des 20. Jahrhunderts. Den nordwestlichen Abschluss der Altstadt bildet die Heilig-Kreuz-Kapelle (1739), den westlichen ein weiteres Teilstück der Stadtmauer mit dem Judentor (1534). Außerhalb der historischen Stadtbefestigung steht die neugotische evangelische Brenzkirche (1889), benannt nach dem in Weil der Stadt geborenen württembergischen Reformator Johannes Brenz.

Südlich schließt sich der kleinste und jüngste Teilbereich der Altstadt an, die Furter Vorstadt am Talackerbach, mit der als Galerie und Veranstaltungsort genutzten Wendelinskapelle (15. Jahrhundert) und dem Floriansbrunnen.

Auch in den Stadtteilen finden sich sehenswerte Baudenkmäler. In Merklingen stehen die Remigiuskirche und das frühgotische Steinhaus inmitten einer von Gräben und einem Brückentor eingefassten Kirchenburganlage. Die Cyriakuskirche in Schafhausen besitzt eine wertvolle Rokokokanzel, im höchstgelegenen Stadtteil Münklingen hat sich der Jakobsbrunnen, ein historischer Rastort am Pilgerweg nach Santiago de Compostela erhalten. In Hausen kann die alte fünfbögige Buntsandsteinbrücke über die Würm besichtigt werden.

  • Stadtkirche Sankt Peter und Paul
  • Spitalkapelle und Spital
  • Marktplatz und Stuttgarter Straße
  • Keplerdenkmal
  • Augustinerkloster
  • Stadtmauer, Storchenturm und Judentor
  • Kirchenburg (Merklingen)
  • Würmbrücke (Hausen)

Kepler-Gesellschaft

Die Kepler-Gesellschaft e. V. ist ein Verein, der sich dem Erbe Johannes Kepler verpflichtet fühlt und die naturwissenschaftliche Bildung fördern will.[11] Der Verein unterhält das Keplermuseum, das Keplerarchiv im Stadtarchiv und die Johannes-Kepler-Sternwarte auf dem Dach des Johannes-Kepler-Gymnasiums. Er betreibt Öffentlichkeitsarbeit, indem er öffentliche Vorträge anbietet, den Kepler-Förderpreis in Kepler-Gymnasien der Europäischen Union verleiht und eine Jugendgruppe betreut. Die Universitäten Tübingen und Stuttgart sind Kooperationspartner der Kepler-Gesellschaft.

Am 2. Juni 2012 eröffnete Weil der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Verein einen nach Johannes Kepler benannten Planetenweg. Der Planetenweg verläuft zwischen Weil der Stadt und dem zur Nachbargemeinde Tiefenbronn gehörigen Teilort Mühlhausen.

Sport

Die Sportvereinigung (Spvgg) Weil der Stadt ist der örtliche Sportverein. Er wurde 1861 gegründet und hat mehr als 1900 Mitglieder. Die Spvgg hat folgende Abteilungen: Breitensport, Faustball, Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Tennis, Tischtennis und Turnen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Fastnacht

In Weil der Stadt wird jährlich vor dem Aschermittwoch die schwäbisch-alemannische Fastnacht (Fasnet) gefeiert. Das bis ins Mittelalter zurückreichende Fastnachtsbrauchtum wurde erstmals 1656 wiederbelebt, als der Magistrat Fastnachtsspiele, Musik und Tanzvergnügen gestattete. Nach einem Verbot der „Mummerey“ im 18. Jahrhundert blühte das Narrentreiben an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wieder auf. Im Jahre 1863 fand der erste Fastnachtsumzug statt, 1930 der erste Narrensprung der Weiler Narrenzunft „AHA“. Heutzutage nehmen an dem von der Narrenzunft alljährlich am Fastnachtssonntag veranstalteten Fastnachtsumzug über 1000 Maskenträger aus der gesamten Region teil. Es werden Besucherzahlen zwischen 10.000 und 40.000 gezählt.

Da die Stadt bis 1821 zum Bistum Speyer gehörte und nahe der Nordgrenze des schwäbischen Dialektraums liegt, weist die in der schwäbisch-alemannischen Tradition stehende Weiler Fasnet auch einige Einflüsse aus der in der Pfalz beheimateten Form des rheinischen Karnevals auf – ähnlich wie auch die Fastnacht in Neuhausen auf den Fildern, das über Jahrhunderte ebenfalls eine katholische, zu Speyer gehörige Enklave im protestantischen Württemberg war.

