Zeil am Main
Wappen | Karte |
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fehlt noch | Deutschlandkarte, Position von Musterstadt hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Unterfranken |
Landkreis: | Haßberge |
Fläche: | 35,74 km² |
Einwohner: | 6.025 (31.12.2002) |
Bevölkerungsdichte: | 169 Einwohner/km² |
Höhe: | 226 m ü. NN |
Postleitzahl: | 97475 |
Vorwahl: | 09524 |
Geografische Lage: | 50° 02' n. Br. 10° 6' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | HAS
|
Amtlicher Gemeindeschlüssel: | 09674221 |
Gliederung des Stadtgebiets: | 5 Stadtteile |
Adresse der Stadtverwaltung: | Marktplatz 8 97475 Zeil am Main |
Website: | www.zeil-am-main.de |
E-Mail-Adresse: | info@zeil-am-main.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Christoph Winkler (ÜZL) |
Zeil am Main ist ein unterfränkisches Fachwerkstädtchen mit etwa 6200 Einwohnern. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie der romantische Marktplatz umgeben von alten Fachwerkhäusern, die mittelalterliche Stadtbefestigung mit dem mächtigen Stadtturm oder die Wallfahrtskirche "Zeiler Käpelle" auf dem Kapellenberg. Zeiler Bier und Zeiler Weine sind weit bekannt. Alljährlicher Besuchermagnet ist das große Altstadt-Weinfest.
Geographie
Zeil liegt ziemlich genau zwischen der Kugellagerstadt Schweinfurt (26 km flußabwärts) und der tausendjährigen Bischofsstadt Bamberg (25 km flußaufwärts) am Fluß Main. Zur Kreisstadt Haßfurt sind es 7 km flußabwärts. Die Stadt liegt auf einer Höhe von 226 Metern über dem Meeresspiegel (Meßpunkt Bahnhof), der Kapellenberg überragt die Stadt um 140 Meter. Im Norden bzw. Süden grenzen die Naturparks Haßberge und Steigerwald. Der Marktplatz liegt auf 10° 35' 40 geografischer Länge und 50° 00' 35 geografischer Breite.
Die Stadt Zeil hat mit ihren Stadtteilen Bischofsheim, Krum, Ziegelanger, Schmachtenberg und Sechsthal etwa 6200 Einwohner. Von den 3732 ha Fläche sind 1678 ha Wald und 25 ha Rebfläche.
Da die Stadt direkt am Main liegt, besitzt sie mit den dort vorhandenen Hafenanlagen einen direkten Zugang zum Rhein-Main-Donau Kanal, der die Nordsee mit dem Schwarzen Meer verbindet und eine der bedeutenden europäischen Wasserstraßen ist. In den Sommermonaten finden auf dem Main Ausflugsfahrten durch das Fränkische Weinland statt.
Wenige Kilometer vor den Toren der Stadt verläuft die Maintalautobahn A 70 von Schweinfurt nach Bayreuth. Die Knotenpunkte Bamberg, Schweinfurt und Werneck gewähren eine hervorragende Anbindung an das deutsche Fernstraßennetz. Durch die Stadt selbst führt die Bundesstraße 26, ein Großteil des Verkehrs wird mittlerweile über eine Umgehungsstraße an der Stadt vorbeigeleitet.
Geschichte
Die Ursprünge der Stadt Zeil gehen weit zurück: Man fand Gegenstände aus der Mittelsteinzeit, der Jungstienzeit und aus der Zeit der Kelten. Aus dem Dunkel der Geschichte taucht Zeil aber erst im Jahre 1018 mit einer ersten urkundlichen Erwähnung auf, als Kaiser Heinrich II. eine kleine Siedlung "Curia Cilin" erwarb und diesen Großhof an die Benediktinermönche auf dem Kloster Michelsberg in Bamberg verschenkte. Im Jahre 1142 wird in Zeil ein "Steinernes Haus" - ein Wohnturm - des Bischofs Otto I. bezeugt. 1196 schenkt Otto II. dem Kloster Michelfeld mehrere Höfe mit dazugehörigem Land, aus dem sich später der "Propstenhof" entwickeln sollte.
