Die Tageszeitung
Vorlage:Publikation die tageszeitung (Abkürzung taz) ist die siebtgrößte überregionale Tageszeitung in Deutschland. Sie wurde 1978 in West-Berlin als linkes, selbstverwaltetes Zeitungsprojekt gegründet. Verschiedene Politologen bezeichnen das Blatt als Sprachrohr der Neuen Linken, das eine Scharnierfunktion zwischen demokratischem Sozialismus und extremer Linke einnehme. Herausgeber ist die taz-Verlagsgenossenschaft e.G. Seit 1999 ist Bascha Mika Chefredakteurin des Blattes.
Die Zeitung
Die verkaufte Auflage der taz beträgt rund 60.000 Exemplare, davon fast 50.000 im Abonnement. Die taz ist bundesweit erhältlich und erscheint täglich von Montag bis Sonnabend. Sie erscheint im so genannten Berliner Format. Damit ist sie etwas kleiner als die anderen großen überregionalen Zeitungen, die im Norddeutschen Format erscheinen. Seit dem 12. Mai 1995 (seinerzeit als erste deutschsprachige Zeitung) stellt die taz ihre Inhalte vollständig ins Internet.
Regionalausgaben
Von Anfang an erschien die taz mit einem Berliner Regionalteil. Dieser ist heute auch Bestandteil der in den ostdeutschen Bundesländern vertriebenen Ausgaben. Des Weiteren gibt es die Regionalausgaben NRW und Nord, letztere für die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Spezialisiertere Regionalausgaben, etwa die münster taz, taz ruhr oder eigene Ausgaben für Bremen und Hamburg sind in den großen Regionalausgaben aufgegangen. Die taz nord umfasst neben der Mantelzeitung drei Seiten allgemeinen Regionalteil und eine Wechselseite jeweils für die Länder Bremen und Hamburg.
Geschichte
Die taz entstand in Folge des Tunix-Kongresses (Januar 1978 in Berlin) und war auch eine Reaktion auf den „Deutschen Herbst“ 1977. Die erste Vorausgabe erschien am 27. September 1978 (interessanterweise trug sie aber das Datum 22. September – ganze 5 Tage hatte die Bearbeitung der ersten „Nullnummer“ gedauert). Die erste reguläre Ausgabe der taz erschien dann am 17. April 1979. Die Zeitung verstand sich als Alternative zum bisher ausschließlich bürgerlich orientierten Zeitungsmarkt mit der Zielgruppe Studenten, Alternative, Grüne, Linksliberale, linke Sozialdemokratie und die vor allem ab 1980 stark anwachsende Hausbesetzerbewegung.
Politische Ausrichtung
Datei:Tazpin1.jpg | ![]() |
Die taz, die traditionell links steht, kritisierte häufig die rot-grüne Regierung, positionierte sich jedoch vor der Bundestagswahl 2005 deutlich gegen eine mögliche CDU-Regierung. Unter anderem entwarf sie Protest-Buttons gegen eine mögliche Bundeskanzlerin Angela Merkel, gegen die geplante "Kopfpauschale" und gegen ein kritikloses Verhältnis zur Politik des US-Präsidenten George W. Bush.
Die taz steht absolut hinter der Rechtschreibreform und wünscht sich sogar eine noch radikalere Reform bis hin zur Kleinschreibung wie im Englischen.
Bezahlung der Mitarbeiter
Rund 250 Angestellte in Redaktion und Verlag arbeiten für die taz. Die taz konnte es sich nie leisten, ihre Angestellten branchenüblich zu bezahlen. Bis 1991 gab es einen Einheitslohn für alle Angestellten, vom Layouter bis zur Chefredakteurin. Seither gibt es "Verantwortungszuschläge" von wenigen hundert Euro, etwa für die Leiter der einzelnen Ressorts. Der Bruttolohn für die meisten Angestellten liegt laut taz-Haustarif bei rund 2.000 Euro im Monat, es gibt kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.
Abokampagnen
Seit ihrer Gründung stand die taz mehrmals vor dem finanziellen Kollaps. Mit ausgefallenen Kampagnen hat die Zeitung immer wieder versucht, mehr Abonnenten zu bekommen. Während einer Erpressungs-Kampagne drohte die Redaktion zum Beispiel: wenn in dieser Woche nicht genug neue Abos abgeschlossen werden, erscheint die Zeitung einen Tag lang ohne Fotos, ohne Kritik, als Boulevardblatt usw. Im ersten Halbjahr 2003 konnte die taz erstmals in ihrer Geschichte einen Gewinn verbuchen. In einem Beitrag für die taz unterstellte daher der Herausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, der Leserschaft der taz Masochismus, da sie sich freiwillig regelmäßigen Nötigungen zum Abschluss eines Abos aussetzen.
Ende 2003 suchte die taz Kapitalgeber für die taz EntwicklungsKommanditgesellschaft, die unter anderem seit dem 8. Dezember 2003 einen täglichen Lokalteil in Nordrhein-Westfalen finanziert. Bis heute verdienen Redakteure bei der taz deutlich weniger als in anderen Zeitungen, zum Teil verzichten sie aus Solidarität mit der Zeitung auf einen Teil ihres Gehalts.
