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Talg

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Talg (Unschlitt, Inselt, lat. Sebum, frz. Suif, engl. Tallow) nennt man das viskos Hautfett, das unter hormonaler Steuerung aus Talgdrüsen entsteht. Talg ist in der Regel eine feste, gelbliche Masse.

Tierische Talge enthalten hauptsächlich Fettsäuren mit gerader Anzahl von Kohlenstoff-Atomen. Es kommen jedoch auch Fettsäuren mit ungerader C-Zahl vor. Beispiele hierfür sind die Pentadecan- (C15) und die Margarinsäure (C17).

Schon in frühen Kulturen wurde Talg zur Herstellung von Seifen und Salben benutzt.

Geschichte

Als Handelsware kommen nur Rinder- und Schaf- (Hammel-, Schöpsentalg) in Betracht, die für die wichtigste technische Verwendung in Kerzen- und Seifenfabriken als gleichwertig angesehen und ohne Rücksicht auf ihre Abstammung, auch miteinander vermischt, als Talg in den Handel kommen.

Gewinnung

Zum Ausschmelzen des Talges in Kleinbetrieben erhitzt man die zerkleinerte Rohmasse mit Wasser, bisweilen unter Zusatz von etwas Schwefelsäure auf freiem Feuer, neuerdings auch wohl durch Einleiten von Dampf. Beim Großbetriebe werden ausschließlich doppelwandige, oben geschlossene Kessel benutzt, aus denen die übelriechenden Dämpfe in einen hohen Schornstein oder in die Feuerung eingeleitet werden. Das ausgeschmolzene und von den Grieben abgeseihte Fett bildet für sich eine Handelsware, die aber für die Herstellung von Kerzen und Seifen nicht rein genug ist, sondern einem nochmaligen Läuterungsverfahren unterzogen wird (roher und geläuterter Talg).

Handel

Die Hauptmenge des im Inlande gewonnenen Talges geht von den Fleischern und Schlachthöfen direkt an die Seifensieder, doch findet sich auch Inlandsware im Handel und wird dann den besseren Sorten, dem polnischen, holländischen und dänischen Talg gleichgestellt und dem russischen sogar vorgezogen. Der größte Teil der Handelsware stammt aus Russland, und zwar der Schaftalg mehr aus dem Süden vom Schwarzen Meer aus, der Rindertalg hauptsächlich aus den inneren und nördlichen Provinzen von Archangelsk und Sibirien über Petersburg und andere westliche Häfen. Zur Verpackung dienen Holzfässer, die beim weißen Talg die eigenartige Form eines abgestumpften Kegels mit Bodenflächen von 75 und 45 cm Durchmesser zeigen. Die vielfach übliche Lagerung der Fässer auf freiem Deck ohne Schutz vor der Sonne ist für die Haltbarkeit von Nachteil. Für die aus dem Inneren kommenden Sendungen bestehen in Petersburg besondere Warenhäuser, in denen Sachverständige die Waren prüfen, sortieren und mit dem Wertstempel versehen. Die große Erzeugung Australiens und Argentiniens geht größtenteils nach England.

Sorten

Nach der Farbe unterscheidet man meist weißen, d. i. Hammeltalg, und gelben, d. i. Rindertalg, von denen der erstere etwas härter und spröder ist, aber leichter gelb und ranzig wird als der weiche und schlüpfrige Rindertalg. Wichtiger ist die Unterscheidung nach der Verwendung in Lichtertalg und Seifentalg. Der wertvollere Lichtertalg, der die reinere, hellere und härtere Ware umfaßt, zerfällt in die Vorzugssorte, den gelben Lichtertalg, der aus nahezu reinem Rindertalg bestehen soll, und in den weißen Lichtertalg, der in bester Beschaffenheit von Woronesch kommt. Der Seifentalg umfaßt die bessere Sorte, den sibirischen Seifentalg, und den gewöhnlichen Talg. Die Wertbemessung des Talges erfolgt auf Grund des als Talgtiter bezeichneten Erstarrungspunktes der Fettsäuren. Außer zur Herstellung von Kerzen und Seifen findet Talg bei der Lederbearbeitung und als Schmiermittel ausgedehnte Anwendung. Der von Apothekern zu Pflastern und Salben benutzte Talg wird nicht dem Handel entnommen, sondern aus frischem Rohstoff ausgeschmolzen. Die Verwendung als Nahrungsmittel und die chemische Zusammensetzung ist in den Abschnitten Rindertalg und Schaftalg besprochen worden.

Siehe auch: Splißhorn


Dieser Artikel basiert auf einem Text aus Merck's Warenlexikon