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Beitrittskandidaten der Europäischen Union

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Dieser Artikel bezieht sich auf Länder, die der Europäischen Union beitreten möchten oder von verschiedener Seite als potentielle Beitrittskandidaten genannt werden. Die EU vergibt den offiziellen Status Beitrittskandidat an Länder, die einen entsprechenden Antrag gestellt haben und die 1993 formulierten Kopenhagener Kriterien erfüllen.

EU und deren Beitrittskandidaten sowie EFTA

Länder mit abgeschlossenem Beitrittsvertrag (Beitritt voraussichtlich Januar 2007)

Bulgarien

Bulgarien soll zum 1. Januar 2007 der EU beitreten können - die Europäische Kommission hat jedoch bislang noch keine offizielle Empfehlung ausgesprochen. Bulgariens Betrittsverhandlungen sind seit dem 15. Juni 2004 abgeschlossen. Das Land hat den Lew, seine nationale Währung an den Euro gekoppelt, wie es auch bereits Litauen und Estland vor ihrem Beitritt getan hatten. Der Beitrittsvertrag mit dem Land wurde am 25. April 2005 unterzeichnet. Er enthält eine sogenannte Schutzklausel, durch die der geplante Beitritt um ein Jahr nach hinten verschoben werden kann, falls Defizite bei der Anpassung an EU-Recht festgestellt werden. Dafür ist jedoch ein einstimmiger Beschluss des Europäischen Rates erforderlich. Größtes Hindernis für den bulgarischen Beitritt ist nach wie vor das Ausmaß der Korruption. Die endgültige Entscheidung über den Beitritt soll voraussichtlich im Oktober 2006 fallen.

Rumänien

Rumänien soll planmäßig zusammen mit Bulgarien am 1. Januar 2007 der EU beitreten. Im Dezember 2004 wurden die Beitrittsverhandlungen abgeschlossen. Zu Beginn der Verhandlungen war die Wirtschafts- und Rechtslage Rumäniens im Vergleich zu Bulgarien deutlich schlechter - eine Folge ist, dass die Schutzklausel zur Verschiebung des Beitrittes im Falle Rumäniens lediglich einen Mehrheitsbeschluss des Europäischen Rates erfordert. Der Beitrittsvertrag wurde am 25. April 2005 unterzeichnet. Der letzte Fortschrittsbericht der EU-Kommission vom 15. März 2006 konstatierte noch immer einige Mängel, insbesondere bei der Bekämpfung der Korruption und der Sicherung der Grenzen. Die endgültige Entscheidung über den Beitritt soll voraussichtlich im Oktober 2006 fallen.

Beitrittskandidaten mit denen bereits verhandelt wird

Kroatien

Kroatien wurde am 18. Juni 2004 der Status eines offiziellen Beitrittskandidaten verliehen. Der Europäische Rat beschloss am 17. Dezember 2004, die Beitrittsverhandlungen am 17. März 2005 zu beginnen. Da die Zusammenarbeit der kroatischen Regierung mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag von viele Mitgliedsländern der Union als ungenügend beurteilt wurde, verschob man den Verhandlungsbeginn auf unbestimmte Zeit, bis sich eine Besserung einstellen würde. Nachdem die Chefanklägerin des Strafgerichtshof, Carla del Ponte, am 3. Oktober 2005 eine veränderte Haltung der kroatischen Behörden in dieser Frage und eine zufriedenstellende Zusammenarbeit bescheinigt hatte, wurden im direkten Anschluss an die erste Gesprächsrunde mit der Türkei zu deren Beitritt am 4. Oktober 2005 auch mit Kroatien die offiziellen Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Als realistischer Aufnahmetermin Kroatiens gilt 2009 oder 2010, zumal im Frühjahr 2009 die nächsten Europawahlen stattfinden werden.

Türkei

Hauptartikel: Türkischer EU-Beitritt

Die Türkei genießt den Status eines Beitrittskandidaten seit 1999 (Zollunion seit 1996). Die Beitrittsverhandlungen selbst haben in der Nacht zum 4. Oktober 2005 begonnen. Am 17. Dezember 2004 hatte sich der Europäische Rat für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei entsprechend den Empfehlungen des Kommissionsberichts vom 6. Oktober 2004 ausgesprochen, worauf sich das Europäische Parlament, dessen Beschluss rechtlich nicht bindend für die Staats- und Regierungschefs ist, am 15. Dezember 2004 mit großer Mehrheit ebenfalls für den Beginn von Beitrittsverhandlungen ausgesprochen hatte.