Im Jahr 1379 verleiht der Bamberger Bischof Lamprecht von Prun das Stadtrecht an Zeil. Noch heute ziert sein Wappen das Stadtwappen. 1397 wird der Stadt die Abhaltung dreier öffentlicher Märkte im Jahr zugestanden, 1447 erhält Zeil einen vierten Markttag. Im Jahr darauf wird die noch heute existierende Kreuzkapelle am Fuße des Kapellenberges konsekriert. Im frühen 15. Jahrhundert wird die Annakapelle erbaut.
1499 wird die Zeiler Schützengesellschaft gegründet, die Schützen üben mit Armbrust und Musketen zur Verteidigung der Stadt. Im Bauernkrieg 1525 schließen sich die Zeiler Bürger den aufständischen Bauern an. Die Burg Schmachtenberg wird ausgebrannt, bevor sie 1550 endgültig zerstört wird. 1554 wird Zeil von Truppen des Markgrafen Alcibiades im Markgrafenkrieg geplündert und gebrandschatzt.
Im Jahre 1631 nehmen schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieges die Stadt ein - der Legende nach allerdings verdanken sie das aber nur dem Umstand, dass die Zeiler am Abend zuvor im Siegesrausch ihren Alkoholkonsum zu mäßigen vergaßen. Am Ende des Krieges im Jahre 1648 werden in Zeil drei Friedenslinden gepflanzt. Der Kirchturm erhält eine neue große Glocke.
Ende des 17. Jahrhunderts wird aus den Steinen der zerstörten Schmachtenburg das bischöfliche Jagdschloß anstelle einer alten Burganlage neben dem Stadtturm errichtet. In den Jahren von 1712 bis 1732 wird die Zeiler Stadtpfarrkirche St. Michael erbaut.
Der Aufbruch in die Neuzeit und die Industrialisierung begann 1852 mit dem Anschluß an die neue Eisenbahnlinie. Viele Betriebe kamen in die Stadt, von denen heute allerdings nur noch wenige existieren. 1960 geht in Zeil die modernste Zuckerfabrik Europas in Betrieb. Der gewaltigen Anlage verdankt Zeil den Beinamen "Zuckerstadt".
Die Einwohnerzahl schnellte von 1440 auf heute 6200 empor. Dies liegt vor allem daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg in Zeil mehr als tausend Flüchtlinge unterkamen. Die Gebietsreform brachte der Stadt die Ortsteile Bischofsheim, Ziegelanger, Schmachtenberg, Krum und Ziegelanger, deren Einwohner sich auch in der Statistk niederschlugen.
Wirtschaft
Landwirtschaft
Ein traditioneller Zweig der Landwirtschaft, der Weinbau, ist auch heute noch in Zeil lebendig. Die ortsansässigen Winzer können zurecht stolz sein auf ihre Erzeugnisse, die an den Berghängen rund um die Stadt reifen. Das sommerliche Weinfest in der Altstadt ist der Höhepunkt im Veranstaltungsjahr. Aber auch das Zeiler Bier der Brauerei Göller hat den Namen der Stadt in ganz Franken bekannt gemacht.
Industrie
Der Zusammenbruch des Möbelwerkes Milewski als einer der größten Arbeitgeber in der näheren Umgebung Mitte der 90er Jahre verbunden mit dem Verlust von über 1000 Arbeitsplätzen war für die strukturschwache Region und die Stadt Zeil insbesonders ein schwerer Schlag. Im Dezember 2001 wurden die letzten Zuckerrüben in Zeil verarbeitet, zum Jahresende wurde die Zuckerfabrik geschlossen - wegen Überproduktion innerhalb des Südzucker-Konzerns.
