Karthago

Karthago (römische Namensform; griech. Name: Καρχηδων = Karchē'dōn) ist eine (der Legende nach von Königin Dido) 814 v. Chr. von den Phöniziern an der Maghreb-Küste mit dem Namen Qart Hadašt "Neue Stadt" gegründete Stadt, die im heutigen Tunesien liegt. Karthago wuchs rasch zur bedeutendsten phönizischen Stadt und zum wichtigsten Seehafen und Handelszentrum des Mittelmeerraumes an.
Karthago war in erster Linie Seenation. Herodot berichtet, Karthager sollen sogar im Auftrag des ägyptischen Pharaos Necho (um 600 v. Chr.) um Afrika herumgesegelt sein. Der karthagische Admiral Hanno segelte im 6. Jahrhundert v. Chr. bis in das äquatoriale Afrika, gründete Kolonien in Marokko und hinterließ einen detaillierten Reisebericht, in dem erstmals Gorillas erwähnt sind. Der Karthager Himilkon segelte um 480 nach Britannien. Die karthagische Kriegsflotte beherrschte das westliche Mittelmeer. Die Römer fürchteten die schnellen, seetüchtigen und gut bewaffneten karthagischen Kriegsschiffe, die die Griechen Penteren und die Römer Quinquiremen nannten. Erst als eine karthagische Flotte vor Italien strandete, konnten die Römer durch Nachbau der karthagischen Schiffe technologisch gleichziehen. Da die Römer zugleich die Schiffe mit Enterbrücken ausrüsteten und mit Fußsoldaten bemannten, waren sie im Kampf den Karthagern dann sogar überlegen.
Von Karthago aus gründeten die Phönizier zahlreiche Kolonien im westlichen Afrika und in Spanien. Cádiz wurde erobert, Málaga und andere Städte an der Südostküste Spaniens gegründet. Mit der Eroberung bis dahin griechischer Gebiete auf Korsika und Sardinien - Karthago hatte sich mit den Etruskern verbündet - um 535 v. Chr. gewann die karthagische Expansion eine neue Dimension, Karthago war vor den Toren Roms.
Mit der Expansion Roms mussten beide Staaten aufeinanderprallen. Sizilien wurde zum ersten Zankapfel. Der Konflikt mit dem römischen Reich wird in drei großen Kriegen ausgetragen, die Punische Kriege genannt werden. Die bekanntesten karthagischen Feldherren waren Hamilkar, Hannibal und Hasdrubal.
- 1. Punischer Krieg (264-241 v. Chr.)
- 2. Punischer Krieg (218-201 v. Chr.)
- 3. Punischer Krieg (149-146 v. Chr.)
Karthago wurde 146 v. Chr. zerstört, bald aber von den Römern wieder aufgebaut - die geographische Lage war viel zu vorteilhaft, um sie brach liegen zu lassen. So wuchs Karthago auch als römische Stadt zu erheblicher Bedeutung heran. Auch das römische Karthago war wieder Handels- und Militärzentrum, insbesondere für die römische Flotte. Recht früh für die Verhältnisse des römischen Reiches entstand in Karthago eine umfangreiche christliche Gemeinde. Karthago wurde Bischofssitz. Der Heilige Augustinus von Hippo wurde hier erzogen. Karthago erlebte eine Glanzzeit und war nach Rom die größte Stadt des römischen Westens.
Im Jahre 439 wurde die Stadt von den Vandalen erobert, die 429 von Spanien nach Afrika übergesetzt hatten und schließlich die römische Provinz Afrika erobern konnten. Karthago blieb während des 5. und 6. Jahrhunderts Hauptstadt des Vandalenreiches, bevor es 533 n.Chr. vom Oströmischen Reich unter Kaiser Justinian I. zurückerobert wurde. In der Folgezeit war es Sitz eines oströmischen Gouverneurs und Sitz der Verwaltung für das byzantinische Nordafrika (etwa das heutige Tunesien). Von hier aus machte sich Herakleos auf, um Kaiser zu werden. In der Zeit der persischen Eroberungskriege (siehe Herakleos und Sassaniden), wurde eine Zeitlang sogar ernsthaft überlegt, die Regierung des Reiches dorthin zu verlegen. Es blieb bis 697 byzantinisch, wurde dann aber von den Arabern erobert und bald darauf endgültig aufgegeben.
Literatur
- Werner Huß: Karthago (Beck Wissens Reihe), 2. Aufl., München 2000 (Einführung).