Kritiker lehnen die türkische Mitgliedschaft aus verschiedenen Gründen ab. Sie führen dabei an, dass der Großteil der Türkei nicht in Europa, sondern in Asien liegt. Auch Menschenrechtsfragen werden als Ablehnungsgrund genannt, würden durch die Anpassung an EU-Recht rapide verbessert. Hinzu kommen ökonomische Bedenken wegen noch relativ niedriger Wirtschaftskraft und Entwicklungsstandes, deren Wirkung auf die EU durch die große Bevölkerung (derzeit 68 Millionen; 2015 ca. 80 Millionen) verstärkt würde. Auch fehlt ein Finanzplan der Union, um die Agrarsubventionen zu finanzieren. Wegen unterschiedlicher religiöser und historischer Prägung befürchten aber auch viele, dass die Türkei nach ihrer Aufnahme - als dann größtes EU-Land - den ursprünglichen Charakter der europäischen Staatengemeinschaft stark verändern würde. Wegen der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU könnte eine massive Zuwanderung von Türken nach Westeuropa eintreten.

Befürworter halten dem entgegen, dass die Türkei seit 500 Jahren ein wichtiger Bestandteil der europäischen Geschichte war und sich zudem spätestens seit der Staatsgründung durch Atatürk selbst als europäisch charakterisiert und an den westeuropäischen Staaten orientiert. Auch der wirtschaftliche und rechtsstaatliche Reformprozess des Landes wird als positiv angesehen, obwohl er noch nicht abgeschlossen ist. Außerdem sind z.B. schon große Minderheiten türkischer Abstammung vorhanden. Bei einer endgültigen Ablehnung der Türkei durch die EU könnte sich dieser Prozess umkehren und die Türkei wieder in die alte Lage zurückführen. Dem Argument der Niederlassungsfreiheit werden Ausnahmeregelungen entgegengesetzt.

In Deutschland vertreten insbesondere die CDU und die CSU die Ansicht, dass die Türkei nicht der EU beitreten solle, sondern den Status einer so genannten „privilegierten Partnerschaft“ annehmen sollte, wogegen die SPD und die Grünen den Beitritt befürworten. Ebenso sieht auch die FDP einen Beitritt der Türkei eher positiv. Da die Türkei aber einen Antrag auf Mitgliedschaft in der EU gemäß Art 49 EUV gestellt hat und diese Bestimmung, die das Beitrittsprocedere regelt, nur den Beitritt oder im Fall des Scheiterns der Verhandlungen den Nichtbeitritt kennt, ist eine privilegierte Partnerschaft für die Türkei europarechtlich nicht möglich. Ansonsten hätte die Türkei eine Assoziation gemäß Art 310 EGV beantragen müssen. Auch deshalb konnten sich die 25 EU-Staatschefs am 17. Dezember 2004 auf „offenere“ Verhandlungsziele nicht restlos einigen.

Die Beitrittsverhandlungen haben in der Nacht zum 4. Oktober 2005 begonnen. Nach Aussagen des EDU-Koordinators Wolfgang Schüssel (Österreich) wurden in die Vereinbarungen zusätzliche "Sicherheitsnetze" eingebaut, um bei Themen wie Arbeitsmarkt, Landwirtschaft oder EU-internen Beitrittshürden andere Lösungen finden zu können.

Im September 2004 waren laut einer Emnid-Umfrage 34 Prozent der Deutschen für einen Beitritt der Türkei, aber 57 % dagegen. In anderen EU-Ländern (z.B. Frankreich) sind die Meinungen noch ausgeprägter. Derzeit wären positive Voten der Bevölkerung nur in wenigen Staaten zu erwarten. Ein Beitritt der Türkei zur EU wird frühestens im Jahre 2015 erfolgen (nach Erstellen der 7. Finanzvorschau ab 2014). Realistisch dürfte jedoch der Beitritt zu einem noch späteren Zeitpunkt sein.