Verkehr
- Durchgangsstraße: B26
- 4 km zur Autobahn A70
- Bahnhof an der Eisenbahnstrecke Bamberg - Schweinfurt - Würzburg, Regionalbahnen stündlich in beide Richtungen, Güterumschlagplatz
- Hafengelände am Main mit Umschlagplatz vorwiegend für landwirtschaftliche Güter
Öffentliche Einrichtungen
Stadtbilbliothek
Die Stadtbibliothek befindet sich im Rudolf-Winkler-Haus am Schulgelände. Zentral gelegen ist sie Anlaufpunkt für viele Leser aus nah und fern. Durch die konsequente Erweiterung des Medienbestandes - auch unter Rücksichtnahme auf die Bedeutung neuer Medien wie etwa die CD-ROM - bietet sie für jeden Geschmack das Richtige. Videoplätze und Leseecken sowie ein EDV-gesteuertes Ausleihsystem bieten optimalen Komfort beim Besuch in der Bibliothek.
Hallenbad
Seit dem April 1974 gibt es in Zeil ein Hallenbad. In der Schwimmhalle des Bades befindet sich das Becken mit einer Fläche von 12,5 auf 25 m. es besitzt einen verstellbaren Teilhubboden, mit dem für Nichtschwimmer ein Teil der Badefläche täglich bis 18.30 auf 90 cm Wassertiefe angehoben wird. Die Wassertemperatur beträgt 29° Celsius, am Warmwasserbadetag Dienstag zwei Grad mehr. Bademützenpflicht herrscht keine.
Stadtgliederung
In den siebziger Jahren kamen zu der Stadt Zeil am Main im Zuge der Gebietsreform fünf Ortsteile hinzu. Hierbei handelte es sich um fünf ehemals eigenständige kleine Dörfer, die alle in nahe der Stadt liegen.
Schmachtenberg im Osten ist mittlerweile sogar mit dem Stadtgebiet zusammengewachsen, eine klare Trennlinie ist nur anhand der Gemarkungsgrenzen zu ziehen.
Nur ein paar Gehminuten weiter liegt der Ortsteil Ziegelanger, dessen Geschichte eng mit der von Schmachtenberg verbunden ist.
Im nördlichen Hinterland, umgeben von ausgedehnten Wäldern, liegt der kleine Ort Bischofsheim. Da der Ort um einige Meter höher liegt als die Stadt und somit auch nicht immer vom milden Klima im Maintal profitieren kann, kommt es häufig vor, dass dort oben noch Schnee liegt, wenn die weiße Pracht im Maintal schon längst geschmolzen ist.
Folgt man dem Bachlauf der Altach stromaufwärts, gelangt man nach Krum, drei Kilometer von der Stadt entfernt. Bis hier heißt der Bach Krumbach.
Wenig weiter bachaufwärts liegt das kleine Dorf Sechsthal, das nach einer kürzlichen Sanierung wieder in frischem Glanze strahlt.
Eingemeindungen
Bischofsheim, Krum, Schmachtenberg, Sechsthal (mit Weidenmühle), Ziegelanger
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Film- und Photomuseum
Seit der Eröffnung im Herbst 1993 wurde das Photomuseum in Zeil zum größten und bedeutendsten Museum dieser Art in Franken. Die Sammlung wird ständig ergänzt und vervollkommnet, die räumlichen Gegebenheiten kontinuierlich erweitert. Jungen Fotographen und Fotoclubs wird in der Galerie des Museums die Möglichkeit geboten, ihre Werke öffentlich auszustellen.
Kinos
Capitol Theater
Das Zeiler Kino verfügt über einen Saal mit 130 Plätzen, im hinteren Teil befinden sich Logenplätze. Filme werden soweit möglich in Sourround-Ton vorgeführt. Im Foyer sind Sitzgelegenheiten und Tische vorhanden. Dort werden Speisen und Getränke, aber auch Knabbereien und Eis, zum Kauf angeboten.
Marktplatz mit Stadtpfarrkirche

Dominiert vom spätgotischen Rathaus und der Stadtpfarrkirche, umgrenzt von prachtvollen Fachwerkhäusern und geprägt von erheblichen Höhenunterschieden zählt der Zeiler Marktplatz, die "Gute Stube" der Stadt, zu den reizvollsten in ganz Franken.
Im Rathaus, das aus der Zeit um 1540 stammt, befindet sich noch heute die Stadtverwaltung. Der Unterbau, der vermutlich noch älter ist, beherbergt den Ratssaal und das Stadtarchiv. Früher wurde dort der Zeiler Markt abgehalten, heute finden sich dort bedeutende Gegenstände aus der Geschichte der Stadt. Die Schule befand sich bis zum Bau der Marienschule 1930 im Rathaus.