Im Winter 2004 startete die taz mit dem ExtraBlatt – Erlesenes erhalten eine Abokampagne, mit der zugleich auf die besondere Bedeutung von Tageszeitungen im Allgemeinen aufmerksam gemacht werden soll. Als Autoren konnten zum Beispiel Juli Zeh, Michael Jürgs, Maxim Biller, F. W. Bernstein oder Michael Rutschky gewonnen werden. Einen zeichnerischen Ost-West-Dialog steuerten die Cartoonisten Eckhard Henscheid und Manfred Bofinger bei.
Seit dem 30. April 2005 hat die taz eine neue Titelseite, mit der sie vor allem versucht, die Zahl der Kioskkäufe zu erhöhen. So steht jetzt ein Thema mehr im Mittelpunkt, was auch durch ein großes Bild unterstrichen wird.
Der reguläre Abopreis beträgt 30 € je Monat (StandardPreis) [sic], kann jedoch auf 21,50 € gekürzt werden (ErmäßigterPreis) oder auf 37€ angehoben werden (PolitischerPreis). Welcher Preis bezahlt wird soll sich an der finanziellen Kraft des Abonnenten entscheiden, jedoch findet keine Überprüfung statt; die taz vertraut hier darauf, dass die Abonnenten den Wert der tageszeitung kennen. Des Weiteren gibt es noch das digitale taz-Abo, das wahlweise aus text-, html-, oder PDF-Dateien besteht. Enthalten sind alle Regionalseiten und Le Monde diplomatique für 10 € im Monat.
Im Sommer 2005 bot die taz ein Neuwahl-Abo an. Bis zum 18. September 2005, also den Bundestagsneuwahlen, konnte der Abonnent ein Kurzabo zum Preis von 50 € beziehen. Dieses soll nach der Wahl und abgeschlossener Regierungsbildung in ein Abo zum Politischen Preis (36€/Monat)umgewandelt werden, abzüglich der Prozentzahl der Union bei einem Wahlsieg von Angela Merkel (mit oder ohne FDP), oder abzüglich der Prozentzahl der SPD bei einer großen Koalition oder abzüglich 100% für den Fall, dass rot-grün an der Macht bleibt (in diesem Fall wäre das Abo also gratis).
Nach der Bundestagswahl 2005, als feststand, dass es auf eine große Koalition zugeht, kam von der taz das Angebot eines Große-Koalition-bewirkt-Großes-Abo. Dabei handelte es sich um ein Abo zum normalen Abopreis, das dem Leser eine Verknüpfung der politischen Entwicklung und dem Abonnement suggerierte. Dabei galt das Abo für eine Legislaturperiode; während der darauffolgenden Legislaturperiode war es umsonst. Die Aboanzeige war aber so aufgemacht, dass es schien, als ob Wirtschaftsaufschwung oder weitere Depression sich unterschiedlich auf das Abo auswirken.
Aufsehen erregende Aktionen
Nachdem seit dem 26. Februar 1990 eine in der DDR produzierte taz ddr erschienen war, veröffentlichte diese im Juni 1990 als erste Zeitung in einer Sondernummer die Liste aller Stasi-Objekte in der DDR. Im Dezember 1991 ging die dann so genannte taz Ost in der Mutterzeitung auf.
Bei der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003 unterstützte die taz die Sängerin Senait mit dem Lied Herz aus Eis. Den Text des Liedes durften die Leser der taz verfassen, ebenso standen mehrere Melodien zur Auswahl. In der deutschen Vorentscheidung kam Senait auf den dritten Platz.
In der Samstagausgabe vor der Landtagswahl in Bayern verkündete die taz auf der Titelseite "Stoiber erringt klaren Sieg" das vorläufige Wahlergebnis, die Lottozahlen und Bundesligaergebnisse.
Im Dezember 2003 wurde die Redaktion im Rahmen der Studentenproteste gegen die Etatkürzungen an den Berliner Universitäten eine Zeit lang besetzt.
Im Mai 2004 startete die taz anlässlich der geplanten Liberalisierung des Kartellrechtes für Zeitungen eine tägliche Reihe zu Einzeitungskreisen, und machte damit erfolgreich auf die zunehmende Pressekonzentration aufmerksam.
Die tageszeitung, die bereits seit 1982 ihren Titel klein schreibt, veröffentlichte am 12. August 2004 eine Ausgabe in einer gemäßigten Kleinschreibung. Dies war als Gegenreaktion auf die Ankündigung einiger deutscher Verlage zur Rückkehr zur alten Rechtschreibung gedacht.