Beitrittskandidaten mit denen noch nicht verhandelt wird

Mazedonien

Mazedonien wurde am 15./16. Dezember 2005 der Status eines Beitrittskandidaten verliehen. Das Land hatte am 22. März 2004 in Dublin seine Aufnahme offiziell beantragt. Durch den Tod des damaligen Präsidenten Boris Trajkovski am 26. Februar 2004 war dies zunächst vertagt worden. Ein Datum für den Beginn von Beitrittsverhandlungen gibt es noch nicht.

Potentielle Beitrittskandidaten

Balkanländer

Auf dem Gipfel in Thessaloniki wurde 2003 die Integration Albaniens und der Staaten des ehemaligen Jugoslawien als das nächste große Ziel in der EU-Erweiterung festgelegt.

Albanien

Albanien, das bereits ein Assoziierungsabkommen mit der EU geschlossen hat, könnte vor 2020 beitreten. Auch ist mit Albanien im Februar 2006 ein Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen (welches als Vorstufe zu einem EU-Beitritt aufgefasst werden kann) abgeschlossen worden, das jedoch noch von den EU-Staaten unterzeichnet werden muss.

Bosnien und Herzegowina

Bosnien und Herzegowina könnte der EU vor 2020 beitreten, wenn seine ökonomische Situation sich verbessert und die ethnischen Spannungen abgebaut werden. In diesem Land wird der Beitritt von vielen Politikern befürwortet. Gespräche über ein Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen wurden im Herbst 2005 aufgenommen.

Montenegro

Das am 3. Juni 2006 unabhängig gewordene Montenegro möchte der EU beitreten und rechnet sich Chancen aus, dieses Ziel allein schneller zu erreichen als wenn es in der Staatenunion Serbien und Montenegro verblieben wäre. Die EU hat angekündigt, mit Montenegro eigene Gespräche über ein Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen aufzunehmen. Ein formeller Beschluss wird für das nächste Außenministertreffen der EU-Staaten am 12. Juni erwartet.

Serbien

Serbien wurde im April 2005 (damals noch als Teil der Staatenunion Serbien und Montenegro) erstmals ein EU-Beitritt in Aussicht gestellt, jedoch können die Beitrittsgespräche erst dann aufgenommen werden, wenn die serbische Regierung nach Ansicht der Anklage des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien genügend mit dem Tribunal zusammenarbeitet. Trotzdem nahmen Vertreter der EU im Herbst 2005 mit Serbien-Montenegro Gespräche über ein Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen auf, welche aber im Mai 2006 von der EU suspendiert wurden, weil es den serbischen Behörden trotz früherer Beteuerungen nicht gelang, den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladić zu fassen und ihn an den Strafgerichtshof in Den Haag auszuliefern.


EFTA-Staaten

Die Europäische Freihandelszone stellt im Gegensatz zur EU ein reines Wirtschaftsbündnis dar. Diese Länder könnten der EU beitreten, wollen dies aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht.

Island

Island hat das Schengener Abkommen unterzeichnet, da es schon vorher zur Nordischen Passunion gehörte, und ist Mitglied des EWR. Ein Beitritt zur EU kam bisher nicht in Frage, da es Einschränkungen für seine Nutzungsrechte der Fischgründe befürchtet. Derzeit diskutiert Island über ein EU-Beitrittsgesuch 2007 nach den Parlamentswahlen, da die bisherigen Gründe gegen den Beitritt, die Furcht vor dem Verlust der Kontrolle über die Fischreserven in ihren Hoheitsgewässern, der Erkenntnis der zunehmenden politischen Isoliertheit in Europa weichen. Die Regierung ließ im Februar 2006 verkünden, dass Island noch vor 2015 der EU beitreten werde.

Liechtenstein

Liechtenstein ist Mitglied des Europäischer Wirtschaftsraumes, wird aber wahrscheinlich in naher Zukunft nicht der EU beitreten. Da eine Zoll- und Währungsunion mit der Schweiz existiert, wird Liechtenstein vermutlich nur beitreten, wenn auch die Schweiz beitritt.