An der Rathausecke steht der Pranger, an dessen Ketten in vergangenen Zeiten Übeltäter gelegt wurden und so dem (Un-) Willen der Stadtbevölkerung ausgesetzt wurden. Daneben hängt die "Bamberger Elle", die bei den Märkten in Zeil als verbindliches Längenmaß galt.
Die katholische Stadtpfarrkirche, dem Heiligen Michael geweiht, bildet den geistlichen Gegenpart zum weltlichen Rathaus. Sie wurde in der Zeit von 1712 bis 1732 erbaut. Der quadratische Fünfkopfturm - ein mächtiges Spitzdach in der Mitte umgeben von vier kleinen Türmchen an den Ecken - ist ein Wahrzeichen der Stadt.
Die aufwendigen Altare im Innenraum stammen aus dem Spätbarock um 1730, die prächtige Holzkanzel aus dem 17. Jahrhundert. Das Deckengemälde von J. P. Herrlein im Kirchenschiff ist besonders sehenswert. Die aufwendigen Stuckarbeiten wurden von P. Hellmuth im Jahre 1761 ausgeführt. Die Kirche ist mit zahlreichen Holzfiguren ausgeschmückt, von denen die des St. Laurenzius und des St. Urban besonders sehenswert sind. In der Sakristei sind alte Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu sehen. Im 18. Jahrhundert errichtete man der Kirche vorgelagert neben dem Hauptportal eine Ölbergkapelle mit lebensgroßen Sandsteinfiguren.
Zwischen dem Rathaus und der Stadtpfarrkirche steht eines der ältesten Gebäude der Stadt, die St. Anna Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Ihr Untergeschoss diente einst als Aufbewahrungsort für die Gebeine der Verstorbenen. Die aufwendige Holztäfelung im Innenraum ist besonders sehenswert. Um den Raum größer erscheinen zu lassen, nimmt die Größe der Kassetten zum Chorraum hin ab.
Von den Fachwerkhäusern besonders erwähnenswert sind das Rosenbergische Zeughaus gegenüber dem Rathaus und das katholische Pfarramt im klassizistischen Stil. Zu besonderen Anlässen wie dem alljährlichen Altstadt Weinfest oder dem Weihnachtsmarkt werden die historischen Gebäude mit mehreren Dutzend Glühbirnchen stimmungsvoll in Szene gesetzt.
Obere Torstraße/Stadtturm/Altes Jagdschloß

Zu den schönsten Straßenräumen der Stadt zählt die Obere Torstraße.
Hier stand der 1018 erwähnte Großhof "Cilin", der - ähnlich einem Fort im amerikanischen Westen - die Hauptverkehrsstraße zwischen Bamberg und Schweinfurt sichern helfen sollte. Der Hinweis aus diesem Jahr ist auch die erste Nennung Zeils.
1706 ließ der Bamberger Bischof dort den Propstenhof errichten. Die Fassade wurde in Sandstein ausgeführt, denn der Bamberger Bischof wünschte in seinen Siedlungen den Bau von Steingebäuden anstelle Fachwerkhäusern - deshalb stellte er den Bauherrn von Häusern aus "puren Steinen" zehnjährigen Steuernachlass in Aussicht. Ironischerweise wurde die rückwärtige Seite des Propstenhofes in Fachwerk ausgeführt, was den Hof besonders reizvoll macht. Dort findet alljährlich das Serenadenkonzert zur Eröffnung des Zeiler Weinfestes statt. Die Spätbarockfassade ziert das Wappen des Lothar Franz von Schönborn. Bemerkenswert ist auch das Fratzengesicht im Torbogen sowie die Darstellung des Heiligen Michael als Drachentöter, der in Zeil Kirchenpatron und Schutzheiliger der Steinhauer ist, wodurch die Zugehörigkeit des Hofes zum Kloster Michelfeld symbolisiert werden soll.
