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Preußen (Schiff, 1902)

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Preußen war der Name mehrerer Schiffe. Das bekannteste Schiff dieses Namens war das Fünfmastvollschiff der Reederei Laeisz, das größte reine Rah-Segelschiff Deutschlands.

Datei:Preussen (Model).jpg
Modell der Preußen

Die Preußen, wegen ihrer eleganten Linien trotz der hohen Ladekapazität, ihrer majestätischen Erscheinung unter Vollzeug und ihrer besonderen Segeleigenschaften "Königin der See", auch "Königin der Königinnen der Meere" genannt, war das größte reine Rah-Segelschiff (nie mit einem Hilfsantrieb ausgerüstet) Deutschlands und der Welt in Stahlrumpfbauweise. Größer waren: der Welt größtes Segelschiff (aber anfänglich mit Motoren ausgerüstet), die französische Fünfmastbark FRANCE II, die R. C. RICKMERS, eine Auxiliar-Fünfmastbark, und der us-amerikanische Siebenmastgaffelschoner THOMAS W. LAWSON - größtes je gebautes reines Segelschiff und größter Schoner.

Beschreibung

Das Fünfmastvollschiff wurde 1902 auf der Werft der Joh. C. Tecklenborg AG in Geestemünde (Bremerhaven) aus bestem Siemens-Martin-Stahl gebaut und war das einzige seiner Art in der Welthandelsflotte. Es fuhr unter der Flagge der Hamburger Reederei F. Laeisz (FL) und war der größte, berühmteste und schnellste Segler der Flying-P-Linie (das bis dahin PREUSSEN genannte Vollschiff der Reederei wurde in POSEN (nach der polnischen Stadt Posen) umbenannt). Die Rumpfkonstruktion entsprach dem Dreiinselschiffs-Typ, der von F. Laeisz bevorzugte Schiffstyp bei allen Vier- und Fünfmastrahseglern. Alle Masten und Spieren (außer der Besangaffel) waren aus Stahlrohr gebaut. PREUSSEN fuhr als Fünfmastvollschiff ein modernes Standardrigg mit doppelten Mars- und Bramrahen und Royalsegel, also 30 Rahsegel in sechs Stockwerken an den fünf Masten. Dazu hatte sie "Jarvis"-Brasswinden (benannt nach dem schottischen Kapitän John Charles Barron Jarvis (1857-1935)) an allen Masten, des weiteren andere mechanische Hilfsmittel zur Unterstützung der Arbeit an Deck. Sie war ein starkes Schiff und brauchte keinen Sturm zu scheuen (Tradition der FL-Segler). Selbst bei Windstärke "9" konnte sie wenden! Britische Seeleute ihrer Zeit hielten sie für den schnellsten Segler (nie eingestellte Rekordreise nach Iquique in 57 Tagen 1903, höchste Etmale 392 sm (voll beladen) und 426 sm, "fahrplanmäßige" Reisen, zwei komplette Rundreisen nach Chile) im Jahr. Sie war der Höhepunkt des Segelschiffbaus, absolut ökonomisch und effizient konstruiert als frachtfahrendes Segelschiff nach Maßgabe der Reederei - sie verdiente ihr Geld trotz der überwiegenden Ballastfahrten nach Chile. Denn FL war auch Eigner der Salpeter-Ladungen, die dann entsprechend verkauft wurden. Die PREUSSEN war der Stolz von Mannschaft und Kapitän und erforderte natürlich bestes Personal. Damit war sie wegen ihrer ausgezeichneten Segeleigenschaften problemlos zu manövrieren, auch wenn bei Windstärke 8 und mehr wegen des ungeheuren Drucks auf die Ruderanlage zwei Mann das 2 m hohe Doppelruderrad halten mußten. Ein Vergleich mit dem bekanntesten Klipper: die berühmte CUTTY SARK transportierte circa 1.700 tons mit 35 Mann, PREUSSEN dagegen 7.874 tons (à 1,016 t, = 8.000 t) mit 45 - 49 Mann. Die seltene Auslastung der Schiffskapazität bei der Ausreise lag vor allem am mangelnden Frachtaufkommen für Segler nach Chile (Dampfer - Konkurrenz). Selbst kleinere Segler hatten in dieser Zeit auf Grund des Niedergangs der Segelschifffahrt oft keine Fracht erhalten.

Sie machte insgesamt 13 Reisen unter ihren beiden berühmten Schiffsführern, Kapt. Boye Richard Petersen und Kapt. Jochim Hans Hinrich Nissen, davon 12 nach Chile, eine über New York nach Jokohama, Chile und zurück nach Europa.

Die PREUSSEN kollidierte am 6. November 1910 mit dem englischen Dampfer BRIGHTON im Ärmelkanal, der vorschriftswidrig vor dem Bug des Seglers kreuzte. Als man ihn in den Hafen von Dover schleppen wollte, rissen die Seile (aufkommender Sturm), und die PREUSSEN strandete nach dem Versuch, sich eigenständig aus der Lage zu befreien, auf den Klippen vor dem rettenden Hafen. Es gelang nicht einmal, mit 12 Schleppern das Vollschiff zu befreien. Das Wrack verfiel mit der Zeit.

Schiffsdaten

Preußen (Seedienst Ostpreußen)

Ein weiteres Schiff namens Preußen fuhr im Rahmen des Seedienstes Ostpreußen für die Reederei Bräunlich zwischen 1926 und 1944 von Kiel/Travemünde entlang der südlichen Ostseeküste nach Pillau in Ostpreußen.