Norwegen

Norwegen ist Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) und assoziiertes Mitglied des Schengener Abkommens und zeichnet sich dadurch wirtschaftspolitisch mit vielen Ähnlichkeiten zu EU-Staaten aus. 1972 und 1994 hat die Mehrheit der Norweger den Beitritt zur EU in Volksabstimmungen jedoch abgelehnt. Sollte sich jedoch Island für den Beitritt zur EU entscheiden, ist auch die Zustimmung der norwegischen Bevölkerung zu einem Beitritt wahrscheinlicher, da zwischen diesen Ländern eine starke Wechselbeziehung besteht.

Schweiz

Die Schweiz hat 1992 die Mitgliedschaft bei der Europäischen Gemeinschaft beantragt und Beitrittsgespräche begonnen, die allerdings im gleichen Jahr wegen der Ablehnung der Mitgliedschaft zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) wieder eingefroren wurden. Spätere Referenden (zuletzt am 4. März 2001) zeigten eine Mehrheit gegen die Mitgliedschaft. Allgemein wird die Angst vor dem Verlust der Neutralität und Unabhängigkeit als Hauptgrund für die Ablehnung genannt. Die Strategie der Schweizer Regierung ist es nun, enge bilaterale Vertragsbeziehungen zur EU aufzubauen, beispielsweise bezüglich der Bewegungsfreiheit von Arbeitnehmern und Reisenden. Das Schengener Abkommen wurde am 5. Juni 2005 durch das Volk angenommen. Ein Beitritt der Schweiz zur EU wäre kurzfristig möglich, ist aber unwahrscheinlich.


Zwergstaaten

Für diese Zwergstaaten ist eine Mitgliedschaft unwahrscheinlich, da ihre bloße Existenz als unabhängige Staaten an besonderen (wirtschafts)-politischen Bedingungen hängt, die mit der Mitgliedschaft in der EU unvereinbar wären. Ihre Wirtschaft ist jedoch bereits eng mit den angrenzenden bzw. umgebenden EU-Ländern verzahnt. Trotzdem mehren sich Stimmen in Andorra für einen langfristigen EU-Beitritt [1]


Osteuropäische Staaten

Moldawien

Die Republik Moldau (so der offizielle Name) grenzt an Rumänien und die Ukraine. 1992 hat sich der östlich des Dnister gelegene Teil als Transnistrien einseitig abgespalten. 1994 wurde in einer Volksabstimmung eine Wiedervereinigung des Landes mit dem Nachbarn Rumänien abgelehnt. Moldawien ist eines der ärmsten Länder Europas, und somit vermutlich auf lange Sicht kein EU-Beitrittskandidat. Rumänien bemüht sich jedoch um die Heranführung des Nachbarlandes an die europäischen Strukturen.

Ukraine

Hauptartikel: Ukrainischer EU Beitritt

Die Ukraine hat 2004 nach Worten des neuen Präsidenten Wiktor Juschtschenko bekundet, eine baldige EU-Mitgliedschaft anzustreben. Bei der Überwindung der Unruhen, die sich im Dezember 2004 nach den massiven Wahlfälschungen erhoben, spielte die EU eine wichtige Vermittlerrolle. Der Westen der Ukraine tendiert schon lange zur EU und hat starke Kontakte nach Polen, während der (bisher politisch vorherrschende) Osten des Staates die bisherige Verbindung zu Russland beibehalten bzw. stärken möchte.

Weißrussland

Belarus (so der offizielle Name) gilt als letzte Diktatur Europas und ist international isoliert. Das Land sucht eher eine engere Partnerschaft - bis hin zu einer „Unionsbildung“ - mit Russland als die Nähe zur EU. Weißrussland ist als einziges Land in Europa nicht Mitglied im Europarat.


Länder anderer Kontinente

Die folgenden Länder haben teilweise Interesse an einer EU-Mitgliedschaft angemeldet, sie liegen jedoch geografisch vollständig bzw. größtenteils in Afrika und Asien. Aus politischer und wirtschaftlicher Sicht orientieren sie sich jedoch alle an Europa.

Armenien und Aserbaidschan

Es gibt keine Hinweise, dass die Kaukasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan, die wegen ihrer Europarat-Mitgliedschaft als europäische Staaten angesehen werden können, einen EU-Beitritt anstreben.

Georgien

Georgien hat Interesse an einer EU-Mitgliedschaft bekundet. Es ist Europarat-Mitglied. Kulturell betrachten sich die überwiegend christlich orthodoxen Georgier als Europäer.