In die Südwestecke des Stadtmauerdreiecks - gegenüber vom Propstenhof - ließ Fürstbischof Schönborn ein Jagdschloss bauen, dass er auch oft in Anspruch nahm. Die für den Bau verwendeten Steine stammen zum großen Teil aus der im Bauernkrieg zerstörten Schmachtenburg. Später diente das Gebäude als Kastenhof, in den die Zeiler Bürger ihre Abgaben bringen mussten. Seit dem Jahr 1818 ist hier das Finanzamt untergebracht. Außerhalb der Stadtmauern liegt ein kleiner Schlosspark.
Bestimmt wird das Erscheinungsbild der Oberen Torstraße vom mächtigen Stadtturm, in dem in vergangenen Zeiten der Türmer nach drohenden Gefahren für die Stadt Ausschau hielt. Das Obere Stadttor zwischen dem Turm und dem Jagdschloss wurde wie die Zugbrücke über den einstigen Mauergraben schon vor langer Zeit abgebrochen.
Fachwerkhäuser in der Hauptstraße

In dem imposanten Fachwerkhaus "Schwarzer Adler", das gegenüber dem Marktplatz steht, kam der spätere Abt Alberich Degen im Jahre 1625 zur Welt. Sein Verdienst - die Einführung der Silvanerrebe in Franken - wurde über 300 Jahre später dann zum Anlaßgenommen, ihn zum Festpatron des alljährlich stattfindenden Altstadt-Weinfestes. Darüberhinaus wurde dem bekanntestesten Sohn der Stadt wurde in den Weinbergen ein Denkmal gesetzt und nach ihm der WeinWanderWeg "Abt-Degen-Steig" benannt.
In dem einstigen Gasthaus wurden während des Dreißigjährigen Krieges nach der Einnahme der Stadt die Schlüssel der Stadt an die schwedischen Truppen übergeben. Diese übrigens konnten die Stadt nach tagelanger Belagerung erst stürmen, als es die Zeiler bei Ihrem Trinkgelage am Vorabend im Siegesrausch etwas zu weit getrieben hatten.
Bis zur Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1852 hielt vor dem "Schwarzen Adler" die Postkutsche.
In unmittelbarer Nähe auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht eines der kunstvollsten Fachwerkhäuser in Franken. Es ist ein Werk des Zeiler Zimmermanns Jörg Hofmann, der es 1689 für seinen wohlhabenden Schwager erbaute. Seine Kunst lag darin, dem hölzernen Fachwerk eine dekorative Wirkung zu verleihen, die man sonst nur mit Sandstein erreichen konnte. Die kunstvoll geschnitzten Reben und Trauben rühren von der einstigen Verwendung des Gebäudes als Wirtshaus.
Erst seit etwa 130 Jahren ist die heutige Hauptstraße Teil der Ortsdurchfahrt. Vormals bildete die Lange Gasse zusammen mit der Oberen Torstraße den Durchfahrtsweg. Aus diesem Grund ist auch an keiner Stelle am Ende der Hauptstraße ein Hinweis auf ein ehemaliges Stadttor zu finden.
Alte Freyung/Speiersgasse
Der Straßenzug der Speiersgasse hat nur wenig von seinem ursprünglichen Charakter eingebüßt. Zu beiden Seiten stehen reich verzierte Fachwerkhäuser, die im Laufe der Jahrhunderte nichts von ihrer Ausstrahlung verloren haben: Heiligennischen in den Fronten der Häuser, aufwendige Schnitzereien in den Holzbalken und mittelalterliche Inschriften schmücken noch heute die alten Gebäude.
Abgeschlossen wir die Speiersgasse von der mächtigen Alten Freyung. Solche Freihöfe waren im Mittelalter nicht unüblich, boten sie doch Zuflucht für jene, die sich vor gesetzlosen Übergriffen schützen wollten. Ein Steinrelief zeigt Kaiser Heinrich und seine Gemahlin Kunigunda - Zeichen für die einst enge Bindung Zeils an das Fürstbistum Bamberg. Schon seit Jahrhunderten befindet sich in der Alten Freyung eine Braustätte, eine der ältesten Bayerns. Heute braut hier die Brauerei Göller ihr weit über die Grenzen der Stadt bekanntes Bier. Ein schöner Biergarten lockt in den Sommermonaten unzählige Gäste an. Die Inschrift "Wer in diese Statt fleucht, was er gethan hat, hat Fried darinnen, dieweil er darinnen ist" erinnert noch heute an die einstige Funktion dieses Gebäudes. Gegenüber befand sich bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde in den 1920er Jahren die Synagoge - gerade Juden waren im Mittelalter ständig von Übergriffen bedroht, weshalb man die Nähe zum Freihof schätzte.