Persönlichkeiten

Keplerdenkmal vor dem Rathaus

Söhne und Töchter

Personen mit Bezug zur Stadt

  • Katharina Kepler (um 1547–1621), aufgewachsen in Weil der Stadt, brachte hier neben ihren anderen Kindern ihren berühmtesten Sohn, Johannes Kepler, zur Welt. Sie war Angeklagte in einem der berühmtesten Hexenprozesse der Neuzeit.
  • Carlo Schmid (1896 Perpignan/Frankreich–1979 Bad Honnef), Jurist und Politiker, einer der Väter des Grundgesetzes, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, besuchte in Weil der Stadt die Schule.
  • Hans Gerhard Ganter (* 1945), 1991–2010 Richter am IX. Zivilsenat des BGH, davon 2008–2010 dessen Vorsitzender, wohnt in Weil der Stadt.
  • Bernd Riexinger (* 1955), seit 2012 Vorsitzender der Partei DIE LINKE., wuchs in Münklingen auf und gründete in den 1970er-Jahren gemeinsam mit Anderen in der Besengasse 1 eine linke Wohngemeinschaft.[12][13]
  • [14]

Literatur

  • Otto Borst, Joachim Feist: Weil der Stadt. Konrad Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0579-5.
  • Benno Forstner, Johannes Gienger, Volker Würthwein: Weil der Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 1982.
  • Felix Hammer: Weil der Stadt. Spital und Kapelle. Schnell & Steiner, Regensburg 1998, ISBN 3-7954-5242-2.
  • Werner Hubig: Konflikte in Weil der Stadt während des 17. und 18. Jahrhunderts. Verfassungsentwicklung einer kleinen Reichsstadt von 1648 bis 1803. Europäische Hochschulschriften, Reihe 3, Bd. 602, Peter Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / New York / Paris / Wien 1994, ISBN 3-631-47332-X.
  • Matthias Köhler, Felix Hammer, Franz-Josef Stiele-Werdermann: Weil der Stadt. Kath. Stadtkirche St. Peter und Paul. Schnell & Steiner, Regensburg 1992, ISBN 3-7954-4698-8.
  • Siegfried Schütz: Die Fasnacht in Weil der Stadt. Berichte und Mitteilungen des Heimatvereins Weil der Stadt, Nr. 1, 1967.
  • Siegfried Schütz: Die neue Stadt Weil der Stadt. Ein synoptischer Überblick über ihre gemeinsame Geschichte. Verlag Oswald Nussbaum, Weil der Stadt 1975.
  • Siegfried Schütz, Wolfgang Schütz: Das alte Weil. Ein Streifzug mit Tusche und Feder durch die ehemalige Reichsstadt. Erwin Scharpf, Weil der Stadt 1983.
  • Wolfgang Schütz: St. Peter und Paul Weil der Stadt. Hrsg.: Katholische Kirchengemeinde Weil der Stadt, Erwin Scharpf, Weil der Stadt 1989.
  • Wolfgang Schütz: Die historische Altstadt von Weil der Stadt. Leitfaden zu einem Stadtrundgang. Hrsg.: Stadt Weil der Stadt, Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1996.
  • Wolfgang Schütz: Der Galgenberg ruft. Chronik des Johannes-Kepler-Gymnasiums Weil der Stadt und seiner Vorgängerschulen. Hädecke-Verlag, Weil der Stadt 2007, ISBN 978-3-7750-0708-5.
  • Louis Speidel: Urwüchsiges aus Weil der Stadt. Verse und Reime über die Würmtal-Metropole. Hädecke-Verlag, Weil der Stadt 2001, ISBN 3-7750-0374-6.
Commons: Weil der Stadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. https://www.weil-der-stadt.de/
  3. Hauptsatzung der Stadt Weil der Stadt vom 27. Mai 2008 (PDF-Datei; 34 kB)
  4. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 129–134
  5. Baschwitz, Kurt: Hexen und Hexenprozesse, Bertelsmann Verlag, München, 1990, S. 252
  6. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 452 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 459 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 460 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  9. Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2012@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2014. Vorläufiges Endergebnis Stand 26. Mai 2014, Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart, online auf Wahlen.KDRS.de, abgerufen am 9. Januar 2017.
  11. Website der Kepler-Gesellschaft e. V.
  12. Rafael Binkowski: Wilde Teenager (Stuttgarter Zeitung). Abgerufen am 5. August 2017.
  13. Rafael Binkowski: Theater gegen das Establishment. Stuttgarter Zeitung, abgerufen am 5. August 2017.
  14. Lars-Marten Nagel: Markus Frohnmaier (AfD): Berlin fördert radikalen Islam. In: DIE WELT. 25. April 2016 (welt.de [abgerufen am 2. Oktober 2017]).