Israel

Israel hatte bereits 1964 wirtschaftliche Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft. 1995 und 2000 wurden dann Assoziationsabkommen mit der EU geschlossen. Der israelische Politiker Benjamin Netanjahu hat gesagt, dass nach einem EU-Beitritt der Türkei auch Israel die Aufnahme beantragen könnte. Natürlich liegt Israel nicht in Europa, aber die Mehrheit der israelischen Bevölkerung ist europäischer oder russischer Abstammung, außerdem ist die israelische Wirtschaft, wenn auch von Zahlungen aus dem Ausland abhängig, hoch entwickelt und das Land verfügt über eine Demokratie. Es ist aber vor dem Hintergrund der Instabilität im Nahen Osten und der weiterhin nicht beendeten Besatzung der Palästinensergebiete unbekannt, ob Beitrittsverhandlungen beginnen werden. Stärker noch als im Fall der Türkei könnte der Fakt, dass Israel geografisch ausschließlich in Asien liegt, die Mitgliedschaft Israels in der EU ausschließen.

Kapverden

Die ehemals portugiesische Kolonie Kapverden wurde zuletzt im März 2005 vom früheren portugiesischen Präsidenten Mário Soares als EU-Kandidat vorgeschlagen. Der Inselstaat gehört genau wie die spanischen Kanarischen Inseln und portugiesischen Inseln Madeira und Azoren zum weitläufigen Makaronesien und könnte als Brücke zu Afrika und Lateinamerika dienen.

Marokko

Marokko stellte schon 1987 seinen Beitrittsantrag. Dieser wurde aber am 14. Juli 1987 abgelehnt, unter anderem weil Marokko kein demokratisches System hat und nicht als europäisches Land betrachtet wird. Selbst wenn man dieses Hindernis ignorierte, würden andere Faktoren wie die sich noch entwickelnde Wirtschaft und ungelöste Grenzstreitigkeiten mit einigen Nachbarn sowie die Menschrechtsverletzungen in der blutigen Causa West-Sahara die Aufnahme von Beitrittsgesprächen verhindern.

Russland

Es wird allgemein angenommen, dass Russland der Union zumindest in den kommenden Jahrzehnten nicht beitreten wird, da alleine schon seine Größe das Gleichgewicht in der Union ernsthaft beeinträchtigen dürfte.

Tunesien

Tunesien trat 1995 in ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union ein, welches vorsieht, Zölle und andere Handelshindernisse in den Jahren 1998 bis 2008 abzubauen. Schritte darüber hinaus sind allerdings nicht geplant.


Abhängige Gebiete

Eine Reihe von europäischen Gebieten sind Teil eines EU-Lands, haben aber weitreichende Autonomie und sind bisher nicht Teil der EU oder mit ihr assoziiert.

Färöer

Die Färöer-Inseln sind wie Grönland auch eine gleichberechtigte Nation innerhalb Dänemarks und kein Mitglied der EU. Eine weitreichende Autonomie besteht seit 1948. Im Rahmen dieser wurden in den vergangenen Jahren Erklärungen abgegeben und Schritte gemacht, die darauf deuten, dass eine EU-Mitgliedschaft zwar nicht ausgeschlossen ist, aber erst einmal auf Distanz gehalten wird. Am 29. März 2005 wurde von der dänischen Regierung auch erklärt, dass bei einer eventuellen Einführung des Euro in Dänemark die Färöische Krone weiterhin bestehen würde.

Färöer hat starke Bindungen zu seinem nördlichen Nachbar Island, mit dem seit 31. August 2005 eine Wirtschaftsunion besteht. Auch die färöische Wirtschaft ist ähnlich von der Fischerei dominiert wie die von Island. 2005 erklärte der derzeitige Regierungschef Jóannes Eidesgaard, dass man 2006 die Aufnahme in die EFTA beantragen wolle. Die Interessen Färöers sind somit ähnlich gelagert wie die von den EFTA-Staaten. Mittelfristig ist aber ein Stimmungsumschwung zugunsten eines Beitritts denkbar, wenn Island der EU beitreten sollte. Ein Beitritt noch vor 2015 ist somit im Allgemeinen denkbar. Ebenfalls eine Rolle spielen dürften der weitere Verlauf der Haltung Norwegens zum Beitritt und die eventuelle Einführung des Euro in Dänemark.