Am anderen Ende der Gasse steht auf einem kleinen Platz der 1979 gestiftete Speiersbrunnen. Von einem hiesigen Steinmetzen aus Zeiler Sandstein gefertigt, stellt er die letzte Erinnerung an die früheren öffentlichen Brunnen dar, die seit den 1920er Jahren einerseits der Fernwasserversorgung und andererseits dem zunehmenden Straßenverkehr weichen mussten. Die Motive auf den acht Tafeln des Brunnens sind der Zeiler Geschichte entnommen.
Zeiler Käppele

Seit mehr als hundert Jahren steht auf dem Kapellenberg ein Gotteshaus. An dem Platz, wo sich einst eine der beiden Zeiler Schutzburgen, das "Castrum Cilanum" befand, stand im letzten Jahrhundert eine kleine Kapelle. Sie war in ihrem Inneren karg ausgestattet, bis auf ein Bild von einer Marienstatue, das hinter dem Altar hing. Trotzdem fanden die Zeiler ihren Gefallen an dem kleinen Kirchlein, so dass es bald um einen Glockenturm erweitert wurde. Vor dem Gebäude errichtete man eine Kreuzigungsgruppe, die noch heute dort steht (siehe Foto). Die heimkehrenden Soldaten des deutsch-französischen Krieges stifteten eine Marienstatue, die auf dem Dachfirst Platz fand.
Der zunehmende Pilgerstrom forderte Ende des 19. Jahrhunderts einen Kirchenneubau. Unter tatkräftiger Unterstützung der Zeiler Bürger entstand die heutige Kirche mit den Zwillingstürmen. Ziel des damaligen Stadtpfarrers war es, ein "Fränkisches Lourdes" zu schaffen. Das alte Marienbild fand im aufwendig gestalteten Kirchenschiff ein neues Zuhause, die Marienstatue wurde vergoldet und auf dem neuen Dachfirst aufgestellt.
Bei der Renovierung im Jahre 1955 wurde die Kirche zwar um eine Lourdeskapelle erweitert, der Innenraum verlor aber viel von seinem ursprünglichen Glanz. Erst im Jahre 1996 versuchte man bei einer erneuten Renovierung anlässlich der 100. Wiederkehr der Kirchenweihe den Innenraum in den Ursprungszustand zurückversetzen - so weit es aufgrund des beschränkten finanziellen Spielraumes möglich war.
Mittlerweile hat sich das "Zeiler Käppele" zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort entwickelt, von dem aus man einen weiten Blick ins Maintal und auf die Stadt herab werfen kann; die benachbarte Wirtschaft lädt zum Verweilen ein. Für einen Besuch des Zeiler Käppele ist es empfehlenswert, den steilen Anstieg durch den Wald zu wählen. Zwar kann man ihn nur zu Fuß beschreiten, er wird aber von zwölf sehenswerten Kreuzwegstationen gesäumt. Wer die Anfahrt mit dem Auto vorzieht, folgt der Beschilderung "Fahrweg zur Bergkapelle" an der Straße nach Bischofsheim.
Regelmäßige Veranstaltungen
Altstadt Weinfest
Schon seit dem Jahr 1985 veranstaltet der Fremdenverkehrs-Förderverein alljährlich im ersten Augustwochenende das Altstadt Weinfest. Jahr für Jahr kommen zehntausende Besucher in die kleine Stadt gedrängt. Der Marktplatz, die Hauptstraße und zahlreiche Gassen werden für den Verkehr gesperrt und auf unzähligen Bänken und Tischen ausreichend Brotzeitmöglichkeiten geschaffen.