Aus Urheberrechtsgründen durfte die taz ihrer Rubrik „Tagesschau“ nicht weiterhin diesen Namen geben. Seitdem nennt sie die Rubrik „verboten“, darunter stand bis zur Reform der Seite eins am 30. April 2005 in kleiner Schrift „verboten darf nicht tagesschau heißen.“
Ein Markenzeichen der taz sind Überschriften, die bissige Kommentare zur eigentlichen Nachricht enthalten. Dazu zählen zum Beispiel die Titelseiten
- „Li macht Peng“ (zum Atomtest des chinesischen Ministerpräsidenten Li Peng)
- „Holzmann saniert Schröder“ (zur Intervention Gerhard Schröders bei der angeschlagenen Philipp Holzmann AG)
- „Oh, mein Gott“ (zur Wahl von Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI.)
- „Reagan jetzt im Reich des Guten“ (zum Tode von Ronald Reagan, der die Sowjetunion einst als „Reich des Bösen“ bezeichnete)
- „Ein starker Abgang“ (zum Tod von Jürgen Möllemann, der bei einem Fallschirmabsprung starb)
- „Bushs historische Rede“ (auf einer leeren Titelseite ist unten rechts eine Bush-Karikatur mit leerer Sprechblase zu sehen)
- "Jeder dritte Bayer gegen Stoiber" (als trockene Reaktion auf das Ergebnis der Bayerischen Landtagswahlen 2003, bei der die CSU über 60% der Stimmen erlangte)
- „Oops - they did it again“ (zur Entscheidung der US-amerikanischen WählerInnen, George W. Bush Anfang Nov. 2004 eine 2. Amtsperiode zu überantworten)
- „Es ist ein Mädchen“ (zur Entscheidung von CDU/CSU im Sommer 2005, Angela Merkel zur Kanzlerkandidatin zu küren. Die Schlagzeile - in Verbindung mit einem Kinderfoto Merkels - wurde zum Amtsantritt der Bundeskanzlerin von der Welt kopiert)
- „Wenn Gott das noch erlebt hätte“ (zur regen Beteiligung Jugendlicher am katholischen Weltjugendtreffen in Köln 2005)
- „Schlächter Abgang“ (zum Tod Slobodan Milosevics, einst als „Schlächter vom Balkan“ bezeichnet), 2006
Das Verhältnis zur Bild-Zeitung
Eine besondere Beziehung hat die taz zur Bild-Zeitung. Deren Chefredakteur Kai Diekmann klagte gegen die taz, als taz-Autor Gerhard Henschel am 8. Mai 2002 auf der Satire-Seite Die Wahrheit behauptete, Diekmann habe sich seinen Penis operativ verlängern lassen wollen. Diekmann verklagte die taz auf 30.000 Euro Schadenersatz. Das Berliner Kammergericht entschied in zweiter Instanz, dass Diekmann als Chefredakteur der Bild-Zeitung „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“. Daher stufte das Gericht die Persönlichkeitsverletzung als nicht so schwerwiegend ein, dass ein Schmerzensgeld angemessen ist. Gleichzeitig verbot das Gericht der taz, die Meldung zu wiederholen. Im März 2006 sagte Diekmann der türkischen "Hürriyet" , dass die Klage "ein Fehler" gewesen sei. Er habe sich dadurch umso lächerlicher gemacht.
Am 50. Geburtstag der Bild-Zeitung im Jahr 2002 titelte die taz „50 Jahre Bild – Jetzt reichts!“, um so gegen den Boulevardjournalismus der Bild zu protestieren. Zum 25. Geburtstag der taz (am 27. September 2003) wurden dagegen die Lieblingsfeinde als Redakteure für einen Tag in die tageszeitung zur Mitarbeit eingeladen (Feindliche Übernahme). Chefredakteur der Ausgabe war Kai Diekmann. In selbiger Ausgabe wurde auch erstmals Altkanzler Helmut Kohl für die taz interviewt.
Das Logo
Das Logo der taz ist der Abdruck einer Tatze (auch „Tazze“ genannt). Roland Matticzk, der Erfinder des Logos, versäumte es jedoch, sich in den Gründungsjahren der taz die Rechte daran zu sichern. Die Firma Jack Wolfskin nutzte die Gunst der Stunde in den 1980ern und registrierte es für sich. Den Rechtsstreit zwischen den beiden Firmen verlor die taz im Jahr 2002, was zur Folge hat, dass sie die Tatze nicht auf Produkte drucken darf, die zum Kerngeschäft von Jack Wolfskin gehören. Zudem darf sie die Tatze auf eigenen Produkten nur in Verbindung mit dem Zusatz „die tageszeitung“ nutzen.
taz-Panter
Der taz-Panter wird seit 2005 jährlich als Jury- und auch als LeserInnenpreis in Berlin verliehen. Der Preis wurde ins Leben gerufen, um BürgerInnen bekannt zu machen, die mit Mut und Phantasie etwas bewegen. Die Verleihung ist (jeweils) mit 5000.- € dotiert.
Siehe auch
- Touché, der tägliche taz-Comic von Thomas Körner (bzw. ©Tom) auf der Seite Die Wahrheit
- Le Monde und Le Monde diplomatique
- Massenmedien, Presse, Zeitung
- Liste bedeutender Nachrichtenportale im Web
- Oranienstraße
Literatur
- taz. die tageszeitung. Die Tageszeitung Verlagsgenossenschaft e.