Grönland

Grönland strebt für die nahe Zukunft die Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark an. 1979 erlangte Grönland eine Selbstverwaltung und die innere Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung. 1982 gab es eine Volksabstimmung über den Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft, der 1985 vollzogen wurde.

Ursache für den Austritt Grönlands aus der EG war in erster Linie die Überfischung grönländischer Gewässer durch damals westdeutsche Fangflotten. Grönland genießt allerdings weiterhin den Status eines assoziierten überseeischen Landes mit den Vorteilen einer Zollunion. Es ist nicht bekannt, ob Grönland nach der eventuellen Unabhängigkeit den EU-Beitritt anstrebt. Ebenfalls ist nicht geklärt, ob Grönland geografisch gesehen zu Amerika oder Europa gehört. Da Grönland jedoch einst Teil der EG war und historisch durch die Abhängigkeit von Dänemark eng mit Europa verbunden ist, gilt eine Ablehnung Grönlands aus kulturellen, geografischen oder historischen Gründen als unwahrscheinlich. Da in Grönland per Referendum über die Unabhängigkeit abgestimmt wird, ist anzunehmen, dass ebenfalls eine Volksabstimmung über den Beitritt zur EU entscheiden wird.

Isle of Man

Die Isle of Man liegt zwischen Großbritannien und Irland. Sie hat den besonderen Status des Kronbesitzes der britischen Krone, d.h. Elizabeth II. ist auch Staatsoberhaupt, aber die Insel genießt im Wesentlichen Autonomie. Daher fällt die Insel nicht unter die assoziierten Gebiete der EU. Dennoch ist die Insel Teil der Zollunion und wendet auch einen Teil der Steuergesetze an, insbesondere die Mehrwertsteuer ist mit der von Großbritannien identisch. Es werden allerdings beispielsweise keine Steuern auf Unternehmensgewinne erhoben. Daher ist die Insel eine Steueroase und Offshore-Firmen stellen einen wichtigen Wirtschaftszweig daher. Es gibt zwar eine eigene Währung, den Isle-of-Man-Pfund, aber dieser ist 1:1 an den Pfund Sterling gekoppelt. Daher hätte auch ein Euro-Beitritt Großbritanniens nur insofern Einfluss, als dass man die neue Währung wahrscheinlich mit übernehmen würde. Wie die festlandeuropäischen Zwergstaaten hat die Isle of Man also ein erhebliches Interesse, nicht EU-Mitglied zu werden. Ein EU-Beitritt ist daher wenig wahrscheinlich.

Kanalinseln

Die Kanalinseln im Ärmelkanal, aufgeteilt in die beiden Amtsbezirke Guernsey und Jersey, haben einen sehr ähnlichen Status wie die Isle of Man. Sie sind ebenfalls Kronbesitz, kein Mitglied der EU und genießen große Autonomie gegenüber Großbritannien. In den beiden Amtsbezirken gibt es je eine eigene Währung, die aber 1:1 an den Pfund Sterling gekoppelt sind. Mit dem Vereinigten Königreich gibt es das historisch verankerte Recht zum freien Handel. Diese Zollfreiheit erstreckt sich auch auf die EEA-Länder, mit Ausnahme einiger weniger Produkte - sie sind im Wesentlichen also Teil des Zollgebiets der EU. Allerdings wird keine Mehrwertsteuer sowie keine Steuern auf Gewinne erhoben. Auch die Einkommenssteuern sind sehr niedrig. Daher sind die Inseln auch eine Steueroase, was einen wichtigen Offshore Wirtschaftszweig fördert - in Guernsey werden 55% des Einkommens der Inselwirtschaft durch Finanzdienste erwirtschaftet. Daher sind die Interessen ähnlich gelagert wie bei der Isle of Man. Man sieht vorwiegend Vorteile im derzeitigen Status und eine Gefahr für die eigene Wirtschaft, sollte man der EU beitreten. Darüber hinaus gibt es Befürchtungen, die Lebenshaltungskosten und Produktpreise würden erheblich steigen, wenn man der EU beiträte. Daher ist ein EU-Beitritt sehr unwahrscheinlich. Ein Beitritt zur Eurozone wäre jedoch denkbar, insbesondere wenn Großbritannien den Euro einführen sollte.

Siehe auch